Biella Group: Betriebsverlust im ersten Semester 2017 gesenkt – Unsichere Entwicklung bis Jahresende

Digitalisierung und Optimierung des tradtionelle Büroartikelgeschäft im Fokus.

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Die Ordnerproduktion läuft auch weiterhin.
Die traditionellen Biella-Ordner werden auch weiterhin benötigt. Quelle: Biella Group AG

Die Biella Group AG musste im ersten Semester 2017 im Vergleich zum Vorjahr ein Minus der Nettoumsätze um 4.9% auf 59.3 Mio. CHF verbuchen. Wie das Unternehmen in einer Mitteilung zum Semesterergebnis schreibt, geht das Minus auf unrentable Geschäftsaktivitäten zurück, die aufgegeben wurden. Belastend auf die Konzernumsätze wirkte sich auch die Aufwertung des Schweizer Frankens auf die im Ausland erzielten Umsätze aus. Weiter vorangetrieben wurde der Ausbau des digitalen Angebots. Biella SimplyFind konnte den Bekanntheitsgrad dank zielgerichteten webbasierten Marketings weiter erhöhen. Neue Kunden haben von diesem Angebot Gebrauch gemacht, teilt das Unternehmen mit. SimplyFind ermöglicht es den Kunden, die Daten an einem zentralen Ort zu speichern und webbasiert abzurufen. Ebenfalls positiv entwickelte sich der Biella Creator, der es den Kunden erlaubt, individualisierte Büroprodukte online selbst zu gestalten und zu bestellen. Die Onlinepräsenz der neuen Angebote sei ein ideales Kommunikationsmittel, um Erstkontakte mit neuen webaffinen Kunden zu knüpfen. Der Creator leiste einen wichtigen Beitrag zur guten Entwicklung des Individualgeschäfts. Dieses habe in einem insgesamt rückläufigen Markt „erfreuliche“ Zuwächse verzeichnen können. Weitere Details zu den mit den digitalen Produkten erzielten Umsätzen gibt das Unternehmen nicht ab.

Betriebsverlust geht im 1. Semester auf 1.5 Mio. CHF zurück

Niedrigere Strukturkosten und weitere Effizienzsteigerungen erlaubten es Biella, den Betriebsverlust trotz der Minderumsätze um 0.2 Mio. CHF respektive 11.7% auf -1.5 Mio. CHF zu senken. Hierbei zu beachten sind auch die um 10.5% auf 57.4 Mio. CHF gesunkenen Bruttoerträge. Zusätzlich zu den Nettoumsätzen verbuchte Biella andere betriebliche Erträge in Vorjahreshöhe von 0.3 Mio. CHF. Hingegen waren im Vorjahr noch positive Bestandsveränderungen von Halb- und Fertigprodukten in Höhe von 1.5 Mio. CHF angefallen. Im laufenden Jahr hingegen waren die Bestandsveränderungen mit -2.2 Mio. CHF klar negativ. Dies reflektiert die betrieblichen Optimierungen, die auch deutlich in den Kosten erkennbar sind. So fielen die Materialausgaben trotz eines deutlichen Anstiegs der Preise um 13.2% auf 33.1 Mio. CHF. Tiefer fiel mit einem Minus von 4.2% auf 17.4 Mio. CHF auch der Personalaufwand aus. Ebenfalls deutlich tiefer waren die Betriebskosten, die um 10.5% auf 6.2 Mio. CHF zurückgingen. In der Summe resultierte allerdings ein Rückgang des Betriebsgewinns vor Abschreibungen um 22.8% auf 0.7 Mio. CHF. Nach den um 0.4 Mio. CHF auf 2.3 Mio. CHF gesunkenen Abschreibungen verbleibt ein um 0.2 Mio. CHF auf -1.5 Mio. CHF gesenkter Betriebsverlust. Wegen des Wegfalls eines einmaligen positiven Steuereffekts stiegen die Steueraufwendungen um 0.2 Mio. CHF an. Dies führt unter dem Strich zu einem Verlust in Vorjahreshöhe von -1.9 Mio. CHF.

Hohe Anforderungen im zweiten Semester

Der Büroartikelmarkt wird sich Biella zufolge im zweiten Semester weiterhin rückläufig entwickeln. Gleichzeitig werde die Wettbewerbsintensität anhalten und hohe Anforderungen an das Unternehmen stellen, so Biella. Zudem würden die markanten Preiserhöhungen bei den Rohmaterialpreisen belasten, obwohl es notwendig sei, diese in den Verkaufspreisen weiterzugeben. Weitere neue Lancierungen sind im Bereich der digitalen Angebote geplant. Das Produkt Data Safe als integrierter Bestandteil des Biella Simply Find soll neue Massstäbe setzen, um Dokumente einfach zu verwalten und finden zu können.

Die Geschäftszahlen von Biella für das erste Semester 2017 fallen durchschnittlich aus. Trotz der deutlich tieferen Kosten musste das Unternehmen einen Rückgang des EBITDA verbuchen, der angesichts des Umsatzminus allerdings nachvollziehbar ist. Zudem dürfte in den Kosten auch ein Teil der Investitionen in die neuen digitalen Produkte mit verbucht worden sein. Bis dato ist jedoch offen, wie hoch der mit den neuen Systemen erzielte Umsatz ist. Die Entwicklung der Verkäufe der neuen Produkte dürfte ein wichtiger Indikator für die langfristige Zukunft von Biella sein. Während der Rückgang im traditionellen Büroartikelmarkt weiter anhalten dürfte, eröffnen sich in der digitalen Welt Chancen für das Unternehmen. Diesen stehen allerdings zumindest anfänglich hohe Investitions- und Anlaufkosten gegenüber.

Als wenig erfreulich angesehen werden müssen die Aussagen der Gesellschaft für die Entwicklung im zweiten Semester. Das traditionsgemäss deutlich stärkere Semester wird durch zahlreiche belastende Faktoren geprägt sein. So erscheint zumindest eine deutliche Steigerung des Gewinns nahezu ausgeschlossen. Unserer Ansicht nach ist für das Gesamtjahr 2017 ein Gewinn in Vorjahreshöhe realistisch. Die Aktien von Biella werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X gehandelt. Nach deutlichen Avancen sind die Aktien mittlerweile wieder etwas von den Höchstkursen bei 4’750 CHF auf den letztbezahlten Kurs von 4’600 CHF gesunken. Auf dieser Basis lässt sich ein nicht günstiges KGV von über 17 für das laufende Jahr ermitteln. Als attraktiv angesehen werden kann hingegen die Dividendenrendite, die unter der unserer Ansicht nach realistischen Annahme einer mindestens gleichbleibenden Ausschüttung bei 3.7% liegt. Zudem weisen die Titel einen hohen Discount gegenüber dem Buchwert per 30. Juni 2017 von gut 40% auf. Beim Buchwert zudem zu berücksichtigen ist die hohe Substanz des Unternehmens mit einem ansehnlichen Bestand an Immobilienvermögen. Hierin dürften nicht unerhebliche stille Reserven liegen.

Biella befindet sich in einer Transformationsphase, die von der Marktentwicklung vorgegeben wird. Dank der guten Positionierung und dem hohen Renommé des Unternehmens dürfte es Biella leichter fallen, das Vertrauen von alten und neuen Kunden für die digitalen Angebote zu gewinnen. Sofern es gelingt, durch diese Angebote die weiter erodierenden Absätze im traditionellen Büroartikelgeschäft zu kompensieren, erscheinen höhere Kurse gerechtfertigt. Sollte dies indessen nicht gelingen, bietet die hohe Substanz des Unternehmens gepaart mit der soliden Bilanz zumindest einen gewissen Schutz vor deutlichen Kursrücksetzern.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär des Unternehmens.

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