Lienhardt & Partner: „Wir investieren in das Wachstum unserer Bank“

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Mit einer Bilanzsumme von 656 Mio. CHF gehört die Lienhardt & Partner Privatbank Zürich AG zu den kleinen Privatbanken am Platz Zürich. Im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern spürt sie den Druck wenig, welcher derzeit auf dem Vermögensverwaltungsgeschäft lastet. Im Gegenteil: Der jüngst erfolgte Generationenwechsel in Verwaltungsrat und Management schafft die Voraussetzungen für ein moderates Wachstum des traditionsreichen Bankhauses. Im Fokus stehen dabei das Private Banking und eine Abwicklungsplattform für das Versicherungsgeschäft, wie uns der neue Verwaltungsratspräsident Christian Lienhardt und der langjährige CEO Dr. Markus Graf (Bild) im Gespräch erläuterten.

Herr Lienhardt, die Lienhardt & Partner Privatbank befindet sich in einem Generationenwechsel. Dazu gehört auch, dass Sie am 19. März zum neuen VR-Präsidenten der Bank gewählt wurden. Welchen Einfluss hat dies auf das Unternehmen?

Christian Lienhardt: Auf operativer Ebene konnten wir mit Duri Prader, der bei uns den Wachstumskurs im Private Banking begleitet, eine optimale Lösung finden. Markus Graf wird die Geschäfte mit unserer Produkte- und Abwicklungsplattform für die Versicherungsbranche weiterentwickeln. Was meine Person betrifft, so bin ich als Verwaltungsratspräsident nun nicht mehr operativ tätig. Allerdings arbeite ich eng mit der Geschäftsleitung bei der Umsetzung unserer Strategie zusammen und pflege natürlich gerne die Kontakte zu unseren Kunden.

Was ist unter dieser Produkte- und Abwicklungsplattform für die Versicherungsbranche genau zu verstehen?

Markus Graf: Das Versicherungsgesetz erlaubt es Versicherungen nicht, Bankgeschäfte zu tätigen. Daher benötigen sie für die Abwicklung von Bankgeschäften, wie beispielsweise Wertpapierkäufe im Rahmen von fondsgebundenen Lebensversicherungen, eine Bank als Partner. Unsere Abwicklungsplattform wird heute schon von Versicherungen wie Allianz Suisse und Helvetia eingesetzt. Derzeit entwickeln wir die Plattform weiter und befinden uns in Verhandlungen mit neuen Kunden.

Wie funktioniert diese Plattform?

Markus Graf: In einer klassischen Bankensoftware lässt sich die Struktur einer Versicherung mit ihrem Aussendienst und den Generalagenturen sowie dem entsprechenden Provisionsmodell nicht abbilden. Die Softwarelösung, die wir kontinuierlich weiterentwickelt haben, kann genau diese Ansprüche abdecken. Sie ist geschaffen für die extrem effiziente Abwicklung von Retailgeschäften in der Vermögensverwaltung. Natürlich können wir mit dem System auch innerhalb unserer Bank Synergien erzielen. Da der Kostendruck in der Finanzbranche weiter zunehmen wird, verfügen wir schon heute über eine Lösung für die effiziente Abwicklung von Wertpapiergeschäften.

Wird diese Plattform also Ihr Wachstumstreiber im stagnierenden Vermögensverwaltungsgeschäft sein?

Christian Lienhardt: Sie ist neben dem Private Banking einer der zwei Wachstumstreiber. Denn wir wollen auch das klassische Privatkundengeschäft weiter ausbauen. Wir denken, dass wir mit unserem konservativen Ansatz der Unabhängigkeit, dem Fokus auf Direktanlagen ohne komplizierte Finanzprodukte, Absage an Produktverkäufe und persönliche Beratung im Bereich des Schweizer Mittelstandes gut positioniert sind.

Wie gross ist der Anteil ausländischer Kunden?

Christian Lienhardt: Dieser liegt unter 10%. Wir sind eine Mittelstandsbank und fokussieren uns auf die Schweiz, insbesondere die Deutschschweiz und den Wirtschaftsraum Zürich. Dies wollen wir auch bleiben: eine Schweizer Bank für Schweizer Kunden im Schweizer Markt.

Welche Rolle spielt dabei Ihr Engagement im ausserbörslichen Aktienhandel?

Christian Lienhardt: Damit wir unseren Anspruch, eine Mittelstandsbank mit dem Fokus auf den Schweizer Markt zu sein, erfüllen können, möchten wir auch eine Expertise im Schweizer Aktienmarkt vorweisen. Damit wir hier die gesamte Palette abdecken können, gehören die kleinen OTC-Werte ebenso dazu wie die börsenkotierten Schweizer Aktiengesellschaften. Natürlich sehen wir uns als Mittelstandsbank auch als Partner der Unternehmer und des Managements in diesen Firmen. Sie passen von der Grösse und Philosophie her zu uns.

Im Bereich Immobilien sind Sie vor allen Dingen im Luxussegment tätig. Spüren Sie hier, wie sich der Markt abkühlt?

Christian Lienhardt: Der Immobilienbereich umfasst bei uns zwei Geschäftsgebiete: die Immobilienbewirtschaftung und Vermietung sowie das Maklergeschäft mit unserer Immobiliengalerie. Im Bereich der Bewirtschaftung läuft das Geschäft immer sehr stabil. Hier erzielen wir konstante Erlöse. Allerdings stellen wir bei Vermietungsaufträgen für sehr teure Wohnungen fest, dass es schwieriger geworden ist, Mieter zu finden.

Markus Graf: Das Maklergeschäft im oberen Segment hat sich nur wenig verändert. Wir spüren, dass die Zeiten, in denen nahezu jeder Preis für eine Villa am Zürichsee gezahlt wurde, vorbei sind. Die Objekte sind nun wieder etwas vernünftiger gepreist. Aber meist waren dies ohnehin Einzelfälle. Für uns sind Projekte wie das Areal der ehemaligen Weinkellerei Landolt in der Stadt Zürich viel wichtiger. Hier hat die Immobiliengalerie den Vermarktungsauftrag für 52 Eigentumswohnungen.

Wie wird sich das Geschäftsjahr 2013 für die Lienhardt & Partner Privatbank entwickeln?

Christian Lienhardt: Wie Sie am Semesterabschluss erkennen können, haben wir im 1. Semester in die Unternehmensentwicklung investiert. Diese Investitionen belasten zwar kurzfristig das Ergebnis, werden uns aber schon im nächsten Jahr Zusatzerträge bringen. Unser Ergebnis für 2013 wird sich daher im Rahmen der Entwicklung im 1. Semester bewegen. Mittelfristig streben wir eine Cost/Income-Ratio von unter 60% an, was wir vor allen Dingen durch Ertragswachstum erreichen möchten.

Die Namenaktien der Lienhardt & Partner Privatbank Zürich werden derzeit zu Kursen um die 2’300 CHF gehandelt. Auf diesem Niveau notiert der Titel um rund 15% über dem ausgewiesenen Buchwert. Bei einer Dividende von 38 CHF je Aktie, die seit vielen Jahren ausgeschüttet wird, rentiert der Titel zwar nur mit 1.65%. Angesichts der guten Positionierung im Schweizer Markt, des geringen Einflusses ausländischer Kundengelder auf das Bankgeschäft und der jüngsten Wachstumsinitiativen bleibt die Aktie ein solider Wert, der insbesondere bei Kunden der Privatbank als Portfolioergänzung beliebt ist.

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