Sunstar Hotelgruppe: weiterhin Kritik an der Aktienstruktur

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Die Sunstar Hotelgruppe hat im Geschäftsjahr 2012/13, das am 30. April 2013 endete, unter der Tourismusflaute in der Schweiz gelitten. Besonders schlecht sei der Sommer 2012 ausgefallen, erklärte der VR-Präsident Werner Degen den Aktionären an der Generalversammlung vom 25. September in Davos (Bild). Er bezeichnete die Sommersaison als miserabel. Hingegen habe sich das Geschäft im Winter 2012/13 etwas verbessert. Für Sunstar ist die hohe Abhängigkeit vom Wintergeschäft, welches gut 60% der Gesamterlöse generiert, somit ein Glücksfall. Insgesamt resultierte ein Umsatzminus für das Geschäftsjahr von nur 0.2 Mio. CHF auf rund 44.8 Mio. CHF. Allerdings musste die Gesellschaft einen Verlust von 0.9 Mio. CHF nach einem kleinen Gewinn von 0.1 Mio. CHF im Vorjahr ausweisen.

Die Zweiteilung des Geschäfts wird deutlich bei einem Vergleich der Zahlen des Sommer- und des Wintergeschäfts (siehe Geschäftsbericht). Im Sommer 2012 sanken die Erlöse um 5% respektive 0.9 Mio. CHF auf tiefe 17.3 Mio. CHF. Wegen der hohen Fixkosten resultierte ein Verlust von 2.9 Mio. CHF nach einem negativen Vorjahreswert von 1.1 Mio. CHF. Im Winter konnte Sunstar ein Plus der Erträge von 2.7% respektive plus 0.7 Mio. CHF auf 27 Mio. CHF verbuchen. Hier führte der hohe Fixkostenanteil zu einer deutlich überproportionalen Gewinnsteigerung von 66.7% auf 2 Mio. CHF. Die positive Entwicklung des Winters 2012/13 setzte sich auch in der Sommersaison 2013 mit einem Anstieg der Logiernächte um gut 12% fort. Allerdings musste Sunstar dem weiterhin anhaltenden Preisdruck Tribut zollen, weswegen die Umsätze nur um 11% zulegten. Für die kommende Wintersaison liegt der aktuelle Buchungsstand tiefer als im Vorjahr. Ein ausgeglichenes Jahresergebnis wird von der Gesellschaft als möglich erachtet.

Seit 2011 werden der Verwaltungsrat der Gesellschaft und insbesondere der Mehrheitsaktionär Dr. Peter Grogg mit einem Stimmanteil von knapp 65% von den beiden Aktionären Elsa Rieder und Roger Wildhaber angegriffen. Bei diesen Aktionären handelt es sich um Verwandte von Ernst Rieder, dem verstorbenen Mitbegründer der Sunstar Hotelgruppe. Beide Aktionäre haben der Gesellschaft wiederholt denselben detaillierten Fragenkatalog vorgelegt. Sie zeigten sich mit den Antworten des Verwaltungsrats, die in den Protokollen der Generalversammlungen enthalten sind, nicht zufrieden. Details können für das Protokoll der Versammlung im Jahr 2012 auf der Website des Unternehmens nachgelesen werden. Insbesondere stören sich diese beiden Personen an den mit den Vorzugsaktien verbundenen Vorteilen. Das Aktienkapital ist unterteilt in 77’000 Aktien ohne besondere Vorzüge und in 3’000 Vorzugsaktien. Sämtliche Vorzugsaktien hält Peter Grogg. Die Vorzugsaktien räumen ihm die Möglichkeit ein, bei Kapitalerhöhungen neue Aktien zum Nennwert, bei einem gleichzeitigen Ausschluss des Bezugsrechts der übrigen Aktionäre, zu beziehen. In der Vergangenheit wurde von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht, und es wurden 21’000 neue Aktien ausgegeben. Der Emissionserlös diente der Finanzierung der Integration der beiden Hotels im Piemont und in Brissago, die bislang dem Ferienclub Privilège gehörten, und der Reduktion der Fremdmittel. Roger Wildhaber erhielt gemäss Angaben des VR-Präsidenten die Möglichkeit, ebenfalls Aktien zum Nennwert zu kaufen. Diese Möglichkeit nahm er nicht wahr.

Die Sunstar Gruppe leidet unter der allgemeinen Tourismusschwäche. Es zeichnet sich allerdings eine Verbesserung der Situation ab, und es mehren sich die Anzeichen, dass die Talsohle erreicht ist. Die Gesellschaft ist mit einer Eigenmittelquote von 56.7% solide finanziert. So sollte es möglich sein, auch eine längere Durststrecke, die sich derzeit nicht abzeichnet, ohne ernsthafte finanzielle Blessuren zu überstehen. Die Anknüpfung an die früheren Zeiten sprudelnder Gewinne dürfte allerdings in den nächsten Jahren nicht möglich sein. Ebenso dürfte mindestens für das laufende Geschäftsjahr keine Dividendenausschüttung zu erwarten sein. Belastend auf die Sunstar Gruppe wirkt sich auch das Verhalten der beiden Aktionäre Wildhaber und Rieder aus. Die verschiedenen Auskunftsbegehren, die bis hin zu einer Sonderprüfung reichen, belasten die Erfolgsrechnung mit zusätzlichen Beratungskosten. Es dürfte indessen nur eine Frage der Zeit sein, bis sich der Verwaltungsrat gegen dieses Vorgehen zur Wehr setzt und allenfalls Schadenersatz geltend machen wird. Dies kann für den Fall, dass die beiden Aktionäre ihre Vorwürfe weiterhin aufrechterhalten und auch vor allfälligen juristischen Schritten nicht zurückschrecken, als sicher angesehen werden.

Für die freien Aktionäre bleibt neben dem schalen Nachgeschmack ein nicht zu unterschätzender finanzieller Nachteil. Diese nicht kalkulierbaren Risiken und der Verzicht auf Dividendenzahlungen lassen die Papiere wenig attraktiv erscheinen. Allerdings richtet die Gesellschaft eine attraktive Naturaldividende aus: So erhalten die Aktionäre pro Aktie einen Hotelgutschein im Wert von 40 CHF sowie vergünstigte Übernachtungen. Sie können zudem an den jährlich stattfindenden Aktionärstagen mit einem attraktiven Veranstaltungsprogramm teilnehmen. Auf der Basis der letztgehandelten Aktienkurse von 990 CHF ergibt sich aus den Vergünstigungen und den Hotelbons eine Dividende von über 4%.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Sunstar Hotelgruppe. 

1 Kommentar

  1. Besten Dank für diesen Bericht. Die Finanz und Wirtschaft bezeichnete die zweifelsfrei substanzstarken Sunstar-Aktien in der Vergangenheit wiederholt als „Liebhaberpapiere“. Ihre Ausführungen gehen ebenfalls in diese Richtung.

    Die HANDELSZEITUNG hatte bereits im vergangenen Jahr im November 2012 in einem lesenswerten Beitrag unter der Überschrift „Sunstar: Eine schrecklich nette Familie“ über die Generalversammlungen der etwas anderen Art und den Streit hinter den Kulissen bei der Sunstar Hotelgruppe berichtet:

    http://www.handelszeitung.ch/unternehmen/sunstar-eine-schrecklich-nette-familie

    Sunstar-Mehrheitseigentümer Dr. Peter Grogg kontrolliert mit seiner Familie übrigens auch die an der SWX kotierte und von ihm 1971 gegründete Bachem AG (www.bachem.com), ein international tätiges Biochemie-Technologieunternehmen (Peptide-/Pharma-Wirkstoffe-Produktion). Dr. Grogg war langjähriger CEO und Verwaltungsratspräsident der Bachem AG. Nach der GV des Jahres 2012 wurde Dr. Peter Grogg zum Ehrenpräsidenten der Bachem Holding AG ernannt – ohne Organfunktion. Groggs Tochter Nicole Grogg Hötzer vertritt heute die Interessen der Familie im Verwaltungsrat der Bachem AG.

    Das eine Engagement (Bachem) hat mit dem anderen (Sunstar) erkennbar wenig gemein. Es dürfte sich zu einem guten Teil auch um eine „Herzensangelegenheit“ der Familie Grogg im Hotel-Geschäft – einem zuletzt bekanntlich alles andere als einfachen Markt – handeln.

    In den letzten Jahren hatten neben Dr. Grogg bekanntlich noch weitere Industrielle aus dem In- und Ausland ihr Herz für die gehobene Schweizer Hotellerie entdeckt, wobei es sich bei einigen (Gross-)Projekten bei realistischer Betrachtung um „Mäzenatentum“ handeln dürfte.

    Thorsten Grimm, Grisonia Consult GmbH, 26.09.2013

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