Auf dem Stoos, einem autofreien und touristisch attraktiven Hochplateau im Herzen der Zentralschweiz unweit der Mythenregion, kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu weiteren Veränderungen bei den Bergbahnbetrieben. Anlässlich der Generalversammlung vom 26. September 2013 wurde bekannt, dass sich die Stoosbahnen AG als bisher grösster Betreiber von Transportanlagen mit der bisherigen Besitzerfamilie Koch – zugleich Hauptaktionärin der auf OTC-X gelisteten SAE Immobilien AG – „im Grundsatz“ auf eine Übernahme der von Morschach aus auf den Stoos führenden Luftseilbahn Morschach-Stoos AG (nicht ausserbörslich gelistet) geeinigt habe. Die Übernahme soll voraussichtlich 2014/2015 erfolgen. Über die genauen Besitzverhältnisse der Luftseilbahn Morschach Stoos AG im Umfeld der Familie Koch ist öffentlich wenig bekannt, und man bewegt sich hier im Bereich von Spekulationen. Bei der SAE Immobilien AG, zugleich Besitzerin des Gipfelrestaurants Fronalpstock, wird die kleine Luftseilbahn auf der Homepage noch als „Beteiligung“ geführt – ebenso wie das Seminar- und Wellnesshotel Stoos. Bekannt ist, dass es auch bei der Luftseilbahn Morschach Stoos AG neben der Familie Koch noch aussenstehende Aktionäre gibt. Ob deren Aktien künftig ebenfalls von der Stoosbahnen AG übernommen werden sollen oder ob es gar zu einer Fusion mit dem künftigen Hauptaktionär und der Bündelung aller Stoos-Transportaktivitäten unter einem einheitlichen Namen kommt, ist zum heutigen Zeitpunkt offen.
Nach einem Bericht der Neue Luzerner Zeitung (NLZ) vom 27. September 2013 ist der Übernahmepreis „noch nicht ausgehandelt“. Die Familie Koch will sich nach Auskunft des Stoosbahnen-Verwaltungsratspräsidenten Thomas Meyer auf dem Stoos künftig auf den Bereich Gastronomie konzentrieren. In diesem Bereich sollen nach dem Bericht und den Worten Meyers zufolge „weitere Investitionen möglich“ sein. Schon heute sind der Familie Koch und der mit ihr eng verbundenen SAE Immobilien AG (mindestens) zwei Hotel- und Gastronomiebetriebe auf dem Stoos bzw. dem als „Adlerhorst“ hoch über dem Vierwaldstättersee thronenden Gipfel des Fronalpstocks zuzurechnen.
Nach vollzogener Übernahme wären alle Bahnanlagen am und auf dem Stoos in der Hand der Stoosbahnen AG, und es käme zu einer Konzentration der Transportleistungen auf einen Anbieter. Bereits seit 2009 waren die Stoosbahnen AG Mieter der Luftseilbahn Morschach-Stoos AG, die ursprünglich als alternative Zubringerbahn zum Seminarhotel Stoos konzipiert war und den Hotel- und Gastrobetrieb der Familie Koch weitgehend unabhängig von den Fahrzeiten der Standseilbahn von Schlattli aus machte. Die massgeblich von der Familie Koch initiierte und finanzierte LSB Morschach-Stoos nahm 1981 ihren Betrieb auf. Dass die Familie Koch diesen „Sonderweg“ nun nach mehr als drei Jahrzehnten aufgibt, ist einerseits erstaunlich, andererseits aber auch nachvollziehbar, wenn man sich künftig noch stärker als bisher auf das gastronomische Angebot und die Entwicklung der Immobilien konzentrieren möchte.
Für die Stoosbahnen AG macht die Erschliessung des Stoos über das verkehrstechnisch deutlich günstiger gelegenere Morschach oberhalb von Brunnen in der Nähe der Autobahn A4 / N4 einerseits Sinn. Andererseits erscheint es vordergründig auch nicht ausgeschlossen, dass es zu einer internen Konkurrenzierung der neuen Standseilbahn Stoos kommen könnte, die Ende 2015 mit stark vergrösserten Kapazitäten (max. 1500 Gäste pro Stunde) in Betrieb gehen soll und zum Zeitpunkt ihrer Inbetriebnahme voraussichtlich die steilste Standseilbahn der Welt sein wird, über die auch schon ausländische Medien berichteten. Die Baukosten sollen um CHF 52 Mio. betragen, und hierfür sucht der Verwaltungsrat weitere Aktionäre, die sich via Kapitalerhöhung an der nach Angaben von der GV ansonsten gesicherten Finanzierung (vgl. auch NLZ vom 21. Juni 2013) beteiligen möchten. Nach einem Bericht der NLZ vom 27. September 2013 fehlen nach Auskunft des Verwaltungsratspräsidenten noch CHF 2.8 Mio. Insofern bleibt abzuwarten, welche Strategie der Stoosbahnen-Verwaltungsrat künftig mit der LSB Morschach Stoos verfolgen wird, wenn die prestigeträchtige neue – und auch teure – Standseilbahn Ende 2015 erst in Betrieb gegangen ist. Denkbar ist neben einer Entlastungsfunktion in Stoo(s)szeiten langfristig genauso eine Stilllegung von Kapazitäten nach einem Ablaufen der LSB-Konzession mit einer betrieblichen Konzentration auf die Standbeilbahn, doch sind alle Szenarien heute – ohne weitere Informationen – letztlich Zukunftsmusik und Spekulation. schweizeraktien.net wird die Entwicklungen auf dem Stoos weiterhin beobachten.
Operativ hat sich das Geschäft der Stoosbahnen AG im zurückliegenden Geschäftsjahr 2012/2013 (Ende am 30.04.2013) erfreulich entwickelt. Die Stoosbahnen AG brauchen angesichts ihrer nicht ganz trivialen Bilanz und der anstehenden Herausforderungen jedoch auch operative Erfolge: Aus Aktionärssicht nicht unproblematisch ist etwa die niedrige Eigenkapitalquote (25%) zu werten, die sogar noch niedriger wäre, wenn verschiedene Posten nicht in diesem Umfang aktiviert wären. Die Transportanlagen – einschliesslich des „Projekts neue Stoosbahn“ (CHF 6.4 Mio. Buchwert) – stehen noch mit gut CHF 24.4 Mio. in der Bilanz (Anschaffungskosten CHF 42.6 Mio.). Die „übrigen Sachanlagen“, einschliesslich der CHF 7 Mio. teuren Beschneiungsanlagen, mit Anschaffungskosten um CHF 14.2 Mio. werden in der Bilanz noch mit CHF 10.1 Mio. geführt. Insgesamt macht das Anlagevermögen CHF 35.8 Mio. oder 94% der Bilanzsumme aus, bei einem betrieblichen Cashflow (vor Investitionen) um zuletzt CHF 3.6 Mio. Auch die hohen Finanzierungsaufwendungen, die zuletzt bereits fast CHF 1 Mio. betrugen, machen das Geschäft der Stoosbahnen AG anfällig für äussere Einflüsse. Nicht zuletzt angesichts der anstehenden weiteren Grossinvestitionen in die neue Stoos-Bahn und der Tatsache, dass die Bahnen seit Jahren keine Bardividende bezahlen und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch in den nächsten Jahren keine Ausschüttungen vornehmen werden, eignet sich die illiquide Aktie der Stoosbahnen AG – genauso wie die Teilnahme an der Kapitalerhöhung – praktisch nur für Anleger aus der Region mit einem Faible für Lokalwerte, die von der branchenüblichen Naturaldividende sowie weiterer Ermässigungen und Event-Teilnahmen – gestaffelt nach Aktienbesitz – profitieren können.