Die Brauerei Schützengarten AG setzte im Geschäftsjahr 2012/13, das per 30. September 2013 beendet wurde, den Erfolgskurs der Vorjahre fort. Obwohl im Berichtsjahr schweizweit die Bierproduktion um 4.1% sank und der Gesamtkonsum um 0.9% fiel, konnte Schützengarten die Bierherstellung um 1.2% auf 172’774 Hektoliter ausbauen. So konnte Schützengarten den landesweiten Marktanteil von 3.7% im Vorjahr auf 3.8% erhöhen. Zu schaffen macht den Schweizer Brauereien auch der stetig steigende Anteil an Importbieren. So legten denn auch im Berichtszeitraum die Importe von ausländischen Bieren um 9.1% zu. Der Mehrimport geht fast vollständig auf das Konto von Billigbieren, während teure Spezialitäten einen schweren Stand haben. Der Anteil an ausländischen Bieren stieg in den vergangenen Jahren stetig an, wie die Zahlen des schweizerischen Braumeisterverbandes verdeutlichen. Zu beachten ist hierbei, dass die Verbandszahlen auf Jahresbasis erhoben werden, während die Brauerei Schützengarten wie die meisten Schweizer Brauereien am Braujahr, das vom 1. Oktober bis zum 30. September des Folgejahres dauert, festhält. Im Braujahr 2012/13 war denn auch ein weiterer Anstieg der Anteile der Importbiere am Inlandkonsum von 23.7% im Vorjahr auf 26.1% zu verzeichnen.
Ein weiterer belastender Faktor für die Schweizer Bierbrauer, dem sich auch Schützengarten nicht entziehen konnte, ist die Verlagerung des Bierkonsums vom Gastgewerbe zum Detailhandel. Dies ist denn auch der Grund, weshalb die Nettoerlöse der Unternehmung um 1.2% auf 76.5 Mio. CHF fielen. Hiervon entfielen gut 62% auf die Eigenproduktion, 36.5% gehen auf das Konto der Handelsprodukte und 1.5% auf sonstige Erlöse. Deutliche Einbussen von 3.6% auf 27.9 Mio. CHF erlitt Schützengarten bei den Handelsprodukten. Ebenfalls rückläufig waren mit minus 1.8% auf 47.7 Mio. CHF die Einkünfte aus den Eigenprodukten. Auf der Kostenseite gelangen Einsparungen beim Fabrikationsaufwand von 12% auf 4.55 Mio. CHF. Die Mindererlöse des Handelsgeschäfts schlugen sich auch in den Einkaufskosten der Rohstoffe und Handelsprodukte, die um 5.3% auf 20.5 Mio. CHF fielen, nieder. Auch bei den Vertriebs- und Marketingausgaben sparte Schützengarten und senkte die Aufwendungen um 1.1% auf 17.3 Mio. CHF. So stieg der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) um 8% auf 9.15 Mio. CHF. Die Marge stieg von 10.9% auf 12% der Nettoerlöse. Unter dem Strich resultierte dennoch ein Gewinnminus von 10.3% auf 3 Mio. CHF. Hierfür verantwortlich ist der Wegfall von Gewinnen aus dem Verkauf von Immobilien, die im Vorjahr zu einem Rekordgewinnausweis führten. Die Aktionäre erhalten eine unveränderte Dividende von 630 CHF pro Aktie respektive 126 CHF pro Partizipationsschein.
Die Brauerei Schützengarten konnte sich im abgeschlossenen Geschäftsjahr wie in den vergangenen Jahren bei der Bierproduktion erfolgreich dem negativen Markttrend widersetzen. Allerdings stagnierte das Gesamtabsatzvolumen auf dem Vorjahresniveau von 304’000 Hektolitern, während die Erlöse leicht fielen. Zur Beunruhigung besteht jedoch keinerlei Anlass, da es der Gesellschaft gelang, die Mindererlöse durch Einsparungen sogar zu überkompensieren. Die sehr soliden Gewinnmargen können sich nicht nur im Branchenvergleich sehen lassen. Zusätzlich verfügt die Gesellschaft über ein sehr ansehnliches Immobilienportfolio, das offen ausgewiesene jährliche Erträge von 6.5 Mio. CHF generiert. Diesen standen im Berichtsjahr nicht näher bezeichnete ausgewiesene Aufwendungen von 6.6 Mio. CHF gegenüber. Es ist zu vermuten, dass hierin nicht nur die Betriebskosten der vermieteten Immobilien enthalten sind. Diesen Positionen steht ein bilanzieller Wert der Grundstücke und Bauten von 14.8 Mio. CHF, zu denen das mitten in der Stadt gelegene Areal der Brauerei (vgl. Bild) gehört, gegenüber. Ein mögliches Indiz für den tatsächlichen Wert der Immobilien liefert der Brandversicherungswert von 202 Mio. CHF für die Gebäude und von 46 Mio. CHF für die Einrichtungen.
Die soliden Bilanzkennzahlen spiegeln die sehr hohe Substanz der Gesellschaft nur zu einem kleinen Teil wider. Daher verwundert es nicht, dass die nur sehr selten gehandelten Namenaktien aktuell zu einem Geldkurs von 50’000 CHF gesucht und zum Briefkurs von 57’500 CHF offeriert werden, was deutlich über dem ausgewiesenen Buchwert von rund 8’500 CHF liegt. Bei Investitionsentscheiden zu berücksichtigen ist neben den hohen Preisen und dem grossen Spread die restriktive Eintragungspolitik der Gesellschaft. Nicht diesen Restriktionen unterworfen sind die stimmrechtslosen Partizipationsscheine, die deutlich häufiger gehandelt werden. Zudem sind die PS, deren finanzieller Anteil am Unternehmen einem Fünftel des Betrags der Namenaktien entspricht, bei Kursen von zuletzt 6’825 CHF deutlich günstiger als die Namenaktien. Die Partizipanten wären allerdings im – sehr unwahrscheinlichen – Fall eines Konkurses der Gesellschaft schlechter gestellt als die Aktionäre und können nicht an der GV teilnehmen.