Die Aktie der AG für die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) hat in den vergangenen Jahren einiges an Terrain eingebüsst und notiert mit 5’350 CHF (03.01.2014) nur um gut 10-15% oberhalb ihrer mehrjährigen Tiefststände, die Anfang Oktober 2013 mit einem bezahlten Kurs von 4’850 CHF (9.10.2013) erreicht wurden. Bis zu ihrem 1:10-Aktiensplit im April 2011 war die NZZ-Aktie regelmässig eine der teuersten Aktien der Welt. Nach Durchführung des Splits wurden die Aktien anfänglich im Frühjahr 2011 mit 8’750 CHF gehandelt, entsprechend 87’500 CHF vor Split.
Der geneigte OTC-Anleger fragt sich schon heute, wo die NZZ-Aktie angesichts ihrer hohen Substanz (Immobilien, Wertschriften, Liquidität) und einem starken journalistischen Markenkern mit nationaler und internationaler Strahlkraft denn noch „hinfallen“ soll.
Der Eigenkapital-Buchwert pro Aktie ohne Minderheitsanteile und ohne theoretische Goodwill-Aktivierung (vgl. hierzu NZZ-GB 2012, S. 64) lag per Ende 2012 bei 8’820 CHF. Zur Jahresmitte 2013 hatte das korrespondierende bilanzielle Eigenkapital nach erfolgter Dividendenausschüttung (200 CHF pro Aktie) im April 2013 bei 8’680 CHF je Aktie gelegen – immer noch weit oberhalb der zuletzt bezahlten Preise.
Wir denken, dass sich bei der NZZ-Aktie nunmehr eine Bodenbildung abzeichnet und die Aktie mit Blickrichtung 2014ff. über Aufwärtspotenzial verfügt, wenn die Handschrift des erst seit Anfang Oktober 2013 amtierenden neuen CEO Veit Dengler stärker sichtbar wird, die von ihm initiierten Massnahmen greifen und auch die Profilbildung im digitalen Bereich, die allerdings auch beträchtliche Investitionen erfordern wird, gelingt. Über konkrete Massnahmen soll an der kommenden GV im April 2014 informiert werden.
Bereits zum Jahresanfang 2014 hinterlässt der neue Chef (s)einen ersten „digitalen Fussabdruck“ in der Schweizer Medienwelt: Mit der am 6. Januar 2014 gemeldeten Übernahme der Wirtschaftsauskunfts-Plattform Moneyhouse wird die NZZ-Mediengruppe ihre digitale Präsenz weiter ausbauen. Moneyhouse als etabliertes Portal gehört zu den zehn reichweitenstärksten Schweizer Websites und verzeichnet monatlich über zwei Millionen Besucher. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Auch die ebenfalls anlässlich der kommenden GV vorgesehene Konsultativabstimmung über die „Parteiklausel“ in den Eintragungsbestimmungen deutet Veränderungen im Verhältnis zwischen Verwaltungsrat und Aktionären an, das über längere Zeit von einer „Eiszeit“ gekennzeichnet war. Die „alte Tante“ NZZ hat die Chance auf einen „Neuanfang“ auf der Basis eines starken Fundaments – und wir sind zuversichtlich, dass die NZZ diese Chance unter neuer Führung – dies gilt nicht nur für die Geschäftsleitung, sondern auch für den erneuerten Verwaltungsrat – nutzen wird.
Bis erste messbare Erfolge allerdings sichtbar werden und sich auch für die Aktionäre auszahlen, dürfte noch etwas Zeit ins Land ziehen. Die NZZ-Aktie eignet sich grundsätzlich nur für geduldige Langfristanleger, die sich zur freisinnig-demokratischen Grundordnung bekennen und auch die anderen Vinkulierungsbestimmungen in den Statuten im Blick haben. Ein „FDP-Parteibuch“ ist dabei, wie oft kolportiert, nach vorliegenden Informationen nicht mehr zwingend für den Erfolg eines Eintragungsgesuchs.
Transparenzhinweis: Dem Autor nahestehende Personen halten Aktien der Gesellschaft.
Wie die Handschrift des neuen CEO Veit Dengler aussehen wird, wurde heute Abend bekannt. Insgesamt sollen in den Jahren 2014 und 2015 rund 10 Mio. CHF in das Kerngeschäft investiert werden, teilte die NZZ-Mediengruppe mit. Im Fokus des Ausbaus stehen vor allem die Bereiche Online und Mobile. Ausserdem werde eine sprachregionale Expansion geprüft und das publizistiknahe Servicegeschäft in den Bereichen Konferenzen, Wirtschaftsinformationen, Personal Finance und Gesundheit erweitert. In der Medienmitteilung macht das Unternehmen die Aktionäre allerdings auch darauf aufmerksam, dass diese Massnahmen das Betriebsergebnis in den kommenden beiden Jahren „erheblich“ belasten würden.
Auch wenn die angekündigten Investitionen kurzfristig den ohnehin rückläufigen Gewinn weiter unter Druck setzen und ein Abgleiten in die Verlustzone nicht auszuschliessen ist, so dürfte sich die geplante Offensive für den langfristig denkenden Investor auszahlen. Denn ohne diese Investitionsschritte könnte die NZZ-Mediengruppe rasch den Anschluss an die Zukunft verlieren. Und genau das darf dem traditionsreichen Blatt nicht passieren.
Hier finden Sie die komplette Medienmitteilung: http://www.nzzmediengruppe.ch/2014/01/15/nzz-mediengruppe-investiert-in-das-wachstum-ihres-kerngeschaefts-und-baut-die-publizistik-aus/#more-1828