Regionalbanken: Höhere Gewinne trotz anhaltendem Druck auf Zinsmargen

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Die Ausleihungen der Schweizer Banken wachsen dank der niedrigen Zinsen weiter, während die Margen sinken. © Schlierner - Fotolia.com
Die Ausleihungen der Schweizer Banken wachsen dank der niedrigen Zinsen weiter, während die Margen sinken. © Schlierner – Fotolia.com

Die Ergebnisse der schweizerischen Regionalbanken für das Jahr 2013 sollten die Vorjahreswerte übertreffen. Bereits erste Zahlen vorgelegt hat die im Kanton Bern domizilierte Ersparniskasse Rüeggisberg. Das mit einer Bilanzsumme von knapp 290 Mio. CHF kleine Bankhaus weist einen hohen Anstieg der Ausleihungen um 10.9% auf 259.4 Mio. CHF bei einem Plus der Kundengelder von 8.4% auf 212.1 Mio. CHF aus. Gleichzeitig ist der Erfolg aus dem Zinsdifferenzgeschäft um 7.1% auf knapp 3.9 Mio. CHF angewachsen. Bei einem Minus des Geschäftsaufwands von 2.1% resultierte ein Anstieg des Bruttogewinns um beachtliche 26.4% auf fast 1.8 Mio. CHF. Die Dividende der Aktien beträgt unverändert 70 CHF. Ob es den anderen Regionalbanken gelingt, einen ähnlich hohen Gewinnanstieg auszuweisen, kann zwar angezweifelt werden. Unmöglich ist es indessen nicht, wie etwa das Beispiel der WIR Bank zeigt. Deren CEO Germann Wiggli erklärte in einem in der vergangenen Woche auf dieser Seite publizierten Interview, dass er für sein Institut einen Bruttogewinn, der weit über dem Vorjahreswert liegen wird, erwartet. Die landesweit tätige Bank, die sich allerdings durch ihr duales Geschäftsmodell, das aus dem einzigartigen WIR-System mit einem eigenen Zahlungssystem und dem Geschäft mit Schweizer Franken besteht. Die Kreditvergabe der mit einer Bilanzsumme von fast 4.2 Mrd. CHF sehr grossen Bankhauses erfolgt hingegen fast ausschliesslich an Unternehmen. Die WIR Bank betreibt kein Vermögensverwaltungsgeschäft und kann von der aktuellen positiven Entwicklung der Finanzmärkte nur im Bereich des Handelsgeschäfts profitieren. Die Gewinne aus diesem Bereich stammen Wiggli zufolge vor allem aus dem Aktienmarkt. Im vergangenen Jahr konnte der Erfolg des Handelsgeschäfts um gut 4% auf 5 Mio. CHF erhöht werden.

Auch bei den weiteren Regionalbanken, die erst in den nächsten Wochen ihre Zahlen publizieren, ist die Tendenz zu höheren Gewinnen trotz der niedrigen Zinsen intakt. Besonders die Institute, die einen hohen Anteil am zinsindifferenten Geschäft haben, das wiederum grossmehrheitlich aus den Erträgen aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft besteht, dürften von der guten Entwicklung der Finanzmärkte profitiert haben. Eine erste Indikation lieferte Markus Boss, der CEO der Regiobank Solothurn bereits im Dezember im Interview auf dieser Seite. Bei der Regiobank handelt es sich um eine der grösseren Schweizer Regionalbanken mit einer Bilanzsumme von 2.3 Mrd. CHF. Wie uns Boss sagte, wird sein Institut für 2013 vor allem dank des zinsindifferenten Geschäfts besser als im Vorjahr abschliessen.

Detaillierte Zahlen legte am 17. Januar die an der Schweizer Börse SIX kotierte Hypothekarbank Lenzburg (Hypi) vor. Die mit einer Bilanzsumme von 4.4 Mrd. CHF grosse Regionalbank steigerte das Volumen der Ausleihungen um 3.8% auf 3.7 Mrd. CHF bei einem Plus der Kundengelder um 1.8% auf 3.5 Mrd. CHF. Wegen des anhaltenden Zinsmargendrucks fiel der Erfolg aus dem Zinsdifferenzgeschäft um 0.7% auf 55.3 Mio. CHF zurück. Das Minus konnte allerdings durch den Anstieg der Erlöse aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft grossteils egalisiert werden. Zudem stand das Institut auf der Kostenbremse, was sich in einem Rückgang des Geschäftsaufwands um 2% widerspiegelt. Zusammen mit einem Plus des sonstigen ordentlichen Erfolgs von 36%, der aus der Veräusserung von Finanzanlagen resultierte, erwirtschaftete die Hypi einen um 4.3% höheren Bruttogewinn von 35.2 Mio. CHF. Belastend auf das Ergebnis wirkten sich die um 39% höheren Sachabschreibungen aus. Diese sind auf die im Berichtsjahr durchgeführten Investitionen in den Umbau des Hauptgebäudes und von zwei Filialen, die vollumfänglich zulasten der Erfolgsrechnung abgeschrieben wurden, zurückzuführen. Zudem wurden nur aus steuerlichen Gründen Wertberichtigungen von 3.5 Mio. CHF zulasten der Jahresrechnung gebildet anstelle einer weiteren Äufnung der Reserven für allgemeine Bankrisiken. Der unter dem Strich ausgewiesene Gewinn übertrifft den Vorjahreswert um 0.5%. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividendenausschüttung von 110 CHF pro Aktie.

Ein wichtiges Thema stellt für die Hypi der Umgang mit den Abkommen der Schweiz mit den USA zur Beseitigung des Steuerstreits (Facta) dar. Details über dessen Anwendung können hier nachgelesen werden. Nachdem das Referendum gegen dieses Abkommen gescheitert ist, wie jüngst die NZZ hier berichtete, ist dieses rechtsgültig. Die Banken befinden sich in einer Zwickmühle, wie die Geschäftsführerin der Hypi, Frau Marianne Wildi, einräumte. Aus Vorsichtsgründen hat die Hypi daher entschieden, sich der Kategorie 2 von insgesamt vier Kategorien zu unterwerfen. Dieser Weg erspart es der Hypi für alle Kunden den Nachweis zu erbringen, dass diese keine amerikanischen Steuergesetze verletzt haben. Bei einer Entscheidung für die Kategorie 3 wäre die Hypi verpflichtet gewesen, für alle Kunden diesen Nachweis zu erbringen, während in der Kategorie 2 lediglich Stichproben durchgeführt werden. Auch Kostengründe führten zu dieser Entscheidung. Die nach dem Erhalt der Erlaubnis durch den Bundesrat erhaltene Möglichkeit, eventuell betroffene Kunden direkt anzusprechen, nutzt die Hypi rege. Bislang konnte kein Vergehen festgestellt werden und eine nachträgliche Einstufung in die Kategorie 3 ist daher nicht auszuschliessen. Das Gros der übrigen Regionalbanken hat sich hingegen bereits für die Kategorie 3 entschieden oder noch tiefer entschieden. Alles unter der Klasse 3 bedeutet stark vereinfacht, dass das jeweilige Institut keine Kunden hat, die amerikanisches Recht, verletzt haben.

Nicht nur bei der Hypi sondern auch bei den anderen Regionalbanken entpuppte sich der Umgang mit Facta vor allem als Kostenfaktor. Zwar sind bislang noch keine Zahlen über die effektiven Aufwendungen verfügbar, doch kann davon ausgegangen werden, dass alle Banken zumindest einen erheblichen Mehraufwand im Bereich von über 100’000 CHF, der sich negativ auf die Erfolgsrechnung auswirkt, zu verkraften haben. Dieser Kostenblock ist nur ein leichtes Indiz für die aus den stetig steigenden regulatorischen Anforderungen zu erwartenden Mehraufwendungen für die Regionalbanken. Hierin sieht auch Max Bühlmann, VR-Präsident der Hypi das grösste zukünftige Risiko für die Regionalbanken. Besonders kleinere Institute werden es seiner Ansicht nach zunehmend schwerer haben, den Mehraufwand aus den zusätzlichen Regulatorien, zu verkraften.

Kein Thema ist für die Hypi hingegen die Dekotierung von der SIX. Eine deutliche Belastung entsteht der Hypi aus der Anwendung der Verordnung gegen übermässige Vergütungen bei börsenkotierten Aktiengesellschaften, besser bekannt unter dem Begriff Minderinitiative, die hier nachgelesen werden kann. Obwohl die Geschäftsleitung die Ausgaben zumindest für die erstmalige Umsetzung der Erfordernisse auf einen sechsstelligen Betrag schätzt, will die Geschäftsleitung nichts von einer Dekotierung wissen.

Trotz der zu erwartenden positiven Zahlen für 2013 besteht kein Anlass zur Euphorie bei den Regionalbanken. Stetig steigende regulatorische Anforderungen und der anhaltende Zinsmargendruck lasten auf den Ergebnissen. Da das Gros der Schweizer Regionalbanken über 80% der Erlöse aus dem Zinsdifferenzgeschäft erzielt, ist dessen Entwicklung entscheidend für deren Ergebnis. Die anhaltend hohe Nachfrage nach Krediten macht es den Banken leicht zu wachsen. Eine Kunst ist es hingegen qualitativ zu wachsen. Eine entscheidende Rolle spielt die Kreditvergabe. Bereits in der Vergangenheit zeichneten sich die Regionalbanken durch eine vorsichtige Kreditpolitik aus. So stellen auch die seit 2012 geltenden Mindestanforderungen kein Problem dar. Allerdings können sich die Regionalbanken dem hohen Zinsmargendruck, der aus den anhaltend tiefen Zinsen resultiert, nicht entziehen. Sofern die sich bereits bei den Langfristzinsen abzeichnende Trendwende bestätigt, dürfte zumindest eine leichte Entwarnung für das Zinsengeschäft gelten. Somit dürfte die Zinsmarge zukünftig zumindest stabil bleiben. Auslaufende Althypothekarverträge mit einer langfristigen Zinsfestschreibung aus den Jahren vor der Finanzkrise dürften aber dennoch einen Anstieg der Marge verhindern. Zusammen mit den erhöhten regulatorischen Anforderungen dürften daher die Regionalbanken auch zukünftig keine grossen Gewinnsteigerungen erzielen können. Erste Aussagen von der Hypi, die für 2014 mit einer stabilen Ertragskraft rechnet, untermauern dies. Für die Anleger bedeutet dies, dass Aktien aus dem Regionalbankensektor keine hohe Performance erzielen dürften und auch nicht mit einer deutlichen Erhöhung der Ausschüttungen zu rechnen ist. Es erscheint hingegen sehr unwahrscheinlich, dass die Anteilseigner Dividendenkürzungen erleiden werden. Die Aktien eignen sich als Ersatz für Obligationen erstklassiger Schuldner, die eine ähnlich tiefe Rendite wie die Papiere von Regionalbanken aufweisen.

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