Für die Schweizer Retailbanken wird es immer schwieriger, in ihrem Kerngeschäft noch ansprechende Renditen zu erwirtschaften. Die anhaltende Tiefzinsphase drückt unaufhörlich auf die Zinsmargen. Um den Erfolg aus dem Zinsengeschäft halten zu können, setzen die Banken vor allen Dingen auf höhere Ausleihungen (Volumenwachstum), welche in dem aktuellen Marktumfeld oftmals auch mit höheren Risiken einhergehen. Weniger hart trifft der Druck im Zinsengeschäft diejenigen Banken, die einen gesunden Mix aus Zinseinnahmen für Hypotheken und Kredite, aber auch aus dem Geschäft im Bereich Vermögensverwaltung und Vorsorge, haben. Gerade in Zeiten gut laufender Aktienmärkte wie im vergangenen Jahr trägt das sogenannte zinsindifferente Geschäft dazu bei, die zurückgehenden Erlöse aus dem Zinsgeschäft zu kompensieren.
Die Regiobank Solothurn hat in den letzten Jahren genau diesen Weg eingeschlagen. Der Jahresabschluss für 2013 zeigt, dass sich diese Diversifikation auszahlt. Denn 31% des gesamten Betriebsertrages in Höhe von 40.6 Mio. CHF (+ 0.5%) stammten im Jahr 2013 nicht aus dem Zinsengeschäft. Zwar hatte das im Raum Solothurn und den angrenzenden Regionen tätige Institut auch mit sinkenden Einnahmen aus dem Zinsengeschäft zu kämpfen. Diese fielen um 2.1% auf 28.1 Mio. CHF. Auch die Zinsmarge ging nochmals zurück und erreichte Ende 2013 mit 1.20% (Anfang 2012: 1.38%) einen neuen Tiefstwert. Jedoch konnten die Einnahmen aus dem zinsindifferenten Geschäft diesen Rückgang mehr als kompensieren. Die Erlöse aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft erreichten 5.4 Mio. CHF (+ 11.5%). Auch der übrige ordentliche Ertrag lag mit 5.6 Mio. CHF (+ 15.0%) über dem Vorjahresniveau. Darunter fallen bei der Regiobank die Einnahmen aus Dienstleistungen für andere Banken im Rahmen des Esprit-Netzwerks, der Liegenschaftenerfolg und erstmals Dividendenerträge aus der 50%-Beteiligung an der Leasinggesellschaft IG Leasing. Der Geschäftsaufwand blieb mit 21.4 Mio. CHF stabil, so dass ein Bruttogewinn von 19.1 Mio. CHF ausgewiesen werden konnte. Dieser übertraf den Vorjahresgewinn (+ 0.9%), wie Regiobank-CEO Markus Boss bereits am 11. Dezember 2013 in einem Interview mit schweizeraktien.net ankündigte. Nach Zuweisung von 5 Mio. CHF an die Reserven für allgemeine Bankrisiken verblieb unter dem Strich noch ein Reingewinn von 7.1 Mio. CHF, der die Ausschüttung einer gleichbleibenden, steuerfreien Dividende (Rückzahlung aus Reserven für Kapitaleinlagen) von 66 CHF je Aktie ermöglicht. Die Bilanzsumme stieg um 4.8% auf 2.4 Mrd. CHF. Die Ausleihungen fielen mit 2.0 Mrd. CHF nur um 4.2% höher als im Vorjahr aus, während die Kundengelder sogar um 6.3% auf knapp 1.8 Mio. CHF anstiegen. Details zum Jahresabschluss finden sich in einer Kundeninformation. Für das laufende Geschäftsjahr erwarten Verwaltungsratspräsident Felix Leuenberger und CEO Markus Boss eine Entwicklung auf einem ähnlichen Niveau wie 2013. Zudem kündigte Leuenberger an der Medienkonferenz an, im Jahr 2015 das 150-Jahr-Jubiläum der früheren Solothurnischen Leihkasse mit den Aktionären feiern zu wollen. Auf Nachfrage schloss er die Zahlung einer Jubiläumsdividende nicht aus.
Die Regiobank Solothurn hat es geschafft, auch in einem für Regionalbanken schwierigen Umfeld ein solides Ergebnis zu erwirtschaften. Einer der Erfolgsfaktoren ist hier sicherlich die Diversifikation der Ertragsquellen, welche die mittelgrosse Regionalbank auch mit der Beteiligung an der IG Leasing fortgesetzt hat. Auf der Aufwandseite zeigt die Bank mit einer Cost/Income-Ratio von 52.8%, dass sie die Kosten trotz der immer grösser werdenden Anforderungen an die IT und die Regulierung im Griff hat. Dies ist sicherlich auch auf das von der Regiobank mitgegründete Esprit-Netzwerk zurückzuführen. Die Aktien werden derzeit bei Kursen um die 3’050 CHF leicht unter dem ausgewiesenen Buchwert gehandelt. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) beträgt knapp 22. Unter Ausklammerung der Zuweisung an die Reserven für allgemeine Bankrisiken beträgt das KGV moderate 13. Die Dividendenrendite erreicht 2.1%. Zwar ist auch künftig nicht mit grossen Sprüngen beim Ertragswachstum zu rechnen. Allerdings erscheint die Aktie dank der vorsichtigen Geschäftspolitik und der guten Diversifikation nicht als zu teuer. Sie bleibt weiterhin ein Obligationenersatz, dessen Rendite im kommenden Jahr durch die mögliche Ausschüttung einer Jubiläumsdividende an Attraktivität gewinnen könnte.