Für die Schweizer Spielbanken war das Jahr 2013 ein weiteres „Horrorjahr“. Die Bruttospielerträge (BSE), die in den 21 Schweizer Casinos eingenommen wurden, erreichten laut dem Jahresbericht des Schweizer Casino Verbands (SCV) 745.9 Mio. CHF. Dies ist der tiefste Wert seit dem Jahr 2004, in dem erstmals alle Spielbanken ein volles Jahr in Betrieb waren. Zwar lag das Minus gegenüber dem Vorjahr nur bei 1.5%. Allerdings sind in den 2013er Zahlen auch die Erträge der neu konzessionierten Casinos in Neuenburg und Zürich enthalten, die erst Ende 2012 eröffnet wurden. Dies zeigt, dass der Gesamtmarkt weiter geschrumpft ist. Verlierer sind nicht nur die Betreiber der Spielbanken, sondern auch die Allgemeinheit. Die Spielbankenabgabe ging auf 356.2 Mio. CHF und damit ebenfalls den niedrigsten Wert seit 2004 zurück.
In Zürich wurden im letzten Jahr 61 Mio. CHF und in Neuenburg 19.3 Mio. CHF eingespielt. Der prozentuale Rückgang der Einnahmen aus dem Spiel war daher in den Regionen um die neu eröffneten Casinos teilweise zweistellig. Baden (- 27.7%), Pfäffikon (- 18.2%), Luzern (-13.2%), St. Gallen (-12.5%) und Schaffhausen (-8.5%) dürften einen Teil ihrer bisherigen Spielerträge an das neue Casino in Zürich abgegeben haben. Dabei blieb Zürich selbst mit 61 Mio. CHF weit hinter den eigenen Erwartungen. Diese hatten im Konzessionsgesuch bei rund 100 Mio. CHF gelegen, wurden später allerdings auf 65 Mio. CHF korrigiert (siehe auch Blog-Beitrag vom 19.12.2013). Zu den grösseren Verlierern im Umfeld des neuen Casinos in Neuenburg gehören Fribourg (-15.4%), Bern (- 9.2%) und auch das Casino du Jura in Courrendlin (- 11.2%). Sofern ein Teil des BSE-Rückgangs im Grand Casino Bern zugunsten des Casinos in Neuenburg erfolgt ist, dürfte dies für die Kongress+Kursaal Bern AG als Hauptaktionärin der Grand Casino Kursaal Bern AG (55% Anteil) und der Casino du Neuchâtel SA (98% Anteil) weniger schmerzhaft sein, da sie von allfälligen Gewinnen in Neuenburg ebenfalls profitiert. Auch in Baden ist man trotz der neuen Konkurrenz in Zürich und des massiven BSE-Einbruchs ein wenig erleichtert über die Entwicklung, denn der Rückgang von etwa einem Drittel lag im Rahmen der Erwartungen.
Auffallend ist, dass es einigen Spielbanken in Grenznähe, wie Basel und auch Montreux, gelungen ist, den Rückgang der Spielerträge etwas zu dämpfen. Einziger Gewinner im Jahr 2013 war das Casino in Davos. In der Spitzengruppe hat das Casino Montreux aufgrund der veränderten Wettbewerbssituation im Raum Zürich die Führung übernommen (siehe untenstehende Tabelle). Basel und Baden schlugen sich deutlich besser als erwartet. Neben der verschärften Wettbewerbssituation führt der Branchenverband weitere Gründe für die negative Entwicklung an. Dazu gehören Themen wie das Internetspiel, die Konkurrenz im grenznahen Ausland sowie illegale Spielclubs. Insgesamt befindet sich die Branche, nicht zuletzt durch das geplante neue Geldspielgesetz, in einer Übergangsphase (siehe Branchenanalyse Schweizer Kursaal- und Casinogesellschaften).
In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres hat sich der rückläufige Trend offenbar fortgesetzt, auch wenn mit deutlich abgeschwächter Tendenz. Konkrete Zahlen werden zwar nicht kommuniziert. Detlef Brose, CEO des Grand Casino in Baden, gibt sich auf Nachfrage „vorsichtig zufrieden“ mit dem Jahresstart. Das Casino in Baden liege auf Kurs. Ziel für 2014 sei es, den BSE des Vorjahres von 66.7 Mio. CHF wieder zu erreichen. Für die gesamte Branche rechnet er im laufenden Jahr mit einem Rückgang von bis zu 5%. Auch von anderen Spielbanken gibt es derzeit Anzeichen, dass sich der Rückgang der Spielerträge auf dem tiefen Niveau langsam stabilisiert. So wurden laut CEO Oliver Grimm in Interlaken in den ersten zwei Monaten gute Spielerträge erzielen. Der März fiel dann jedoch wieder schwächer aus.
Für eine genaue Analyse der ausserbörslich gehandelten Aktiengesellschaften, die an Schweizer Spielbanken beteiligt sind oder diese betreiben, fehlen derzeit noch einige Jahresabschlüsse. Mit Ausnahme der Casino de Montreux SA (Blog-Beitrag vom 28.3.14) und der Congress Centre Kursaal Interlaken AG (Blog-Beitrag vom 7.04.14), deren Jahresergebnisse wir bereits kommentiert haben, wurden diese noch nicht veröffentlicht. Wir bleiben allerdings weiterhin bei unserer Einschätzung, dass insbesondere die grossen Gesellschaften wie die Stadtcasino Baden AG, die Casino de Montreux SA und die Kongress+Kursaal Bern AG angesichts der Herausforderungen in der Branche als Investment interessant sind. Allerdings muss die Stadtcasino Baden AG, die am 22. April ihren Abschluss präsentieren wird, erst noch zeigen, ob der jüngste Kursanstieg auf 600 CHF (+ 27% binnen Jahresfrist) gerechtfertigt war. In Bern stellt sich die Frage, in welcher Höhe wieder eine Dividende ausgeschüttet wird. Und in Luzern darf man gespannt sein, welche Auswirkungen der BSE-Rückgang von 13.2% auf das Gesamtergebnis der Kursaal-Casino AG Luzern hat.
es ist total verkehrt, dass die allgemeinheit etwas verloren hätte, wenn die casinos weniger spielbankenabgaben entrichten. wenn man geradeaus denkt, ist völlig klar dass die allgemeinheit das geld behalten hat und darauf verzichtete, dass die casinos nach einstreichen eigener gewinne nur einen teil davon via spielbankenabgabe an die „allgemeinheit“ retournieren. infolge der hohen hypothekarbelastung fehlt hat in der schweiz das spielgeld ganz einfach?
Ihr Einschätzung würde stimmen, wenn die Schweiz eine Insel wäre und es ohne Casinos in der Schweiz keine Möglichkeiten geben würde, dem Glücksspiel nachzugehen. Da es aber viele grenznahe Casinos in Frankreich, Deutschland, Österreich und Italien gibt, welche Schweizer Spieler anziehen, hatte der Bundesrat seinerzeit beschlossen, diese Gelder lieber „im Land“ zu behalten und die Konzessionen zu vergeben. Hinzu kommt, dass illegale Spielstätten und Internetgaming dazu führen, dass Spielerträge ohne jegliche Abgaben generiert werden. Würde man das Glücksspiel in der Schweiz wieder verbieten, würde das Spielgeld ins Ausland oder in illegale Kanäle fliessen. Dies passiert z.T. heute schon auch aufgrund der starken Regulierung des Sektors. So gesehen „verliert“ die Allgemeinheit bei jedem Glücksspielfranken, der im Ausland oder im illegalen Raum und nicht in Schweizer Casinos verspielt wird schon heute.