Bad Schinznach AG: „Es ist uns wichtig, die Substanz weiter zu stärken“

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Hans-Rudolf Wyss, VR-Präsident, und Daniel Bieri, Vors. der GL, bei der Bad Schinznach AG.
Hans-Rudolf Wyss, VR-Präsident, und Daniel Bieri, Vors. der GL, bei der Bad Schinznach AG.

Bei der Bäder- und Klinikgruppe Bad Schinznach AG mit Sitz im Aargau hat sich das Geschäftsjahr 2013 erfreulich entwickelt. Zwar verharrte der Umsatz mit 46 Mio. CHF auf Vorjahresniveau, und der Betriebsgewinn (EBIT) ging deutlich auf 758’000 CHF zurück (siehe Geschäftsbericht 2013). Dass dennoch ein Rekordgewinn von 10.5 Mio. CHF ausgewiesen werden konnte, ist auf den Verkauf einer Landparzelle am Zuger Meissenberg zurückzuführen. Das momentan schwächere operative Ergebnis erklärten Hans-Rudolf Wyss, Verwaltungsratspräsident, und Daniel Bieri, Vorsitzender der Geschäftsleitung, mit einem Übergangsjahr für die psychiatrische Klinik Meissenberg. Im laufenden Geschäftsjahr befinde sich die Unternehmensgruppe in allen Bereichen auf Budgetkurs, so Bieri im Interview mit „schweizeraktien.net“.

Herr Bieri, der konsolidierte Betriebserlös der Bad Schinznach-Gruppe erreicht mit 46 Mio. CHF gerade einmal den Vorjahreswert, obwohl in den Bädern die Besucherzahl mit 355’595 um etwa 3% über dem Vorjahresniveau lag. Auch die Logiernächte im Kurhotel im Park sind gestiegen. Warum schlägt sich das nicht in den Umsatzzahlen auf der Stufe Gewinn nieder? 

Daniel Bieri: Unsere Gruppe besteht aus der Bad Schinznach AG, welche die Klinik und das Kurhotel Im Park sowie die Bäder „Aquarena“ und „Thermi“ betreibt. Hier konnten wir den Umsatz um 1.4% auf 34.2 Mio. CHF steigern. Die ebenfalls zur Gruppe gehörende Klinik Meissenberg AG in Zug entwickelte sich im vergangenen Jahr hingegen nicht ganz so, wie wir uns dies vorgestellt haben. Der Umsatz ging dort um rund 1 Mio. CHF zurück, so dass wir einen Verlust von etwa 500’000 CHF hinnehmen mussten. Die Gründe dafür sind einerseits eine kürzere Aufenthaltsdauer der Patienten, aber auch Umbaumassnahmen, die wir beim laufenden Betrieb durchgeführt haben, und höhere Lohnkosten. Seit dem Beginn des laufenden Geschäftsjahres entwickelt sich die Klinik jedoch sehr erfreulich, so dass wir in diesem Jahr mit einem positiven Ergebnis rechnen.

Wo liegt das mittelfristige Umsatz- und Ertragspotenzial für die Klinik Meissenberg?

Unsere Planungen gehen hier von einem Umsatz von 13 bis 14 Mio. CHF und einem Gewinnbeitrag von 0.5 bis 1 Mio. CHF aus. In unserer Welt nehmen psychische Erkrankungen derzeit leider immer mehr zu, so dass wir auch künftig mit einer guten Auslastung rechnen.

Einen wichtigen Stellenwert hat inzwischen das Immobiliengeschäft. 2013 konnten Sie den ersten Teilbetrag aus dem Landverkauf in Zug in Höhe von 12.3 Mio. CHF vereinnahmen, der zu einem ausserordentlichen Gewinn führte. Welche Bedeutung hat das Immobiliengeschäft künftig für die Bad Schinznach-Gruppe?

Hans-Rudolf Wyss: Wir verfügen in Zug und in Schinznach über Landparzellen, die wir noch selber bebauen oder mit Partnern entwickeln können. In Zug haben wir von der Wohnzone, die 12’000 qm umfasste, 5’332 qm an die Jego AG verkauft. Die Jego AG wird dort in drei Baukörpern auf eigene Rechnung und eigenes Risiko Eigentumswohnungen erstellen. Auf einer Fläche von 7’950 qm erstellen wir selber vier Häuser mit 22 hochwertigen Wohnungen, die im Frühling 2016 bezugsbereit sind, und die wir vermieten werden. Nach der Erstellung der sieben Wohngebäude in Zug verbleiben noch ausreichend Landreserven, die wir für weitere Projekte nutzen können. Auch in Bad Schinznach verfügen wir über Parzellen mit fertigen Bebauungsplänen. Wir könnten diese Pläne eines Tages in Eigenregie oder mit einem Partner realisieren. Sie sehen also, dass wir im Immobilienbereich noch ausreichend Möglichkeiten für weitere Projekte haben.

Der Verkauf der Landparzelle in Zug hat Ihnen im Geschäftsjahr 2013 rund 12.3 Mio. CHF in die Kassen gespült. Warum wurde die Dividende nur marginal von 36 auf 40 CHF erhöht? Sie hätten auch deutlich mehr ausschütten können.

Wir konnten angesichts dieser Sonderzahlung die Bankschulden reduzieren. Das verzinsliche Fremdkapital liegt nun nur noch bei 34.5 Mio. CHF, und die Eigenkapitalquote hat sich auf 32% erhöht. Uns ist es wichtiger, die Substanz weiter zu stärken, statt kurzfristig unsere Dividende exorbitant zu erhöhen. Auch in Zukunft werden wir eine nachhaltige Dividendenpolitik betreiben.

Allerdings fliessen Ihnen in diesem Jahr nochmals 10 Mio. CHF aus dem Verkauf der Landparzelle zu. Wird der Aktionär davon stärker profitieren? 

Wir werden auch diese Zahlung dazu verwenden, unsere Bankschulden zu amortisieren und unsere Substanz zu stärken. Dies gibt uns die Möglichkeit, aus einer Position der Stärke künftige Projekte finanzieren zu können. Ob wir die Dividende ein weiteres Mal erhöhen, hängt vielmehr von der weiteren, operativen Entwicklung unseres Geschäfts ab.

Und wie hat sich hier das Jahr 2014 bisher entwickelt?

Daniel Bieri: In der Klinik Meissenberg sehen wir, wie ich eingangs bereits erwähnt habe, eine sehr erfreuliche Entwicklung und sind hier wieder auf Kurs. Bis Ende März hatten wir eine Auslastung von 90%, und auch die Monate April und Mai sehen gut aus. In Bad Schinznach läuft es ebenfalls sehr gut. Die Privat-Klinik Im Park war bis April zu 100% ausgelastet, das Hotel weist eine Auslastung von 75% auf. Auf die hohe Auslastung im Klinikbereich haben wir reagiert, indem wir sieben Hotelzimmer in Klinikzimmer umgebaut haben. Im Bäderbereich liegen wir aufgrund der warmen Witterung im Frühjahr unter den Vorjahreswerten. Die Investitionen in die Energieversorgung im letzten Jahr werden allerdings dazu beitragen, dass die Energiekosten gesenkt werden können. Aufgrund der aktuellen Entwicklung sind wir zum jetzigen Zeitpunkt zuversichtlich, dass wir 2014 besser als 2013 abschliessen werden.

Werden Sie in den kommenden Jahren weiteren Investitionsbedarf im Bereich der bestehenden Anlagen haben?

Wir möchten die geothermische Energienutzung weiter ausbauen und auch das abgebadete Wasser als Energiespender nutzen. Allein für die Investition in die Wärmepumpe kalkulieren wir insgesamt etwa 3.5 Mio. CHF. Unser Ziel ist es, eine CO2-neutrale Bäderanlage zu betreiben. Zudem bedarf es in der „Aquarena“ eines Refreshments. Ebenfalls planen wir in der Privat-Klinik Im Park eine Erneuerung des Therapiebereiches im Rundbau.

Die Aktie der Bad Schinznach AG ist auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) seit Jahresbeginn um fast 30% auf 2’350 CHF gestiegen. Damit spiegelt der Kurs die aktuell positive Geschäftsentwicklung wider, die insbesondere durch die Verkaufserträge im Immobilienbereich beeinflusst wird. Angesichts der Sonderzahlung aus dem Landverkauf ist eine Bewertung des Titels auf der Basis des Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) wenig sinnvoll. Auch der Buchwert der Aktie, der bei 994 CHF liegt, eignet sich aufgrund der zu vermutenden stillen Reserven im Bereich der Immobilien wenig zur Schätzung eines fairen Wertes je Aktie. Jedoch entspricht die Marktkapitalisierung von derzeit 63.5 Mio. CHF in etwa dem ausgewiesenen Nettobuchwert der Anlagen per Ende 2013 in Höhe von 69.9 Mio. CHF. Ein Indiz für die Substanz der Gesellschaft liefert der Brandversicherungswert der Gebäude, der mit 154.9 Mio. CHF ausgewiesen wird.

Allerdings wird ein Investor von der hohen Substanz wenig profitieren können. Er sollte diese vielmehr als Sicherheitspuffer für schwierigere Zeiten betrachten. Bei einer fortlaufenden positiven Geschäftsentwicklung im Kerngeschäft Bäder und Kliniken, welche durch die Vermietung der Wohnungen in Zug ab 2016 von einem zusätzlichen Ertragsstrom profitieren wird, kann der Anleger mittelfristig auch eine sanfte Erhöhung der Dividenden erwarten. Mit einer Rendite von aktuell 1.7% ist diese nicht gerade üppig. Interessant ist die Aktie daher vor allen Dingen für sehr langfristig denkende Investoren mit einem Faible für Substanzwerte. Zudem erhalten Aktionäre beim Besuch der Generalversammlung pro Aktie vier Billets für Eintritte in die „Aquarena“, was zusätzlich zur Bardividende eine interessante Rendite gerade für Kleinaktionäre darstellt.

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