AZ Medien AG: Unzufrieden mit der Gewinnentwicklung

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Bildquelle: AZ Medien
Bei der AZ Medien brennen auch zu später Stunde noch alle Lichter: Bild: www.azmedien.ch

Auch die AZ Medien-Gruppe kann sich dem schwierigen Umfeld der Medienbranche nicht entziehen. Das vom Verleger Peter Wanner als Verwaltungsratspräsident geführte Unternehmen setzt auf eine breite Aufstellung mit komplementären Angeboten. Diese reichen vom klassischen Zeitungsgeschäft über Radio- und Fernsehstationen bis hin zum neuen Newsportal „Watson“. Um dieses neuartige digitale Nachrichtenportal werde die AZ Medien-Gruppe von den anderen Medienhäusern beneidet, führte Wanner an der Generalversammlung vom 23. Mai vor den Aktionären aus. Nur würden es diese bislang noch nicht zugeben, ergänzte er. Der Verleger geht denn auch davon aus, dass der Anteil der Erträge aus den digitalen Bereichen in spätestens zehn Jahren auf 50% anwachsen wird. Noch bestehe allerdings das Hauptgeschäft im Bedrucken von Papier. Daher habe sich die Gesellschaft auch zur Anschaffung einer neuen Druckmaschine, die im September in Betrieb gehen soll, entschieden.

Im Geschäftsjahr 2013 erlitt die AZ Medien-Gruppe einen Umsatzrückgang um 9.5 Mio. CHF auf 242.2 Mio. CHF (-3.8%). Am stärksten traf es den Bereich Zeitungsverlage mit einem Ertragsrückgang um 7.8 Mio. CHF auf 124.4 Mio. CHF. Aber auch im Ertrag aus den elektronischen Medien war ein Minus von 3.9 Mio. CHF auf 33.9 Mio. CHF zu verbuchen. Positiv entwickelte sich hingegen das Druck- und Vertriebsgeschäft mit einem Ertragsplus von 3.2 Mio. CHF auf 50.6 Mio. CHF. Auf der Kostenseite sanken die Betriebsausgaben um 5.1 Mio. CHF auf 213.6 Mio. CHF. Mit Ausnahme des Materialaufwands, der nur leicht um 0.3 Mio. CHF fiel, wurden in allen Bereichen deutliche Kosteneinsparungen vorgenommen. Dennoch sank das EBITDA (Betriebsgewinn vor Abschreibungen) von 33 Mio. CHF im Vorjahr auf 28.6 Mio. CHF. Wegen der um 1.8 Mio. CHF auf 20.1 Mio. CHF gesunkenen Sachabschreibungen resultierte ein unterproportionales Minus des Betriebsgewinns um 2.6 Mio. CHF auf 8.5 Mio. CHF. Hierbei zu beachten ist indessen, dass die Gesellschaft ausserordentliche Abschreibungen in Höhe von 1.4 Mio. CHF durchführte. Im Vorjahr wurden ebenfalls ausserordentliche Abschreibungen, diese allerdings im Zusammenhang mit nicht mehr genutztem Anlagevermögen in Höhe von 0.3 Mio. CHF, verbucht. Bereinigt um diese Sondereffekte resultiert ein Rückgang des Betriebsgewinns von 10.8 Mio. CHF im Vorjahr auf 7.1 Mio. CHF. Unter dem Strich resultierte ein Jahresgewinn von 1.8 Mio. CHF nach 19 Mio. CHF im Vorjahr. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass im Vorjahr aus dem Verkauf von Anlagevermögen ein Gewinn von 12.8 Mio. CHF erzielt wurde. Zudem war der Steueraufwand im Berichtsjahr um 1.2 Mio. CHF tiefer als im Vorjahr. Auf bereinigter Basis fiel der Reingewinn um 3.3 Mio. CHF. Trotz des massiven Gewinnrückgangs erhalten die Aktionäre eine Dividende von 20 CHF pro Aktie nach 65 CHF im Vorjahr. Die Ausschüttung begründete Wanner mit den guten Aussichten der Gesellschaft und der soliden Bilanz.

Der Fokus im laufenden Jahr liegt in der Umsetzung zentraler Vorhaben der Mediengruppe, erklärte der seit 1. Juni 2013 amtierende CEO Axel Wüstmann. An erster Stelle zu nennen sei hier die Inbetriebnahme der neuen Druckmaschine, für welche die AZ Medien-Gruppe 20 Mio. CHF aufwende. Für das erste Betriebsjahr zeichne sich bereits eine gute Auslastung der neuen Maschine ab. Einen wichtigen Stellenwert nimmt auch die weitere Konsolidierung des Kerngeschäfts ein. Als nicht ausreichend bezeichnete der Firmenchef gegenüber den Aktionären den Reingewinn von 1.8 Mio. CHF für 2013. Die Gesellschaft arbeite an einer Verbesserung, so der CEO. Weitere Sparmassnahmen seien nötig, um dieses Ziel zu erreichen. Im ersten Trimester 2014 zeichnete sich ein Ende des Umsatzrückgangs, der in der Vergangenheit zu beklagen war, ab. So stiegen die Erträge leicht um 0.4 Mio. CHF auf 80.5 Mio. CHF an. Allerdings sank der betriebliche Cashflow von 9.4 Mio. CHF im Vorjahr auf 8.9 Mio. CHF. Dies gehe auf die Kosten für den Ausbau des Fernsehsenders TV24 und die Erweiterung der digitalen Inhalte zurück, welche den Cashflow negativ beeinflusst hätten, berichtete Wüstmann vor den Aktionären.

Die Geschäftszahlen der AZ Medien-Gruppe sind im Hinblick auf die getätigten Investitionen, zu nennen ist hier insbesondere der Investitionsbetrag von 3.6 Mio. CHF für das neue Portal Watson, zu bewerten. Die Aussage des CEO, dass der Reingewinn zu tief ausfalle, ist bei einer Reingewinnmarge von weniger als 1% des Umsatzes wenig überraschend. Inwieweit Einsparungen hier zu einer deutlichen Verbesserung führen, bleibt offen. Sofern sich allerdings die Tendenz des ersten Trimesters 2014 bestätigt, ist zumindest bei den Umsätzen nicht mehr mit einem Rückgang, sondern sogar mit einem leichten Plus zu rechnen. Dies sollte nachhaltig auf die um die Investitionen bereinigten Ertragsmargen durchschlagen. Auf längere Sicht könnte sich der Ausbau der Geschäftsaktivitäten und der Kauf der neuen Druckmaschine in der Form effizienterer Betriebsabläufe im Druck und zusätzlicher Einnahmen auszahlen. Als solide kann die Bilanz mit einem Eigenfinanzierungsgrad von knapp 50% angesehen werden.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Der letztbezahlte Kurs der Papiere lag bei 2’350 CHF, was dem aktuellen Briefkurs entspricht. Gesucht werden die Papiere zu 1’860 CHF. Als unattraktiv müssen die Dividendenrendite von unter 1% und das KGV von knapp 80 auf der Basis des Geldkurses angesehen werden. Auch der Vergleich des Buchwerts von knapp 1’300 CHF per Jahresende 2013 mit dem aktuellen Kurs zeigt keine Unterbewertung der Papiere an. Lediglich der Substanzwert, der den ausgewiesenen Buchwert markant übersteigen dürfte, sollte die aktuelle Bewertung der Papiere rechtfertigen. Fantasie könnten die zahlreichen digitalen Plattformen der AZ Medien-Gruppe in den Kurs bringen. Hier ist insbesondere das Newsportal „Watson“ zu nennen. Ob die Fantasie allerdings gerechtfertigt ist, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Wie der jüngst zu beobachtende Übernahmepoker um die an der Schweizer Börse SIX kotierte Publigroupe zeigt, sind Investoren momentan bereit, für digitale Plattformen sehr hohe Preise zu bezahlen. Im Fokus der Investoren bei Publigroupe steht vor allem die Informationsplattform local.ch. Im Gegensatz zu den Plattformen der AZ Medien-Gruppe erzielt local.ch allerdings ansehnliche Gewinnmargen. Im Kurs der AZ Medien-Titel sind derzeit sehr viele Vorschusslorbeeren für die neuen digitalen Angebote enthalten.

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