Überlicherweise schwanken Umsatz und Gewinn bei der Berner Messeholding Bernexpo Groupe in einem regelmässigen Zyklus. In Jahren mit einer ungeraden Jahreszahl ist das Ergebnis höher, in geraden Jahren niedriger. Grund dafür sind Messen, die nicht jedes Jahr stattfinden. Kein Wunder, dass die Gesellschaft in 2013 – in einem „ungeraden“ Jahr – einen Rekordumsatz von 52.2 Mio. CHF erzielen konnte und das Ergebnis die 5-Mio.-CHF-Grenze überstieg (siehe Blog-Beitrag vom 3. April 2014). An der Generalversammlung vom 20. Juni durften sich die Aktionäre allerdings nicht nur darüber freuen, dass wieder eine Dividende aus Kapitaleinlagereserven von 15 CHF ausgezahlt wird. Positiv überraschte auch CEO Roland Brand mit seiner Aussage zum aktuellen Geschäftsjahr. Bereits im 1. Semester 2014 liege die Bernexpo über den Erwartungen, so Brand vor rund 200 Aktionären. Grund dafür sei insbesondere die nur alle vier bis fünf Jahre stattfindende Baumaschinen-Messe BauMa. Allerdings zeichne sich auch für das 2. Halbjahr eine Rekordzahl an Veranstaltungen ab. „Wir erwarten daher für 2014 wieder einen Umsatzrekord“, so Brand. Der Bernexpo-CEO betonte allerdings auch, dass angesichts aussergewöhnlicher Grossanlässe im laufenden Jahr für 2015 wieder mit niedrigeren Umsätzen zu rechnen sei.
Brand liess es allerdings die längerfristige Perspektive für die Bernexpo-Gruppe nicht ausser Acht. In Bezug auf das im letzten Jahr vorgestellte Projekt „BeLive-Center“ sagte er den Aktionären, dass eine Projektstudie zwischenzeitlich abgeschlossen sei. Investieren würde die Unternehmung in das bis zu 90 Mio. CHF teure Projekt allerdings nur, wenn die Finanzierung auch gesichert sei. Roland Brand machte deutlich, dass es eines der Ziele der Bernexpo Holding sei, die Profitabilität nachhaltig zu sichern. In Zukunft stehe das Messeunternehmen vor drei grossen Herausforderungen: der zunehmenden Technologisierung im Live Marketing, der Individualisierung und der Schaffung von Plattformen für die Begegnungen, bei denen die klassische Messe nur ein Element sei. An allen drei Themen würden Unternehmensleitung und Verwaltungsrat intensiv arbeiten. Nicolas Markwalder, der in den letzten zwölf Jahren die Bernexpo-Gruppe als Verwaltungsratspräsident saniert und in die heutige Form geführt hatte, gab zudem bekannt, an der kommenden GV nicht mehr für das Amt des VRP kandidieren zu wollen (siehe Beitrag aus dem „Bund“ v. 21.6.14). An seiner Stelle soll Franziska von Weissenfluh, im Falle ihrer Wiederwahl, das Verwaltungsratspräsidium übernehmen. Markwalder stellt damit in einem Rekordjahr vorausschauend die Weichen für seine Nachfolgeregelung.
Zur Bernexpo-Gruppe gehören heute die vier Firmen Messepark Bern AG (77.5%), Bernexpo AG (100%), Faircom AG (100%) und Ornaris AG (100%). Während Bernexpo, Faircom (Ferienmessen) und Ornaris (Fachmessen) Messen und Veranstaltungen durchführen, betreibt die Messepark Bern AG die Infrastruktur am Messeplatz Bern. Ornaris wurde erst in 2013 zugekauft. Auf konsolidierter Basis erzielte die Bernexpo-Gruppe einen Umsatz von 52.2 Mio. CHF, wobei der Mietertrag aus Hallen und Plätzen mit 34.3 Mio. CHF (65%) den grössten Anteil ausmachten. Gestiegene Aufwendungen im Personalbereich, der Werbung und höhere Abschreibungen führten zu einem Betriebsergebnis (EBIT), das mit 5.8 Mio. CHF rund 50% über dem Vorjahreswert lag. Deutlich besser als im Vorjahr fiel auch das Finanzergebnis aus, was auf die Teilauflösung der Wertberichtigungen für eigene Aktien im Zusammenhang mit der Kapitalherabsetzung zurückzuführen ist. Nach Minderheiten resultiere ein Gewinn von 5 Mio. CHF. Auch die Bilanz der Bernexpo Holding AG präsentiert sich solide. Allerdings ging die konsolidierte Eigenkapitalquote auf 35.4% zurück, was auf die Kapitalherabsetzung und die Verrechnung des Goodwills für die Akquisitionen der Ornaris AG und der BAM zurückzuführen ist. Weitere Details sind dem Geschäfts- und Finanzbericht 2013 zu entnehmen.
Die Aussagen des CEOs anlässlich der Generalversammlung stimmen auch für das laufende Geschäftsjahr zuversichtlich. Zwar ist damit zu rechnen, dass trotz des erwarteten Umsatzanstiegs keine Sprünge auf der Gewinnstufe resultieren werden. Dennoch ist die Aktie bei Kursen auf OTC-X um die 420 nach wie vor günstig bewertet. An unserer Einschätzung gegenüber dem letzten Beitrag vom 3. April müssen wird daher nichts ändern. Sämtliche Kennzahlen – Kurs/Gewinn-Verhältnis (ca. 7) und die Dividendenrendite (ca. 3.3%) sprechen für den Titel. Durch die Verrechnung des Goodwill aus den Akquisitionen mit dem Eigenkapital liegt dieses tiefer als im Vorjahr, so dass der Buchwert (ausgewiesenes EK je Aktie) nur noch 490 CHF erreicht. Sofern sich das sehr planbare Geschäft nicht überraschend eintrübt und die Unternehmensleitung mit der Finanzierung des Neubaus der Festhalle keine grossen Risiken eingeht, dürfte sich der Aktienkurs dem Buchwert weiter annähern. Einen kurzfristigen Kursgewinn dürfen Investoren bei einem Kauf der Bernexpo-Aktie allerdings, wie übrigens bei den meisten ausserbörslich gehandelten Aktien, nicht erwarten.