Der Zuckerproduzent Schweizer Zucker AG wird auch weiterhin den anhaltenden Preisdruck im internationalen Zuckermarkt zu spüren bekommen. Denn seit dem Wegfall des Leistungsauftrags durch die Eidgenossenschaft im Jahr 2011 ist die Gesellschaft dem freien Zuckermarkt ausgesetzt, schreibt eine am 19. Juni veröffentlichte Analyse von OTC-X Research. Obwohl die frühere Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld AG (ZAF) unter dem neuen Namen „Schweizer Zucker AG“ stark auf „Swissness“ setzt (siehe Bild), dürfte für das laufende Geschäftsjahr aufgrund der sinkenden Zuckerpreise ein Umsatz- und Gewinnrückgang resultieren, so die Analyse.
In der im Dezember beendeten Kampagne 2013 sei die Rübenmenge mit 220’000 Tonnen nochmals um 15.4% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Damit liege die Ernte deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die hohe Nachfrage nach Zucker könne daher nur durch Zukäufe im Ausland gedeckt werden. Für das Geschäftsjahr 2013/14 rechnen die Autoren der Analyse daher mit einem Umsatzrückgang um rund 7% auf 280 Mio. CHF. Auch der Gewinn soll gemäss der Analyse nochmals deutlich tiefer ausfallen und nur noch 2.4 Mio. CHF erreichen. Im Geschäftsjahr 2012/13 lag der Nettoumsatz noch bei 300 Mio. CHF. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) erreichte 31.8 Mio. CHF. Der Reingewinn von 3 Mio. CHF erlaubte eine Ausschüttung von 0.80 CHF pro Aktie (siehe Blog-Beitrag vom 1.4.2014).
Fazit der Analyse: Bei Kursen um die 39 CHF ist die Aktie, gemessen am KGV von knapp 22 für 2012/13 und einer Dividendenrendite von gut 2%, eher hoch bewertet. Der ausgewiesene Buchwert liegt bei knapp 58 CHF pro Aktie und damit um 30% über dem Aktienkurs. Stille Reserven und Rückstellungen lassen einen Substanzwert von mindestens 90 CHF pro Aktie vermuten. Ebenso verfügt die Gesellschaft über einen hohen Bestand an liquiden Mitteln und Wertschriften von 86.4 Mio. CHF, der rund 51 CHF je Aktie beträgt. Allerdings ist aufgrund der Besitzverhältnisse – rund 50% der Aktien gehören den Vereinigungen für Zuckerrübenpflanzer OVZ und WVZ – nicht damit zu rechnen, dass die Aktionäre an der hohen Substanz der Gesellschaft in Form von Sonderdividenden oder spürbar höheren Ausschüttungen partizipieren können.
Besten Dank für Studie und Blog-Beitrag! Aus einer Ertragsperspektive – unter Ausblendung der hohen Substanz – ist die Aktie der Schweizer Zucker AG im Marktvergleich vergleichsweise teuer. Das aktuelle Kursniveau lässt sich angesichts der Lage des Sektors letztlich nur mit Blick auf die hohe Substanz des Unternehmens rechtfertigen. Die feste Aktionärsstruktur und die geringe Abgabebereitschaft der freien Aktionäre dürften den Kurs ebenfalls stützen.
Anleger, die antizyklisch an eine längerfristige Renaissance des Sektors und wieder höhere Zuckerpreise glauben und dabei nicht auf Schweizer OTC-Anlagen fixiert sind, finden im D-A-CH-Raum m.E. aktuell auch angesichts teilweise dramatischer Kursrückgänge interessantere Opportunitäten als die Schweizer Zucker AG.
Die Aktie des europäischen Marktführers Südzucker AG (www.suedzucker.com), im MDAX der mittelgrossen deutschen Unternehmen vertreten, hat seit Anfang Jahr nach einer nochmaligen Gewinnwarnung im April 2014 etwa mehr als 20% ihres Wertes eingebüsst und notiert aktuell mit Kursen knapp über 15 Euro trotz rekordhoher Indexstände unweit der 5-Jahrestiefststände. Von den Anfang 2013 erreichten Höchstständen hat sich die Südzucker-Aktie mehr als halbiert. Über ein Jahr zurück beträgt das Kursminus gut 40%. Hier können sich Anleger der Schweizer Zucker AG freuen, dass ihnen solche Kursrückschläge erspart geblieben sind.
In dem Ende Februar 2014 beendeten Südzucker-Geschäftsjahr 2013/14 sank das Ergebnis je Südzucker-Aktie auf 1,38 Euro (KGV 11). Im Durchschnitt der vergangenen 5 Jahre seit 2009/2010 wurden 1.77 Euro/Aktie verdient, wobei das GJ 2012/2013 besonders erfolgreich war (3.08 Euro). Der am 17. Juli 2014 stattfindenden Hauptversammlung wird eine Dividende von 0.50 Euro (Vorjahr 0.90 Euro) vorgeschlagen, entsprechend einer Rendte von 3.3% auf bereits reduzierter Kurs- wie Dividendenbasis. Der Buchwert des Eigenkapitals beträgt knapp 23 Euro je Aktie. Für das laufende Jahr ist nach den letzten Aussagen der Verwaltung mit einem deutlichen Rückgang des Jahresergebnisses zu rechnen, was im Aktienkurs reflektiert ist.
Auch die mit den Geschäftsfeldern Zucker, Stärke und Frucht breiter abgestützte, auch auf der Ertragsseite gut ausbalancierte und dazu moderat bewertete Agrana AG (www.agrana.com) aus Österreich, ebenfalls zum Südzucker-Konzern gehörend, kann für geduldige Anleger im Zucker-Sektor eine interessante Alternative sein.
Angesichts der sehr starken Kursrückgänge der letzten Monate dürfte jedoch insbesondere die Aktie der Südzucker AG auch relativ zur sehr stabilen Schweizer Zucker AG profitieren können, wenn die europäischen Zuckerpreise „eines Tages“ langfristig doch wieder steigen sollten.
In jedem Fall brauchen Anleger im Zucker-Sektor – diesseits wie jenseits des Rheins – viel Geduld, ehe sich die Welt wieder zum Besseren verändert. Die politischen Unwägbarkeiten gibt es schon heute gratis dazu.