Stadtcasino Baden AG: Wiener Casino-Konzession ist ein Befreiungsschlag für Baden

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Das Grand Casino Wien soll sich mit Spielbanken wie Monte Carlo oder Baden-Baden messen können. Bild: http://www.grandcasinowien.ch
Das Grand Casino Wien soll sich mit Spielbanken wie Monte Carlo oder Baden-Baden messen können. Bild: http://www.grandcasinowien.ch

Im Grand Casino Baden wurde am Freitagabend gefeiert. Doch diesmal waren es nicht die Gäste, die auf einen Jackpot-Gewinn angestossen haben. Diesmal feierten die Mitglieder der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrates. Denn am Freitag gab das Österreichische Finanzministerium bekannt, dass die Stadtcasino Baden AG zusammen mit ihrem Partner, der deutschen Gauselmann-Gruppe, eine Konzession für das Grand Casino Wien im Palais Schwarzenberg erhält. Ob die Konzession einem Jackpot-Gewinn gleichkommt, muss sich allerdings erst zeigen. Jedoch ist der Konzessions-Gewinn in Wien für die Stadtcasino Baden AG ein wichtiger Schritt in ihrer Internationalisierungsstrategie, welche die Abhängigkeit vom Schweizer Glücksspielmarkt reduzieren soll. Denn auf dem Heimmarkt sind die Spielerträge der meisten Schweizer Casinos rückläufig (siehe Blog-Beitrag vom 10. April 2014). Hinzu kommt, dass das Grand Casino in Baden durch das Ende 2012 eröffnete A-Casino in Zürich im Geschäftsjahr 2013 knapp ein Drittel der Spielerträge verloren hat. Und weitere Änderungen in der Gesetzgebung wie das neue Geldspielgesetz könnten weitere negative Auswirkungen auf die Spielerträge in Baden haben.

Aufgrund dieser Entwicklungen dürften sich die Gewinne aus Wien mittelfristig zu einem wichtigen Ertragspfeiler für die Stadtcasino Baden-Gruppe entwickeln. Dazu sind allerdings vorerst Investitionen von etwa 50 Mio. EUR notwendig. Dieser Betrag wird benötigt, um das seit sieben Jahren leer stehende Palais Schwarzenberg umzubauen. Entstehen sollen in dem barocken Stadtschloss mit dem “Premier Casino” und dem “Palais Casino” zwei unterschiedliche Casinobereiche sowie ein nobles Restaurant. Ein Boutique-Hotel der Schwarzenberg’schen Stiftung in einem Seitenflügel wird das Angebot abrunden. Das Grand Casino im Palais Schwarzenberg soll sich mit international renommierten Spielbanken wie Monte Carlo oder Baden-Baden messen können, hatte die Gesellschaft in einer Pressemitteilung geschrieben. Im “Premier Casino” im Gewölbe des Palais sollen 290 Spielautomaten sowie 3 Tische für Black Jack und 3 Tische für American Roulette für Unterhaltung sorgen. Das “Palais Casino” ist dem Grand Jeu vorbehalten. Vier Poker-Tische, sechs American-Roulette-Tische sowie Black-Jack-Tische werden den Gästen in einem sehr gehobenen Umfeld geboten. “Im klassischen Ambiente des Palais Schwarzenberg werden wir internationale Spielkultur modern interpretiert nach Wien bringen”, kündigt Detlef Brose an, der CEO des Grand Casino Baden. Damit ist auch klar, dass er nicht nur ortsansässige Spieler im Fokus hat, sondern auch die sogenannten “High Roller”, die in den grössten Casinos weltweit hohe Spieleinsätze tätigen.

Von den 50 Mio. EUR Investitionskosten haben die Stadtcasino Baden AG und die Gauselmann-Gruppe schon heute 24 Mio. EUR in ihre Projektgesellschaft “Plaza 3″ eingebracht. Die Stadtcasino Baden AG ist mit zwei Dritteln, die Gauselmann-Gruppe mit einem Drittel an dieser Gesellschaft beteiligt (siehe untenstehende Grafik). Auch der übrige Kapitalbedarf von 26 Mio. EUR ist bereits durch Kreditzusagen von Banken gesichert. Allerdings weist Marcel Tobler, Finanzchef der Stadtcasino Baden-Gruppe, darauf hin, dass die Gesellschaft weitere Optionen zur Beschaffung des Kapitalbedarfs prüfe. “Wir müssen die bestmögliche Option für das Wiener Projekt wählen. Das sind wir unseren Aktionären schuldig”, so Tobler. Einen genauen Eröffnungstermin kann die Gesellschaft heute noch nicht nennen. Detlef Brose erwartet allerdings, dass das Grand Casino in Wien sicher noch im Geschäftsjahr 2015 seine Pforten öffnen wird. Mit dem ersten vollen Geschäftsjahr ist dann 2016 zu rechnen. Laut Konzessionsgesuch soll der Betrieb in Wien dann einen Bruttospielertrag (BSE) von 27 Mio. EUR erzielen. Da die Spielbankenabgabe in Österreich mit 30% deutlich geringer als in der Schweiz ist, erwartet die Gesellschaft einen EBIT von rund 7 Mio. EUR. Zum erwarteten Reingewinn äussert sich die Gesellschaft nicht, da dieser insbesondere von der Höhe der Finanzierungskosten beeinflusst wird. Allerdings ist damit zu rechnen, dass der Gewinn im Bereich von 3 bis 4 Mio. EUR liegen dürfte. Bis zum Ablauf der auf 15 Jahre festgelegten Konzession soll der BSE auf 42 Mio. EUR und der Free Cashflow auf 15.8 Mio. EUR steigen. Zum Start werden in Wien 180 Vollzeit-Mitarbeiter beschäftigt.

Die Überraschung in Wien und in Baden war gross, als die Stadtcasino Baden AG und ihr Juniorpartner Gauselmann den Zuschlag für die Casino-Konzession in Wien erhalten haben. Denn insbesondere lokale Medien hatten damit gerechnet, dass die österreichischen Firmen Casinos Austria und Novomatic beide zum Zuge kommen würden. Doch im Gegensatz zu Novomatic ist Casinos Austria leer ausgegangen. Hingegen hat das schweizerisch-deutsche Unternehmen das Rennen gemacht. Für die Stadtcasino Baden AG könnte die Wiener Konzession zu einem Befreiungsschlag werden. Denn für die Schweizer Betriebe in Baden und Davos ist mittelfristig eher mit stagnierenden oder gar weiterhin rückläufigen Spielerträgen zu rechnen. Das Veranstaltungsgeschäft des “House of Entertainment” kann die zurückgehenden Erträge aus dem Spiel nur teilweise kompensieren, auch wenn der Betrieb des Kongresszentrums “Trafo” sicherlich über Potenzial verfügt. Allerdings ist das Kongress- und Veranstaltungsgeschäft nicht sehr margenträchtig. Daher dürften die spätestens ab 2016 sprudelnden Erträge in Wien ein willkommener zusätzlicher Erlösstrom sein. Im letzten Jahr lag der konsolidierte Reingewinn der Stadtcasino Baden AG bei 4.5 Mio. CHF. Sofern das Grand Casino Wien den prognostizierten BSE von über 27 Mio. EUR erreicht und Jahr für Jahr steigern kann, könnte der Reingewinn bei 3.5 bis 5 Mio. CHF (3 bis 4 Mio. EUR) liegen. Nach Abzug des Minderheitsanteils der Gauselmann-Gruppe von einem Drittel verbleiben für die Stadtcasino Baden AG noch 2.4 bis 3.4 Mio. CHF zusätzlicher Reingewinn. Sofern die Spieleinnahmen in der Schweiz nicht mehr weiter zurückgehen, sollte der Reingewinn der Stadtcasino Baden-Gruppe wieder auf das Niveau von 8 Mio. CHF steigen. Auch höhere Ausschüttungen wären dann wieder denkbar. Die grössten Risiken bleiben nach wie vor die regulatorischen Veränderungen, der wachsende Wettbewerb durch Internetcasinos sowie die Unsicherheiten über den Erfolg des Wien-Projektes. Derzeit werden die Aktien auf der Handelsplattform OTC-X zu Kursen um die 510 CHF gehandelt. Sie liegen damit leicht über dem 2013er Buchwert von 490 CHF und stellen damit für risikofreudige Anleger eine interessante Einstiegsmöglichkeit in die erste Schweizer Casino-Aktie mit einem Auslandsengagement dar. Das aktuelle Kurs/Gewinn-Verhältnis beträgt moderate 13. Ab 2016 ist mit einem kräftigen Gewinnschub aus der Wien-Beteiligung zu rechnen, der sich dann auch positiv auf den Kurs auswirken könnte. Vorsichtige Anleger sollten allerdings erst den Fortschritt in Wien und die Verabschiedung des neuen Geldspielgesetzes abwarten, bevor sie ein Investment in die Aktien der Stadtcasino Baden AG tätigen.

Die Stadtcasino Baden AG hält zwei Drittel an dem neuen Casino in Wien (Plaza 3 Entertainment Development AG).

1 Kommentar

  1. Die Casinoeröffnung in Wien dürfte noch etwas dauern, da Casinos Austria gegen den Konzessionsentscheid Widerspruch eingelegt hat. Mit einer Eröffnung wird nicht vor Ende 2015 gerechnet. Jetzt hat Detlef Brose, CEO des Grand Casino Baden, neue Pläne. Er möchte in Deutschland weiter expandieren und plant die Bewerbung um eine Konzession in Berlin, wie die Handelszeitung berichtet. http://www.handelszeitung.ch/unternehmen/grand-casino-baden-will-nach-berlin-expandieren-658888

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