Gotthard Raststätte A2 Uri AG: ist wieder auf Wachstumskurs

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Das neu gestaltete Raststättengebäude an der A2. Bild: zvg
Das neu gestaltete Raststättengebäude an der A2. Bild: zvg

Die Gotthard Raststätte A2 Uri AG konnte im Geschäftsjahr 2013 den Trend rückläufiger Einkünfte beenden. Der an der Generalversammlung (GV) vom 17. Juni 2014 zurückgetretene VR-Präsident Peter Mattli bezeichnete das abgelaufene Jahr als “äusserst erfolgreich”. Nur lobende Worte fand Mattli an der GV auch für den seit April 2012 amtierenden CEO Alois Keiser. Die Zusammenarbeit mit ihm sei sehr erfreulich und von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägt. Dies sei ein wichtiger Faktor für den guten Geschäftsgang der Gesellschaft im 2013 gewesen, ergänzte Mattli. Die Gotthard Raststätte wird hauptsächlich von Touristen aus dem europäischen Ausland frequentiert. Deren Hauptreisezeit fällt in die Sommermonate, so dass die Gesellschaft Mattli zufolge rund 50% der Gesamterlöse im Zeitraum Juni bis September erwirtschaftet. Dies im Gegensatz zur weiter nördlich, ebenfalls an der Autobahn A2 gelegenen Raststätte der Lurag Luzerner Raststätten AG, die in den Sommermonaten eher tiefere Erlöse generiert. Die Lurag erzielt den Grossteil der Erlöse mit den Berufspendlern aus der Region Luzern, die während der Ferienmonate zumindest teilweise abwesend sind. Über die Geschäftszahlen der Lurag berichteten wir in einem Blogbeitrag, der hier nachgelesen werden kann.

Das Geschäftsjahr 2013 war für alle Geschäftseinheiten der Gotthard Raststätte erfolgreich. Die Firma hat die Geschäftstätigkeit in die drei Profitcenter Tankstelle, Shop und Gastronomie unterteilt. Die Gastrosparte beinhaltet zudem das Seerestaurant am Südufer des Vierwaldstättersees, welches ebenfalls von der Gotthard Raststätte betrieben wird. Von den Gesamterlösen in Höhe von 29.6 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Anstieg von 4.4% entspricht, gingen 40% respektive 11.1 Mio. CHF auf das Konto der Tankstelle. Diese verzeichnete einen Anstieg des Literabsatzes um beachtliche 10.2% auf 6.15 Millionen Liter bei einem Erlösplus von 6.1%. Mitverantwortlich für den starken Anstieg war die Eröffnung einer Flüssiggaszapfstelle im Mai 2013, an der 380´000 Liter verkauft wurden. Erstmalig seit mehreren Jahren konnte auch im Gastronomiegeschäft, welches 35% zu den Erlösen beisteuert, ein Ertragsplus von 4.2% auf 8.6 Mio. CHF verzeichnet werden. Trotz des schlechten Wetters im ersten Semester 2013 stiegen die Erlöse im Seerestaurant um 2.7% an. Im Shop legten die Verkäufe um 2.7% auf gut 7 Mio. CHF zu. Dank einer Optimierung des Angebots und einer effizienteren Warenlagerverwaltung gelang es, die Bruttogewinnmarge von 41.6% im Vorjahr auf 42.8% zu steigern.

Auf der Kostenseite werden die Effekte der innerbetrieblichen Optimierungen deutlich. So stiegen die Warenaufwendungen nur um 2.1% auf 15.6 Mio. CHF an. Die Lohnkosten sanken sogar um 3.2% auf 6.5 Mio. CHF. Mittels einer ausgeklügelten Anpassung des Personalbestands an den Bedarf der Raststätte besonders in den umsatzschwachen Monaten konnte eine deutliche Optimierung erzielt werden. Bei einem Betriebsaufwand auf Vorjahresniveau von 3.3 Mio. CHF resultierte ein deutlicher Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 46% auf 3.8 Mio. CHF. Leicht tiefere Abschreibungen liesen den EBIT sogar um 85.5% auf 2.5 Mio. CHF anwachsen. Der Reingewinn übertraf erstmals die Marke von 2 Mio. CHF und überstieg damit den Vorjahreswerst um fast das Doppelte. Die Aktionäre erhalten eine um 1 CHF auf 7.50 CHF erhöhte Dividende.

Für das laufende Jahr erwartet die Gesellschaft eine Fortführung des positiven Vorjahrestrends, sofern die verbesserte Ausgabenbereitschaft der Reisenden in den Sommermonaten anhält. Keine positiven Neuigkeiten sind vom Raststättenprojekt im österreichischen Hörbranz zu vermelden. Das Projekt ist nach wie vor durch die Gegner blockiert. Diese Blockade könne sich noch länger hinziehen. Für die Gotthard Raststätte entsteht hieraus aber kein Schaden, da sie erst beim Baubeginn die Investitionszusage von 776´000 EUR bezahlen muss. Bei der Raststätte Knonauer Amt, an der die Gotthard Raststätte mit 20% beteiligt ist, läuft derzeit die Sanierung. Es sind verschiedene Lösungen vorgeschlagen worden, die einen rentablen Betrieb der Anlage ermöglichen sollen.

Die von der Gotthard Raststätte vorgelegten Zahlen fallen gut aus. Hierbei ist nicht nur die deutliche Verbesserung des Reingewinns und die Erhöhung der Dividende zu nennen, sondern auch die Verbesserung der Bilanzkennzahlen. So konnte der Eigenmittelanteil weiter ausgebaut werden und erreichte per Jahresende 2013 beachtliche 57.5% der Bilanzsumme. Auch die Aussichten für das laufende Jahr fallen positiv aus. Indessen vollkommen offen sind die Auswirkungen der für das Jahr 2017 geplanten Sanierung des Gotthardstrassentunnels. Sollte dieser für die Dauer der Arbeiten geschlossen werden, wird die Raststätte für diesen Zeitraum ebenfalls mangels Besuchern schliessen müssen. Ein entsprechender Hinweis findet sich auch im Geschäftsbericht der Gesellschaft, was sehr positiv zu bewerten ist. Nach aktueller Einschätzung des Autors erscheint jedoch eine vollständige Schliessung des Gotthardtunnels als sehr unwahrscheinlich. Das Szenario einer zweiten Röhre findet zusehends Anhänger. Diese würde es ermöglichen, dass der Verkehr auf der für den gesamten schweizerischen Verkehr sehr wichtigen Gotthardachse auch während der Sanierungsphase des Tunnels weiterhin durch den Tunnel rollen kann.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank gehandelt. Seit Jahresbeginn sind die Papiere markant von Kursen um 120 CHF auf die zuletzt bezahlten Kurse von 168 CHF geklettert. Damit übersteigt der Kurs den ausgewiesenen Buchwert um fast 40%. Auf der Basis des Kurs/Gewinn-Verhältnisses werden die Aktien mit einem KGV von unter 10 für 2013 gehandelt und sind damit nicht nur im Branchenvergleich attraktiv bewertet. Zudem fällt die Dividendenrendite mit 4.4% recht üppig aus. Eine Kürzung der Ausschüttung ist zumindest für das laufende Jahr keinesfalls zu erwarten, weswegen der Kurs kaum markant fallen dürfte. Weitere Kursanstiege sind aber zumindest kurzfristig kaum zu erwarten. Die Aktien eignen sich vor allem für Anleger mit einem Faible für Dividendenwerte zur Anlage, die einen allfälligen Dividendenausfall im Fall der Schliessung des Gotthardstrassentunnels, verkraften können. 

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