Die Bergbahnen Adelboden AG musste im Geschäftsjahr 2013/14, welches per 31. Mai 2014 endete, einen Verlust von 282’000 CHF nach einer schwarzen Null im Vorjahr ausweisen. Trotz der teilweise sehr ungünstigen Witterungsbedingungen konnten die Gesamterträge auf dem Vorjahresniveau von 15.9 Mio. CHF gehalten werden. Deutliche Einbussen um knapp 11% auf 860’000 CHF waren bei den Sommerverkehrserträgen zu verzeichnen. Diese steuern allerdings nur rund 5% zu den Gesamterlösen bei. Hauptverantwortlich für den Rückgang war die mit dem Bau der neuen Kombibahn verbundene Schliessung der Gondelbahn Geils-Hahnenmoos. Im wichtigen Wintergeschäft konnten indessen die Verkehrserträge mit 10.7 Mio. CHF auf Vorjahresniveau gehalten werden. Allerdings wurde der 5-Jahres-Durchschnitt von 11.05 Mio. CHF um 3.2% verfehlt. Wie das Unternehmen im aktuellen Geschäftsbericht schreibt, gelang es erstmals seit Jahren, den Negativtrend bei den Ersteintritten ins Skigebiet zu stoppen und leicht höhere Zahlen zu erreichen. Möglicherweise hat die neue Kombibahn zur positiven Entwicklung beigetragen. Diese hat Firmenangaben zufolge die Budgeterwartungen sicher erfüllt. Gleichzeitig führte der fehlende Schnee dazu, dass die Piste Vordersilleren erst am 25. Februar 2014 geöffnet werden konnte, was zu einschneidenden Einbussen bei den Erträgen an der Gondelbahn Bergläger-Sillerenbühl führte. Auch bei der Sesselbahn Aebi mussten Frequenzrückgänge um rund 5% verzeichnet werden, was in der Summe zu einer Ertragseinbusse im Gebiet Silleren von mindestens 250’000 CHF führte.
So konnten die Einnahmen aus dem Bahnbetrieb die Erwartungen deutlicher Mehrerträge infolge der Grossinvestitionen nicht erfüllen. Wie in zahlreichen anderen Skigebieten führten die ungünstigen Witterungsbedingungen und der nicht vorhandene natürliche Schnee zu einer negativen Entwicklung. In Adelboden zeichnet sich ab der kommenden Wintersaison indessen eine Entspannung ab. Aktuell wird im Bereich Vordersilleren eine neue Beschneiungsanlage installiert. Damit soll dieser problematische Teil des Gebiets zukünftig auch bei fehlendem natürlichen Schnee vollständig genutzt werden können.
Stark wetterabhängig sind auch die Erträge der Bergrestaurants. Die Terrassen werden nur bei schönem Wetter besucht, was sich in den Erträgen des Berichtsjahres widerspiegelt. So wurden auch in diesem Bereich die Durchschnittswerte der letzten fünf Jahre mit einer Abweichung von 6.5% verfehlt. Allerdings gelang es dank einer längeren Saisondauer, dennoch die Erträge um 150’000 CHF auf 2.66 Mio. CHF auszuweiten. Die Kehrseite der Medaille stellen die um 100’000 CHF auf 1.26 Mio. CHF angestiegenen Personalkosten dar. Die Gesellschaft bezeichnet den Personalaufwand im Verhältnis zum Warenertrag als zu hoch. Eine vom Verwaltungsrat eingesetzte Projektgruppe evaluiert Verbesserungsmöglichkeiten.
Auf der Aufwandsseite steht dem Plus der Betriebskosten des Restaurants um 130’000 CHF ein Minus der betrieblichen Aufwendungen von 210’000 CHF aus dem Bahnbetrieb gegenüber. So konnte das EBITDA (Betriebsgewinn vor Abschreibungen) auf dem Vorjahresniveau von 4.9 Mio. CHF gehalten werden. Die Investitionen in die neue Gondelbahn liess den Bedarf an Sachabschreibungen um gut 200’000 CHF auf 5 Mio. CHF ansteigen. Zeitgleich erhöhten sich die Finanzierungskosten wegen der gestiegenen langfristigen Verbindlichkeiten (von 6.1 Mio. CHF auf 18.6 Mio. CHF) um gut 75’000 CHF auf 330’000 CHF. Unter dem Strich führte dies zu einem Verlustausweis.
Weitere grössere Investitionen stehen im Jahr 2015 auf der Agenda. Geplant sind der Neubau der Sesselbahn Bergläger-Höchst und die Erstellung der zugehörigen Nebenanlagen in der Form von Pisten, Wanderwegen, Geländemodulationen und einer Beschneiungsanlage. In engem Kontakt mit den Behörden wird die Umsetzung für den Sommer 2015 vorangetrieben.
Die Kennzahlen der Gesellschaft reflektieren die ungünstigen Witterungsbedingungen und die Kosten der neuen Kombibahn von knapp 12 Mio. CHF. Angesichts dieser Faktoren können die Zahlen der Erfolgsrechnung als durchschnittlich angesehen werden. Sehr positiv zu bewerten ist die rasche Reaktion auf die ungenügenden Margen im Restaurantbereich und der weitere Ausbau der Beschneiungsanlagen im Gebiet Silleren. Zwar wird der Ausbau die Jahresrechnung belasten, dürfte sich aber mittelfristig auszahlen. Sofern die erhoffte Ertrags- und Margensteigerung gelingt, sollte es auch möglich sein, den betrieblichen Cashflow, der als knapp ausreichend für die Erneuerung der Sachanlagen bis zum Ende der ordentlichen Betriebsdauer angesehen werden kann, zu verbessern. Mit dem aktuellen Wert von rund 4.7 Mio. CHF ist die Gesellschaft in der Lage, die Sachanlagen innert 25 Jahren zu erneuern. Sofern keine Anlage vorzeitig, d.h. vor dem Ablauf der maximal üblichen Nutzungsdauer von 30 Jahren, erneuert werden muss, können die Erneuerungen aus den eigenen Mitteln finanziert werden. Allerdings gelang es der Gesellschaft nicht, einen genügend hohen Cashflow zu erwirtschaften, um alle Sachabschreibungen zu finanzieren. Diese Situation ist langfristig nicht tragbar. Dank der soliden Bilanz mit einer Eigenmittelquote von gut 50% kann das Unternehmen allerdings ein paar schlechte Jahre ohne grössere Blessuren überstehen.
Für die nächsten Jahre wird es entscheidend sein, ob es gelingt, die betrieblichen Erträge und den Cashflow zu erhöhen, um langfristig die notwendigen Erneuerungen zu finanzieren. Neben der neuen Sesselbahn im 2015 sind in den nächsten Jahren noch ein paar wenige Liftanlagen zu ersetzen, was die Gesellschaft nicht vor grössere Probleme stellen dürfte. Als erster Indikator kann die kommende Wintersaison angesehen werden. Dank der neuen Kombibahn und der erweiterten Beschneiung sollte eine Ertragssteigerung möglich sein. Gleichzeitig sollte es gelingen, den Cashflow zumindest an den Betrag der Abschreibungen anzunähern.
Die Aktien sind auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gelistet. Auf der Basis des letztbezahlten Aktienkurses von 3.05 CHF werden die Titel mit einem deutlichen Abschlag gegenüber dem ausgewiesenen Buchwert von rund 13 CHF gehandelt. Dieser Discount reflektiert das Unternehmens- und Branchenrisiko deutlich. Auf dem aktuellen Niveau dürfte selbst bei einer sehr schwachen Saison 2014/15 kein weiterer Kursrücksetzer zu erwarten sein. Zeitgleich sollten auch bei einer sehr positiven Geschäftsentwicklung keine markanten Kursgewinne zu erwarten sein. Das Papier erscheint angesichts der Kennzahlen Kurs/Buchwert-Verhältnis und Kurs/Cashflow-Verhältnis als sehr günstig. Die von vielen Investoren geschätzte Ausschüttung einer Dividende dürfte allerdings auch in den kommenden Jahren kaum zur Debatte stehen. Jedoch bietet die Gesellschaft den Aktionäre eine sehr attraktive Naturaldividende in der Form von Aktionärstagen und Konsumationsgutscheinen für GV-Besucher. Eine detaillierte Aufstellung kann unserem Beitrag über Naturaldividenden, der hier nachgelesen werden kann, entnommen werden. Für Anteilseigner aus der Region, welche die zahlreichen Vergünstigungen nutzen können, stellen die Titel eine attraktive Anlagemöglichkeit dar.
Auf der GV am 11. Oktober erfuhren die Aktionäre, dass die Finanzierung der Sesselbahn Bergläger-Höchst gesichert ist. Die Gesamtkosten der neuen Bahn liegen inklusive der Beschneiungsanlagen bei 10 Mio. CHF bestätigte uns der CEO Markus Hostettler auf Nachfrage. Die Investitionen lassen die Fremdfinanzierung im nächsten Jahr nochmals ansteigen, erklärte der VR-Präsident Emanuel Aelig. Damit werde der Höchststand der Verschuldung erreicht. In den Folgejahren hat die Reduktion der Schulden oberste Priorität. Dies sei auch notwendig, um die in ein paar Jahren anstehende Erneeuerung der Gondelbahn Adelboden-Silerenbühl finanzieren zu können. Es gebe verschiedene Varianten für eine neue Bahn. Mit grossem Interesse verfolgt die Gesellschaft das Projekt V-Bahn in Grindelwald. Eine vergleichbare Lösung ist auch für Adelboden denkbar. Beide Orte verfügen über eine ähnlich gelagerte Problematik des Zugangs zu den Skigebieten. Die Gäste von Adelboden müssen vom Dorf nach Oey gelangen und die Gäste von Grindelwald nach Grund, um den Grossteil des Pistenanagebots nutzen zu können.