Carlo Gavazzi Holding AG: Ausbau des aussereuropäischen Geschäfts als Wachstumstreiber

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Elektrische Schaltkontakte und Überspannungsschürze gehören auch zur Produktpalette von Gavazzi. Quelle: Carlo Gavazzi Holding AG
Elektrische Schaltkontakte und Überspannungsschürze gehören auch zur Produktpalette von Gavazzi. Quelle: Carlo Gavazzi Holding AG

Das Industrieunternehmen Carlo Gavazzi AG ist auf die Entwicklung, Produktion und Vermarktung elektronischer Komponenten für die Automation spezialisiert. An der Investora 2014 präsentierte CEO Vittorio Rossi die Eckwerte des Geschäftsjahres 2013/14, welches per 31. März 2014 endete, und die Zukunftsvisionen der Gesellschaft. Die Erlöse stiegen im Berichtsjahr leicht um 1.7% auf 140.6 Mio. CHF an. Nicht mit dieser positiven Umsatzentwicklung mitzuhalten vermochte der Reingewinn, der um 10.4% respektive um 1.3 Mio. CHF auf 11.2 Mio. CHF fiel. Der Grund für das Gewinnminus ist der Anstieg des Euros gegenüber dem Dollar, was zu einem Minus aus Währungseffekten von 1.4 Mio. CHF im Vergleich gegenüber dem Vorjahr führte. Die Gesellschaft verfügt, wie Rossi darlegte, über eine solide Bilanz mit einer Eigenmittelquote von 72.5% und über eine positive Nettoliquidität von 46.1 Mio. CHF zum Bilanzstichtag. Gavazzi nutzte die solide Finanzstruktur dazu, den Aktionären eine hohe Dividende auszuzahlen. Eine klare Absage erteilte Rossi einer Tiefzinspolitik von Gavazzi. Angesichts der guten Finanzlage könne es sich die Gesellschaft erlauben, die Gewinne nahezu vollständig an die Anteilseigner auszuschütten.

Für die Finanzierung des Firmenwachstums stehen der Gesellschaft genug selbst erarbeitete Mittel zur Verfügung. Diese will Rossi auch gezielt einsetzen, um in Asien sowie Nord- und Lateinamerika zu wachsen. In diesen Regionen erwartet der Firmenchef eine Fortsetzung des starken Wachstums. So legte Gavazzi im Geschäftsjahr 2013/14 in den Regionen Asien-Pazifik um 12.4% und in Nordamerika um 5.8% zu. Hingegen litt Europa noch unter den Nachwehen der Finanzkrise, was sich in einem Erlösminus von 2.3% niederschlug. Allerdings erkennt Rossi hier zusehends positive Signale, die sich zumindest in einer Abflachung der Rückgänge niederschlagen. Die grössten Chancen bestehen für Gavazzi allerdings ausserhalb des europäischen Marktes. Als Beleg führte Rossi die Erhöhung der Erlösanteile des aussereuropäischen Geschäfts von gut 20% im Geschäftsjahr 2010/11 auf rund 33% im Berichtsjahr an. Besonders wichtig sei für Gavazzi Nordamerika als der Markt mit dem grössten Potenzial.

Gavazzi möchte zudem auch neue Absatzmärkte erschliessen. Um in einen solchen Markt einzutreten, müssen nach Angaben der Gesellschaft folgende Kriterien erfüllt sein: Ein Umsatzpotenzial von mindestens 200 Mio. Euro, ein überdurchschnittliches Wachstumspotenzial und die Möglichkeit, verschiedene Komponenten zu verkaufen. Gerade in der breiten Angebotspalette sieht Gavazzi gute Chancen für die Zukunft. Dennoch ist das Unternehmen in der Lage, den Kunden spezifische Lösungen für einzelne Anlagen wie etwa Steuerungssysteme für Parkhäuser, die an die jeweiligen baulichen Verhältnisse wie die Verkabelung und die Grösse der Räumlichkeiten angepasst werden können, anzubieten. Durch diese Möglichkeit grenzt sich Gavazzi von den Branchengrossen ab. Die Branchenleader sind im Gegensatz zu Gavazzi in der Lage, komplette Lösungen für alle Systeme eines Objekts anzubieten inklusive der kompletten elektrischen und elektronischen Installation. Wegen der Grösse ist es diesen Unternehmen allerdings nur möglich, Standardsysteme anzubieten, da die Herstellung von kundenspezifischen Systemen aus Kostengründen zu aufwendig wäre. Genau hier setzt Gavazzi mit einer schlanken Kostenstruktur und einem hohen Know how an. Dies soll auch zukünftig so bleiben.

Ein neues Geschäftsfeld stellt die Agrartechnik dar. In diesem Bereich steigen die Anforderungen sehr stark an und so ist besonders bei der Lebensmittelverarbeitung die detaillierte Nachverfolgbarkeit aller Produkte der gesamten Produktionskette ein sehr wichtiger Faktor der verschärften Anforderungen an die Produzenten. Doch auch die Versorgung der Tiere mit genau dosierten Futtermengen ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Da die einzelnen Tiere ebenso wie die einzelnen Produktionsbetriebe sehr individuell sind und sich erheblich voneinander unterscheiden, bieten sich hier für Gavazzi gute Chancen. So konnte etwa im September ein Grossauftrag einer Hühnerfarm verbucht werden.

Gavazzi ist ein gut aufgestellter Nischenplayer in einem interessanten Wachstumsmarkt. Das Unternehmen verfügt über eine solide Bilanz und erzielt interessante Ertragsmargen. Als von der Familie Gavazzi in nunmehr dritter Generation beherrschtes Unternehmen steht für die Firma die langfristige gute Entwicklung im Fokus. Ein wichtiges Augenmerk wird auf die Erzielung eines ansehnlichen Gewinns, der eine hohe Dividendenausschüttung erlaubt, gelegt. Auf kurzfristige Gewinnmöglichkeiten wird ebenso wie auf Wachstum durch Grossakquisitionen bewusst verzichtet. Dies führt dazu, dass keine Sprünge in der Geschäftsentwicklung zu erwarten sind.

Die Aktien der Gesellschaft werden an der schweizerischen Börse SIX Swiss Exchange gehandelt. Gemessen am letztbezahlten Kurs in Höhe von 236.50 CHF weisen die Titel auf der Basis der letzten Dividendenzahlung im August 2014 eine sehr attraktive Rendite von 5.1% auf. Bei einem Reingewinns in Höhe von 15.70 CHF pro Aktie erscheinen die Titel mit einem KGV von 15.4 nicht günstig. Die Zukunftsaussichten sind jedoch weiterhin intakt und es erscheint zumindest sehr wahrscheinlich, dass die Anteilseigner für das laufende Geschäftsjahr zumindest eine Ausschüttung in Vorjahreshöhe erwarten dürfen. Angesichts der nach wie vor anhaltenden Tiefzinsphase sind die Titel von Gavazzi vor allem für diejenigen Anleger interessant, die einen Wert auf eine hohe Ausschüttung legen. Das Potenzial für Kurssteigerungen erscheint hingegen begrenzt, während das Risiko von Kursrücksetzern ebenfalls nicht als hoch einzustufen ist.

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