Crealogix Holding AG: Investitionen treiben Transformation voran

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Das Softwareunternehmen Crealogix setzt voll auf ihre Digital Banking Plattform. Bild: www.crealogix.ch

Die Finanzindustrie ist im Umbruch. Allerdings tun sich viele klassische Finanzinstitute immer noch schwer, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Innovationen werden heute meist von jungen Unternehmen aus der sogenannten FinTech (Financial Technology) Branche vorangetrieben. Eines davon ist der Zürcher Softwareentwickler und IT-Dienstleister Crealogix Holding AG, der sich in diesem Jahr auch erstmals auf der vom Forschungsinstitut IDC publizierten Liste der Top 100 FinTech-Anbieter weltweit wiederfindet.

Mit ihren Lösungen im Bereich Online Banking liegen die Zürcher im Trend. Eine Studie des Instituts für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich zeigt, dass 2013 bereits rund 63% der Schweizer User Online-Banking-Angebote nutzen. Gemäss einer aktuellen Befragung der Nachrichtenagentur SDA wird neben dem klassischen E-Banking auch vermehrt das Smartphone für Bankgeschäfte genutzt. Diese Entwicklungen finden nicht nur in der Schweiz statt. Auf der ganzen Welt können dieselben Tendenzen beobachtet werden.

Crealogix ist, verglichen mit den vielen Startups in der FinTech-Szene, seit langer Zeit dabei und hat viele Erfahrungen sammeln können. Seit seiner Gründung 1996 hat sich das Unternehmen über die Jahre Standbeine in den Bereichen „E-Banking“, „E-Payment“ sowie „E-Learning“ aufgebaut. Zu den Kunden zählen heute beispielsweise PostFinance, Credit Suisse oder auch die französische Grossbank Société Générale. Seit 2010 befindet sich das Unternehmen gemäss einer Präsentation des Managements an der Investora 2014 in einem dreistufigen Transformationsprozess. Das Ziel ist es, das Unternehmen noch stärker auf die Finanzindustrie auszurichten und „Innovative Lösungen für die digitale Bank von Morgen zu entwickeln und zu implementieren“. Der ganze Prozess steht unter dem Leitspruch „The trend is our friend“.

Die erste Phase des Projekts startete bereits 2010 und endete mit dem Geschäftsjahr 2013/2014 am 30. Juni 2014. Sie war geprägt durch hohe Investitionen in die Entwicklung des Produkteportfolios. Dabei entstand auch das neue Aushängeschild von Crealogix, die „Digital Banking Plattform“. Diese zeichnet sich gemäss den Entwicklern durch ihre offene und schlanke Architektur aus, was Weiterentwicklungen einfach und kostengünstig macht. Kunden sei es auch möglich, eigene Anwendungen in die Plattform einzubinden. Crealogix wirbt weiter damit, dass das Aussehen der Plattform auch sehr einfach an das Corporate Design des Kunden angepasst werden kann, wie das folgende Video von Crealogix zeigt

https://www.youtube.com/watch?v=BYsbgYkQpAA#t=57

Crealogix ist es während der ersten Phase ausserdem gelungen, weitere ausländische Kunden zu gewinnen. Mit der Banque Calédonienne d’Investissement, einer Bank beheimatet im Pazifikstaat Neukaledonien, ist nach eigenen Angaben erstmals ein asiatisches Finanzinstitut darunter. Weiter wurden in London, Singapur und Wien rechtlich unabhängige Tochtergesellschaften gegründet.

Auch die zweite Phase, die unter dem Motto „Aufbau“ läuft und das aktuelle Geschäftsjahr 2014/2015 prägen wird, steht im Zeichen der Internationalisierung. Dabei sollen die neu gegründeten Tochtergesellschaften voll operativ tätig werden und zusammen mit den bereits bestehenden Standorten Zürich und Stuttgart ein starkes Vertriebsnetz bilden. Zusätzlich soll ein internationales Netzwerk an Partnern aufgebaut werden.

Der Transformationsprozess hat sich in den beiden ersten Phasen auch auf die Finanzzahlen ausgewirkt. Der Umsatz konnte 2013/2014 dank den gegenüber dem Vorjahr um 16.3% höheren Lizenzerträgen um 1.6% auf 50.1 Mio. CHF gesteigert werden. Knapp die Hälfte des gesamten Umsatzes entstand im Lizenzgeschäft, und mehr als jeder vierte Franken des Umsatzes wurde im Ausland erzielt. Bei einem ungefähren Lizenzpreis von 750’000 bis zu 1.2 Million Franken bedeutet dies, dass Crealogix in diesem Bereich wohl 20 bis 30 Kunden hat. Diese Schätzung wurde vom Management in der Q&A-Session an der Investora 2014 bestätigt. 2013/2014 wurden Investitionen in der Höhe von 6 Mio. CHF getätigt. Der grösste Teil davon war ein Darlehen über 4.1 Mio. CHF an die assoziierte Personal-Finance-Plattform Qontis, an der auch die Neue Zürcher Zeitung beteiligt ist. Der anteilige Verlust von Qontis wurde dabei gegen das Darlehen verbucht, was in einem Nettodarlehen mit Rangrücktritt von 3.2 Mio. CHF resultierte. Weiter hat sich Crealogix mit 0.6 Mio. CHF am isländischen Softwarehersteller Meniga beteiligt. Meniga entwickelt Personal-Finance White-Label Lösungen. Die getätigten Investitionen werden von Crealogix traditionellerweise nicht aktiviert, sondern über das Eigenkapital abgeschrieben. Dies führte zu einem Einbruch des EBIT um 84% von 3.1 Mio. CHF auf 0.5 Mio. CHF. Die EBIT-Marge sank dabei von 6.2% auf 1%. Unter dem Strich resultierte ein Verlust von 0.2 Mio. CHF (Vorjahr: +2.6 Mio. CHF). Da der Cashflow aus Geschäftstätigkeit mit 5.5 Mio. CHF nicht ausreichte, um die Investitionen zu kompensieren, sank auch die Nettoliquidität. Ungeachtet des erzielten Verlustes wurde der Generalversammlung eine Ausschüttung aus dem Agio von 2 CHF beantragt, was eine Ausschüttungsrendite von 2% bedeuten würde.

Der eingeschlagene Weg wird auch im laufenden Geschäftsjahr fortgesetzt. Gemäss dem Aktionärsbrief zum Geschäftsbericht werden die Schlüsselressourcen im laufenden Jahr trotz des umsatzmindernden Effekts noch stärker in die Weiterentwicklung und die Differenzierung des Produkteportfolios eingebunden. Daher erwartet Crealogix, dass sich der Umsatz in diesem Geschäftsjahr nicht erhöhen wird. Allfällige Verluste aufgrund der Investitionen im zweistelligen Millionenbereich werden gemäss dem Aktionärsbrief in Kauf genommen. Dank einer Eigenkapitalquote von 67.5% und flüssigen Mitteln in der Höhe von 24.3 Mio. CHF verfügt das Unternehmen über genügend finanziellen Spielraum, um das Wachstum in diesem Jahr weiter voranzutreiben und gleichzeitig, wie angekündigt, auch bei Verlusten die aktuelle Ausschüttungspolitik beizubehalten

In der dritten Phase der Transformation, die mit dem Geschäftsjahr 2015/2016 beginnen wird, sollen sich die vielen Investitionen endlich auch auszahlen. Crealogix rechnet mit einem zweistelligen Umsatzwachstum. In Zukunft soll mehr als 50% des Umsatzes im Ausland erzielt werden. Weiter strebt das Unternehmen natürlich auch eine Rückkehr zur Profitabilität an, was gemäss einem Artikel der Neuen Zürcher Zeitung eine EBIT-Marge von über 10% bedeuten dürfte. Durch strategische Akquisitionen soll das Wachstum in der dritten Phase aufrecht gehalten werden. Mit einer Marktkapitalisierung von 104.5 Millionen CHF (bei einem Aktienkurs von 99 CHF) stellt Crealogix im Bereich der IT- und Softwaredienstleistungen wahrlich kein Schwergewicht dar. Dies könnte auch Übernahmefantasien antreiben, insbesondere bei den momentanen Entwicklungen im Finanzbereich sowie der rasant wachsenden Summe an Investitionen in FinTech-Unternehmen. Diese erreichten 2013 weltweit knapp 3 Milliarden US-Dollar. Falls sich die Softwarelösungen von Crealogix auf dem Markt durchsetzen können und die momentane Hochstimmung in der Technologiebranche anhält, ist eine Übernahme ein durchaus interessantes Gedankenspiel. Auf ein solches Szenario angesprochen, signalisierte CEO Bruno Richle, dass für das Unternehmen eine Partnerschaft durchaus interessant wäre – auch wenn die Gründer und das Management dabei ihre Aktienposition abbauen müssten.

„The trend is our friend.“ Das Motto des Transformationsprogrammes der Crealogix Holding AG klingt äusserst vielversprechend. Die Veränderung des Kundenverhaltens sowie das steigende Bewusstsein von Finanzinstituten bezüglich strategischer Bedeutung von Technologie und Internet sind in der Tat Entwicklungen, die für Crealogix vorteilhaft sein können. Das Unternehmen setzt mit der laufenden Transformation voll auf diese Karte. Das aktuelle Geschäftsjahr muss in diesem Zusammenhang, wie das vergangene, als Übergangsjahr angesehen werden. Die anfallenden Investitionen in die Internationalisierung werden wohl wie im letzten Jahr zu einem Verlust führen. Dank der soliden Eigenkapitalsituation und dem hohen Bestand an flüssigen Mittel wird es dennoch eine Ausschüttung geben, die in derselben Höhe wie die der letzten Jahre sein wird. Ab dem Geschäftsjahr 2015/2016 sollen gemäss Managementplanung dann aber auch erste Resultate des Transformationsprozesses zu sehen sein.

Die Aktien von Crealogix werden an der SIX Swiss Exchange gehandelt. Der Aktienkurs bewegte sich während den letzten drei Jahren seitwärts und erzielte über diesen Zeitraum eine Performance von einem Prozent. Die Dividendenrendite misst bei einem letztbezahlten Kurs von 99 CHF und einer für das Geschäftsjahr 2013/2014 vorgeschlagenen Dividende von 2 CHF lediglich 2%. Die Rahmenbedingungen für eine Erfolgsgeschichte sind eigentlich gegeben. Die im Umfeld momentan erkennbaren, günstigen Veränderungen wurden früh antizipiert und das Unternehmen darauf ausgerichtet. Zusätzlich ist genügend Liquidität vorhanden, um den eingeschlagenen Weg auch konsequent fortführen zu können. Der entscheidende Faktor stellt nun die neu entwickelte „Digital Banking Plattform“ dar. Falls diese am Markt überzeugen sollte, könnten die ambitionierten Ziele des Managements durchaus erfüllt werden. Für einen Erfolg der Plattform sprechen die Entwicklungen im Konzessionsbereich. Crealogix setzt sie bereits ein und konnte damit auch Neukunden gewinnen. So wuchs der Ertrag aus Konzessionen seit 2011 um 90% an. All dies klingt vielversprechend, aber das tat es bei Crealogix in der Vergangenheit schon oft. Es liegt nun am Management, die momentan vorliegende Chance zu nutzen und die Anleger in der im nächsten Jahr startenden dritten Phase mit Resultaten zu überzeugen. Denn erst wenn das Unternehmen diese Resultate auch liefert, dürfte dies dem Aktienkurs einen kräftigen Schub verleihen.

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