Die Brauerei Falken AG hat im Geschäftsjahr 2013/14 die Erträge gegenüber dem Vorjahr um hohe 13.6% auf 24.9 Mio. CHF gesteigert. Damit konnte die Gesellschaft das Wachstum des schweizerischen Biermarktes, das erstmalig seit Jahren wieder zulegte, deutlich übertreffen. Während der gesamte schweizerische Bierabsatz um 1.4% auf 4.6 Millionen Hektoliter stieg, erhöhte sich der Inlandsausstoss lediglich um 0.3%. Hierbei nicht übersehen werden darf, dass auch die in der Schweiz in Lizenz für ausländische Marken abgefüllten Produkte ebenfalls zum Inlandsausstoss gezählt werden. Weiter auf dem Vormarsch befanden sich die Importe, die um 4.3% zulegten. Derartig detaillierte Zahlen publiziert die Brauerei Falken nicht. An der GV wurde den Aktionären lediglich mitgeteilt, dass im zweiten Betriebsjahr 14.8 Millionen Dosen nach 7.6 Millionen im Vorjahr auf der neuen Dosenabfüllanlage abgefüllt wurden. Dieser starke Anstieg dürfte denn auch massgeblich für das Umsatzplus verantwortlich sein.
Fortgesetzt hat sich im Berichtsjahr der Rückgang bei den Gastronomieabsätzen. Diese sanken von 53% an der Bierverkaufsmenge im Vorjahr auf 51%, während das Handelsgeschäft von 43% auf 45% zulegte. Wegen dieser Entwicklung setzt das Schaffhauser Brauhaus auf den Ausbau des Handelsgeschäfts. Dort gelang es auch, mit den beiden Spezialitäten Eidgenoss und Stammhausbier zu wachsen. Positiv aufgenommen im Markt wurde die Lancierung der 33-cl-Bügelflasche. Der weitere Ausbau der Verkaufsaktivitäten auf neue Regionen ausserhalb des Stammgebiets Schaffhausen und Zürich stellte die Firma vor grosse logistische Herausforderungen. Deutlich wurden diese vor allem beim WM-Angebot, das als eigens kreiertes Produkt landesweit vertrieben wurde.
Auf der Aufwandseite ist ein überproportionales Plus des Betriebs-, Waren- und Materialaufwands um 20.7% auf 16.2 Mio. CHF festzustellen. Auch beim Personalaufwand waren die verstärkten Aktivitäten mit einem 10.7%igen Anstieg zu erkennen. Die Position Finanzaufwand und Steuern stieg um beinahe das Doppelte von 760’000 CHF im Vorjahr auf gut 1.4 Mio. CHF im Berichtsjahr an. Bei den Sachabschreibungen war ein Rückgang um 0.8 Mio. CHF auf 1.6 Mio. CHF zu verzeichnen. Unter dem Strich resultierte so ein Anstieg des Reingewinns um 10’000 CHF auf 356’000 CHF.
Für das laufende Jahr steht der Bau eines neuen Gär- und Lagerkellers an erster Stelle, wofür die Gesellschaft rund fünf Millionen Franken investieren will. Um diese Investitionen stemmen zu können, seien die solide Bilanz und die Bildung von Rückstellungen notwendig, erklärte VR-Präsident Philipp Moersen den Aktionären an der GV.
Wie in den vergangenen Jahren sind die vorgelegten Geschäftszahlen der Brauerei Falken nur sehr rudimentär. So werden die Erträge weder in die einzelnen Teilsparten untergliedert noch eine detaillierte Aufstellung der Aufwendungen publiziert. Selbst die Finanzaufwendungen und Steuern werden nur in einer einzigen Position der Erfolgsrechnung zusammengefasst.
Neben den Erträgen aus dem Biergeschäft inklusive dem Handel erzielt die Gesellschaft Einkünfte aus dem Immobilienbereich. Die Brauerei Falken besitzt ein nicht unerhebliches Portfolio an Immobilien, die aktiv bewirtschaftet werden. Welche Erträge hieraus jedoch generiert werden, ist ebenso offen wie die aus der Verwaltung resultierenden Kosten. Unter dem Strich sollte ein nicht unerheblicher Teil des positiven Geschäftsergebnisses auf das Konto der Immobilien gehen.
Als grundsolide angesehen werden kann die Bilanz. Zwar betragen die ausgewiesenen Eigenmittel nur 5 Mio. CHF respektive gut 26% der Bilanzsumme. Allerdings verfügt die Gesellschaft über Rückstellungen in Höhe von 11 Mio. CHF, die zumindest grossmehrheitlich Eigenmittelcharakter aufweisen sollten. Unter Einbezug der Rückstellungen lässt sich so ein komfortabler Eigenfinanzierungsgrad von 84% ermitteln. Zudem sollte die Bilanz nicht unerhebliche stille Reserven im Sachanlagevermögen beinhalten. Ein Indiz liefert etwa der Brandversicherungswert der Gebäude von 72.3 Mio. CHF und der Sachanlagen von 23.5 Mio. CHF bei einem Buchwert von lediglich 7.2 Mio. CHF.
Der aktuelle Aktienkurs der auf der Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelten Stammaktien von 13’000 CHF ist ein Spiegelbild des hohen Substanzwerts der Titel. Analog präsentiert sich die Lage bei den ebenfalls auf OTC-X gehandelten Prioritätsaktien, deren letztgehandelter Kurs bei 12’500 CHF lag. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass es den freien Aktionären kaum je möglich sein dürfte, den hohen Substanzwert der Titel zu realisieren. Mögliche Gewinne aus der Verwertung des Immobilienvermögens dürften in den Ausbau des Biergeschäfts fliessen. Somit eignen sich die Papiere nur für diejenigen Anleger, die einen engen Bezug zur Region und zur Brauerei Falken besitzen, zur Anlage. Diese können von der bescheidenen Dividende von 50 CHF pro Aktie, die seit Jahren konstant gehalten wird und sich auch zukünftig kaum verändern dürfte, profitieren. Zudem wird ihnen das traditionelle GV-Essen, bestehend aus Ochsenmaulsalat, kalten Platten, Wienerli und Bier à discretion, gepaart mit einem geselligen Abend, geboten. Wer über ein entsprechendes Finanzpolster verfügt und nicht auf die Erzielung einer ansehnlichen Rendite angewiesen ist, dürfte ein geringes Verlustrisiko mit dem Besitz der Falken-Aktien haben.