Anlässlich der Generalversammlung der Cendres + Métaux SA vom 17. Dezember 2014 wurde Marco Zingg zum VR-Präsidenten der Gesellschaft ernannt. Zingg ist Geschäftsführer der in Biel domizilierten DT Swiss AG, ein Unternehmen der Metallbranche, das sich auf die Herstellung von Teilen für die Veloproduktion spezialisiert hat. Zingg ist seit 2012 Verwaltungsratsmitglied der Cendres + Métaux Holding SA. Er trat bereits während der GV die Nachfolge des bisherigen VR-Präsidenten Marc Diserens an. Die Hoffnungen der Aktionäre auf eine Vorstellung der Ziele des neuen VR-Präsidenten wurden ebenso enttäuscht wie diejenigen auf konkrete Aussagen zu den Aussichten der Gesellschaft für das laufende Geschäftsjahr. Anstatt die Ziele vorzustellen, hielt Zingg eine Abschiedsrede für den zurückgetretenen Diserens.
Diserens machte in seinem Bericht an die Generalversammlung keine zusätzlichen Angaben zu den Veränderungen des Verwaltungsrats. Auch zu den zur Wahl vorgeschlagenen neuen Mitgliedern des Verwaltungsrats erhielten die Anwesenden keine weiteren Auskünfte. Stattdessen verwies Diserens auf die den Aktionären zugesandte Einladung zur Generalversammlung. Diese enthielt einen kurzen tabellarischen Lebenslauf der neuen VR-Mitglieder. Hierbei handelt es sich um Philippe Douchet, Schweizerisch-Französischer Doppelbürger, Geschäftsführer und Präsident des französischen Uhrenherstellers Guy Ellia. Douchet verfügt über eine Ausbildung als Ökonom und besitzt einen MBA. Ebenfalls neu zur Wahl vorgeschlagen wurde Dr. Arne-Christian Faisst, deutscher Staatsbürger. Faisst ist ein Biochemiker und leitet die die in Solothurn domizilierte anfass Life Technologie AG. Bei der laut der Firmenhomepage von Faisst gegründeten Firma handelt es sich um ein im Frühjahr 2014 gegründetes Family Office, das sich schwerpunktmässig auf Projekte und Beteiligungen aus den Bereichen Life Science, Biotechnologie, Diagnostik und Medizinaltechnik fokussiert. Faisst verfügt über eine mehr als zwei Jahrzehnte andauernde Erfahrung in der Medizinaltechnikbranche. Schliesslich wurde Carole Hübscher, VR-Präsidentin des Schreibwarenherstellers Caran d’Ache als neues Verwaltungsratsmitglied vorgeschlagen. Sämtliche neuen Mitglieder wurden von den anwesenden Aktionären ohne Widersprüche mit nur sehr vereinzelten Gegenstimmen ohne Fragen gewählt.
Herr Dreyer, ein Aktionär, bat im Rahmen der allgemeinen Fragen, detailliertere Geschäftszahlen bekanntzugeben. Er regte insbesonders an, den Geschäftsbericht um eine Cashflow-Rechnung zu ergänzen. Da diese bislang nicht erhältlich sei, sei es für die Aktionäre nicht bestimmbar wie sich die finanzielle Situation der Gesellschaft entwickele, ergänzte Dreyer. Die Antwort des Verwaltungsrats fiel dahingehend aus, dass ab dem nächsten Jahr ein Cashflow-Statement den Aktionären übergeben werden wird. Es sei allerdings schwierig, die ebenfalls von Dreyer angefragte Bruttomarge zu errechnen. Die Umsatzzahlen der Gesellschaft werden massgeblich durch das Geschäftsgebaren der Kunden der Gesellschaft beeinflusst. Sofern die Kunden die Rohstoffe selbst einkaufen, sind die entsprechenden Rohmaterialkosten nicht in den Aufwendungen enthalten. Ebenso wenig figurieren die Verkaufserlöse bei den Umsätzen. Sofern allerdings die Kunden Rohstoffe, die von der Cendres + Métaux eingekauft werden, benutzen, sind diese in den Erträgen enthalten. Gleichzeitig sind die Einkäufe in den Materialkosten enthalten, obwohl es sich hierbei, wie die Gesellschaft mitteilte, um eine reine Dienstleistung zuhanden der Kunden handelt, an der die Cendres + Métaux SA nichts verdient.
Für das laufende Geschäftsjahr wiederholte der neue VR-Präsident die Angaben aus dem Geschäftsberichts, wonach sich eine positive Entwicklung abzeichne. Der Umzug in die neuen Räumlichkeiten verlaufe plangemäss und werde im Frühjahr 2015 abgeschlossen sein. Weitere Informationen zum Geschäftsgang erhielten die Aktionäre auch beim nach der GV angebotenen Betriebsrundgang nicht. Dort wurde lediglich deutlich, dass noch einige Investitionen in neue Maschinen respektive der Umzug von Fertigungsteilen ansteht.
Die Hoffnungen der Aktionäre auf zusätzliche Informationen zum laufenden Geschäftsjahr wurden auch an der Generalversammlung nicht erfüllt. Mit dem neuen VR-Präsidenten zeichnet sich zumindest bis jetzt keine Verbesserung der Informationspolitik gegenüber den Anteilseignern ab. Die Zuwahl von Carole Hübscher in den Verwaltungsrat lässt keine grossen Hoffnungen auf mehr Transparenz aufkommen. Wie bereits im Vorjahr von uns kritisiert, findet die Neubesetzung wichtiger Ämter in der Gesellschaft unter Ausschluss der Kleinaktionäre statt. So wurde die Finanzchefin, die vor einem Jahr den Aktionären präsentiert wurde, bereits wieder ersetzt ohne weitere Informationen. Als sehr dürftig angesehen werden muss auch die Information über die neuen Verwaltungsratsmitglieder. Diese stellten sich weder persönlich vor, noch wurden mehr als nur sehr rudimentäre Angaben zu den Personen gemacht. Es bleibt zu hoffen, dass diese Intransparenz zukünftig beendet wird bzw. zumindest etwas mehr Informationen an die Aktionäre fliessen. Als positiv zu bewerten ist die deutliche Verbesserung der Geschäftszahlen im Geschäftsjahr 2013/14, die sich auch im laufenden Jahr fortzusetzen scheint.
Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 8’500 CHF weisen die Titel einen deutlichen Aufschlag zum ausgewiesenen Buchwert von rund 3’850 CHF pro Aktie auf. Hierbei nicht übersehen werden dürfen jedoch die hohen stillen Reserven, die angesichts der intransparenten Berichterstattung nur vermutet, aber nicht geschätzt werden können. Auf der Basis der aktuellen Ausschüttung von 220 CHF pro Aktie weisen die Papiere eine durchschnittliche Dividendenrendite von 2.6% auf. Als wenig aussagekräftig angesehen werden muss das KGV, welches auf der Basis der Kennzahlen der Erfolgsrechnung bei fast 20 für das abgelaufene Geschäftsjahr liegt. Neben den nicht zweifelsfrei zu bestimmenden tatsächlichen Ertragsmargen dürften auch die Kosten der Erweiterung des Betriebsgebäudes den Erfolgsausweis beeinflusst haben. Wegen der fehlenden Transparenz und der wiederholten Veränderungen in der Geschäftsleitung, die den Aktionären nur sehr zurückhaltend mitgeteilt werden, eignen sich die Aktien nur bedingt zur Anlage. Ändern könnte sich dies mit einer Verbesserung der Kommunikation gegenüber den Anteilseignern.