Eine gegenläufige Tendenz war bei unseren Empfehlungen für die Aktien der Kongress + Kursaal Bern AG und der Griesser Holding AG zu verzeichnen. Während die Kursaal-Aktie mit einer Gesamtperformance von 10% überzeugen konnte, verlief die Entwicklung bei Griesser mit minus 14% wenig erfreulich (siehe Tabelle im Blog-Beitrag vom 29.12.14). Bei Griesser zeigt sich auch, dass die mangelnde Kommunikation mit den Aktionären für Verunsicherung sorgt.
Kongress + Kursaal Bern AG
Im Verlauf des Jahres 2014 haben die Kurse der Aktie der Kongress + Kursaal Bern AG (KKB) auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) um 7.5% auf den letztbezahlten Kurs von 430 CHF zugelegt. Zusätzlich erhielten die Aktionäre eine steuerfreie Dividende in Höhe von 10 CHF pro Aktie. Insgesamt können die Aktionäre auf eine positive Performance von 10% für das Jahr 2014 zurückblicken. Dies ist angesichts des anhaltenden Trends rückläufiger Erträge in den Casinos als deutlich positiv zu sehen. Eine positive Rolle spielt bei der Gesellschaft die anhaltend erfreuliche Geschäftsentwicklung in den übrigen Geschäftsfeldern. Vor allem im Kongress- und Veranstaltungsgeschäft verzeichnet die Firma eine gute Auslastung, die sich in den Ergebnissen positiv niederschlagen sollte.
Die Gesellschaft hat die Eröffnung des neuen Casinos in Neuenburg und den Umbau des Kursaals erfolgreich hinter sich gebracht und profitiert im laufenden Jahr 2014 vom zusätzlichen Angebot. Es erscheint daher sehr wahrscheinlich, dass für 2014 die Erträge des Vorjahres trotz des anhaltend rückläufigen Casinogeschäfts nicht nur gehalten, sondern übertroffen werden. Für neue Impulse dürfte auch die seit dem 1. Juni amtierende neue Konzernchefin Elisabeth Dalucas sorgen. Als offenbar unbegründet erweisen sich zumindest bis dato die Befürchtungen, die Gesellschaft werde ein in der Wankdorf City geplantes neues Hotel betreiben, was zu erheblichen Investitionen und einer Ergebnisbelastung führen könnte. Stattdessen widmet sich die Geschäftsleitung vollumfänglich dem laufenden Geschäft und dessen weiterer Verbesserung. Hier könnte auch das neue Casino in Neuenburg mit einem positiven Ergebnis beitragen. Sollten sich diese Erwartungen im Jahresabschluss bestätigen, erscheint eine Erhöhung der Dividende nicht unwahrscheinlich. Trotz der insgesamt positiven Aussichten notieren die Aktien auch auf dem aktuell höheren Kursniveau noch mit einem Abschlag von fast 40% zum ausgewiesenen Buchwert nach Abzug der Minderheiten. Damit sollten selbst im derzeit unwahrscheinlichen Fall eines schwachen Jahresergebnisses für 2014 keine Kursrückgänge zu erwarten sein. Bei einem positiven Resultat sowie einer allfälligen Erhöhung der Ausschüttung könnte der Kurs hingegen weiter anziehen. Zumindest auf mittlere Sicht dürfte sich der Kurs zudem an den Buchwert annähern, der nicht unerheblich unter dem Substanzwert liegen dürfte. Wir halten daher an unserer positiven Einschätzung zu dem Titel fest.
Griesser Holding AG
Im Verlauf des Jahres 2014 haben die Aktien des Storenherstellers Griesser Holding deutliche Kursverluste von über 14% verzeichnet. An Nachrichten aus dem Unternehmen war lediglich der Geschäftsbericht für das Jahr 2013 zu erhalten. Dieser weist einen deutlichen Rückgang der Ertragskennzahlen aus, der in dieser Form von den Aktionären nicht erwartet worden war. Allerdings ist zumindest der Start ins Jahr 2014 deutlich besser verlaufen, liess die Firmenleitung an der GV im Frühjahr verlauten. Weitere Infos –insbesondere den früher an die Aktionäre verschickten Aktionärsbrief zum ersten Semester- gab die Firma nicht bekannt. Somit ist auch nicht klar, inwieweit sich das nasse Sommerwetter negativ auf den Geschäftsgang auswirkte. Als belastender Faktor könnte sich auch die Einführung einer neuen ERP-Software, die bis 2016 in allen Konzernbereichen erfolgen soll, erweisen. Zudem wird der im Sommer 2014 eröffnete Neubau in Köln (Deutschland) ebenfalls zu nicht unerheblichen Kosten geführt haben. Mangels Fakten prägt vor allem die Ungewissheit die Situation der Gesellschaft. Dies dürfte denn auch massgeblich für den Kursrutsch der Papiere verantwortlich sein. Auffällig ist dabei, dass immer wieder zahlreiche Aktien über den Markt verkauft werden und so jede auch nur kleine Kurserholung im Keim erstickt wird.
Das Geschäft von Griesser ist stark von externen Faktoren wie dem Wetter und dem wirtschaftlichen Umfeld abhängig. Im letzten Jahr waren beide Faktoren für eine negative Entwicklung verantwortlich. Allerdings nutzte das Unternehmen das negative Umfeld dazu, die internen Betriebsabläufe zu optimieren, was sich zumindest mittelfristig positiv auf das Ergebnis niederschlagen sollte. Ein Teil der Firmenstrategie ist auch die sehr konservative Geschäftspolitik, die durch eine sehr solide Bilanzstruktur und einen tiefen Gewinnausweis geprägt ist. Für Griesser wäre es durchaus möglich, einen höheren Gewinn auszuweisen. Ebenso wäre die für 2013 erfolgte Kürzung der Dividende von 20 CHF auf 15 CHF angesichts der soliden finanziellen Lage, in der sich die Gesellschaft befindet, keinesfalls notwendig gewesen. Inwieweit für 2014 ein besseres Ergebnis ausgewiesen werden wird, ist offen. Für Griesser bestehen angesichts der hohen Investitionen zahlreiche Möglichkeiten, ein tiefes Ergebnis auszuweisen und dies dazu zu nutzen, die Dividende auf dem tiefen Niveau zu halten. Nicht ganz auszuschliessen ist auch eine weitere Kürzung der Dividende. Dies sollte indessen im Gegensatz zum betrieblichen Ergebnis, bei dem eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr als sehr wahrscheinlich anzusehen ist, stehen. Aktuell notieren die Papiere mit einem hohen Abschlag von 45% zum ausgewiesenen Buchwert, der indessen deutlich unter dem Substanzwert liegen dürfte. Da die Gesellschaft sehr hohe Abschreibungen macht, dürften in den Sachanlagen nicht unerhebliche stille Reserven liegen. Deren Realisierung erscheint indessen für die freien Aktionäre der Griesser Holding ausgeschlossen. Nachdem im vergangenen Jahr sowohl der Kursverlauf als auch die Informationspolitik des Unternehmens gegenüber den Anteilseignern enttäuschten, sehen wir uns gezwungen, unsere Einschätzung zu revidieren. Dennoch erscheint auf dem aktuell tiefen Kursniveau ein Verkauf der Papiere nicht angezeigt, auch wenn vor der Publikation des Jahresergebnisses für 2014 keine deutlichen Kursänderungen zu erwarten sind. Sofern das Resultat sehr positiv ausfällt, sind Kurssteigerungen sehr wahrscheinlich, während bei einem schwachen Ergebnis kaum weitere Verluste drohen sollten.
Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär beider Gesellschaften.