Waren es früher immerhin noch Mini- oder zumindest Nullzinsen, so sind für Schweizerische Bundesobligationen inzwischen teils sogar schon Negativzinsen fällig. Dann gibt es auch Strafzinsen für hohe Bankguthaben, und als nächstes wird womöglich an der Gebührenschraube für Bankdienstleistungen gedreht – wer sein Geld fest anlegt und auf Zinseinkünfte hofft, hat nichts zu lachen. Jetzt nach Verschärfung der Gangart der Schweizerischen Nationalbank SNB gegen den starken Franken – unter anderem mit der Absenkung der Bandbreite für den 3-Monats-Libor von -0,25% bis -0,75% auf -0,25% bis -1,25% – brachte in den letzten Wochen einen weiteren Zinsschock für Sparer: Die Rendite geht weiter nach unten und zwar insgesamt gegen null!
Im Gegenzug zu diesem Rendite-Umfeld bei Obligationen sind andere Assets zunehmend gefragt. Immobilienaktien beispielsweise erleben eine Renaissance. So stiegen die Kurse der Immobilienaktien an der Schweizerischen Börse SIX in den letzten Wochen deutlich an. Alleine seit Ende Januar verbuchen Titel wie Swiss Prime Site oder PSP Swiss Property Kursgewinne zwischen 5% und 10%. Und während der SMI seit dem SNB-Entscheid mit 7,7% im Minus liegt, bringen Immoaktien seit Mitte Januar Kursgewinne. Nicht wenige notieren inzwischen schon auf Allzeithoch, manche stehen kurz davor.
Immoaktien mit klarer Outperformance
Eine Outperformance bringen Immoaktien auch im ausserbörslichen Bereich. Während die 71 nicht kotierten Mitglieder im Liqudity-Index auf OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) derzeit um rund 2,0% unter dem Niveau von vor dem SNB-Entscheid notieren, beträgt das Minus der 24 Titel im BEKB-Immobilien-Index lediglich rund 1,0%.
Zwar spiegeln die Aktien an der SIX und deutlich abgeschwächt auch im nicht kotierten Bereich noch die Sorgen der Anleger um die Entwicklung der Schweizerischen Wirtschaft infolge Frankenstärke wider – dennoch gibt es neben Immoaktien eine weitere gefragte Spezies: Dividendenwerte.
Dividendentitel laufen stark
Im SMI notiert mit Swisscom einer der Top-Dividendentitel bereits über dem Niveau von vor dem SNB-Entscheid, und die anderen beiden Dividendenrenner aus dem Index – Swiss Re und Zurich Insurance Group – haben diesen Level fast wieder zurückerobert. Und die starken Kurssteigerungen bei Immoaktien gehen wohl nicht nur auf das Konto des sicheren Hafens „Immobilie“, der jetzt vielleicht sogar noch extra vom neuen Zinsumfeld profitieren dürfte, sondern auch auf die hohen Dividenden des Sektors. Immerhin gibt es viele Immofirmen, die ihre Anleger mit Dividendenrenditen von 4% und mehr verwöhnen.
Stark läuft auch unser Musterdepotwert Mobilezone. Der Telefondienstleister notiert inzwischen 10% über dem Niveau von vor dem SNB-Entscheid. Eine erwartete Dividende von mehr als 5% ist eben ein klares Kaufargument. Oder Bellevue Group. Die Finanzgesellschaft hat vor zwei Wochen ihre Dividende für 2014 verkündet: 1,0 CHF je Aktie – Rendite 6,8%. Kein Wunder, dass die Aktie auf dem Niveau von vor dem SNB-Schock notiert und damit ebenfalls eine klare Outperformance zum breiten Aktienmarkt bringt.
Dividendentitel im Fokus: Rendite und Kurs – alles relativ
Zwei Dinge machen Dividenden interessant. Mit nachhaltigen, also beständigen Zahlungen über viele Jahre ohne Unterbrechung sind Dividenden ganz besonders jetzt im Nullzinsumfeld DER Ersatz für Festverzinsliche. Diese Einnahmen sind vergleichsweise hoch und gut planbar. Bei Null-Zinsen im Bonds- und Festzinsbereich gilt: Anleger sind jetzt nicht nur bei Immobilien mit niedrigeren Mieterträgen zufrieden, sondern auch bei Aktien mit relativ niedrigeren Dividendenrenditen. Ist für viele eine Aktie im normalem Umfeld erst mit einer Dividende beispielsweise von 4,0% interessant, so genügt jetzt oft schon eine Dividendenrendite von 3,0% zum Einstieg. Das ist eben relativ im Vergleich zum allgemeinen Zinsumfeld. Ist die Dividende nachhaltig – also zumindest konstant hoch –, dann kann der Kurs einer Aktie mit ursprünglich 4,0% Dividende jetzt um 33,3% steigen, um die beispielhaft genannte Zielrendite von 3,0% abzuwerfen. Damit lassen sich die Kurssteigerungen bei Dividendentiteln gut erklären.
Dividenden sind in Zeiten der Unsicherheit auch aus einem anderen Grund gefragt: Sie sind ein Zeichen von Stärke. Denn Unternehmen mit nachhaltig hohen Dividenden, die regelmässig und über viele Jahre aus dem operativen Gewinn gezahlt werden können, zeigen: Das Unternehmen muss keine Rücklagen für schlechte Zeiten bilden, sondern hat genug Reserven. Oder: Es muss nicht der gesamte Gewinn in Forschung und Entwicklung oder die Expansion gesteckt werden, sondern er kann stattdessen an die Aktionäre in Form von Dividende fliessen.
Dividenden – Zeichen von Stärke und ein stabiles Geschäftsmodell
Genau das sind Unternehmen mit stabilem, seit Langem bewährtem Geschäftsmodell, wie man sie insbesondere im Telekombereich etwa bei einer Swisscom oder Mobilezone findet. Angesichts der noch anhaltenden Unsicherheit hinsichtlich konjunktureller Entwicklung und der Nullzinsen am Bondsmarkt ist da zumindest erst einmal bis zur Generalversammlung der beiden Unternehmen – bei Swisscom am 8. April und bei Mobilezone am 9. April – mit weiteren Kurssteigerungen zu rechnen.