Der anhaltende Druck auf die Zinsmargen macht auch vor den Banken der Clientisgruppe nicht Halt. Wir stellen drei Institute dieser Gruppe mit unterschiedlichen Bilanzgrössen und aus verschiedenen Regionen vor. Da ist zum einen die in Grenznähe gelegene Clientis BS Bank Schaffhausen AG (BS) mit einer Bilanzsumme von über 1 Mrd. CHF, dann die im Kanton Aargau beheimatete Clientis Bank Küttigen-Erlinsbach AG (CKE) mit einer Bilanzsumme von 526.2 Mio. CHF und die im ländlichen Teil des Kantons Solothurn gelegene Clientis Bank im Thal AG (CBT) mit einer Bilanzsumme von vergleichsweise geringen 292 Mio. CHF. Allen drei Instituten gemeinsam ist ein hohes Verhältnis der Kosten zu den Erträgen mit einer Cost/Income-Ratio – kurz CIR – von über 60%.
Bank Schaffhausen: Zinsergebnis fällt um 4.2%
Bei BS spielt das Hypothekargeschäft die grosse Rolle. Wie das Finanzinstitut in der Kurzfassung des Geschäftsberichts 2014 schreibt, sind 95% der Ausleihungen durch Grundpfand gedeckt. Etwa 1% der Finanzierungen werden in der deutschen Nachbarschaft vergeben. Diese belaufen sich allerdings vorwiegend in Schweizer Franken, weswegen das Währungsrisiko gering ist. Eine sehr grosse Bedeutung hat für die BS die langfristige Stabilität zwischen den Ausleihungen und den Kundengeldern. Deutlich wird dies beim Anstieg der Kundengelder im vergangenen Jahr um 3.8% auf 803.6 Mio. CHF, während die Ausleihungen mit plus 1.8% auf 967.3 Mio. CHF weniger stark gestiegen sind. Bei den Kundengeldern beobachtet die BS eine Umlagerung von langfristigen festverzinslichen Anlagen in kontomässig geführte variable Anlagemöglichkeiten. Als Indiz dafür kann die Abnahme des Bestands an Kassenobligationen um 7.5 Mio. CHF auf 99.1 Mio. CHF angesehen werden.
Nicht entziehen kann sich die BS auch dem allgemeinen Zinsmargendruck, was zu einem Rückgang des Zinserfolgs um 4.2% auf 13.4 Mio. CHF führte. Dank eines aktiven Devisen- und Notenhandels konnten allerdings die Handelserträge um fast 200’000 CHF respektive plus 16.8% auf 1.3 Mio. CHF gesteigert werden. Dieses Plus vermochte jedoch die Rückgänge im Zinsgeschäft nur teilweise zu kompensieren, so dass die Erträge insgesamt um 3% oder knapp 0.6 Mio. CHF auf 18.5 Mio. CHF gefallen sind. Auf der Kostenseite gelang es immerhin, knapp 150’000 CHF einzusparen. Im Ergebnis führte dies zu einem Minus des Bruttogewinns um 6.3% auf 6.25 Mio. CHF. Die Cost/Income-Ratio verschlechterte sich dadurch von bereits hohen 65.1% im Vorjahr auf 66.3%. Auf das Ergebnis schlugen sich die um 2.4 Mio. CHF auf 0.6 Mio. CHF gefallenen Abschreibungen positiv nieder. Dagegen fielen die ausserordentlichen Erträge um 1.75 Mio. CHF. Unter dem Strich ergab sich ein Anstieg im Reingewinn um 1.3% auf 3.1 Mio. CHF. Die Dividende soll wie im Vorjahr bei 42.50 CHF je Aktie liegen.
Bank Küttigen-Erlinsbach: Neue Filiale in Lostorf
Bei der CKE, die sich als Universalbank sieht und im Bereich des indifferenten Geschäfts weiter wachsen möchte, war das Geschäftsjahr 2014 geprägt durch die Expansion nach Lostorf. Wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung zum Jahresabschluss schreibt, wird mit einer Filiale in der Ende 2014 fertiggestellten neuen Wohn- und Gewerbeüberbauung Lostorf Mitte erstmals in der 180-jährigen Geschichte ein neues Marktgebiet erschlossen. So war denn auch die Eröffnung der Geschäftsstelle am 8. November 2014 der Höhepunkt des Jahres. Die neue Filiale sei sehr gut im Markt gestartet und habe beim Kundenzufluss in den ersten zwei Monaten die Erwartungen übertroffen. Nicht zuletzt wegen der neuen Filiale wuchs die CKE im vergangenen Jahr markant.
Die Ausleihungen stiegen um 7.9% auf 456.8 Mio. CHF, die Kundengelder nahmen um 10.8% auf 403.4 Mio. CHF zu. Wie die CKE schreibt, erfolgten die Ausleihungen dabei fast ausschliesslich im Geschäftsgebiet. Der Zinserfolg konnte trotz anhaltendem Margendruck und vieler fälliger Festhypotheken dank des starken Wachstums der Ausleihungen um 2.7% auf 6.2 Mio. CHF gesteigert werden. Ebenfalls zulegen konnte die CKE beim zinsindifferenten Geschäft und so die Gesamteinnahmen um 3.8% auf knapp 7.6 Mio. CHF ausbauen. Allerdings stieg der Geschäftsaufwand wegen der Kosten der neuen Filiale um 8.8% auf 4.7 Mio. CHF und brachte so eine Verschlechterung der Cost/Income-Ratio von 59.7% auf 62.5% und einen Rückgang beim Bruttogewinn um 3.4% auf 2.8 Mio. CHF. Der Reingewinn lag dann jedoch mit gut 1 Mio. CHF nur um 0.2% unter Vorjahr. Die Dividende soll unverändert 23 CHF betragen.
Bank im Thal: Zinserfolg steigt um 6.9%
Die CBT ist ein kleines Finanzinstitut, welches im Gegensatz zu den anderen Häusern bereits den detaillierten Geschäftsbericht für das Jahr 2014 vorgelegt hat. Im Berichtsjahr konnte die CBT bei den Ausleihungen deutliche Zuwächse um 7.9% auf 263.3 Mio. CHF verbuchen. Die Entwicklung der Kundengelder blieb mit einem Plus von 3.4% auf knapp 183 Mio. CHF im Vergleich dazu deutlich zurück. Daraus ergab sich ein Rückgang des Deckungsgrads der Kundenausleihungen von 72.5% auf 69.5%. Das Gros der Regionalbanken weist hier Werte von 80% und höher auf. In der aktuellen Tiefzinsphase wirkt sich dieses überproportionale Wachstum der Ausleihungen bei CBT allerdings positiv auf die Erträge aus, wie das Plus des Zinserfolgs von 6.9% auf über 3.6 Mio. CHF belegt. Bei einer näheren Betrachtung zeigt sich aber, dass die Zinseinnahmen lediglich um 1.3% gestiegen sind. Die Verbesserung des Erfolgs resultiert vorwiegend aus den um 9.3% auf knapp 1.9 Mio. CHF gefallenen Zinsaufwendungen.
Die leicht höheren zinsindifferenten Erträge führten zu einem Anstieg der Umsätze aus dem Bankgeschäft um 6.3% auf 4.2 Mio. CHF. Auf der Kostenseite gelangen vor allem im Bereich der Sachaufwendungen Einsparungen und führten so zu einem Rückgang der Ausgaben um 4.2% oder 120’000 CHF auf knapp 2.8 Mio. CHF. Dadurch stieg der Bruttogewinn um 35.5% auf 1.4 Mio. CHF. Deutlich verbessert werden konnte die Cost/Income-Ratio, die von 73.6% auf immer noch überdurchschnittlich hohe 66.3% zurückging. Deutlich höhere Sachabschreibungen von 623’000 CHF nach 385’000 CHF im Vorjahr führten bei leicht tieferen Wertberichtigungen zu einem Anstieg beim Zwischenergebniss um 143’000 CHF auf 616’000 CHF, entsprechend einem Plus von 30.2%. Wegen des besseren Ergebnisses lag der Zufluss in die Reserven für allgemeine Bankrisiken mit 335’000 CHF doppelt so hoch wie im Vorjahr. Unter dem Strich ergab sich ein Gewinnplus von 7.5% auf 456’000 CHF. Die Anteilseigner sollen eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 6 CHF pro Aktie erhalten.
CKE setzt auf Diversifizierung
Für das laufende Jahr rechnen die Institute mit einem anhaltenden Zinsmargendruck bei einer weiterhin hohen Nachfrage nach Krediten. Dem sich abzeichnenden Rückgang des Ergebnisses will die CKE mit einer weiteren Diversifizierung der Erträge begegnen. Der in den letzten Jahren professionalisierte Anlagebereich soll weiter wachsen.
Die Geschäftszahlen der Clientisbanken entsprechen weitgehend den Erwartungen. Zu beachten ist, dass die CBT den Verlockungen der sehr günstigen Refinanzierung neuer Kredite erlegen ist. Ob sich diese markante Ausweitung der Ausleihungen in Zukunft möglicherweise negativ auswirken wird, lässt sich derzeit nicht sagen. Zumindest die Bilanz liefert keine Hinweise darauf, dass bei der Kreditvergabe die Sicherheitsvorkehrungen gelockert wurden. Im Gegenteil: Es ist trotz der deutlichen Erhöhung ein Rückgang der Summe der gefährdeten Forderungen zu beobachten. Allen hier vorgestellten Banken gemeinsam ist die hohe Cost/Income-Ratio von über 60%. Einzig bei der CKE lässt sich die deutliche Verschlechterung mit dem Aufbau der neuen Geschäftsstelle begründen.
Die Aktien aller Institute werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Die Titel der CBT weisen auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 320 CHF eine Rendite von knapp 1.9% auf. Die nur sehr selten gehandelten Papiere werden aktuell lediglich zu Kursen von 270 CHF gesucht, während keine Verkaufsangebote bestehen. Der ausgewiesene Buchwert per Jahresende 2014 liegt bei gut 660 CHF pro Papier, woraus sich ein Discount von über 50% ergibt. Dennoch ist der Titel angesichts der unterdurchschnittlichen Kennzahlen ansonsten nicht günstig.
Die Aktien der BS wurden letztmalig zu Kursen von 1’800 CHF gehandelt. Die relativ liquiden Papiere weisen eine im Regionalbankenvergleich hohe Dividendenrendite von 2.4% auf. Auf Basis der im Kurzbericht erwähnten Eigenmittel von gut 100 Mio. CHF lässt sich ein Substanzwert von rund 3’400 CHF pro Aktie errechnen. Der Discount des Kurses von fast 50% erscheint, sofern der detaillierte Geschäftsbericht nicht noch erhebliche Risiken aufzeigt, nicht gerechtfertigt.
Die eher selten gehandelten Titel der CKE wurden letztmalig zu Kursen von 1’560 CHF umgesetzt. Die Dividendenrendite von 1.5% ist wenig attraktiv. Auf Basis der im Communiqué erwähnten Eigenmittel von 34.3 Mio. CHF lässt sich ein Substanzwert von 2’450 CHF ermitteln. Hieraus errechnet sich ein Discount der Papiere gegenüber dem inneren Wert von gut 35%.
Trotz der weiterhin schwierigen Lage, in der sich die Regionalbanken befinden, erscheint die Aktie der BS zumindest auf Basis der bislang vorliegenden Zahlen günstig und bietet sich für Investoren mit einem Faible für Banktitel als Anlagemöglichkeit an. Bei den Papieren der CBT dürften angesichts des tiefen Kurses mit hohem Discount zum Buchwert die Risiken zwar gering sein, aber andererseits sind auch kaum nachhaltige Kurschancen zu erkennen.