Tourismuskrise? Bei der Hof Weissbad AG ist davon nichts zu sehen. 2014 setzte das Luxushotel seinen Rekordkurs fort. Mit zum Anstieg der Umsätze um 2.4% auf 20.8 Mio. CHF beigetragen haben Veranstaltungen anlässlich des 20-jährigen Firmenjubiläums. Dabei wurden spezielle Konzerte veranstaltet und Kunsttage durchgeführt. Nochmals zuzulegen vermochte die Gesellschaft auch bei der Zimmerbelegung. Nach einem bereits sehr hohen Wert von 94.7% im Vorjahr lag die durchschnittliche Rate der Zimmerbelegungen im Berichtsjahr bei 95.6%.
Dieser als Spitzenwert zu klassifizierende Auslastungsgrad wird von anderen Hotelbetrieben nicht annähernd erreicht. So kann etwa als Beispiel die ebenfalls im Bereich der 4*-Hotellerie tätige Sunstargruppe herangezogen werden. Diese vermeldete im jüngst publizierten Semesterbericht eine durchschnittliche Bettenauslastung von 59% für das Sommerhalbjahr, bestehend aus den Monaten Mai bis Oktober 2014. Weitere Betriebe, insbesondere die ebenfalls stark im Wellness- und Gesundheitsbereich aktive Waldhaus Flims Mountain Ressort AG, haben bislang keine Zahlen für das abgelaufene Jahr publiziert.
Ausbau des Spa- und Gesundheitsbereichs liegt auf Eis
Mit der Angebotspalette aus Hotel und Gesundheitsdienstleistungen hat die Gesellschaft den Bedarf exakt getroffen und erfreut sich einer stetig sehr guten Nachfrage. Um den hohen Anforderungen der Gäste auch zukünftig gerecht werden zu können, soll der Spa- und Gesundheitsbereich weiter ausgebaut werden. Nachdem im Vorjahr den Aktionären an der GV noch die entsprechenden Pläne vorgelegt wurden, müssen diese jetzt zumindest vorläufig auf Eis gelegt werden. Politische Entscheidungen bezüglich der angedachten Sportzone nahe Appenzell führen zu einer Planungsunsicherheit, von der die Hof Weissbad AG betroffen ist. VR-Präsident Sepp Breitenmoser brachte es in einer von der Thurgauer Zeitung publizierten Stellungnahme auf den Punkt. Mit den Worten „Ich habe eine grosse Wut im Bauch“ machte er seinem Ärger über die neue Unsicherheit Luft. Es wäre eine Katastrophe, wenn der Baurechtsvertrag scheitern würde.
Aber zurück zu den Jahreszahlen.. Die erneute Steigerung ist auch Folge des Anstiegs der Logiernächte um 1.5% auf 42’505. Damit konnte die Gesellschaft den gesamtschweizerischen – seit Jahren erstmalig wieder positiven Trend – übertreffen. Wie den vom Bundesamt für Statistik (BFS) publizierten Zahlen zu entnehmen ist, gab es bei den Logiernächten im vergangenen Jahr landesweit ein Plus um 0.9%. Besonders stark entwickelten sich dabei die Zahlen im Dezember, wo das BFS einen Anstieg der Logiernächte um 4.5% vermeldete. Es gelang der Hof Weissbad allerdings nicht, die hohen Zuwachsraten in der Ostschweiz exklusive Graubünden von 2.4% zu erreichen. Angesichts der sehr hohen Auslastung verwundert dies wenig, da bei solchen Belegungsquoten täglich jeweils maximal ein Zimmer frei bleibt. Das führt dazu, dass insbesondere kurzfristig anreisende Gäste kein Zimmer mehr buchen können.
Gewinn stagniert
Bei den Ausgaben verzeichnet die Gesellschaft beim Personal einen Anstieg als direkte Folge von Lohnerhöhungen um 1%. So resultierte ein marginaler Rückgang des Betriebsgewinns vor Abschreibungen um rund 1’000 CHF auf 3.8 Mio. CHF. Für Investitionen wurden knapp 2.9 Mio. CHF aufgewendet. Unter dem Strich resultierte ein Gewinn von 639’000 CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus um 3.3% entspricht. Die Aktionäre sollen eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 31.60 CHF pro Aktie erhalten.
Für das laufende Jahr sind verschiedene belastende Faktoren auszumachen. Neben der Stärke des Schweizer Frankens, die sich mit der Aufgabe der Unterstützung des Euros durch die Schweizerische Nationalbank am 15. Januar akzentuierte, sind dies auch die planerischen Unsicherheiten. Noch im September teilte die Gesellschaft ihren Anteilseignern mit, dass sie bis zur Generalversammlung im April 2015 genauere Abklärungen über die Erweiterungsbauten durchführen werde. Angesichts der sich abzeichnenden Investitionskosten von über 20 Mio. CHF bestehe ein grosser Handlungsbedarf, das Projekt zu optimieren. Das medizinische Zentrum mit zusätzlichen Zimmern sei näher an die mögliche Realisierung herangerückt. Schliesslich lastet auch das veränderte Buchungsverhalten der jüngeren Gäste auf den Aussichten.
Die ersten Zahlen für das Geschäftsjahr 2014 der Hof Weissbad fallen sehr erfreulich aus. Auch wenn der Geschäftsbericht mit detaillierten Angaben noch nicht vorliegt, ist offensichtlich, dass die Gesellschaft ein weiteres Rekordjahr verbuchen durfte. Für das laufende Jahr zeichnet sich allerdings eine Abschwächung ab. Wie hoch diese ausfallen wird, lässt sich derzeit nicht beurteilen. Allerdings dürfte das Minus angesichts der guten Positionierung der Hof Weissbad nicht dramatisch ausfallen. Sehr zu bedauern ist, dass die Gesellschaft die Ausbaupläne auf Eis legen muss. Nur mit der Erweiterung der Anlagen und Modernisierungen etwa im Saunabereich wird es auch zukünftig gelingen, auf der Erfolgswelle zu schwimmen. Zwar werden die Kosten die Rechnung deutlich belasten und möglicherweise auch zu einem zeitweiligen niedrigeren Gästeaufkommen wegen des Baulärms führen. Langfristig sollten sich die Investitionen, sofern sie in der gewünschten Form möglich sind, auszahlen. Sollten die Pläne jedoch deutlich redimensioniert werden müssen, könnte sich dies nachteilig auf die Gesellschaft auswirken.
Die Aktien werden aktuell auf der Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 1’800 CHF weisen die Papiere einen deutlichen Aufschlag zum Buchwert auf. Dieser dürfte sich per Jahresende 2014 in der Grössenordnung des Vorjahreswerts von gut 1’000 CHF bewegen. Dieses sehr hohe Agio gepaart mit den unsicheren Aussichten lässt die Chance auf weitere Kursavancen gering erscheinen. Allerdings dürften in der Bilanz einige stille Reserven in den Sachanlagen, insbesondere in den Liegenschaften, die sich in einem guten Zustand befinden, enthalten sein. Zudem erhielten die Aktionäre bislang stets eine Dividende ausbezahlt, was beim Gros der Hotelgesellschaften in den letzten Jahren nicht mehr der Fall war. Die Ausschüttungsrendite fällt mit knapp 1.8% allerdings nicht besonders üppig aus. Allerdings lässt sich derzeit nicht beurteilen, wie sich die Dividende in den Folgejahren entwickeln wird.