Börse ist Psychologie – und wie dabei häufig zu beobachten, ist das Verhalten der Anleger damit oft nicht sonderlich logisch. Der Kursrückschlag von Kardex Mitte Januar nach dem SNB-Entscheid zum Euro-Mindestkurs ist ein Beispiel dafür. Trotz geringer Auswirkungen des starken Frankens wegen starkem Produktionsfokus im Euro-Ausland rutschte die Aktie des Experten für Lager- und Regalsysteme vor zwei Monaten im Gleichschritt mit dem breiten Aktienmarkt um rund 10% nach unten. Unsere damalige Einschätzung mit positivem Votum erweist sich nun jedoch mehr und mehr als richtig.
So kletterte die Aktie seither nicht nur um 26% nach oben und brachte so eine Outperformance zum SMI von 15 Prozentpunkten, sondern auch operativ wurde unsere Einschätzung jetzt mit Vorlage der Kardex-Jahreszahlen und dem Ausblick bestätigt. So steigerte der Konzern aus Zürich nicht nur den Umsatz im vergangenen Jahr um 2.0% auf 308.0 Millionen Euro, sondern konnte wegen Effizienzverbesserungen und einem wachsenden Anteil des Servicegeschäfts die Gewinnspanne von 26.1% auf 27.5% deutlich ausbauen. So kletterte die Bruttomarge um 1.6 Prozentpunkte auf 33.4% und brachte trotz einer leicht gestiegenen Steuerquote ein Plus beim Jahresüberschuss von rund 20% auf 23.8 Millionen Euro. Der Gewinn je Aktie lag bei 3.74 CHF.
Positiver Ausblick und Währungsvorteile wegen schwachem Euro
Operativ erfreulich ist auch die fallende Abhängigkeit von konjunkturellen Zyklen nicht nur durch den höheren Serviceanteil am Umsatz, sondern auch wegen erhöhter Nachfrage nach Modernisierungsleistungen. Künftig vielversprechend sind die Expansionsanstrengungen in den USA und im Raum Asien/Pazifik sowie das jetzt angelaufene OEM-Geschäft, das neue Verkaufskanäle eröffnet und die Kundenbasis verbreitert. Für 2015 blickt das Management deshalb zuversichtlich voraus und rechnet sogar mit einem Währungsvorteil. Da Kardex nämlich wegen starkem Produktions- und Absatzfokus im Euroraum auch in Euro bilanziert und überwiegend kalkuliert, bieten sich nun wegen des schwachen Euro Wettbewerbsvorteile für das Unternehmen ausserhalb der Eurozone. Damit zeigt sich eben, dass der Kurszerfall infolge SNB-Entscheid tatsächlich eher Psychologie denn rational war.
Für 2014 erhalten Anleger eine Dividende in Höhe von 2.30 CHF. Mit einer steuerfreien Rendite von 4.2% und einem moderaten geschätzten 12er-KGV auf Basis 2015 ist Kardex auf jeden Fall auch für den Neueinstieg nicht zu teuer. Nach dem Kursschub über die 50er-CHF-Hürde infolge Präsentation der Jahreszahlen vor einer Woche überspringt der Wert jetzt möglicherweise auch schnell die 60-CHF-Marke und nimmt dann gleich die 2007er-Hochs um 70 CHF ins Visier.