Die Rekordfahrt hält an. Im vergangenen Jahr knackte Bernexpo Holding AG mit einem konsolidierten Ertrag von 62.3 Mio. CHF erstmals die Umsatzschwelle von 60 Mio. CHF. Besonders bemerkenswert ist hierbei, dass dies in einem geraden Jahr gelungen ist. Denn für die Gesellschaft sind gerade Jahre traditionsgemäss die schwächeren Jahre mit tieferen Erträgen. Dies geht auf die nur alle zwei Jahre stattfindenden grossen Messen am Berner Messeplatz zurück. Der CEO der Gruppe, Roland Brand, erklärte denn auch bei der Präsentation der Zahlen für das abgelaufene Jahr, dass gerade diese Zyklizität „eklig“ für das operative Geschäft der Gesellschaft ist. Mit zahlreichen Massnahmen versucht die Bernexpo Gruppe daher, die Zyklen auszugleichen, was, wie die Zahlen belegen, im Berichtsjahr sehr gut gelungen ist. VR-Präsident Nicolas Markwalder fügte allerdings hinzu, dass die Differenz zwischen geraden und ungeraden Jahren, die 2014 dank grosser Sonderveranstaltungen egalisiert werden konnte, künftig wieder grösser werden dürfte.
Wegen des guten Ergebnisses hat die Gesellschaft erstmalig die Einnahmen des geraden Jahres 2014 mit denen des ungeraden Jahres 2013 verglichen, anstatt auf das jeweils gerade Vergleichsjahr zu verweisen. Mit einem Umsatzplus von 19.3% respektive plus 10.1 Mio. CHF schloss die Gruppe das Berichtsjahr sehr erfolgreich ab. Auch wenn es für detaillierte Angaben zu den Zahlen noch zu früh ist, benannte die Konzernleitung die wichtigsten Kennzahlen. Beim Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Wertberichtigungen (EBITDA) resultierte ein Plus von 14.5% auf 13.5 Mio. CHF. Bei den um 100’000 CHF auf 6.1 Mio. CHF gestiegenen Abschreibungen resultierte ein Betriebsgewinn (EBIT) von 7.4 Mio. CHF – ein Plus zu 2013 von 1.6 Mio. CHF oder 28.7%.
Leichter Gewinnrückgang wegen stark gestiegener Steuerbelastung
Beim Reingewinn nach Abzug der Minderheiten resultierte allerdings ein Minus um 100’000 CHF respektive 2.5% auf 4.9 Mio. CHF. Hierzu führten die auf den doppelten Betrag angestiegenen Steueraufwendungen, da die Gesellschaft keine steuerlich nutzbaren Verlustvorträge besitzt. Zusätzlich wurde im Vorjahr beim Finanzergebnis als direkte Folge der Kapitalherabsetzung ein Buchgewinn verzeichnet, der die Zinskosten egalisierte. Die Aktionäre sollen gemäss dem Antrag des Verwaltungsrats eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende in Höhe von 15 CHF pro Aktie erhalten. Diese wird für Schweizer Privataktionäre steuerfrei aus Kapitaleinlagereserven gezahlt.
Die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr beurteilt die Geschäftsleitung als gut. Auch mittel- bis langfristig seien die Aussichten positiv, erklärte Markwalder. Allerdings sei die Konkurrenz „steinhart“ und könnte noch stärker werden. Einen gewissen Einfluss auf die Zahlen werde auch die Entwicklung des Euros haben. Aktuell in der Vorphase befindet sich der Neubau der Eventhalle für rund 80 Mio. CHF. Das Bild (siehe oben) zeigt eine Visualisierung der geplanten Halle. Das als „BElive Center“ bezeichnete Projekt beinhaltet eine Multifunktionshalle, die in bis zu vier Teilhallen unterteilt werden kann. So sind die verschiedensten Nutzungsarten möglich wie etwa Konzerte, Gala-Abende, aber auch Sportveranstaltungen, Kongresse und Messen. Je nach Art der Veranstaltung wird die neue Halle bis zu 9’000 Personen Platz bieten. Zur Finanzierung hofft die Gesellschaft auf eine Unterstützung der öffentlichen Hand. Noch vollkommen offen ist derzeit, in welcher Form diese erfolgen kann. Die Verhandlungen seien im Gang, berichtet Markwalder.
Neues Projekt – Finanzierung entscheidend
Ob aus den Plänen ein Projekt entstehen wird, hängt von der Finanzierung ab. Nur wenn diese gesichert sei, werde mit der Projektierung begonnen. Allenfalls müsse eine Überarbeitung der Pläne erfolgen. Hierbei steht auch die Rentabilisierung an vorderster Stelle. Angesichts der hohen Wertschöpfung, die die Gesellschaft für den Kanton und die Stadt Bern generiert, wird die Gewährung von Finanzbeihilfen als nicht abwegig angesehen. Gemäss Erhebungen einer Studie würde die Wertschöpfung durch die neue Hallo brutto 16 Mio. CHF betragen. Wie Markwalder betonte, ist hiervon ausschliesslich die Infrastrukturgesellschaft Messepark Bern AG betroffen und nicht die Bernexpo Holding, an der die Aktionäre beteiligt sind. Die Holdinggesellschaft Bernexpo hält 77.5% an der Messepark Bern AG, weitere 22.2% sind im Besitz der öffentlichen Hand, und 0.3% werden von Privatpersonen gehalten. Dementsprechend würde eine allfällige Kapitalerhöhung ausschliesslich die Aktionäre der Messepark tangieren und nur indirekt diejenigen der Bernexpo Holding. Ein Ausfall der Dividende für die Aktionäre der Bernexpo Holding sei daher nicht zu erwarten, erklärte Markwalder auf Nachfrage von schweizeraktien.net.
Die von der Gesellschaft vorgelegten Zahlen waren sehr erfreulich. Es ist gelungen, das traditionsgemäss schwache gerade Jahr nicht nur wie in der Vergangenheit mit einem blauen Auge zu überstehen, sondern mit einem Rekordergebnis abzuschliessen. Der ausgewiesene Rückgang des Gewinns trübt die positiven Zahlen keineswegs. Es ist vielmehr die direkte Folge der guten Geschäftsentwicklung des Berichtsjahres und auch der Vorjahre. Die guten Zahlen erlaubten es nämlich, bestehende steuerliche Verlustvorträge abzubauen. Die Kehrseite der Medaille sind folglich höhere Steuerlasten der Gesellschaft. Diese Beiträge könnten sich allerdings positiv auf die Bitte um Unterstützung beim Bau der neuen Halle erweisen. Die hohen Steuern belegen eindeutig, dass die Gesellschaft eine für die Region wichtige Wirtschaftsleistung erbringt.
Die neue Halle sollte eine weitere Steigerung der Einnahmen bei einer weiteren Verbesserung der Profitabilität erlauben, wovon auch die öffentliche Hand zumindest langfristig profitieren dürfte. Eine Unterstützung durch die öffentliche Hand für den Bau erscheint daher unserer Ansicht nach keineswegs als abwegig. Die Aktionäre der Bernexpo können sich indessen beruhigt zurücklehnen. Auf sie kommt weder eine Kapitalerhöhung noch ein Dividendenverzicht zu. Die neue Halle wird zudem nur gebaut, wenn sich diese sowohl finanzieren als auch rentabilisieren lässt. Allenfalls der Abbruch der alten Halle und der damit verbundene Ausfall der Nutzbarkeit könnte sich kurzfristig negativ auf die Einkünfte auswirken.
Die Aktien der Bernexpo Holding AG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 435 CHF weisen die Papiere eine attraktive Dividendenrendite von knapp 3.5% auf. Zudem haben die Aktien ein tiefes KGV von nur knapp 7 auf Basis 2014. Für das laufende Jahr, das als ungerades Jahr ein traditionsgemäss stärkeres Geschäftsjahr ist, sollten die Vorjahreswerte zumindest erreicht werden. Schliesslich notieren die Aktien auch noch unterhalb des Buchwerts, der für das Jahr 2014 bei mindestens 500 CHF liegen dürfte. Mögliche stille Reserven sind hier nicht berücksichtigt. Insgesamt ist Bernexpo damit tief bewertet. Dies ist allerdings bei ausserbörslich gehandelten Papieren oftmals über lange Jahre der Fall, ohne dass eine Unterbewertung korrigiert wird. Rasche und deutliche Kursanstiege sind deshalb auch bei der Bernexpo nicht zu erwarten. Allerdings bieten die Aktien zumindest langfristig agierenden Investoren sehr interessante Chancen bei überschaubaren Risiken.
Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.