Schweizer Zucker AG (SZU) leidet unter dem bevorstehenden Ende der Zuckermarktordnung in der EU im September 2017 und dem Preisdruck in der Branche. Dennoch verbuchte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2013/14 trotz deutlich tieferer Einnahmen nur einen kleinen Gewinnrückgang von 3% auf 2.7 Mio. CHF. Trotz des mehr oder weniger stabilen Gewinns beantragte der Verwaltungsrat zuhanden der ordentlichen Generalversammlung vom 27. März 2015 die Kürzung der Dividende von 0.80 auf 0.50 CHF.
VR-Präsidenten Andreas Blank begründete den Schritt mit den schwierigen Zukunftsaussichten der Gesellschaft. Auch wenn die Dividende für die in der Vergangenheit erzielten Ergebnisse ausbezahlt werde, sei ein Blick in die Zukunft bei der Beurteilung der Dividendenhöhe notwendig. Wie sich die Dividende in Zukunft entwickeln werde, könne er nicht prognostizieren, ergänzte Blank. Er bezeichnete es indessen als sicher, dass für das nächste Jahr keine Anhebung auf den Wert der Vergangenheit beantragt werde. Ein Aktionär verwies an der GV auf die hohen Reserven der Gesellschaft, die gemeinsam mit dem erwirtschaften Jahresgewinn eine Ausschüttung in Vorjahreshöhe erlauben würden. Er stellte auch einen entsprechenden Antrag, der jedoch nur rund 1% der Stimmen erhielt.
Umsätze deutlich gefallen…
Im Geschäftsjahr 2013/14 erlitt die Gesellschaft einen markanten Rückgang der Umsätze um 11% auf 241.2 Mio. CHF. Die Gesellschaft litt unter mehreren belastenden Faktoren, die das Geschäftsjahr prägten. An erster Stelle zu nennen sind die ungünstigen Witterungsbedingungen, die eine deutlich tiefere Zuckerproduktionsmenge von 223’200 Tonnen nach 260’000 Tonnen im Vorjahr mit sich brachten. Zahlreiche Importe von ausländischem Zucker zu sehr tiefen Preisen führten zudem zu einem Rückgang der verkauften Zuckermenge um rund 24’500 Tonnen auf 259’800 Tonnen. Immerhin konnte die gegenüber der Produktion benötigte Mehrmenge aus den Vorräten, die die Gesellschaft infolge der sich abzeichnenden schwachen Ernte aufgebaut hatte, gedeckt werden.
Zusätzlich fielen aber die Zuckerpreise ab dem Frühjahr 2014 markant und auch schneller als erwartet. Bereits die Ankündigung der unlimitierten Produktion von Zucker in der Europäischen Union (EU) ab 2017 habe die Preise einbrechen lassen. Die Angleichung der Zuckerpreise auf dem Weltmarkt und des Referenzpreises in der EU, der auch für die Schweiz massgeblich ist, haben zu deutlich geringeren Zollabgaben für Importzucker geführt. Hingegen hat die EU die Grenzen nicht geöffnet. Für den Import von Schweizer Zucker in die EU sind 419 EUR Zoll pro Tonne zu bezahlen.
… aber auch die Kosten gehen zurück
Trotz der widrigen Bedingungen ist es der SZU gelungen, weitere Einsparungen auf der Kostenseite zu realisieren. Die geringeren Erntemengen liessen die Ausgaben für die Rüben um 14.3% auf 111.3 Mio. CHF fallen. Noch deutlicher fielen die Aufwendungen für Transport, Energie und Entsorgung mit minus 18.2% auf 29.1 Mio. CHF aus. Schliesslich sanken die sonstigen Warenausgaben um 4.7% auf 29.7 Mio. CHF. Diesen vor allem aus der Mindermenge resultierenden Einsparungen stehen weitere Kostensenkungen im betrieblichen Bereich gegenüber. So sind vor allem die um 6.5% auf 31 Mio. CHF gesunkenen Personalkosten zu nennen. Auch die sonstigen Betriebskosten gingen um 1 Mio. CHF auf 13.6 Mio. CHF zurück.
So fiel das Betriebsergebnis vor Zinsen, Abschreibungen und Wertberichtigungen (EBITDA) nur um gut 100’000 CHF respektive 0.5% auf 26.4 Mio. CHF. Ein deutlicher Anstieg der Sachabschreibungen um 1.6 Mio. CHF führte jedoch zu einem Rückgang des Betriebsgewinns EBIT um 1.7 Mio. CHF auf 9.2 Mio. CHF. Auf das Ergebnis positiv wirkten sich dagegen die um 1.6 Mio. CHF auf 6.9 Mio. CHF gesunkenen ausserordentlichen Aufwendungen aus. Diese beinhalten eine Rückstellung für die Zuckermarktordnung von 3.2 Mio. CHF, nachdem der Jahresrechnung dafür im Vorjahr noch 5.5 Mio. CHF belastet worden war. Zudem wurden 3.7 Mio. CHF nach 3 Mio. CHF im Vorjahr an die Pensionskasse bezahlt, um die schrittweise Anpassung des Umwandlungssatzes und des technischen Zinssatzes zu finanzieren. Im Ergebnis führte dies zu einem Reingewinn von 2.7 Mio. CHF nach 2.8 Mio. CHF im Vorjahr.
Ausblick mit vielen Unwägbarkeiten
Für die Zukunft bleibt die Situation weiterhin schwierig. Nach Aussagen des Managements sei derzeit nicht klar, wo die Schmerzgrenze der Rübenpflanzer für den Anbau von Zucker liege. Blank ergänzte allerdings, dass alles daran gesetzt werden müsse, um den Rübenanbau in der Schweiz zu erhalten. Es sei schwer, eine einmal verloren gegangene Fläche wieder zurückzuholen, da mit der Aufgabe des Zuckeranbaus auch die entsprechenden Infrastrukturen abgebrochen würden. Das Potenzial weiterer Kostensenkungen bei der SZU ist aber auch begrenzt. Auf der Basis der aktuellen Zuckerpreise sei es nahezu überall auf der Welt uninteressant, Zucker zu produzieren. Gute Chancen bestünden hingegen für die SZU im Fall eines Anstiegs der Weltmarktpreise für Zucker. Ob und wann ein solcher Anstieg erfolge, sei allerdings offen.
Die Geschäftszahlen der SZU für das Berichtsjahr fallen nicht nur angesichts des sehr schwierigen Umfelds positiv aus. Die Befürchtungen, die Gesellschaft könnte Reserven auflösen, um den Rübenanbau aufrechtzuerhalten, waren zumindest für das Geschäftsjahr 2013/14 trotz der tiefen Produktionsmenge nicht berechtigt. Allerdings müssen die Aktionäre bereits eine deutliche Kürzung der Dividende in Kauf nehmen, obwohl die operativen Geschäftszahlen dies keinesfalls als notwendig erscheinen lassen. Die Aussagen des VR-Präsidenten bezüglich Zuckeranbau und Ausschüttung lassen jedoch kaum Zweifel daran aufkommen, dass die Gesellschaft in erster Linie die Interessen der Rübenpflanzer berücksichtigt. Die freien Aktionäre stehen bestenfalls an zweiter Stelle. Auch wenn bezüglich der Auflösung von Rückstellungen bislang Entwarnung gegeben werden kann, ist dieses Thema keinesfalls vom Tisch. Die hohen Reserven, über welche die Gesellschaft verfügt, dürften kaum den Privataktionären zukommen.
Die Aktien der SZU werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Preise von 26 CHF pro Aktie weisen die Papiere eine wenig attraktive Dividendenrendite von 1.9% auf. Zudem ist keinesfalls sicher, dass die Ausschüttung in dieser Höhe weiterhin erfolgen wird. Zwar erscheinen die Papiere aufgrund des hohen Discounts v0n rund 50% zum ausgewiesenen Buchwert von 59 CHF als keinesfalls überbewertet. Es darf aber nicht übersehen werden, dass die Perspektiven alles andere als rosig sind. Weitere Ertragsrückgänge bei einem anhaltenden Druck auf die Margen sind zu erwarten. Auch wenn weitere Kursrückgänge angesichts des Discounts zum Buchwert – der zudem die Rückstellungen noch nicht beinhaltet – kurzfristig kaum wahrscheinlich erscheinen, bestehen derzeit kaum Hoffnungen auf deutliche Kurssteigerungen. Ändern könnte sich dies allenfalls im Fall einer deutlichen Erholung der Zuckerpreise oder einer Aufgabe der Zuckerherstellung. Während Letztere nicht nur angesichts der Aussagen des VR-Präsidenten als ausgeschlossen angesehen werden kann, dürfte auch eine mögliche Preiserhöhung zumindest in den nächsten Jahren nicht zu erwarten sein.