Die regionalen Versorger hängen an der Konjunktur und an der Witterung. Das zeigt sich wieder einmal ganz deutlich im abgelaufenen Geschäftsjahr.
Beispiel 1: IBAarau. Wegen einer überdurchschnittlich warmen Witterung gingen die Strom- und Erdgaslieferungen der Gruppe im vergangenen Jahr deutlich zurück. So fiel der Stromabsatz des Energieversorgungsunternehmens an der Aare 2014 im Netzgebiet um 3.9% auf 519.8 GWh. Die Stromlieferungen der IBAarau Strom AG erlitten wegen Wegfalls eines Grosskunden sogar einen Rückgang um 15.9% auf 469.9 GWh. Naturstrom ist übrigens noch nicht der grosse Absatztreiber; entfielen im vergangenen Jahr mit 35.3 GWh doch nur 6.8% des gesamten Stromabsatzes auf Kunden, die voll auf umweltfreundliche Stromprodukte setzen. Damit verbuchte das Öko-Segment einen Absatzrückgang um 6.9%.
Rückgänge gab es aber auch bei Erdgas. Im Vergleich zum etwas kühleren Vorjahr mit 3410 Heizgradtagen gab es 2014 nur 2734 Heizgradtage. Der Erdgasabsatz fiel wegen der höheren klimabedingten Durchschnittstemperaturen um 10.6% auf 468.2 GWh. Wegen zusätzlicher Industrie- und Gewerbekunden verzeichnete wenigstens die Tochter Wynagas AG entgegen diesem Trend einen deutlichen Anstieg im Erdgasabsatz um 30.4%. Während der Wasserabsatz der IBAarau Gruppe stagnierte, verbuchte immerhin der Elektrobereich schöne Zuwächse. Wegen reger Bautätigkeit in der Region verzeichnete die Sparte einen Anstieg der Nettoerträge um 8.5% auf 23.3 Mio. CHF.
IBAarau – Umsatz fällt
In der gesamten Gruppe ergab sich wegen der schwachen Entwicklung im Energiesegment dennoch ein Umsatzrückgang um 2.8% auf 147.5 Mio. CHF. Auf der Kostenseite konnten gestiegene Kostenblöcke wie etwa für Personal – hier gab es einen Anstieg um 6.3% – insbesondere durch den deutlichen Rückgang der Kosten der Energie- und Wasserbeschaffung um 10.9% in etwa ausgeglichen werden. Der betriebliche Aufwand fiel damit in etwa im Gleichschritt mit den Umsatzrückgängen um 3.0%. Während das operative Ergebnis mit 16.9 Mio. CHF um 5.0% unter Vorjahr lag, ergab sich beim Gewinn wegen eines leicht verbesserten Finanzergebnisses und der etwas tieferen Steuersätze nur ein kleiner Rückgang um 0.6% auf 20.0 Mio. CHF. Das Ergebnis stagnierte damit bei etwa 66.65 CHF je Aktie.
Fallender Stromabsatz Beispiel 2: AEK Gruppe. Auch der Energieversorger aus Solothurn verbuchte wegen milder Wintertemperaturen im vergangenen Jahr einen geringeren Strom- und Pelletabsatz und fallende Umsätze. Dazu kam der Wegfall des Grosskunden Stahl Gerlafingen, der sich jetzt im liberalisierten Strommarkt bei verschiedenen Lieferanten mit Strom eindeckt. Wegen der genannten Faktoren fielen die Nettoerträge des Versorgers bei Strom insgesamt um 21.4% auf 103.0 Mio. CHF und bei Pellets um 23.8% auf 9.8 Mio. CHF. Zum Umsatzrückgang im Stromsegment trugen übrigens auch tiefere Strompreise für Privat- und Gewerbekunden bei. Diese gingen je nach bezogenem Stromprodukt zwischen 1.9 und 6.2% zurück.
… auch AEK Energie leidet unter schwächerem Geschäft
Bei gleichzeitiger Stagnation im Bereich Elektroinstallationen und Contracting fielen die gesamten Umsätze der AEK Gruppe im vergangenen Jahr um 17.5% auf 138.6 Mio. CHF. Immerhin profitierte AEK andererseits auch von deutlich überproportional um 35.5% gefallenen Kosten beim Energieaufwand und konnte den Betriebsaufwand so insgesamt mit -19.6% sogar noch über das Minus auf der Ertragsseite zurückfahren. Das operative Ergebnis kletterte dadurch um 20.1% auf 11.7 Mio. CHF. Das leicht tiefere Finanzergebnis, ein deutlicher Rückgang im ausserordentlichen Erfolg um 2.3 Mio. CHF auf 371‘000 CHF und der Anstieg der Steuerquote von 19.5 auf 22.7% brachten dann jedoch beim Jahresüberschuss einen Rückgang um 9.0% auf 9.7 Mio. CHF. Das Ergebnis je Aktie lag damit bei rund 1624 CHF.
Geringere Energienachfrage Beispiel 3: EW Jona-Rapperswil. Auch beim Betreiber des Verteilnetzes in Rapperswil gab es wegen des Rückgangs im Energieabsatz um 1.5% auf 204.6 Mio. kWh in der Kernsparte des Unternehmens – Energie und Netznutzung – im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang um 1.1% auf 29.0 Mio. CHF. Bei einem Anstieg der Sparte Installationen und Eigenleistungen um 2.1% auf 6.6 Mio. CHF ergab sich beim totalen Betriebsertrag dann aber nur noch ein Minus von 0.5% auf 35.7 Mio. CHF.
EW JR – Abschreibungen fallen, Ergebnis stagniert
Auf der Kostenseite profitierte EW Jona-Rapperswil zwar von leicht um 1.0% rückläufigen Ausgaben für Energie und Netznutzung, doch dafür kletterte der Aufwand im Materialeinkauf wegen der Projekte Solaranlage im Grünfeld und Smart Grid um rund 500‘000 CHF auf 4.0 Mio. CHF. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen fiel deshalb um 10.9% auf 6.9 Mio. CHF. Bei konstantem Finanzergebnis und der um 20.4% auf 3.2 Mio. CHF gesunkenen Abschreibungen ergab sich dann jedoch per Saldo ein stabiler Jahresüberschuss von 3.1 Mio. CHF. Je Aktie waren das rund 209,50 CHF.
Gut – in kälteren Jahren dürften die Versorger von steigender Energienachfrage profitieren. Das bietet kurzfristig Gewinnsteigerungsfantasie. Dennoch gibt es verschiedene Unwägbarkeiten, beispielsweise aus der Energiestrategie 2050 oder dem Stromabkommen mit der EU. Während die Perspektiven langfristig damit nicht ganz klar sind, zeigen sich die genannten drei Versorger fundamental robust. IBAarau wäre zwar mit einem 13er-KGV und einer nur durchschnittlich hohen Dividendenrendite von 2.5% in etwa fair bezahlt, doch die Aktie notiert immerhin 20% unter Buchwert. Zudem dürfte es bei den Sachanlagen – insbesondere bei Liegenschaften – stille Reserven geben. Die Aktie besitzt damit noch Steigerungspotenzial.
AEK Energie ist mit einem 15er-KGV und einem KBV von 0.9 sogar etwas höher bewertet. Immerhin bietet die Aktie der AEK Gruppe aber eine attraktivere Dividendenrendite von 3.2%. Und auch bei AEK sind bei Sachanlagen in der Bilanz von 207.4 Mio. CHF und bei Brandversicherungswerten für Sachanlagen und Gebäude von 247.3 Mio. CHF stille Reserven zu vermuten.
Zuletzt erscheint dagegen EW Jona-Rapperswil wegen eines hohen 23er-KGVs und des KBVs von 7.7 auf den ersten Blick wirklich schon gut bezahlt. Allerdings dürfte auch EW JR auf hohen stillen Reserven sitzen. So wird beim Netzbetreiber sehr konservativ bilanziert. Die Gebäude und Betriebsanlagen sind zwar komplett abgeschrieben und stehen nur mit einem Erinnerungswert von 1.0 CHF in der Bilanz, doch die Brandversicherungswerte lagen 2013 bei 3‘620 CHF je Aktie. Dazu kommen rund 1‘550 CHF je Aktie aus Cash und börsenkotierten Wertschriften. Zusätzlich gibt es Beteiligungen an SN Energie AG von 14.3%, an SN Energie AG/Terravent von 10.7% und an der KWD AG von 10.0%, die in der EW JR-Bilanz zusammen ebenfalls nur mit einem Erinnerungswert von 1.0 CHF erfasst sind. Und dann sind da noch die Rückstellungen in Fonds für Energieeffizienz und Erneuerung für Verteilung von rund 885 CHF je Aktie. Der Substanzwert dürfte damit auch bei EW JR trotz des auf den ersten Blick hohen KBVs von 7.7 deutlich höher liegen als der Börsenkurs.
Da IBAarau wegen des tiefen KBVs Kurspotenzial besitzt und AEK sowie EW JR mit attraktiver Dividende locken, können Anleger bei den drei Titeln auf wieder kältere Jahre und gute Konjunktur mit Gewinnanstieg und höheren Kursen setzen.