Griesser Holding AG leidet unter dem starken Franken. So steigerte der Anbieter von Sonnenschutzprodukten für Häuser, von Wintergärten und Markisen seinen Umsatz im 2014 auf lokaler Wärungsbasis um 2.2%. In CHF gab es jedoch nur noch ein Plus um 1.6% auf 303.2 Mio. CHF. Bei der Marke Weinor gab es dabei ein wechselkursbereinigtes Umsatzplus von 4.2%, bei Griesser von 1.5%. Zusätzlich wurden andere betriebliche Erträge wie im Vorjahr in Höhe von 4.5 Mio. CHF generiert. Diese beinhalten unter anderem Erträge aus der Verwertung von Abfallmaterial.
Griesser ist die schweizweite Nummer eins im Bereich von Sonnenstoren. Neben den Storen bietet das Unternehmen im Schweizer Heimmarkt umfassende Service- und Dienstleistungen an, die von der Beratung über die Montage bis hin zu einem täglich erreichbaren Reparaturservice reichen. Neben seinem direkten Vertriebskanal setzt Griesser auf ein Netz spezialisierter Fachhandelspartner im In- und im Ausland. Griesser selbst ist ausschliesslich im B2B(Business-to-Business)-Geschäft tätig, während die Fachhändler alle Kundensegmente abdecken. Die Tochter Weinor ist ein europaweit führender Markisenhersteller. Der Vertrieb erfolgt ausschliesslich über den Fachhandel und schliesst immer die Montage der Produkte mit ein. Im Mai 2014 wurde der Neubau eines 1’000 Quadratmeter grossen repräsentativen Ausstellungsraums fertiggestellt.
D-A-CH-Region – Produktgeschäft im Fachhandel baut Marktanteil aus
Der Geschäftsgang in der Griesser Holding verlief nach einem witterungsbedingt erfreulichen Jahresauftakt in den ersten beiden Quartalen zusehends schwächer. Besonders im vierten Quartal gab es eine Abflachung der Nachfrage. Schrittweise verbessert werden konnte aber mit dem Direktgeschäft in der Schweiz die Hauptertragsquelle des Unternehmens. Dadurch kam es trotz Preiskampf zu Produktivitätssteigerungen. Im Bereich Storenservice gab es signifikante Umsatz- und Ertragszuwächse. Unterschiedliche Entwicklungen verzeichnete Griesser im Produktegeschäft bei Fachhändlern. Während in den wichtigen Märkten der Region Deutschland-Österreich-Schweiz Marktanteile gewonnen werden konnten, waren die Ergebnisse in Frankreich, Italien und Spanien nicht befriedigend. Weiter vorangetrieben wurde die Einführung des neuen ERP-Systems „Albatros“, das seinen erfolgreichen Start per Jahresanfang 2015 absolvierte. Im Heimmarkt Schweiz folgt nun die Konsolidierung des Systems, während im Ausland die Einführung noch bevorsteht. Bis 2017 soll das neue Projekt in allen Ebenen der Griessergruppe implementiert sein und dann einen nachhaltigen Mehrwert generieren.
Auf der Kostenseite gelang es, die Materialausgaben trotz des Umsatzanstiegs um 1.5% auf 104.25 Mio. CHF zu senken. Allerdings führte der Ausbau der Geschäftsaktivitäten zu einem Plus der Personalkosten um 3.4% auf 128 Mio. CHF. Die anderen betrieblichen Aufwendungen verharrten auf dem Vorjahresniveau von 53.5 Mio. CHF. Während die in dieser Position enthaltenen übrigen Betriebskosten um gut 500’000 CHF auf 22.4 Mio. CHF anstiegen, ermässigten sich die Vertriebsaufwendungen um 1.2 Mio. CHF. Bei den Verwaltungskosten verzeichnete Griesser ein Plus von knapp 700’000 CHF.
Betriebsgewinn legt deutlich zu
Im Ergebnis resultierte ein ansehnliches Plus des Betriebsgewinns vor Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) von 11.1% auf 22 Mio. CHF. Trotz der um 650’000 CHF auf 12.4 Mio. CHF angestiegenen Sachabschreibungen stieg der Betriebsgewinn um 19.2% auf 9.6 Mio. CHF. Bei nahezu unveränderten Finanzierungskosten und einem um 850’000 CHF gestiegenen Steueraufwand erhöhte sich der Reingewinn um 10.5% auf 5.6 Mio. CHF. Dabei war die Erfolgsrechnung sogar noch von Kosten in Höhe von 2.3 Mio. CHF für das Projekt Albatros belastet, und bei Fensterläden wurden die Gewinnerwartungen nicht erfüllt.
Das Geschäftsjahr 2015 wird durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses von der Schweizerischen Nationalbank geprägt sein. Die hieraus resultierenden Unsicherheiten stellen das grösste wirtschaftliche Risiko der Griesser Gruppe dar. Das aktuelle Kursniveau hätte, sofern dies am Bilanzstichtag noch Bestand hat, grössere Buchverluste bei der Umrechnung der Euro-Abschlüsse der Tochtergesellschaften und Bewertungsverluste bei Euro-Beständen in der Schweiz zur Folge. Griesser sieht sich als im operativen Geschäft geografisch gut diversifiziert und gut aufgestellt. Daher wurden die Budgetziele nicht revidiert. Es werden ein starker Auftragseingang und eine gute Auslastung der Produktionswerke erwartet.
Der Abschluss von Griesser fällt besser als von Marktteilnehmern erwartet aus. Trotz der Kosten des Projekts „Albatros“ von 2.3 Mio. CHF gelang es, die schwachen Zahlen des Vorjahres zu egalisieren und mit einer weiteren Steigerung der Produktivität ansehnliche Margen zu erzielen. Im laufenden Jahr sollten die Projektkosten für „Albatros“ deutlich tiefer ausfallen, so dass trotz des schwierigen Umfelds mit Aufhebung des Euro-Mindestkurses und der von Konjunkturforschern prognostizierten Abschwächung der Konjunktur zumindest ein Ergebnis in Vorjahreshöhe möglich sein sollte.
Trotz des Gewinnanstiegs und der sehr soliden Bilanz mit einer Eigenmittelquote von knapp 60% erhalten die Aktionäre keine höhere Dividende. Die Ausschüttungsquote fällt mit gut 20% des Reingewinns vergleichsweise tief aus. Hieran dürfte sich zumindest kurz- bis mittelfristig wenig ändern. Die Dividendenpolitik dürfte zumindest teilweise die schwache Kursentwicklung der Aktien erklären. Einen weiteren Einfluss dürfte sicherlich auch die restriktive Kommunikation haben. So werden beispielsweise keine Zahlen der einzelnen Geschäftsfelder publiziert, und der früher den Anteilseignern zugesandte Aktionärsbrief mit Informationen zum Geschäftsverlauf des ersten Halbjahres wird seit mehreren Jahren nicht mehr erstellt.
Die Aktien der Griesser Holding AG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 780 CHF weisen die Papiere ein KGV von gut 11 auf und verfügen über eine tiefe Dividendenrendite von 1.9%. Bei der Berücksichtigung des Reingewinns sollte allerdings die vergleichsweise rasche Abschreibung der Sachanlagen und der Maschinen über längstens neun Jahre nicht unberücksichtigt bleiben. Bei einer Betriebsbesichtigung, die den Aktionären jeweils alle paar Jahre von der Gesellschaft anlässlich der GV ermöglicht wird, wird schnell deutlich, dass der Grossteil der Anlagen deutlich länger im Betrieb sind als deren Abschreibungsdauer.
Die Aktien weisen zudem noch einen hohen Discount gegenüber dem um Minderheitsanteile bereinigten Buchwert von gut 1’300 CHF auf. Der Substanzwert dürfte diesen Wert ohnehin nicht unwesentlich übersteigen. Wie allerdings der Kursverlauf der Aktien in den letzten Jahren zeigt, dürfte sich an der tiefen Bewertung auch zukünftig wenig ändern. Erst mit einer transparenteren Kommunikationspolitik und der Anhebung der Ausschüttungsquote, was zumindest mittelfristig nicht zu erwarten ist, wären deutlich höhere Kurse drin.