Pilatus-Bahnen AG: 2014 war Rekordjahr, Präsident Schwenk tritt ab – folgt ihm André Zimmermann?

0
4342
Die neue Luftseilbahn „Dragon Ride“. Quelle: www.pilatus.ch

Das Geschäftsjahr 2014 war für die seit 1886 am Luzerner Hausberg Pilatus beheimatete Pilatus-Bahnen AG aus Kriens erneut ein Jahr der Rekorde: Alle wichtigen finanziellen Kennzahlen konnten gegenüber dem bereits sehr erfreulichen Vorjahr 2013 in absoluten Grössen nochmals gesteigert werden. Diese Leistung ist umso eindrücklicher, als die Luftseilbahn Fräkmüntegg-Pilatus Kulm wegen der Erneuerung der Luftseilbahn mit dem „Dragon Ride“ ab September 2014 geschlossen (Wiedereröffnung: 3. April 2015) und die Frequenzen im Vorjahresvergleich um 5.7% rückläufig waren.

Umsatz und Gewinn legen auch 2014 zu

Der Umsatz verbesserte sich um knapp 1.2 Mio. CHF oder 4.3% auf 28.9 Mio. CHF. Der Personalaufwand blieb konstant um 40% (11.4 Mio. CHF). Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA konnte gegenüber 2013 um 2.3% auf etwa 8 Mio. CHF zulegen. Signifikant höhere Unterhaltsaufwendungen und Reparaturen (+44% oder +0.58 Mio. CHF) im Betriebsaufwand (6.6 Mio. CHF, +13%) verhinderten dabei ein noch besseres Ergebnis. Nach Angaben im Geschäftsbericht (S. 17) sind in dieser Position „Zusatzkosten“ von 0.6 Mio. CHF enthalten, die jedoch „zum grössten Teil“ von Versicherungsleistungen gedeckt sind. Die ausgewiesene EBITDA-Marge – ebenfalls negativ beeinflusst durch die Einmalaufwendungen im Unterhalt – war mit 27.7% zwar um 0.5% im zweiten Folgejahr leicht rückläufig, bewegt sich aber weiterhin auf einem überdurchschnittlichen Niveau.

Der Cashflow erreichte mit rund 7.7 Mio. CHF trotz der skizzierten Einmalaufwendungen einen neuen Spitzenwert und lag minimal über Vorjahr. Die Cashflow-Marge liegt bei 26.6% des Gesamtumsatzes. Erneut wurden gut 3 Mio. CHF der Abschreibungsrechnung zugeführt und weitere 3.85 Mio. CHF den mittlerweile mit 35.5 Mio. CHF dotierten Rückstellungen, die zu einem guten Teil Eigenmittelcharakter haben dürften. Das nicht sehr aussagekräftige ausgewiesene Jahresergebnis liegt bei 850’753 CHF in etwa auf Vorjahresniveau.

Wachstumsmotor China

Schlüsselt man das Zahlenwerk der Pilatus-Bahnen AG weiter auf, ergeben sich weitere interessante Einblicke in ein gut funktionierendes Unternehmen, das auch unter (teilweise) neuer Leitung – CEO ist seit Juni 2014 der vormalige Finanzchef Godi Koch – nichts von seiner operativen Schlagkraft eingebüsst hat.

Der Anteil der Schweizer Gäste am Pilatus hat sich gegenüber 2013 leicht von 50% auf 48% reduziert. Dafür – und das mag überraschen – erhöhte sich der Anteil der europäischen Besucher (allerdings noch vor dem SNB-Entscheid im Januar 2015) von 15% auf 17%. Der Anteil von Gästen aus Übersee blieb konstant bei 35%. Aus den Ausführungen im Geschäftsbericht ergibt sich, dass in den „europäischen Stammmärkten“ eine „gewisse Zuversicht“ spürbar sei, insbesondere aus dem Vereinigten Königreich. Auch aus Italien seien „konstant hohe Besucherzahlen“ feststellbar, ein „Resultat unserer intensiven Anstrengungen in den letzten Jahren„. Damit stehen die Pilatus-Bahnen im italienischen Markt augenscheinlich besser da als manche Wettbewerber. Offenbar lohnt es sich, gezielt um italienische Gäste im italienischen Heimmarkt zu werben und nicht nur darauf zu hoffen, dass diese auch ohne Anstrengungen den Weg nach Norden über den Gotthard finden. Auch in Deutschland soll „die Talsohle durchschritten“ sein. Ausserhalb Europas ist die Buchungssituation bei den US-amerikanischen Gästen – wohl auch dank des zum CHF tendenziell festen US-Dollars – „vorteilhaft„, während die Nachfrage aus Japan „nach wie vor relativ schwach“ sei. Südostasien mit Malaysia, Singapur und Indonesien wird von den Verantwortlichen der Pilatus Bahnen AG als „klares Wachstumsgebiet“ identifiziert. Der Motor des Unternehmens im Auslandsmarkt ist und bleibt – nicht überraschend –  aber China.

Neubau der Gondelbahn beeinflusst Frequenzen

Vom Gesamtumsatz des Unternehmens in Höhe von 28.9 Mio. CHF entfielen – trotz baubedingt deutlich rückläufiger Frequenzen bei Gondelbahn (-9.3%) und Luftseilbahn (-17.7%) – gut 17 Mio. CHF (+5.2%) oder 59% auf den Verkehrsumsatz. Die Frequenzen der „steilsten Zahnradbahn der Welt“ kletterten im Jubiläumsjahr 2014 – begünstigt auch durch einen im Vorjahresvergleich deutlich früheren Saisonstart Mitte April 2014 und verschiedene Jubiläumsaktionen – um hohe 24.4%. Die Anzahl der Fahrten war mit über 9’400 Gäste-Fahrten um 17.1% über Vorjahr. Das Jahr 2014 war für die Zahnradbahn Alpnachstad-Pilatus in jeder Hinsicht ein Rekordjahr.

In der Gastronomie als zweitwichtigster Säule blieben die Umsätze mit einem leichten Zuwachs um 1.2% auf 6.5 Mio. CHF (22.4% vom Gesamtumsatz) auf dem Niveau des Vorjahres. Allerdings wirkte sich das schlechte Wetter dabei negativ auf das Betriebsergebnis dieses Segments aus. Auch der „Warenaufwand Gastronomie“ kletterte um 6.2%, ohne dass hier entsprechende Mehrerträge gegenüberstanden. Im Mai 2014 eröffnete dabei das neue Pilatus-Restaurant auf der Fräkmüntegg, und nach der Behebung einiger betrieblicher Kinderkrankheiten scheint der Betrieb nach Einschätzung der Pilatus-Bahnen nun „infrastrukturell gut aufgestellt„.

Das Pilatus-Merchandising, an dem sich andere, auch geografisch nahe gelegene Betriebe der Branche im Rahmen eines „Benchmarkings“ orientieren sollten, blieb konstant bei einem Umsatz um 2.4 Mio. CHF (Umsatzanteil 8.4%).

Obwohl das Hotelleriegeschäft mit einem Umsatzanteil von etwa 4.7% – entsprechend knapp 1.4 Mio. CHF – für das Gesamtunternehmen bisher nur von untergeordneter Bedeutung ist, entwickelte sich dieser Geschäftszweig im abgelaufenen Jahr mit einem Zuwachs von 10.8% gegenüber 2013 besonders erfreulich. Allerdings lässt die Zimmerauslastung trotz einer positiven Entwicklung weiterhin Raum für Steigerungen: Die Auslastung erhöhte sich zwar von 33% (2013) auf 45% (2014), bleibt jedoch noch immer hinter ihren Möglichkeiten zurück. Künftig sollen die Hotelbetriebe mit Seminaren und Konferenzen besser ausgelastet werden, und in diesem Bereich gibt es vertriebsseitig auch personelle Aufstockungen.

Die Freizeitanlagen büssten dagegen um etwa 13.4% ihres Vorjahresumsatzes ein und steuerten 2014 noch gut 0.85 Mio. CHF (3%) zum Gesamtumsatz bei. Hier machten sich die frühzeitige, baubedingte Schliessung der Luftseilbahn Fräkmüntegg-Pilatus-Kulm und damit auch die rückläufigen Gondelbahn-Frequenzen der „Zubringerbahn“ negativ bemerkbar. Dieser negative Einmaleffekt sollte aber ab 2015 mit der neuen „Dragon Ride„-Luftseilbahn zumindest egalisiert und vermutlich sogar überkompensiert werden können.

Oskar J. Schwenk verlässt nach 17 Jahren die Pilatus-Bühne

Aus den Ausführungen im Geschäftsbericht 2014 (Seite 3) ergibt sich, dass anlässlich der kommenden Generalversammlung am 12. Mai 2015 sowohl der langjährige, seit 16 Jahren amtierende Verwaltungsratspräsident Oskar J. Schwenk als auch der amtierende Vizepräsident Fredy Rey verabschiedet werden. Für die Pilatus-Bahnen AG bedeutet dies nach dem „Weggang“ des vormaligen CEO André Zimmermann zu den Pilatus-Flugzeugwerken per Ende Mai 2014 eine erneute Zäsur – diesmal jedoch auf Stufe Verwaltungsrat.

Die Amtszeit von Oskar J. Schwenk – im Hauptberuf jetzt Verwaltungsratspräsident der Pilatus-Flugzeugwerke – waren für die Pilatus-Bahnen AG und ihre Aktionäre „Goldene Jahre“, hat sich nicht zuletzt der Aktienkurs in dieser Zeit vervielfacht! Oskar J. Schwenk und seine Mannschaft waren dabei die Architekten einer einzigartigen Erfolgsgeschichte am Luzerner Hausberg. Auch wenn das konjunkturelle Umfeld dabei in der Summe unterstützend wirkte, so galt es doch, während der zurückliegenden Jahre verschiedene touristische Herausforderungen zu meistern. „Nine Eleven“, „SARS„, Euro-Krise und Frankenstärke sind dabei nur einzelne Stichworte. Dies ist den Verantwortlichen gut gelungen. Andere Verantwortliche in der Tourismusindustrie haben diese Aufgaben deutlich weniger gut gemeistert als die Verantwortlichen der Pilatus-Bahnen AG.

Für die Aktionäre vorteilhaft – und letztlich für alle Stakeholder – war dabei immer, dass die Pilatus-Bahnen AG bei aller regionalen Verankerung und Verbundenheit wie ein Wirtschaftsbetrieb geführt wurde und noch wird.

Wer kommt nach Oskar Schwenk?

Im Geschäftsbericht 2014 sucht man den vom Verwaltungsrat „auserkorenen“ Nachfolger von Oskar J. Schwenk noch vergebens. Im Interview mit Oskar J. Schwenk selbst (Seite 3) heisst es lediglich etwas sibyllinisch, dass „im Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung“ hinsichtlich einer Nachfolge „auf Kontinuität“ gesetzt würde. In der Geschäftsleitung wurde diese „Kontinuität“ Mitte 2014 mit der Bestellung des langjährigen Finanzchefs Godi Koch als zuvor faktischer „Nr. 2“ im Unternehmen bereits gelebt und umgesetzt.

Wenn jedoch sowohl der Verwaltungsratspräsident als auch der Vizepräsident gleichzeitig – wie für die kommende Generalversammlung vorgesehen – aus ihren Ämtern ausscheiden und ein Generationenumbruch im Verwaltungsrat bisher (noch) nicht erkennbar ist, wird es ungeachtet der bestehenden Zusammensetzung des Gremiums nicht ganz einfach mit der erklärten „Kontinuität“.

Rückt der vormalige CEO André Zimmermann auf den VRP-Posten nach?

In der Einladung zur Generalversammlung findet sich nun unter Traktandum 4 („Wahlen in den Verwaltungsrat“) der Vorschlag der Verwaltung, „als Ersatz für Oskar J. Schwenk und Fredy Reydie Herren Istvan Szalai (CEO Garaventa AG) und – Achtung! – neu André Zimmermann in den Verwaltungsrat zu wählen. Wir halten es für denkbar und beinahe nahe liegend, dass André Zimmermann angesichts seiner anerkannten Erfolge mit der Pilatus-Bahnen AG als CEO zumindest perspektivisch auch als Verwaltungsratspräsident vorgesehen ist. Wenn nicht schon jetzt, dann wahrscheinlich in einigen Jahren. Mit André Zimmermann könnte auch der Generationswechsel im Verwaltungsrat eingeleitet und umgesetzt werden. Auf den ersten Blick erscheint diese Variante für die Pilatus-Bahnen AG als ideale Lösung, um die Zukunft zu gestalten: André Zimmermann kennt die Pilatus-Bahnen AG in all ihren Details und ist in der Organisation als vormaliger CEO, der die Pilatus-Bahnen AG auf den Wachstumspfad brachte, sowie in der Branche hochgeschätzt. Auch mit dem amtierenden CEO Koch hat Zimmermann lange (und dazu erfolgreich) zusammengearbeitet. Für die Pilatus-Bahnen AG erscheint die vorgesehene Zuwahl von André Zimmermann in den Verwaltungsrat als ein Gewinn. Zimmermann steht für Kontinuität und Aufbruch zugleich! Er hat in der Vergangenheit innerhalb der Pilatus-Bahnen AG bewiesen, dass er in der Lage ist, eine durchaus komplexe Organisation wie die der Zentralschweizer Traditionsgesellschaft erfolgreich in die Zukunft zu führen und neue Ideen erfolgreich umzusetzen.

Die Pilatus-Erfolgsgeschichte ging auch 2014 unverändert weiter und dürfte 2015 und in den Folgejahren mit der neuen Luftseilbahn ab Fräkmüntegg um weitere Kapitel ergänzt werden. Wir rechnen damit, dass der neue „Dragon Ride“ – der Reiz des Neuen – 2015 zu deutlich erhöhten Frequenzen auf der Krienser Seite des Pilatus führen wird – und damit auch zu entsprechenden Mehrerlösen.

Die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2014 waren einmal mehr sehr überzeugend, und die Aktie der Pilatus-Bahnen AG bleibt unter den im ausserbörslichen Segment gehandelten Bergbahnen eine gute Wahl, obwohl die Aktie in den letzten Jahren schon stark zulegen konnte. Das Aktienkapital von 1.32 Mio. CHF ist in 26’400 Aktien à 50 CHF nominal eingeteilt. Daraus ergibt sich auf Basis der zuletzt gehandelten OTC-X-Preise (10.04.2015: 1’655 CHF) eine Marktkapitalisierung von knapp 44 Mio. CHF, entsprechend etwa dem 5.7-fachen Cashflow bzw. dem 5.5-fachen EBITDA. Das ausgewiesene Eigenkapital von 8.2 Mio. CHF oder 311 CHF/Aktie hat aufgrund der hohen Abschreibungen keine Aussagekraft.

Ein Wermutstropfen aus Sicht aussenstehender Aktionäre bleibt die auch nach diesem Rekordjahr 2014 lediglich konstante Höhe der Dividende (25 CHF). Die Aktie rentiert damit um 1.5%, was für sich genommen ungeachtet niedrigerer Alternativzinsen nicht zuletzt angesichts der tiefen Handelsliquidität kein schlagkräftiges Argument für die Aktie ist. Die künftige Dividendenpolitik dürfte dabei auch ein Thema für den neu zusammengesetzten Verwaltungsrat sein. Die spannende Frage aus Aktionärssicht bleibt, wann sich die seit Jahren anhaltende Investitionsoffensive der Pilatus-Bahnen AG in der Zukunft abschwächt und ob danach höhere Ausschüttungen folgen werden. Auch ein Thema für den neuen Verwaltungsratspräsidenten.

Kleinaktionäre mit nur wenigen Aktien können ihre reguläre Bar-Dividendenrendite mit der branchentypischen Naturaldividende signifikant steigern. An der Generalversammlung anwesende Aktionäre – und nur diese Aktionäre – erhalten nach der Generalversammlung zwei Freikarten, die jeweils zu einer Retour-Fahrt auf den Pilatus-Gipfel berechtigen. So ist gewährleistet, dass nur die an der Pilatus-Welt und den Referaten von VR und Geschäftsleitung interessierten Aktionäre in den Genuss der Naturaldividende als kleine Belohnung für ihre Teilnahme kommen. In diesem Jahr findet die GV angesichts des in den Vorjahren riesigen Besucherandrangs an einem neuen Veranstaltungsort statt: am 12. Mai 2015 um 17.00 Uhr in der Messe Luzern (Halle 3/4). Letztmals wird es dabei auch ein Referat von Oskar J. Schwenk als VRP zur Lage am Pilatus geben. Eine Aufgabe des neuen Verwaltungsratspräsidenten wird definitiv auch sein, das bisherige Format der Generalversammlung zu überdenken. 

Die Aktie der Pilatus-Bahnen AG erscheint auf dem jetzt erreichten Niveau um 1’700 CHF angesichts des vorgelegten Zahlenkranzes – auch ohne Naturaldividenden – nicht überteuert. Das Unternehmen ist innovativ und gut geführt. Eine signifikante Dividendenerhöhung, die möglich wäre, aber heute noch nicht absehbar ist, könnte dabei weitere Kursavancen der Aktie begünstigen. Ohne eine solche Erhöhung der Bardividende in den nächsten Jahren halten wir den Spielraum für nennenswerte Kurswertsteigerungen auf dem erreichten Niveau ungeachtet der im Kern moderaten Bewertung aus strukturellen Gründen allerdings für begrenzt.

Transparenzhinweis: Dem Autoren nahestehende Personen sind Aktionäre der Pilatus-Bahnen AG.

Kommentar verfassen