Casino Kursaal Interlaken: Rote Zahlen in 2014, Gruppenstrategie wird überprüft

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Das Kongressgeschäft im Kursaal Interlaken bleibt nach wie vor schwierig. Bild: kurssaal-Interlaken.ch
Das Kongressgeschäft im Kursaal Interlaken bleibt nach wie vor schwierig. Bild: kursaal-Interlaken.ch

Die Congress Centre Kursaal Interlaken AG (CKI) konnte auch im Geschäftsjahr 2014 keine schwarzen Zahlen schreiben. Als belastend wirkte sich vor allem das weiterhin defizitäre Kongressgeschäft aus, wie die Gesellschaft im neuesten Geschäftsbericht schreibt. Allerdings habe sich der Verlust gegenüber dem Vorjahr deutlich von 834’000 CHF auf 255’000 CHF reduziert. Im Mehrjahresvergleich konnte die CKI eines der besten Betriebsergebnisse ausweisen, schreibt VR-Präsident Claude Thormann in der Einleitung zum Jahresbericht (siehe auch Medienmitteilung vom 14. April). Wie er unumwunden einräumt, steht die Gesellschaft vor einer doppelten Herausforderung. Diese bestehe einerseits darin, das Kongressgeschäft in die Gewinnzone zu bringen und aus der Abhängigkeit vom Spielcasino herauszuführen. Andererseits soll die Casino Interlaken AG so aufgestellt werden, dass sie bei der anstehenden Neuvergabe der Spielbankenkonzession über gute Karten verfüge. Um diese Aufgaben zu lösen, wurde eine vertiefte Überprüfung der Gruppenstrategie unter Einbezug externer Berater eingeleitet. Unabhängig von der neuen Strategie wurde per Ende Februar das Restaurant „le petit Casino“ geschlossen und das Konzept der „Noodle Bar“ verkauft, da sich die Weiterführung dieses gastronomischen Bereichs aus wirtschaftlichen Überlegungen nicht mehr rechtfertigen lies. Auch bei der Geschäftsleitung gab es einen Wechsel. So wird die CKI neu von Isabel Wirth, die über eine langjährige Erfahrung im Kongressgeschäft verfügt, geführt. Sie hat per 1. Januar 2015 den CEO-Posten übernommen.

Spielerträge im Casino gehen um 8.4% zurück

Das Casino in Interlaken musste im Jahr 2014 einen Rückgang der Spielerträge um hohe 1 Mio. CHF respektive minus 8.4% auf 10.85 Mio. CHF verbuchen. Damit gelang es der CKI gegenüber der Vorjahre nicht mehr, sich dem negativen Branchentrend zu entziehen. Der Rückgang in Interlaken lag sogar über dem Branchenminus, das für alle Schweizer Casinos im 2014 bei 5% lag (vgl. Publikation der Spielerträge vom Schweizer Casino Verband). Wie der CEO der Casino Interlaken AG Oliver Grimm im Jahresbericht schreibt, macht der Gesellschaft vor allem der Strukturwandel im lokalen Tourismus zu schaffen. So blieben die Besucherzahlen mit 90’000 Eintritten auf dem Niveau der Vorjahre, während die Spielerträge deutlich fielen. Nach Abzug der Spielbankenabgabe von 4.3 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Minus um 8.6% entspricht, und den Erträgen aus dem Tronc in Höhe von 514’000 (Vorjahr: 554’000 CHF) resultierte ein Nettospielertrag von 7 Mio. CHF (Vorjahr: 7.6 Mio. CHF). Verbessert werden konnten die Einkünfte aus dem Kongressbereich mit einem Plus um 1.7% auf 8.2 Mio. CHF. Der aus den Mehrumsätzen resultierende höhere Warenaufwand konnte durch Einsparungen beim übrigen direkten Aufwand vollkommen kompensiert werden. Deutliche Einsparungen von 1 Mio. CHF respektive 10.3% auf 8.8 Mio. CHF machte die CKI auch bei den Personalkosten und den übrigen betrieblichen Aufwendungen. Diese sanken um 8.1% auf 3.3 Mio. CHF. So konnte der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) um 70.7% respektive um 750’000 CHF auf 1.8 Mio. CHF erhöht werden. Nach leicht höheren Sachabschreibungen resultierte ein um 700’000 CHF auf 134’000 CHF reduzierter Betriebsverlust. Auch der Reinverlust konnte gegenüber dem Vorjahr deutlich reduziert werden von 834’000 CHF auf 255’000 CHF.

Die Geschäftszahlen der CKI sind zwar etwas besser ausgefallen als in den Vorjahren, vermögen aber nach wie vor nicht zu überzeugen. Sehr erfreulich ist die deutliche Verbesserung im Kongressgeschäft, auch wenn dieser immer noch rote Zahlen schreibt. Es bleibt zu hoffen, dass mit der laufenden Strategieüberprüfung und dem neuen Management der Turnaround gelingt. Das Potenzial für weitere Einsparungen dürfte allerdings ohne einen spürbaren Abbau der Leistungen sehr begrenzt sein. Ein Leistungsabbau dürfte zu einem Rückgang der Einnahmen führen, was sich wiederum auf das Ergebnis durchschlagen dürfte. Diese ungemütliche Situation, gepaart mit den negativen Auswirkungen der Aufgabe des Euro-Mindestkurses auf das Tourismusgeschäft, macht es der CKI schwer, erfolgreich zu wirtschaften. Als Lichtblick im Kongressbereich präsentieren sich Medizinialtechnikveranstaltungen mit internationalen Gästen, die weitgehend unabhängig vom Tourismusgeschäft sind. Mit der neuen CEO, die früher das Kongressgeschäft der CKI leitete, verfügt die Gesellschaft über die notwendigen Voraussetzungen, den Turnaround zu schaffen. Dies erscheint zwar schwierig, aber nicht unmöglich.

Sehr solide präsentiert sich die Bilanz mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von sehr hohen 81.4%. Diese erlaubt es der CKI, auch weitere Verlustjahre unbeschadet zu überstehen. Allerdings hat der Verwaltungsrat die aktuell herausfordernde Situation zum Anlass genommen, nach einer Lösung zur Verbesserung der Lage zu suchen. Für die Aktionäre der Gesellschaft bedeutet dies, sich weiterhin in Geduld zu üben.

Die Aktien der CKI werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Eine Bewertung der letztmalig zu Kursen von 220 CHF gehandelten Papiere kommt ebenso wenig in Betracht wie die Ermittlung einer Dividendenrendite. Die Gesellschaft schüttet seit mehreren Jahren infolge der Unterstützung der öffentlichen Hand für den Neubau des Kongressbereichs, der im 2010 eingeweiht wurde, keine Dividenden aus. Somit eignen sich die Papiere ausschliesslich wegen des Buchwerts, der per Jahresende 2014 bei gut 1’100 CHF lag, zur Anlage. Die Gesellschaft dürfte zudem noch über nicht unerhebliche stille Reserven im Anlagevermögen verfügen. Als Indiz kann der Brandversicherungswert der Gebäude von 110 Mio. CHF bei einem Bilanzwert von 22.5 Mio. CHF dienen. Da eine Realisation dieses Werts nur sehr schwer möglich sein wird, sind die Aktien nur für diejenigen Anleger interessant, die ein Faible für Substanztitel besitzen und auf Dividendenzahlungen verzichten können oder wollen. Sofern der Turnaround im Kongressgeschäft eines Tages gelingt und auch das Casino den Abwärtstrend stoppen kann, wäre zumindest eine Annäherung des Kurses an den Buchwert denkbar.

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