Bad Schinznach AG hat den lange ersehnten Durchbruch in der Klinik Meissenberg erreicht. Nachdem die Zuger Klinik in den letzten Jahren vor allem durch Probleme und anhaltend rote Zahlen aufgefallen war, schrieb der Betrieb im 2014 erstmalig einen Gewinn von 1.4 Mio. CHF. Im Vorjahr stand dagegen noch ein Verlust von 400’000 CHF in den Büchern. Mit der neuen Geschäftsleitung befindet sich der Betrieb nun auf Kurs. Wie VR-Präsident Hans-Rudolf Wyss anlässlich der Zahlenpräsentation erklärte, soll diese Entwicklung nachhaltig sein, und für das laufende Jahr wird ein ähnliches Ergebnis erwartet. Dies bestätigt auch die Entwicklung der ersten Monate 2015.
Planmässig läuft es auch im Immobiliengeschäft am Meissenberg. Dieses wird mit dem Bau weiterer vier Gebäude, die bis im Frühjahr 2016 fertiggestellt werden, fortgeführt. Zumindest ein Objekt soll verkauft werden; sicher behalten werde die Gesellschaft aber zwei Gebäude, ergänzte Wyss. Die Immobilien stellen für das Unternehmen eine Substanzreserve dar, die die Gesellschaft nicht leichtfertig aus der Hand geben will.
Hotel- und Klinikbetrieb – Belegungszahlen verbessert
Insgesamt legte die Bad Schinznach AG im 2014 in allen Geschäftsfeldern mit Ausnahme des Hotelbereichs und des Aquarenas zu. Dabei wurde allerdings das Hotel zugunsten der Privatklinik im Park verkleinert und die Zimmeranzahl von 38 auf 31 reduziert. Zwar sanken die Logiernächte dadurch um 13.3% auf 9’915, jedoch konnte die Zimmerauslastung durch den unterproportionalen Rückgang der Logiernächte sogar leicht verbesserte werden. Sie erreichte mit rund 70% ein hohes Niveau. Obwohl die Gesellschaft den anhaltenden Preisdruck der Branche spürt, wurden keine Rabatte gewährt. Die Umwandlung der Hotel- in Klinikzimmer lies die Zahl der Pflegetage in Schinznach um 3.1% auf 20’109 ansteigen. Noch weitaus stärker legte der Betrieb am Meissenberg mit einem Plus der Pflegetage um 17.8% auf 24’604 zu. Rückläufig war allerdings die Anzahl der Besucher in den Bäderbetrieben. Diese ging um 4.7% auf 338’864 zurück. Verantwortlich für das Minus zeichnet das Aquarena, das, wie Wyss einräumt, mittlerweile in die Jahre gekommen sei. Im laufenden Jahr werden daher Auffrischungen vorgenommen, welche das Bad für die Besucher attraktiver machen sollen. Das Investitionsvolumen liegt bei rund 4 Mio. CHF. Nicht erneuert wird die Technik, da diese ohnehin auf dem neuesten Stand sei.
Die Verbesserung der Frequenzen schlug sich auch auf die Zahlen nieder. So legten die Einkünfte aus dem Klinik- und Hotelgeschäft um 7.7% auf 35.3 Mio. CHF zu. Hingegen verzeichnete das Bädergeschäft ein marginales Minus um 0.1% auf 11.2 Mio. CHF. Bei leicht tieferen Erträgen der allgemeinen Betriebe resultierte insgesamt ein Plus der Erträge um 5.1% auf 48.4 Mio. CHF. Trotz der markanten Steigerung der Pflegetage stiegen die Warenaufwendungen – vor allem die Kosten für den medizinischen Bedarf, Lebensmittel und den Haushaltsbetrieb – deutlich unterproportional um 1.4% auf knapp 5.4 Mio. CHF. Selbst beim Personalaufwand, dem wichtigsten Kostenblock, erhöhten sich die Ausgaben nur um 3.9% auf 28.5 Mio. CHF und damit ebenfalls weniger stark als die Einnahmen. Die betrieblichen Aufwendungen gingen sogar um 5.1% auf 6.8 Mio. CHF zurück. Verantwortlich für das Minus waren die gesunkenen Ausgaben für Energie sowie für Unterhalt und Reparaturen. Per Saldo stieg der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Zinsen (EBITDA) um 25.1% auf 7.7 Mio. CHF. Die um 4.6% respektive 170’000 CHF erhöhten Sachabschreibungen führten zu einem Anstieg des EBIT um 54.3% auf 3.9 Mio. CHF. Die EBIT-Marge konnte auf 8.1% gesteigert werden. Ein Wert, mit dem sich Geschäftsführer Daniel Bieri zufrieden zeigte.
Sondereffekte aus der Umstellung auf Swiss GAAP
Unter dem Strich ergab sich allerdings ein deutlicher Rückgang des Reingewinns von 20.1 Mio. CHF im 2013 auf 3.2 Mio. CHF im Berichtsjahr. Im Vorjahr gab es jedoch noch Sondereffekte aus der Umstellung der Rechnungslegung auf den Swiss GAAP FER Standard. Der in der ursprünglich nach den Rechnungslegungsvorschriften des Obligationenrechts für 2013 erstellte Jahresabschluss wies dagegen nur einen Reingewinn von 10.5 Mio. CHF aus. Die Abweichung ist die Folge der unterschiedlichen Bewertung der Erfolge aus dem Immobilienverkauf am Meissenberg und nur rein buchhalterischer Natur. Im Jahr 2013 wurden zugunsten der korrigierten Erfolgsrechnung ausserordentliche Erträge von 22.3 Mio. CHF verbucht, die zu einem hohen Steueraufwand von fast 4 Mio. CHF führten. Am guten Geschäftsgang werden die Aktionäre mit einer um 4 CHF auf 44 CHF pro Aktie erhöhten Dividende beteiligt.
Nach einem harzigen Start ins neue Geschäftsjahr entwickelte sich der März sehr gut, wie Bieri mitteilt. Auch die Entwicklung im April ist positiv, so dass die Gesellschaft für das laufende Jahr ein Ergebnis in Höhe des Vorjahres erwartet. Die negativen Einflüsse infolge der Schliessung des Aquarenas in den Sommermonaten will die Gesellschaft durch die Attraktivitätssteigerung und leicht höhere Eintrittspreise nach der Wiedereröffnung kompensieren. Das Bad wird indessen zu keinem Zeitpunkt ganz geschlossen, und ein Betrieb wird immer möglich sein. Fest hält die Geschäftsleitung an der Aussage, die Eigenmittelbasis des Unternehmens weiter stärken zu wollen.
Die Geschäftszahlen der Bad Schinznach AG für 2014 vermögen vollumfänglich zu überzeugen. Besonders erfreulich ist der eindrückliche Turnaround in der Klinik am Meissenberg. Dieser von der Geschäftsleitung als nachhaltig bezeichnete Ergebnisbeitrag zeigt die Strategie der Gesellschaft auf. Diese ist auf langfristigen Erfolg ausgerichtet. Temporär schwache Ergebnisse werden dabei bewusst in Kauf genommen und geschickt dazu genutzt, die Steuerbelastung zu senken. Hiervon profitiert nicht nur der Hauptaktionär Wyss, sondern auch die freien Aktionäre profitieren. Letztere können allerdings nicht mit hohen Ausschüttungen rechnen. Eine hohe Dividende wäre zwar aus den Verkaufserträgen der Häuser am Meissenberg möglich, würde aber der Strategie des Hauptaktionärs widersprechen. Vielmehr setzt Wyss auf die Stärkung der Substanz und die Verbesserung der Bilanzkennzahlen. Angesichts einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von 37.5% besteht tatsächlich noch Raum zur Stärkung der Bilanz. Diese ist indessen keinesfalls als schwach dotiert anzusehen, auch wenn die ausgewiesene Eigenmittelquote eher tief erscheint.
Die Aktien werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 2’380 CHF weisen die Papiere eine niedrige Dividendenrendite von 1.8% auf. Auch das KGV auf der Basis der Zahlen für 2014 lässt mit gut 20 keine Unterbewertung der Papiere erkennen. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der ausgewiesene Gewinn steuerlich optimiert ist und der tatsächliche wirtschaftliche Gewinn deutlich höher sein dürfte. Die Gesellschaft nutzt die sich bietenden Möglichkeiten zur Steuersenkung konsequent aus. Dies hat zur Folge, dass die ausgewiesenen Kennzahlen den wahren Ertragswert nicht widerspiegeln, weswegen die Anteilscheine unter Beachtung der klassischen Kennzahlen eher teuer erscheinen.
Deutlich macht dies auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis. So werden die Titel mit einem Aufschlag von rund 100% zum ausgewiesenen Buchwert gehandelt. Dieser dürfte hingegen sogar noch deutlich unter dem Substanzwert liegen, wie beispielsweise der Brandversicherungswert der Gebäude von knapp 155 Mio. CHF, und das bei einem Buchwert von nur 54 Mio. CHF, nahelegt. Deutlich höher sein sollte auch der Wert der Grundstücke, die in der Bilanz mit rund 4 Mio. CHF stehen. Von diesen Werten werden die Aktionäre allerdings bei einer Realisierung von Verkäufen nur in der Form einer Verbesserung der Bilanzkennzahlen profitieren können. Eine Sonderausschüttung ist indessen nicht zu erwarten. Die Aktien eignen sich für diejenigen Anleger zur Anlage, welche die Philosophie des VR-Präsidenten teilen. Und das ist hohe Substanzhaltigkeit der Unternehmung, gepaart mit einer kontinuierlichen Dividendenausschüttung.
Transparenzhinweise: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.