Der Schweizer Tourismus hat es schwer. Seitdem die Nationalbank den Wechselkurs EUR/CHF aufgehoben hat, haben sich touristische Angebote für Reisende aus dem Euroraum nochmals verteuert. Hoteliers und Bergbahnen hatten es auch vorher schon schwer, aufgrund des hohen Preisniveaus mit Angeboten im Ausland zu konkurrieren. Dass Unternehmen hier mit Innovationen erfolgreich Gegensteuer geben können, zeigt die Stanserhorn-Bahn AG in Stans. Bereits 2001 erbauten die Nidwaldner auf dem Ausflugsberg mit dem Rondorama ein Drehrestaurant, das einen Rundumblick auf die Innerschweizer Alpenkette ermöglicht. Rund zehn Jahre später, im Juni 2012, startete die erste CabriO-Seilbahn zur Fahrt auf den 1900 Meter ü.M. hohen Berg. Der Erfolg dieser weltweit einzigen Bahn, auf der die Gäste auf einem offenen Oberdeck mitfahren können, kann sich sehen lassen. Seit dem Eröffnungsjahr zählte die Bahn 30’000 Besucher mehr. Im letzten Jahr benutzten 164’541 Gäste die Stanserhorn-Bahn – die zweitbeste Besucherzahl in der Firmengeschichte. Im Jahresschnitt waren es zwischen 2009 bis 2013 rund 131’000 Gäste.
Gutes Ergebnis trotz nassem Sommer 2014
Dass sich die Innovation auch auszahlt, zeigt ein Blick in die Erfolgsrechnung. Der Gesamtertrag erreichte in 2014 einen Betrag von 7.8. Mio. CHF (+ 16.9%). Den grössten Anteil steuerte mit 4.2 Mio. CHF der Verkehrsertrag bei. Dieser lag auch deutlich über dem Vorjahresniveau. Im Restaurant erzielte die Stanserhorn-Bahn einen Bruttoertrag von 3.2 Mio. CHF (- 5.8%) und im Shop 368’000 CHF (- 10.8%). An der Generalversammlung erklärte Direktor Jürg Balsiger, dass insbesondere der nasse Sommer zu schwächeren Erträgen geführt habe, die erst durch den warmen und sonnigen Herbst wieder ausgeglichen werden konnten. Unter dem Strich verblieb ein Bruttoergebnis („Cashflow“) von 1.8 Mio. CHF, das leicht unter dem Vorjahresniveau lag. Wie in den Vorjahren wurde der Cashflow für Abschreibungen insbesondere auf die Bahn genutzt, so dass nur ein kleiner Gewinn von 5227 CHF verblieb. Den guten Cashflow nutzte die Gesellschaft allerdings auch, um einen Teil des Fremdkapitals zu amortisieren, welches zur Finanzierung der CabriO-Bahn aufgenommen wurde. Es verbleiben in der Bilanz noch Hypotheken in Höhe von 5.6 Mio. CHF bei Bund und Kanton sowie 3.9 Mio. CHF bei der Nidwaldner Kantonalbank. Mit einer Eigenkapitalquote von 46% ist die Bahn solide finanziert.
Den Boarding-Pass online buchen
Um das Angebot auf dem Stanserhorn noch attraktiver zu machen und Wartezeiten zu vermeiden, hat die Bahn ein Boarding-Pass-System eingeführt, das seit September 2014 auch über die Website gebucht werden kann. Nach Aussagen von Direktor Balsiger wurden die Erwartungen an das Online-Boarding übertroffen. Ebenso gibt die Stanserhorn-Bahn seit dem Saisonstart 2014 Boardingpässe für die Talfahrt ab. „So können Gäste noch bis kurz vor der Abfahrt im Restaurant sitzen oder auf dem Gipfelrundweg spazieren gehen, statt in der Schlange zu stehen“, so Balsiger.
Die Stanserhorn-Bahn Aktiengesellschaft zeigt, dass auch kleinere Bergbahnen mit einer cleveren Strategie durchaus in der Lage sind, erfolgreich zu wirtschaften. Dies betonte auch der Direktor von Schweiz Tourismus, Jürg Schmid, in einem Referat an der Generalversammlung. Nicht billiger, sondern besser, laute die Strategie für den Schweizer Tourismus. Investitionen, wie diejenigen in das Drehrestaurant Rondorama und in die CabriO-Bahn, müssen allerdings auch erst verdient werden. In den ersten zwei Jahren ist dies offenbar gelungen. Doch die Attraktivität eines neuen Angebotes nimmt auch rasch ab. Im Zusammenhang mit der Aufhebung der Wechselkursuntergrenze kommt der Stanserhorn-Bahn zugute, dass 85% der Gäste aus der Schweiz kommen. Im Ausland besteht vor allen Dingen für Individualreisende auch aus dem asiatischen Raum, die nach Aussagen Schmids in den kommenden Jahren zunehmen sollen, Potenzial.
Das Aktienkapital der Stanserhorn-Bahn AG ist eingeteilt in zwei Aktienkategorien zu nominal 10 CHF und nominal 250 CHF. Die Aktien zu nominal 250 CHF werden ausserbörslich auf OTC-X zu Kursen um die 1250 CHF gesucht und zu 1350 CHF angeboten. Für die sehr selten gehandelten Namenaktien zu nominal 10 CHF gibt es lediglich einen Geldkurs von 430 CHF. Damit notieren beide Aktienkategorien deutlich über dem Buchwert (916 CHF bei den 250 CHF-Aktien). Da auch keine Bardividende ausgeschüttet wird, ist ein Vergleich mit anderen Bahnen schwierig. Trotz der erfolgreichen Strategie ist der Kauf von Stanserhornbahn-Aktien vor allen Dingen ein Investment für Personen, die eine Verbindung zu der Bahn und der Region haben. Denn das Beispiel der Stanserhornbahn zeigt auch gleichzeitig, dass regelmässige, hohe Investitionen notwendig sind, um das Angebot attraktiv zu halten. Attraktiv sind die Aktien daher vor allen Dingen wegen der Naturaldividende: Der Besitz einer Aktie berechtigt, unabhängig vom Nominalwert, zum Kauf eines Aktionärsbillets zum Preis von 5 CHF. Bei einem regulären Fahrpreis von 75 CHF entspricht dies einem Rabatt von 70 CHF oder – auf Basis eines Aktienkurses von 1350 CHF – einer Rendite von 5.1%. Die Aktionärsbillets erklären auch den unverhältnismässig hohen Preis für die Aktien zu nominal 10 CHF. Sofern hier Titel im Umlauf wären, würde die Rendite 16% betragen. Zusätzlich zu dem vergünstigten Aktionärsbillet erhalten Aktionäre an der GV einen Gutschein für eine Portion Älplermagronen im Restaurant Rondorama.