Offenbar stehen bei der im OTC-X-Handel der Berner Kantonalbank (BEKB) gelisteten Beteiligungsgesellschaft Rheintal-Assets AG im Marktauftritt und in der Kommunikation mit Öffentlichkeit und Kapitalmarkt kurzfristig gravierende Veränderungen bevor.
Wie aus Traktandum 8 („Konsultativabstimmung„) der in diesen Tagen veröffentlichten Einladung zur Generalversammlung der wichtigsten operativen und ebenfalls im OTC-X-Handel der BEKB vertretenen Tochtergesellschaft Menzi Muck AG (vgl. Blogbeiträge vom 13.01.2015, 18.12.2014 und 01.09.2014) am 21. Mai 2015 am neuen Unternehmenssitz in Kriessern hervorgeht, plant der Verwaltungsrat der Menzi Muck AG, der Hauptaktionärin Rheintal-Assets AG „ohne Gegenleistung und vorbehaltlos“ (!) zu gestatten, ihre Firma – also die Rheintal-Assets AG – demnächst in „Menzi Muck Gruppe AG“ umzubenennen. Ungeachtet der traktandierten „Konsultativabstimmung“ soll die Entscheidungskompetenz zu dieser Genehmigung „unabhängig vom Ausgang der Abstimmung“ beim Verwaltungsrat der Menzi Muck AG verbleiben. Aus der Rheintal-Assets AG würde dann – wenn der Verwaltungsrat dieser Idee folgt – die „Menzi Muck Gruppe AG“.
Der Name „Rheintal-Assets“ verschwindet wohl völlig
Das Wort „Rheintal“, das bisher seitens der Verantwortlichen immer auch als verbindendes Element der Region und ihrer Beteiligungen gesehen wurde (Slogan: „Investieren in die Zukunft Rheintal„), würde demnach neu – voraussichtlich bereits nach der kommenden Generalversammlung der Rheintal-Assets AG – auch im Namen entfallen. Die bisher in völlig unterschiedlichen Geschäftsfeldern tätige Beteiligungsholding würde mit der Firmenänderung zugleich den Namen ihrer wichtigsten Tochtergesellschaft übernehmen. Entsprechend würde die Gruppe künftig auch im Markt neu auftreten und sich offenbar völlig neu zu positionieren versuchen. Im Zentrum stünden dem Wortstamme nach nicht mehr „das Rheintal“ und die Tätigkeit als breit diversifizierte Beteiligungsgesellschaft, sondern faktisch die Tochtergesellschaft Menzi Muck als Nukleus im Rheintal-Universum.
Umtausch-Angebot war bisher wenig attraktiv
Erst im Sommer 2014 hatte die Rheintal-Assets AG den Aktionären der Menzi Muck AG ein von der Struktur nach eher ungewöhnliches Umtauschangebot (vgl. NZZ v. 8.9.2014) in Aktien der Rheintal-Assets AG angeboten, das zumindest für jene Aktionäre, die das Umtauschangebot angenommen haben, durch die zuletzt deutlich gegenläufige Kursentwicklung der Aktien von Rheintal-Assets AG und Menzi Muck AG alles andere als attraktiv gewesen ist.
Die Rheintal-Assets AG verzichtete auch auf die Einholung externer Bewertungsgutachten, wie es in vergleichbaren Fällen eigentlich Standard ist.
Für eine Aktie der Menzi Muck AG im damaligen Kursgegenwert von etwa 6’000 bis 6’400 CHF bot die Rheintal-Assets AG den aussenstehenden Menzi-Muck-Aktionären 37 Rheintal-Assets-Aktien zum Tausch an. Praktisch zeitgleich zur Ankündigung des Umtauschangebots kletterte die Rheintal Assets-Aktie rasant in die Nähe ihrer historischen Höchststände auf bis zu 175 CHF (Kurs vom 19. August 2014 auf OTC-X) und wurde in den ersten Tagen noch um 170 CHF gehandelt, ehe eine rasche Konsolidierung einsetzte. Zuletzt notierte die Rheintal-Assets-Aktie wieder um 140 CHF (139.50 CHF, Kurs vom 24. April 2015, OTC-X), während der zuletzt bezahlte Kurs der Menzi Muck-Aktie bei 6’800 CHF (Kurs vom 7. April 2015) lag. Das „Tauschverhältnis zu Marktwerten“ hat sich demnach auf etwa 1:48 ausgeweitet. 37 Aktien der Rheintal-Assets AG haben heute noch einen Marktwert von knapp 5’200 CHF – und liegen damit über 20% unter den aktuellen Geld-Kursen der Menzi Muck AG (Geld-Kurs 26. April 2015: 6’700 CHF).
Ohne Kenntnis der genauen Begründung für den beabsichtigten Namenswechsel der bisherigen Rheintal-Assets AG ist es für eine abschliessende Würdigung dieses in vielerlei Hinsicht ungewöhnlichen Falles noch zu früh. Mit einem solchen Schritt ist wohl frühestens zur kommenden Generalversammlung der Rheintal-Assets AG zu rechnen. Bisher haben sich die beteiligten Gesellschaften noch nicht offiziell zu den Motiven der Umbenennung geäussert.
Auf den ersten Blick erscheint es als ein Ziel der Verantwortlichen, in der bisherigen Rheintal-Assets AG mit der geplanten Namensänderung in Menzi Muck Gruppe AG auch eine neue Equity Story zu etablieren und ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte aufzuschlagen. Etwas spekulativ halten wir es – bisher allerdings ohne belastbare Hinweise in diese Richtung – sogar im Kern für denkbar, dass sich die bisher überwiegend lokal agierende Beteiligungsgesellschaft Rheintal-Assets AG künftig verstärkt von Beteiligungen, insbesondere von nicht strategischen Beteiligungen, trennt, um sich mit den Mittelerträgen aus den Verkäufen in der Entwicklung der „neuen“ Gruppe insbesondere auf das wichtigste Asset Menzi Muck AG – eventuell ergänzt um verwandte und branchennahe Bereiche – zu konzentrieren und das Wachstum in der auch international attraktiven Menzi Muck AG zu forcieren, eventuell auch über externe Kapitalinjektionen über das Rheintal hinaus. Die Menzi Muck AG ist heute die Perle im Portfolio der Rheintal-Assets AG.
Aus einem bisher vollkommen heterogenen Beteiligungs-Portfolio, vielfach zugunsten der Regionalität auch ohne echte operative Synergien, könnte sich im Idealfall – konsequent und professionell umgesetzt – ein industriell homogeneres Portfolio um die Menzi Muck AG herum entwickeln. Damit könnte sich in einem Best-Case-Szenario die Attraktivität der gesamten Gruppe erhöhen, während die heutige Rheintal-Assets AG in ihrer jetzigen Struktur für Aktionäre – der Aktienkurs deutet es schon länger an – nicht besonders attraktiv ist.
Ein solches Szenario muss in Abhängigkeit der weiteren Schritte nicht einmal schlecht sein für bestehende Rheintal-Assets- wie für Menzi-Muck-Aktionäre gleichermassen, doch bedarf es hier gerade vor dem Hintergrund der personellen Überschneidungen auf allen Ebenen in der Umsetzung sehr viel Fingerspitzengefühl, um Interessenskonflikte zum Nachteil von Minderheitsaktionären in den Konzerngesellschaften zu vermeiden. Hieran – Stichwort Übernahmeangebot! – mangelte es den Verantwortlichen jedoch bisweilen in der Vergangenheit.
Dass die Namensänderung der Rheintal Assets AG in „Menzi Muck Gruppe AG“ ohne eine entsprechende Kompensation zugunsten der heutigen Menzi Muck AG und ihrer Aktionäre erfolgen soll, ist aus Sicht der Menzi-Muck-Aktionäre – da zugleich unabhängige Verwaltungsräte in der Menzi Muck AG fehlen – mit den heute vorliegenden Informationen nicht wirklich nachvollziehbar und bedarf in jedem Fall guter Begründungen seitens der Verantwortlichen. Die vorliegende Konstellation erscheint mit Blick auf „gute Corporate Governance“ weiterhin als nicht sehr glücklich und bedarf auch der genauen Beobachtung durch die Aktionäre, sowohl von Menzi Muck wie von Rheintal-Assets. Die faktische personelle Identität auf beiden Seiten – Rheintal-Assets AG und Menzi Muck AG – sowie das Fehlen unabhängiger Verwaltungsräte, die die Interessen der freien Aktionäre vertreten, sehen wir weiterhin nicht unkritisch.
Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter und unterstellen, dass es heute auch die sehr spezielle Struktur der Rheintal-Assets-Gesellschaften ist, die neben aktuell höheren Kursen auch die Fähigkeit zur Aufnahme von weiterem Wachstumskapital ausserhalb der Region erschwert. Die gute Nachricht ist aber: Strukturen lassen sich ändern, wenn man denn möchte.
Letztlich müssen sich aber vor allem auch die Aktionäre der Rheintal-Assets AG ihre eigenen Gedanken machen, wohin die Reise ihrer Gesellschaft künftig mit der Aufgabe des eingeführten Namens – und augenscheinlich des bisherigen Geschäftsmodells – überhaupt gehen soll. An der kommenden Generalversammlung haben sie hierzu die Gelegenheit. Auch die verbliebenen Menzi-Muck-Aktionäre sind gut beraten, die weiteren Schritte der Hauptaktionärin Rheintal-Assets AG – über die geplante Umbenennung in Menzi Muck Gruppe AG hinaus – weiterhin eng zu beobachten. Wir werden dies auch tun.
Transparenzhinweis: Dem Autoren nahestehende Personen sind Aktionäre der Menzi Muck AG.