Das in Aarau und Baden ansässige Medienunternehmen AZ Medien AG rutschte im Geschäftsjahr 2014 mit einem Verlust von 6 Mio. CHF (Vorjahr: Gewinn 1.8 Mio. CHF) tief in die Verlustzone. Wie die Gesellschaft im neuesten Geschäftsbericht schreibt, war das Berichtsjahr von Umbau- und Reorganisationsmassnahmen sowie vom Ausbau der elektronischen und digitalen Medien geprägt. Die gestiegenen operativen Anlaufverluste und Restrukturierungsbelastungen betrugen über 3 Mio. CHF. Zudem wurde das Konzernergebnis durch die hohen Investitionen in neue, digitale Formate beim Online-Newsportal Watson von 7 Mio. CHF und den regionalen TV-Sendern in Höhe von 2 Mio. CHF belastet, teilte die Gesellschaft mit. Das sich seit Jahren wandelnde Nutzungsverhalten der Medienkonsumenten führte zu einen zunehmenden Druck auf die klassischen Medien. Besonders die als Einnahmequelle sehr wichtigen Werbeerträge verlagerten sich zusehends hin zu den elektronischen Medien. Gleichzeitig sinkt seit Jahren die Auflage von gedruckten bezahlten Zeitungen kontinuierlich. Diese Entwicklung verstärkt den durch die rückläufigen Inserate zu verzeichnenden Druck auf die Margen noch zusätzlich. Angesichts sinkender Druckauflagen und niedrigeren Seitenzahlen wird es daher zusehends schwieriger, ein rentables Druckgeschäft zu betreiben. Dies veranlasste die AZ Medien denn auch dazu, die Schliessung des Druckstandortes Subingen in die Wege zu leiten. Gleichzeitig wurde am Hauptstandort in Aarau eine neue Zeitungsdruckmaschine installiert, für welche die Gesellschaft 20 Mio. CHF investierte.
Umsatzplus von 2.3% durch Zukäufe, TV24 und Coop-Druckauftrag
Die AZ Medien-Gruppe konnte die Einnahmen im letzten Jahr um 5.5 Mio. CHF respektive 2.3% auf 247.7 Mio. CHF steigern. Als massgeblich hierfür bezeichnet die Gesellschaft den Zukauf der Dietschi AG, die Gründung von TV24 und die Akquisition eines Druckauftrags von Coop sowie ein relativ stabiles Anzeigengeschäft. Nach wie vor wichtigste Ertragsquelle ist das Geschäftsfeld Zeitungsverlage, welches die Umsätze um 4.8% auf annähernd 130.4 Mio. CHF erhöhen konnte. Ebenfalls positiv entwickelte sich das Druckgeschäft mit plus 2.4% auf 51.8 Mio. CHF. An dritter Stelle stehen die Einkünfte aus dem digitalen Geschäft, die gegenüber dem Vorjahr nur marginal um 0.4% auf 34 Mio. CHF zulegten. Einen deutlichen Rückgang um 5.8% auf 29.7 Mio. CHF verzeichnete der Bereich Fachverlage. Begründet wird diese schwache Entwicklung mit dem starken Preisdruck, unter welchem der Buchhandel und die Fachzeitschriften gelitten haben. Auf der Kostenseite stehen die Personalkosten trotz Einsparungen in der Redaktion und der Zusammenlegung der Druckaktivitäten in Aarau an erster Stelle. Mit plus 3.1% auf fast 123.6 Mio. CHF stiegen denn auch die Aufwendungen stärker als die Umsätze. Sogar um 9.35% respektive um 3.3 Mio. CHF auf 38.5 Mio. CHF legten die Aufwendungen für Fremdleistungen zu. Auch beim übrigen Betriebsaufwand war ein Anstieg um 5.1% auf 35.8 Mio. CHF zu verzeichnen. Deutlich unterdurchschnittlich entwickelten sich hingegen die Materialausgaben mit nur plus 0.6% auf 24.5 Mio. CHF. Im Ergebnis führte dies zu einem Rückgang des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 11.8% auf 25.2 Mio. CHF.
Hohe Abschreibungen auf Darlehen bei Beteiligung
Die ordentlichen Sachabschreibungen waren im Berichtsjahr um 1.2 Mio. CHF tiefer ausgefallen als im Vorjahr und betrugen 18.9 Mio. CHF. Allerdings verbuchte die Gesellschaft unter der Position ausserordentliches Ergebnis weitere Abschreibungen in Höhe von 8.65 Mio. CHF. Hierbei handelt es sich gemäss Angaben des Geschäftsberichts um ausserplanmässige Abschreibungen auf Darlehen an assoziierter Gesellschaft und nicht mehr genutzten Anlagevermögen. Im Ergebnis führt dies zu einem ausgewiesenen Betriebsergebnis, exklusive der ausserordentlichen Abschreibungen, in Höhe von 6.3 Mio. CHF (Vorjahr: 8.5 Mio. CHF). Unter Einbezug der vorgenannten Abschreibungen resultiert ein Betriebsverlust in Höhe von 2.3 Mio. CHF. Zudem wurde die Jahresrechnung durch einen Steueraufwand von 3.1 Mio. CHF nach nur 1.1 Mio. CHF im Vorjahr belastet. Der massive Anstieg resultiert aus den unterschiedlichen latenten Steuern, wo für das Jahr 2013 eine Gutschrift in Höhe von 1.5 Mio. CHF erfolgte, während im Berichtsjahr eine Belastung von 1.4 Mio. CHF anfiel. Wegen des schlechteren Ergebnisses sanken die Gewinn- und Kapitalsteuern für 2014 um gut 900’000 CHF auf 1.7 Mio. CHF. Unter dem Strich resultiert ein Verlust von 6 Mio. CHF nach einem Vorjahresgewinn von 1.8 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten wegen des hohen Verlustes und der tiefen Eigenmittelquote von 43% der Bilanzsumme keine Dividende für 2014. Durch den Dividendenverzicht soll das Eigenkapital gestärkt werden. Zielgrösse sind nach Angaben der Gesellschaft 50%.
Mediendienstleistungen sollen ausgebaut werden
Dank der breiten Aufstellung in der Nordwestschweiz sieht sich die Gesellschaft als sehr gut positioniert für die sich aus dem Wandel der Medienlandschaft ergebenden Herausforderungen. Weiter zunehmen werde der Anteil des privaten TV-Geschäfts am Werbemarkt, wovon die AZ Medien mit der Lancierung von TV 24 profitieren will. Das Ziel besteht in einer Steigerung der Marktanteile und der Umsätze. Mit dem Ausbau der Inhalte auf den Webseiten und der Investition in die Reichweite sollen die Produkte des Medienhauses mittelfristig zur Nummer eins für Leser und Werbekunden in der Nordwestschweiz werden. Weiter ausgebaut werden soll auch das Mediendienstleistungsgeschäft mit umfassenden Leistungen für Drittkunden von der Beratung bis hin zum Druck von Publikationen. Durch das Wachstum bei Werbeprospekten und Grossauflagen sollen die Rückgänge im Zeitungsdruck kompensiert und ein insgesamt stabiles Volumen erreicht werden.
Die Geschäftszahlen der AZ Medien für 2014 fallen enttäuschend aus. Zwar können die Investitionen in die neue Newsplattform Watson, welche das Budget mit 7 Mio. CHF belasteten, und die Kosten von 2 Mio. CHF für die Lancierung von TV24 noch als Investitionen in die Zukunft angesehen werden. Allerdings ist die Summe von ausserordentlichen Abschreibungen in Höhe von 8.65 Mio. CHF für das Aargauer Medienhaus ein sehr happiger Betrag, der im Geschäftsbericht nur sehr rudimentär erklärt wird. Dank der gut dotierten Bilanz, was nicht zuletzt der Strategie des VR-Präsidenten und seiner Familie, welche die Mehrheit an der Gesellschaft kontrollieren, zu verdanken ist, kann ein solcher Abschreiber verkraftet werden. Allerdings hat sich die Eigenmittelquote mit nur noch 43% der Bilanzsumme nach knapp 49% im Vorjahr weiter von der Zielvorgabe von 50% entfernt. Auch im Branchenvergleich ist der Wert unterdurchschnittlich: Branchengrössen wie die NZZ-Mediengruppe und Tamedia liegen mit 66.4% bzw. 67.6% weit darüber. Unter dieser schwachen Entwicklung beim Eigenkapital leiden nun auch die Kleinaktionäre, die auf eine Ausschüttung verzichten müssen. Zwar kann davon ausgegangen werden, dass keine weiteren derartigen Abschreibungen mehr anfallen. Kritisch beachten sollten die Anleger allerdings den bilanziellen Goodwill in Höhe von fast 8.4 Mio. CHF. Auch dieser könnte, bei einer ungenügenden Geschäftsentwicklung, zu weiteren Wertberichtigungen führen. Zumindest im operativen Geschäft sollte es der Gesellschaft allerdings gelingen, weiterhin Gewinne zu erzielen.
Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’900 CHF beträgt der Aufschlag gegenüber dem Buchwert von knapp 1’200 CHF rund 60%. Selbst wenn für das laufende Jahr wiederum eine Dividende in derselben Höhe wie für 2013 von 20 CHF pro Titel ausgeschüttet wird, fällt die Rendite mit 1.05% sehr tief aus. Das hohe Agio des Kurses gegenüber dem ausgewiesenen Buchwert dürfte die in der Bilanz der Gesellschaft enthaltenen stillen Reserven zumindest teilweise bereits enthalten. Angesichts eines weiteren möglichen Wertberichtigungsbedarfs und der allgemein schwierigen Zukunft der Medienbranche erscheint ein Abschlag auf diesen Substanzwert jedoch gerechtfertigt. Auf dem aktuell hohen Kursniveau bieten die Aktien Potenzial nach oben. Sie sind hingegen anfällig für Korrekturen, insbesondere wenn der wirtschaftliche Erfolg der Newsplattform Watson ausbleibt und auch die weiteren Zukunftsinvestitionen (TV24) hinter ihren Plänen zurückbleiben sollten. Als Indiz für die grosse Unsicherheit bezüglich der weiteren Kursentwicklung kann auch der grosse Spread zwischen dem Briefkurs von 1’950 CHF und dem Geldkurs von 1’550 CHF angesehen werden. Erst wenn die Aktien auf dem Niveau des ausgewiesenen Buchwerts notieren, erscheint das Risiko weiterer Kursverluste bei einem stabilen Geschäftsgang im Kerngeschäft zumindest für langfristig agierende Anleger eher gering.