Germann Wiggli, CEO WIR Bank: „Wir rechnen 2015 mit besseren Margen und starkem Volumenwachstum“

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Germann Wiggli, CEO der WIR Bank
Germann Wiggli, CEO der WIR Bank. Bild: zvg

Während andere mittelgrosse Banken auf der Wachstumsbremse stehen, hat die WIR Bank Genossenschaft im Geschäftsjahr 2014 einen grossen Schritt nach vorne gemacht. Die Bilanzsumme wuchs um 11.3% auf 4.6 Mrd. CHF (siehe Geschäftsbericht). Dies ist insbesondere auf das kräftige Kreditwachstum zurückzuführen. CEO Germann Wiggli versicherte jedoch im Interview mit schweizeraktien.net, dass die Bank keine Zugeständnisse in Bezug auf Sicherheiten oder Preise machen würde. Dennoch waren die Erträge aus dem Zinsengeschäft mit 46.7 Mio. CHF sowie der Bruttogewinn mit knapp 36 Mio. CHF rückläufig. Unter dem Strich verblieb ein um 2.1% auf 13.5 Mio. CHF gesteigerter Jahresgewinn, der die Ausschüttung einer auf 9.75 CHF (Vorjahr: 9.40 CHF) erhöhten Dividende je Stammanteil möglich machte. Im laufenden Jahr rechnet Wiggli mit besseren Margen und einem weiterhin starken Volumenwachstum. Ausserdem arbeite die Bank an einem Projekt, das der bankeigenen Währung „WIR“ zu einem besseren Image verhelfen soll.

Herr Wiggli, die WIR Bank ist 2014 wieder sehr stark gewachsen. Das gesamte Kreditvolumen ist um 8.2% angestiegen, die Hypothekarforderungen stiegen sogar um 9.5%. Während andere Banken das Wachstum bewusst drosseln, gehen Sie in die Offensive. Wie stellen Sie sicher, dass Sie angesichts der Überhitzungen im Immobilienmarkt keine zu grossen Risiken eingehen?

Unser Wachstum resultiert insbesondere aufgrund der gezielten Marktbearbeitung unserer Kundenbetreuung. Zugeständnisse an Sicherheiten oder auf die Preise machen wir bewusst nicht. Dennoch ziehen uns viele Kunden anderen, insbesondere grossen Instituten, vor. Bei uns haben die Kunden die Chance, denselben Berater noch in zehn Jahren anzusprechen und mit diesem auf Augenhöhe zu diskutieren.

In welchen Regionen sind Sie besonders stark gewachsen?

Unser Wachstum verteilte sich auf alle Regionen des ganzen Landes. Denn wir sind ein in der ganzen Schweiz tätiges Bankinstitut. In den sogenannten Gefahrenregionen sind wir untervertreten. Somit bereitet uns dies auch keine Sorgen.

Trotz der starken Volumenausweitung ist es Ihnen nicht gelungen, den Erfolg aus dem Zinsengeschäft zu steigern. Dieser war sogar mit 4.5% rückläufig. Mit welcher Entwicklung im Zinsengeschäft rechnen Sie im laufenden Jahr? Die Zinsmargen sind ja weiter unter Druck, und auch die Ausleihungen dürften weniger stark wachsen.

Den Zinsertrag konnten wir eigentlich halten. Die rückläufigen Zinserträge aus den Finanzanlagen haben den Erfolg aus dem Zinsengeschäft negativ beeinträchtigt. Fällige Anleihen mit hohen Coupons konnten nicht adäquat ersetzt werden. Wir rechnen jedoch in diesem Jahr wieder mit besseren Margen und auch einem starken Volumenwachstum. Das erste Quartal stimmt uns zuversichtlich, den Zinserfolg in diesem Jahr zu steigern.

Auch der Ertrag aus dem Handelsgeschäft war rückläufig, obwohl 2014 ein gutes Börsenjahr gewesen ist. Woran hats gelegen?

Einen Teil des Portfolios haben wir entsprechend gehedgt. Hinzu kommen die Kosten für Absicherungsmassnahmen im Hinblick auf steigende Zinsen auf unserem Kreditportfolio. Mit der Performance von 3.8% für das vergangene Jahr sind wir auf jeden Fall zufrieden.

Auffällig an der Erfolgsrechnung ist auch, dass die Erträge insgesamt rückläufig waren, der Geschäftsaufwand hingegen zugelegt hat. Insbesondere der Sachaufwand ist mit 11.7% gestiegen. Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?

Die Personalkosten sind sogar tiefer ausgefallen. Bei den Mehrkosten im Sachaufwand handelt es sich um Investitionen in unsere Infrastruktur. Diese Kosten wurden direkt der Erfolgsrechnung belastet.

Das Geschäftsmodell der WIR Bank ist durch die eigene Währung „WIR“ einzigartig. Allerdings sind die Erträge genau aus diesem Geschäftsfeld im letzten Jahr zurückgegangen. Die Forderungen gegenüber Kunden in CHW haben um 7.8% abgenommen, die Hypothekarforderungen in CHW lagen mit 1.2% leicht im Plus. Was waren die Gründe, und wie wird sich die Akzeptanz der Währung WIR in Zukunft entwickeln?

Insgesamt haben die Ausleihungen in CHW leicht um 0.9% abgenommen. Die aktuelle Situation an den Geld- und Kapitalmärkten wirkt für die Erteilung von WIR-Krediten erschwerend. So gesehen ist das Halten auf beinahe demselben Niveau bereits ein Erfolg. Es gilt zu bedenken, dass jährlich rund 100 Millionen WIR-Kredite von unseren Kunden amortisiert werden. Somit streben wir jährlich ein Neuvolumen im CHW-Bereich von rund 110 Millionen an.

Sie haben angekündigt, das Angebot der WIR Bank weiter ausbauen zu wollen, damit die WIR Bank immer mehr zur Hauptbank Ihrer Kunden wird. Wie weit sind Sie auf diesem Weg, und welche neuen Dienstleistungen haben Sie aufgenommen?

Derzeit arbeiten wir an einem internen Projekt, das den Stellenwert der Komplementärwährung und der WIR Bank in naher Zukunft sehr positiv verändern wird. Mehr dazu aber zu einem späteren Zeitpunkt.

Welche Rolle spielt dabei das Joint-Venture mit der Regiobank Solothurn im Leasinggeschäft, und wie entwickelt sich die IG Leasing?

Investitionsgüter-Leasing ist ein Angebot, das sehr gut zu unseren Hauptkunden passt. Somit ist unsere Beteiligung bei der IG Leasing AG eine sehr gute Produkteergänzung. Mit unserem Vertriebsnetz können zudem weitere Abschlüsse zur Tochtergesellschaft vermittelt werden. Das Geschäftsjahr 2014 verlief gut, und die Aktionäre, also die WIR Bank und die Regiobank Solothurn, wurden mit der geplanten Dividende verwöhnt.

In Ihrem Geschäftsbericht schreiben Sie, dass Sie die Anzahl KMU-Kunden mittelfristig verdoppeln wollen. Wie gross ist Ihr Kundenstamm hier derzeit, und wie wollen Sie dieses ambitiöse Ziel erreichen?

Wir betreuen heute bereits 45’000 kleine und mittlere Unternehmen. Zurzeit arbeiten wir an den zukünftigen Prozessen, an Beratungskonzepten, Segmentierungen, Pricing und am Auftritt im Markt. Der Hauptteil der Kunden soll zukünftig vermehrt über digitale Kanäle mit uns in Kontakt treten. Aber auch die Möglichkeit der persönlichen Betreuung soll es natürlich weiterhin geben. Wie schon vorhin angetönt: Wir werden ein einzigartiges Angebot für KMU in der Schweiz anbieten.

Welche Auswirkungen haben die Einführung der Negativzinsen auf das Geschäft im laufenden Jahr, und spüren Sie bereits Folgen bei Ihren Kunden durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses?

Mit unseren Vertriebszielen sind wir gut unterwegs. Die Negativzinsen belasten jedoch alle vorsichtig agierenden Finanzinstitute. Und somit auch unsere Bank. Die SNB riskiert mit ihrem Entscheid, dass das Finanzsystem destabilisiert wird. So sind Zinsabsicherungsgeschäfte zum Verlustbringer geworden, und unsere Volkswirtschaft wird ebenfalls stark geschröpft. Insbesondere Exporteure, deren Zulieferbetriebe oder der Tourismusbereich fahren schlechtere oder sogar verlustbringende Zahlen ein. Wir stehen den betroffenen Firmen mit unserem WIR-KMU-Netzwerk solidarisch zur Verfügung. Gerade in schwierigen Zeiten ist das Wirtschaften mit WIR von grossem Nutzen.

In den vergangenen Jahren haben Sie die Ausschüttung kontinuierlich erhöht. Wie wird die Ausschüttungspolitik in Zukunft aussehen?

Wir streben eine kontinuierliche Dividendenausschüttungspolitik in Höhe von rund zwei Dritteln des Jahresgewinnes an. Erhöhungen sind weitere geplant, richten sich aber natürlich nach dem Ergebnis.

Der Kurs für die Stammanteile der WIR Bank hat auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der BEKB seit Jahresbeginn um rund 6.3% auf 455 CHF zugelegt. Mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von über 30 auf Basis des ausgewiesenen Gewinns und einem Agio von 10% auf den Buchwert ist der Titel damit nicht mehr günstig bewertet. Interessant bleibt allerdings weiterhin, gerade in Zeiten negativer Zinsen, die Ausschüttungsrendite von mehr als 2%. Gelingt es der WIR Bank zudem, weiter zu wachsen und das Potenzial der über 45’000 KMU-Kunden noch besser zu nutzen, dürften sich mittelfristig auch noch höhere Erträge einstellen. Eine der grossen Herausforderungen dürften allerdings weiterhin der Druck auf die Zinsmargen sowie die Suche nach renditeträchtigen Investments im Anlagegeschäft bleiben.

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