Im Dezember 2014 wurden die Namenaktien Serie-B der Raurica Wald AG auf der Handelsplattform OTC-X der BEKB gelistet (Blog-Beitrag Raurica Wald AG vom 3. Dezember 2014). Mit dem Jahresbericht 2014 Raurica Wald AG legte die Gesellschaft, die mit ihren Beteiligungen entlang der Wertschöpfungskette in der Forstindustrie tätig ist, erstmals einen Konzernabschluss vor. Laut diesem Abschluss betrug der Gesamtumsatz der Gruppe in 2014 rund 15 Mio. CHF. Neben dem Personalaufwand in Höhe von 728’000 CHF waren der Unterhalt für die Sachanlagen und die Abschreibungen mit jeweils 1.1 Mio. CHF die grössten Positionen im Geschäftsaufwand. Der Gewinn vor Abschreibungen (EBITDA) lag bei 4.3 Mio. CHF und das Betriebsergebnis (EBIT) bei 3.6 Mio. CHF. Unter dem Strich verblieb ein Jahresgewinn von rund 2.7 Mio. CHF. Die Raurica Wald AG konnte als Muttergesellschaft Beteiligungserträge in Höhe von 1 Mio. CHF verbuchen, so dass die Aktionäre an der Generalversammlung die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 15 CHF je Aktie beschliessen konnten.
Obwohl das Aktionariat zu 80% aus Waldbesitzern besteht, sucht das Unternehmen zusätzliche Investoren und verfolgt daher auch klare Renditeziele. Gegenüber schweizeraktien.net erklärte Verwaltungsratspräsidentin Stephanie Oetterli Lüthi, warum diese Öffnung erfolgt ist und welche Zukunftspläne für die Raurica Wald AG bestehen. Mögliche Zielkonflikte zwischen den Waldbesitzern und Finanzinvestoren sieht die Gemeindepräsidentin von Ramlinsburg nicht.
Frau Oetterli, Raurica Wald war seit der Gründung im Jahr 2004 ein Unternehmen der Waldbesitzer. Deren Interesse war und ist es, das Waldholz zu vermarkten. Warum hat sich die Gesellschaft nun für andere Investoren geöffnet?
Die Öffnung erfolge aufgrund des grösseren Kapitalbedarfs für Zukunftsprojekte. Viele Nordwestschweizer Waldbesitzer verfügen bereits über hohe Aktienbestände der Raurica Wald AG. Die meisten Bürgergemeinden haben nicht unbeschränkte Mittel zur Verfügung. Daher fallen weitere finanzielle Anlagen von der bisherigen Waldbesitzern tiefer aus, als vor zehn Jahren bei der Gründung der Raurica Wald AG. Auch innerhalb des Aktionärskreises wurde dieser Schritt aufgrund der Handelbarkeit der Aktien der Serie B sehr positiv aufgefasst.
Welche Art von Investoren möchten Sie gewinnen?
Wir streben nachhaltig orientierte Investoren an, welche in eine innovative Unternehmung der Waldbesitzer investieren wollen. In der Forstwirtschaft ist der Nachhaltigkeitsgedanke tief verankert. Dies wiederspiegelt sich in unserer Vision und den täglichen Entscheidungen die wir treffen. Die Raurica Wald AG bietet den Anlegern die Möglichkeit, in eine Unternehmung zu investieren, welche den nachwachsenden Rohstoff Holz besitzt und nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit wirtschaftet. Wir suchen Anleger, die diese Philosophie teilen und ihr Geld langfristig anlegen wollen.
Wie hat sich das Aktionariat seit dem Listing auf OTC-X verändert?
Seit der Öffnung des Aktionariats haben sich die Aktienkäufe von Privatpersonen ohne direkten Bezug zu der Forstwirtschaft erhöht. Gemäss Aussagen von neuen Aktionären wird die Flexibilität über die Handelbarkeit sehr geschätzt.
In Ihren Unterlagen und an der Generalversammlung haben Sie immer wieder betont, dass Raurica Wald ein Unternehmen der Waldbesitzer ist. Diese bestimmen über die Namenaktien der Serie-A mit 80% der Stimmen die Geschäftspolitik. Was tun Sie, damit die Serie-B-Aktionäre nicht Anteilseigener 2. Klasse werden?
Aktionäre, welche Aktien der Serie-B besitzen, haben die gleichen Rechte wie diese der Serie-A. Das heisst, sie haben dieselben Stimmrechte und sind den Aktionären der Serie-A gleichgestellt. Dies wird auch in Zukunft so bleiben. Die Waldbesitzer haben der Öffnung des Aktionariats zugestimmt und kennen die Interessen der Investoren, da sie auch selbst Renditeziele auf ihren Anlagen fordern. Seit der Gründung verfolgt Raurica Wald AG wirtschaftliche Interessen im Sinne der Waldbesitzer. Dies wiederspiegelt sich in der Firmenentwicklung, was sich in unseren Abschlüssen zeigt.
Wie lösen Sie möglich Interessenskonflikte? Der freie Aktionär ist an einer möglichst hohen Rendite interessiert, während für die Waldbesitzer vor allen Dingen ein guter Holzpreis wichtig ist.
Mit einer ausgewogenen Bedienung der Interessen schaffen wir auf allen Seiten Gewinner. Wir bezahlen den Waldbesitzern faire Preise für den Holzverkauf und sind gleichzeitig darauf bedacht, den Aktionären eine stabile Rendite zuzusichern. Zusätzliche Investitionen in die Wertschöpfungskette kommen auch allen Beteiligten zu Gute. Indem die Raurica Wald AG sicherstellt, dass die Holzlieferanten einen fairen Preis für ihr Holz erhalten, handeln wir im Interesse einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, was mittelfristig auch der Raurica Wald AG dienen wird.
2014 haben Sie ein Rekordergebnis erzielt. Wie ist das Geschäftsjahr 2015 angelaufen und welche Erwartungen haben Sie in den einzelnen Bereichen?
Die Holzkraftwerk Basel AG konnte bis auf wenige Ausnahmen, zu denen die warmen Feiertage im Mai gehören, störungsfrei bis anfangs Juni betrieben werden. Alle drei Firmen profitieren von langen Heizperioden. Die aktuellen Entwicklungen bewegen sich innerhalb der Erwartungen. Entscheidend für das Heizkraftwerk ist der Witterungsverlauf im Herbst. In der Holzvermarktung zeichnen sich im ersten Halbjahr weiterhin hohe Stammholzverkäufe ab. Das Marktumfeld im Altholzrecycling hat sich aufgrund eines grossen Überangebotes verschlechtert. Bereits getätigte Investitionen zur Diversifizierung der Produkte tragen dazu bei, neue Kunden zu gewinnen, um Marktschwankungen besser abzufedern.
An der Generalversammlung haben Sie erwähnt, dass der schwache Euro das Importholz aus dem nahegelegenen Deutschland und Frankreich deutlich günstiger gemacht hat. Welchen Einfluss wird dies auf das Geschäftsjahr 2015 haben? Die einheimischen Sägereien haben damit schwer zu kämpfen. Seitdem die Nationalbank die Stützung des Euro Wechselkurses im Januar aufgehoben hatte, konnte die Raurica Holzvermarktung AG durch einen Pilotversuch mit dem Export von Stammholz nach Asien die Verkaufsmengen zu für uns attraktiven Preisen steigern.
Den grössten Anteil der Erträge bringt derzeit die 51%ige Beteiligung am HKW Basel. Gibt es die Möglichkeit, sich an einem weiteren Holzkraftwerk zu beteiligen?
Die Struktur und die strategische Ausrichtung der Raurica Wald AG lassen weitere Beteiligungen problemlos zu. Es entspricht unserer Strategie, uns an weiteren Holzkraftwerken zu beteiligen und Verhandlungen sind bereits im Gange. In unseren Statuten steht folgender Zweckartikel: Die Raurica Wald AG bezweckt die Beteiligungen an und die Finanzierung von innovativen Unternehmungen, welche die nachhaltige Nutzung der regionalen Wälder fördern.
Sie haben an der GV ein genehmigtes Kapital beschlossen, um die Beteiligung an Fagus Jura ausbauen zu können. Wie hoch schätzen Sie hier die Risiken ein? Die Beteiligung an Fagus Jura hat ja Venture-Charakter.
Bei den Abklärungen für den Businessplan der Fagus Jura SA wurde spezielles Augenmerk auf die sorgfältige Marktabklärung, die Auslastung der Anlage und eine möglichst hohe Wertschöpfung aus dem eingesetzten Rohmaterial gelegt. Institutionen wie die Berner Fachhochschule für Architektur und Holz (BFH) Biel und verschiedenen Prüfstellen für Holz wurden in die Produktentwicklung und die Marktanalysen einbezogen. Im vorgestellten Business Plan sehen wir aber auch noch das Potenzial nach oben, was uns zuversichtlich stimmt.
Dennoch dürfte das Risiko nicht zu unterschätzen sein. Es geht hier immerhin um über 20 Mio. CHF. Deshalb haben wir eine Etappierung des Projektes vorgesehen, die sich risikomindernd auswirkt. In der ersten Investitionsetappe von rund 8 Mio. CHF werden Gebäude und Anlagen gebaut, welche eine hohe Flexibilität bezüglich Produkten und Märkten zulassen. Dies ermöglicht einen vorsichtigeren Markteinstieg, in dem Erfahrungen in der ersten Verarbeitungsstufe gesammelt werden können, bevor mit dem eigentlichen Leimholzwerk die zweite Etappe realisiert wird. Weiter wird die Raurica lediglich rund einen Viertel des Kapitals einbringen. Andere wichtige Aktionäre sind die Waldbesitzerorganisation ZürichHolz AG, das grösste Laubholzsägewerk die Firma Corbat SA sowie weitere Verbände und Unternehmen aus der Schweizer Wald-, Holz- und Bauwirtschaft. Diese werden durch ihren Teil des Engagements dafür sorgen, dass auch die anderen Teile der Wertschöpfungskette dieses Projekt mittragen und zum Erfolg führen wollen.
Welche Umsatz- und Ertragsziele auf Gruppenstufe verfolgen Sie mittelfristig?
Für uns sind Ertragsziele auf der Holdingebene sehr wichtig. So wollen wir für die Kapitalgeber eine langfristig interessante Dividende sicherstellen. Seit einigen Jahren können wir eine Dividende von 15 Franken je Aktie auszahlen und gleichzeitig in die Expansion investieren. Sollte ein weiteres grosses Heizkraftwerk beliefert werden können – was sehr realistisch ist -, sieht es für die Aktionäre der Raurica Wald AG sehr interessant aus.
Wie sieht Ihre Ausschüttungspolitik aus und wie wahren Sie hier die Interessen der reinen Finanzinvestoren? Gemäss unserem Finanzplan planen wir auch über die nächsten Jahre eine Ausschüttung von 3%. Wir wahren die Interessen der Finanzinvestoren, indem wir die Beibehaltung dieser attraktiven Rendite in unseren langfristigen Finanzzielen entsprechend festgehalten haben. Eine Verschiebung zugunsten der Holzpreise ist nicht vorgesehen.
Die erstmals vorgelegte Konzernrechnung der Raurica Wald AG bringt für die neuen und auch die bestehenden Investoren mehr Transparenz in die Firmengruppe. Aufgrund der vorlegten Zahlen ist auch eine Bewertung der Namenaktie Serie-B der Raurica Wald AG möglich. Diese wird auf der Handelsplattform OTC-X der BEKB zu Aktienkurs Raurica Wald AGangeboten. Auf Basis der konsolidierten Kennzahlen beträgt der ausgewiesene Buchwert etwa 500 CHF je Aktie (inkl. versteuerter Rückstellungen in Höhe von 1 Mio. CHF). Der Gewinn pro Aktie beträgt 123.90 CHF. Daraus errechnet sich bei Kursen von 650 CHF ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von unter 6. Dies erscheint günstig. Die Dividendenrendite liegt bei einer Ausschüttung von 15 CHF je Aktie bei 2.3%. Da sämtliche Beteiligungen zum Anschaffungswert bilanziert wurden, ist davon auszugehen, dass zumindest bei der Holzkraftwerk Basel AG stille Reserven bestehen. Berücksichtigen sollten Anleger allerdings, dass gerade die Investitionen von Raurica in die Produktion von Buchen-Leimholz über die Fagus Jura SA Venture Charakter haben. Ebenso dürften auch andere Projekte, wie die mögliche Beteiligung an weiteren Holzkraftwerken, einen zusätzlichen Kapitalbedarf erfordern. Bis die neuen Projekte einen positiven Gewinnbeitrag leisten, sollte die Dividendenzahlung in Höhe 3% des Nominalwertes allerdings durch die Beteiligungserträge aus dem HKW Basel und der Raurica Holzvermarktung gesichert sein. Die Aktie ist daher für langfristig denkende Investoren als Anlage im Spektrum der nachhaltigen Investments interessant. Eine Affinität zum Thema Forstwirtschaft dürfte sich spätestens nach dem Besuch einer Generalversammlung der Raurica Wald AG einstellen.