Die Davos Klosters Bergbahnen AG (DKB) setzen auf eine duale Strategie. Neben dem Bahngeschäft hat sich die Gesellschaft in den letzten Jahren mit verschiedenen Hotels ein zweites Standbein aufgebaut. Auch wenn die Gesellschaft noch weit von der Weissen Arena AG, die sich als reines Tourismusunternehmen bezeichnet, entfernt ist, erzielte sie im per 30. April 2015 beendeten Geschäftsjahr 2014/15 über einen Viertel der Gesamtumsätze aus dem Hotel- und Gastronomiegeschäft. Während in den letzten Jahren die Anzahl der Ersteintritte ins Skigebiet von Davos-Klosters stetig zurückging und damit auch die Umsätze des Bahngeschäfts bestenfalls stagnierten, zogen die Einkünfte aus dem Hotel- und Gastronomiebereich an.
Konzernumsatz erreicht 62.8 Mio. CHF (+ 0.2%)
So konnten die Konzerneinnahmen dank der um 3.6% höheren Hotelumsätze trotz niedrigerer Verkehrserträge (- 3.1%) um 0.2% auf 62.8 Mio. CHF gesteigert werden. Diese Zahlen verdeutlichen die Bedeutung der Hotellerie für die Bergbahn und untermauern auch die Aussagen des Geschäftsberichts, wonach die Kombination aus den beiden Geschäftsbereichen ein wichtiges und gut funktionierendes Zusammenspiel darstellt. Eine funktionierende Hotellerie sei demnach viel wichtiger als das Wetter, das am Schluss nur marginal das Ergebnis beeinflusse. Die Hotellerie sei die Basis für die Grundauslastung in den Bergen. Allerdings ist es unbedeutend, wer die Hotels betreibt. Wichtig ist indessen, dass ein adäquates Angebot, das die Gästewünsche befriedigt, vorhanden ist. Deutlich wird dies etwa beim Blick auf Zermatt, wo die Bergbahnen selbst nicht in der Gastronomiesparte tätig sind.
Bahnen verzeichnen um 2.1% weniger Ersteintritte im 2014/15
Ein weiterer wichtiger Faktor für einen erfolgreichen Bahnbetrieb sind leistungsfähige Beschneiungsanlagen. Dies hat der Winter 2014/15 deutlich gezeigt. Während viele Bergbahnen den Winterbetrieb wegen Schneemangels erst zu Weihnachten aufnehmen konnten, wurde im Gebiet Davos-Klosters der Skibetrieb bereits am 14. November eröffnet. Allerdings konnte das Plus der Ersteintritte, die im November im Vergleich zum Vorjahr verbucht wurden, nicht bis zum Saisonende gehalten werden. So seien allein im Dezember 41’000 Ersteintritte ins Gebiet verloren gegangen. Im Gesamtjahr fielen die Ersteintritte im Winter um 20’400 respektive um 2.1% auf 940’150. Weiterhin marginal blieb das Sommergeschäft, das allerdings wegen der Schliessung des Jakobshorns im Sommer 2014 wegen des Bahnneubaus einen deutlichen Rückgang der Ersteintritte um 29.8% auf 98’850 verzeichnete. Insgesamt gingen die Verkehrserträge im Geschäftsjahr 2014/15 um 3.1% auf 38.5 Mio. CHF zurück. Demgegenüber steht ein Plus der Umsätze von 3.6% auf 18 Mio. CHF aus dem Gastronomiegeschäft.
Ein deutliches Plus von 9.3% auf knapp 5.2 Mio. CHF erzielte die DKB aus den übrigen Erträgen. Massgeblich für den Anstieg waren die Mehreinkünfte aus den Bereichen Marketing / Sponsoring und den Liegenschaften. Letztere enthalten neu die Personalliegenschaften der Pensionskasse der Gesellschaft.
Weniger Personal-, mehr Unterhaltskosten
Auf der Kostenseite gelang es dank der kürzeren Saison und dem Abbau von Ferienguthaben sowie Überzeiten, die Personalkosten um 3.6% auf 20.4 Mio. CHF zu senken. Hingegen stiegen die übrigen betrieblichen Aufwendungen um 4.4% auf 18.8 Mio. CHF an. Hierfür verantwortlich sind die aufwendigeren Unterhaltsarbeiten an den Immobilien und Anpassungen in der EDV. Zudem wurden die Heizöl- und Dieselbestände infolge der tieferen Preise abgewertet. Schliesslich sind im übrigen Betriebsaufwand neu die Liegenschaftssteuern enthalten. Im Ergebnis führte dies zu einem Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 0.6% auf knapp 21 Mio. CHF. Die Sachabschreibungen stiegen investitionsbedingt von 17.5 Mio. CHF im Vorjahr auf 18.1 Mio. CHF an. Daraus resultierte ein Minus des EBIT von 18.8% auf 2.9 Mio. CHF. Die Finanzierungskosten sind investitionsbedingt um 200’000 CHF auf 1.2 Mio. CHF angestiegen. Vor ausserordentlichen Positionen resultierte ein Ergebnis vor Steuern in Höhe von 1.6 Mio. CHF nach 2.2 Mio. CHF im Vorjahr. Die ausserordentlichen Positionen steuerten im Berichtsjahr einen Aufwand von knapp 100’000 CHF nach knapp 300’000 CHF im Vorjahr zum Gesamtresultat bei. Trotz der um 100’000 CHF tieferen Steuern resultierte unter dem Strich ein Minus des Reingewinns von 31% respektive minus 500’000 CHF auf 1.2 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 3,60 CHF pro Aktie.
Kosten auf dem Prüfstand
Für das laufende Jahr erwartet die Gesellschaft einen stärkeren Einfluss der Aufhebung der Kursuntergrenze des Euros gegenüber dem Franken auf das Gästeaufkommen. Das Hauptaugenmerk liegt in der Überprüfung der Kosten und deren Anpassung. Das Sparpotenzial sei allerdings beschränkt, teilte die Gesellschaft mit. Die Investitionen sind vor allem auf den weiteren Ausbau der Beschneiungsanlagen und die Optimierung bei den Hotels ausgerichtet.
Die Kennzahlen der DKB fallen zumindest auf den zweiten Blick positiv aus. Zur Bewertung mit herangezogen werden müssen die detaillierten Darstellungen zur Rechnung der Davos Klosters Bergbahnen ohne die Berücksichtigung der Partnerbetriebe. Dort schreibt die Gesellschaft offen, dass sie zwischen den ordentlichen Abschreibungen, die den betrieblich notwendigen entsprechen, und den steuerlich maximal zulässigen Abschreibungen unterscheidet. Die Differenz zwischen den steuerlich maximal zulässigen Abschreibungen und den betriebsnotwendigen Abschreibungen wird als ausserordentlicher Aufwand zulasten der Erfolgsrechnung verbucht. Im Berichtsjahr betrugen die ordentlichen Sachabschreibungen 17 Mio. CHF nach 15.9 Mio. CHF im Vorjahr. Die ausserordentlichen Abschreibungen betrugen wie im Vorjahr 4.6 Mio. CHF. Den ausserordentlichen Abschreibungen stehen indessen Gewinne aus dem Verkauf von Anlagevermögen in Höhe von 3.2 Mio. CHF im Berichtsjahr gegenüber. Diese resultieren aus dem Verkauf der Beteiligung an der Madrisa Bergbahn. Investitionsbedingt stiegen die Finanzkosten um 160’000 CHF auf 1.2 Mio. CHF an, während die Finanzerträge wegen der Dividendenausschüttung der Tochter Mountain Facilities um 300’000 CHF anstiegen. Unter dem Strich resultierte bei um 64’000 CHF gesunkenen Steueraufwendungen ein Gewinn von 1.6 Mio. CHF nach 2.3 Mio. CHF im Vorjahr.
Die Berücksichtigung dieser Aussagen lässt den Schluss zu, dass der Gewinn aus dem Verkauf der Beteiligung an der Madrisa nicht zur Deckung sonstiger Kosten oder der betrieblich notwendigen Abschreibungen, wie dies bei vielen anderen Bergbahnunternehmen notwendig gewesen wäre, eingesetzt wurde. Stattdessen wurden die ausserordentlichen Sachabschreibungen auf dem sehr hohen Vorjahreswert belassen. Dies dürfte auch für den Konzernabschluss gelten, wo die ausserordentlichen Positionen ähnliche Werte erreichen wie beim Einzelabschluss. Keine Abstriche macht die Gesellschaft auch bei den betrieblichen Abschreibungen. Diese stiegen wegen des Neubaus der Jakobshornbahn deutlich an, was für den Gewinnrückgang verantwortlich ist. Dank des zweiten Standbeins Hotellerie kann die DKB den Ertragsrückgang des Bahngeschäfts kompensieren. Die vor wenigen Jahren als für den Standort Davos notwendig erachtete Diversifikation erwies sich in den letzten Jahren als Erfolgsbringer. Ob dies allerdings in der Zukunft so bleiben wird, ist angesichts der aktuellen Schwäche der Tourismusbranche, die stark unter der Freigabe des Wechselkurses des Euros gegenüber dem Franken leidet, offen. Auch wenn sich der Euro in den letzten Wochen wieder deutlich erholte, besteht die Gefahr, dass die DKB doppelt von den Rückgängen betroffen sein wird.
Wichtig für die Zukunft sind insbesondere die Bilanzkennzahlen und der Investitionsbedarf in die Sachanlagen. Während der Investitionsbedarf dank zahlreicher Erneuerungen von Bahnanlagen in den letzten Jahren eher tief einzustufen ist, präsentieren sich die Bilanzkennzahlen mit einer Eigenmittelquote von 26% unterdurchschnittlich. Unter Berücksichtigung der ausserordentlichen Abschreibungen, die zur Bildung von stillen Reserven im Anlagevermögen führen, dürfte die Bilanzstruktur weitaus gesünder ausfallen. Die effektive wirtschaftliche Eigenmittelquote dürfte die 40%-Schwelle überschreiten, was nicht nur im Branchenvergleich ein guter Wert ist. Auf der Basis des erwirtschafteten Cashflows von gut 19 Mio. CHF ist die DKB in der Lage, die Erneuerung sämtlicher Anlagen in einem Zeitraum von 24 Jahren aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Dies deckt die ordentliche Betriebsdauer, die bei Bergbahnen meist 30 Jahre beträgt.
Die Aktien der DKB werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 200 CHF sind die Titel mit einem deutlichen Agio gegenüber dem Buchwert von rund 74 CHF bewertet. Hierbei darf nicht übersehen werden, dass die Gesellschaft nicht unerhebliche stille Reserven besitzt. Daher kann das Kurs-Buchwert-Verhältnis allenfalls als grober Schätzwert zur Ermittlung des fairen Aktienpreises angesehen werden. Analog stellt sich die Situation beim KGV dar. Der wirtschaftliche Gewinn übersteigt den in der Erfolgsrechnung ausgewiesenen Gewinn deutlich. Als Kriterium herangezogen werden kann indessen die Dividendenrendite von 1.8%. Diese fällt angesichts des aktuellen Tiefzinsumfelds akzeptabel aus. Dank der hohen stillen Reserven und des dem Unternehmen zuzurechnenden Gewinns erscheinen die Papiere nicht überbewertet. Sie eignen sich vor allem für Anleger mit einem Faible für Bergbahntitel und einem Bezug zur Region als Anlage.
Hinweis in eigener Sache: Am 4. November findet von 9 bis 14 Uhr im Kursaal Bern der Branchentalk Tourismus/Bergbahnen statt. Thema: „Schweiz, Europa, Asien? – Wo und wie der Schweizer Bergtourismus wieder gewinnen kann„. Reservieren Sie sich den Termin schon jetzt in Ihrer Agenda!