Lorze: Verhältnis zu Reishauer hat sich entspannt, Aktienverkauf läuft planmässig – Lorze-Aktie bleibt unterbewertet

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Das Parkhotel in Langenthal - ein 4Sterne-Haus - gehört ebenso wie Logistikcenter zur Lorze-Gruppe. Bild: www.parkhotel-langenthal.ch
Das Parkhotel in Langenthal – ein 4-Sterne-Haus – gehört ebenso wie Logistikcenter zur Lorze-Gruppe. Bild: www.parkhotel-langenthal.ch

Ruhig geworden ist es zuletzt um die Lorze AG, deren Aktien auf der OTC-X-Plattform der Berner Kantonalbank ( BEKB) trotz ihrer Kapitalisierung um 90 Mio. CHF nur selten gehandelt werden. Die in vielerlei Hinsicht ungewöhnliche, in jedem Fall aber verschwiegene Lorze AG verzichtet auf eine unterjährige Berichterstattung und gehört auch sonst eher zu den „stillen“ Gesellschaften im OTC-Sektor. So wundert es auch nicht, dass die Homepage der bereits 1853 gegründeten Traditionsgesellschaft – leider – schon lange nicht mehr gepflegt wurde und für bestehende wie interessierte Aktionäre über Kontaktinformationen hinaus praktisch keine weiteren nützlichen Informationen enthält. Die über die Tochter Loba Holding AG gehaltene Lorze Logistik AG als wichtige operative Einheit, die zukünftig weiter ausgebaut werden soll, verfügt dagegen über eine eigene Homepage. In unserem Blog-Beitrag vom Januar 2015 haben wir geschrieben, dass sich die Lorze AG nach dem Verkauf ihrer Beteiligung an dem Industrieunternehmen Reishauer in Richtung eines grösseren, national tätigen Logistik- und Immobiliendienstleisters entwickeln könnte. Mit einer gestärkten Bilanz – und dank der verfügbaren Landreserven von 150’000 Quadratmetern – seien guten Voraussetzungen gegeben, um dieses Ziel zu erreichen.

Reishauer-IPO offenbar vom Tisch

Nun gibt es – nachdem entsprechende Gerüchte seit einigen Monaten im Markt waren – noch vor Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2014 und der Einladung zur Generalversammlung (voraussichtlich im September) erstmals auch belastbare Hinweise, dass sich einerseits das lange Zeit nicht nur juristisch schwierige Verhältnis zur Reishauer AG entspannt hat und andererseits der Verkauf der grossvolumigen, die Lorze-Bilanz dominierenden Reishauer-Beteiligung offenbar erfolgreich verläuft und in kleinen, aber wirksamen Schritten voranschreitet.

In der Samstagsausgabe der Finanz und Wirtschaft (FuW) vom 15. August 2015 berichtete der gewöhnlich gut informierte „Praktikus“ in seiner immer lesenswerten Kolumne, dass die regelmässig wiederkehrenden Gerüchte über einen Börsengang der ebenfalls auf OTC-X gelisteten Reishauer Beteiligungen AG – über den neben der FuW jüngst auch die NZZ spekuliert hatte – unter Bezugnahme auf einen namentlich nicht genannten Investmentbanker „Humbug“ seien und sich die Familie Bodmer als Mehrheitsaktionärin von Reishauer „nicht bewege„.

Obwohl ein IPO der Reishauer Beteiligungen AG für den „ohnmächtigen Grossaktionär“ Lorze AG mutmasslich vorteilhafter wäre: Adrian Gasser als Hauptaktionär der Lorze AG und langjähriger „Hauptgegner“ der Reishauer Beteiligungen AG erklärte gegenüber der FuW und dem „Praktikus“, dass es heute „keine Spannung“ mehr zwischen Reishauer und Lorze gäbe. Offenbar haben die beteiligten Parteien nach mehr als zwei Jahrzehnten, in denen sie – teilweise auch sehr öffentlichkeitswirksam – das „Kriegsbeil“ geschwungen haben, zwischenzeitlich die Friedenspfeife geraucht.

Zur Befriedung der verfahrenen Situation beigetragen haben dürfte auch die Entscheidung von Gasser und der Lorze AG im letzten Jahr, den Anteil an der Reishauer-Gruppe sukzessive von der 47%-Position zurückzufahren und Aktien zu verkaufen (vgl. Blog-Beitrag vom 5. September 2014). Die BZ Bank des Financiers Martin Ebner erhielt seinerzeit das Mandat, die Lorze AG bei der Plazierung der Reishauer-Aktien zu unterstützen. Wie Adrian Gasser gegenüber der FuW (Ausgabe vom 15. August 2015, S. 15) jetzt betont, verlaufe diese Platzierung „nach Wunsch„, einiges „sei schon gegangen„. Im ausserbörslichen Handel wurden insbesondere im Juli und August immer wieder einmal hohe Stückzahlen der mit knapp 60’000 CHF sehr schweren Aktie umgesetzt, wie die Statistiken der BEKB auf ihrer Plattform OTC-X zeigen.

Hat Lorze ein Darlehen an PAX zurückbezahlt?

Einen eher sehr gut versteckten Hinweis über vermutete erste Erfolge des „Reishauer-Verkaufsprogramms“ bei der Lorze AG lieferte bereits der im März 2015 veröffentlichte Geschäftsbericht der börsenkotierten PAX Anlage AG. Lorze AG und Pax Anlage AG? Zu Recht werden sich die meisten unserer Leser fragen, wie denn diese beiden Gesellschaften, die nicht nur in ihrer Informationspolitik und ihrer Transparenz unterschiedlicher kaum sein könnten, überhaupt zusammenhängen…

Fakt ist, dass aufgrund des Einsitzes eines Mitglieds des Verwaltungsrates der Pax Anlage AG in anderen Verwaltungsräten zwei nicht zur Pax-Gruppe gehörende Darlehensnehmer – erstmals im Jahresabschluss 2014 – als „nahestehend“ klassifiziert und deshalb separat ausgewiesen werden mussten (vgl. Pax-Geschäftsbericht 2014, S. 11). Bei einem der beiden nahestehenden Pax-Darlehensnehmer handelte es sich ausgerechnet um die Lorze AG!

Im Geschäftsbericht 2014 der Pax Anlage AG ist ferner zu lesen, dass von den „grundpfandgesicherten Finanzierungen an nahestehende Gesellschaften“ im Januar 2015 insgesamt 25 Mio. CHF zurückbezahlt wurden. Wir gehen davon aus, dass ein niedriger zweistelliger Millionen-Betrag davon auch auf die Lorze AG entfallen ist und die Mittel hierfür auch aus dem Verkauf von Reishauer-Aktien eingenommen wurden.

Für die Lorze AG sind beide Entwicklungen – die eingetretene Entspannung im Verhältnis zur Reishauer-Gruppe einerseits sowie die Erfolge beim Reishauer-Aktienverkauf andererseits – positiv, da der lange Zeit lähmende und Kapazitäten – personell wie finanziell – bindende Streit mit der Reishauer-Gruppe um die Familie Bodmer scheinbar endlich der Vergangenheit angehört. Die Lorze AG kann sich, je weiter der Verkauf der Reishauer-Aktien voranschreitet, endlich wieder verstärkt – und bilanziell auch gestärkt – auf sich selbst konzentrieren. Mit einer strategischen wie finanziellen Neuordnung – die auch die Bilanz der Lorze AG einschliesst – im Sog der Reishauer-Aktienverkäufe legt die Lorze AG auch die Basis für eine neue Ära und eine Fortsetzung der von uns bereits in der Vergangenheit skizzierten Transformation der Gesellschaft in Richtung eines Immobilien- und Logistikdienstleisters mit nationalem Anspruch.

Für die Lorze AG und ihre Aktionäre ist es wichtig, dass sie unbelastet von den Irrungen und Wirrungen der Vergangenheit eine neue Perspektive erhält. Gelingt dieser in der vorliegenden Konstellation nicht ganz triviale Schritt, dürfte auch die Aktie mittel- bis langfristig ein deutlich höheres Bewertungsniveau erreichen. Auf die analytisch extrem günstige Bewertung der Lorze-Aktie hatten wir wiederholt hingewiesen, doch sind es eben auch noch strukturelle und kommunikative Defizite, die eine verbesserte Marktwahrnehmung – und damit letztlich auch höhere Aktienkurse – der Lorze-Aktie verhindern. Auch leistet die Lorze AG aufgrund ihrer grosszügigen Abschreibungspolitik und der damit eng einhergehenden „kreativen Bilanzierung“ (noch) keine Ausschüttungen an ihre Anteilseigner, was – bei ausbleibenden laufenden Erträgen – die Attraktivität einer Anlage deutlich schmälert. Zuletzt wurde die Lorze-Aktie auf OTC-X Mitte August 2015 zu 21.20 CHF gehandelt. Auf dieser Basis ergibt sich eine Marktkapitalisierung (4.05 Mio. Aktien) um 90 Mio. CHF.

In unserer „NAV-Matrix“ vom Januar 2015 schätzten wir auf Basis der 2013-Zahlen den Inneren Wert („NAV“) je Lorze-Aktie – bei einem Marktwert je Reishauer-Aktie von 60’000 CHF – in Abhängigkeit des effektiven Wertes der Immobilien in einer Bandbreite zwischen knapp 58 CHF je Aktie (50% vom Brandversicherungswert) und 71 CHF je Aktie (100% vom Brandversicherungswert). Diesen Werten steht ein aktueller Marktpreis von leicht über 20 CHF gegenüber (siehe auch NAV-Simulation vom 21. Januar 2015).

Weitere Informationen zum Geschäftsgang wird der noch nicht veröffentlichte Geschäftsbericht 2014 enthalten. Auch die kommende Generalversammlung dürfte, wie schon im Vorjahr, Hinweise zum Geschäftsgang im laufenden Jahr und den Aussichten liefern. Im Vorjahr 2014 fand die Generalversammlung Ende September statt. schweizeraktien.net wird die Entwicklungen rund um die Lorze AG weiterhin beobachten.

Transparenzhinweis: Dem Autor nahestehende Personen sind Aktionäre der Lorze AG.

1 Kommentar

  1. Hallo, danke fuer die Information, das ist ja durchaus erfreulich, dass da Entspannung in das Verhältnis der beiden ehrenwerten Firmen eingetreten ist, speziell wenn man Aktien oder Beteiligungen in einer der Firmen hat. Die Lorze AG & die Reishauer AG hatten sich ja schon einige Zeit behakt, schön zu sehen, wenn sich manchmal Dinge nahezu wie von selber regeln.

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