Die Weisse Arena AG konnte im Geschäftsjahr 2104/15, welches per 30. April 2015 endete, ein Umsatzplus von 0.8% verbuchen. Mit einem nach eigenen Angaben „im Alpenraum einzigartigen Geschäftsmodell“ bietet die Gesellschaft dem Feriengast in den Bergen alles, was er für seine Ferien braucht, aus einer Hand an. Trotz der breiten Aufstellung kann sich die Gesellschaft dem negativen Branchentrend nicht entziehen. Der VR-Präsident und CEO Reto Gurtner geht laut Geschäftsbericht davon aus, dass es den traditionellen mehrwöchigen Aufenthalt in einem Ferienort so schon bald nicht mehr geben wird.
Reto Gurtner setzt auf Digitalisierung
Im aktuellen Umfeld habe es der Schweizerische Tourismus extrem schwer, kompetitiv zu sein. So geniessen Südtirol und Tirol einen Wettbewerbsvorteil in puncto Preis/Leistung, der nie mehr einholbar sein werde. Es sei notwendig, intelligentere Lösungen zu suchen und die Probleme mit innovativen Lösungen anzupacken. Gurtner hat bereits zahlreiche verschiedene Innovationen für die Weisse Arena Gruppe lanciert und so das Unternehmen auf einen erfolgreichen Kurs gebracht. Mit der Fertigstellung der neuen 10er Gondelbahn La Siala ist das Projekt der Revolution am Berg abgeschlossen. Für die Zukunft setzt Gurtner auf die Digitalisierung. Dabei will er die sich durch die Technik bietenden Möglichkeiten so einsetzen, dass dem Gast der grösstmögliche Nutzen geboten werden kann. Gleichzeitig ist er überzeugt, dass der Gast einen Mehrnutzen auch entsprechend honorieren werde. Gleichzeitig soll es aber auch möglich werden, dass nicht mehr jeder für eine Infrastruktur, die er nicht in Anspruch nimmt, zahlen muss.
Gastronomie und Hotelgeschäft kompensieren tiefere Bahnerträge
Das Geschäftsjahr 2014/15 war gekennzeichnet von zahlreichen negativen Witterungseinflüssen. Einem viel zu nassen Sommer folgte ein goldener Herbst, dem am 1. November ein früher Start in die Wintersaison folgte. Allerdings schmolz der Schnee durch eine Warmfront im Dezember wieder weg, so dass die Talabfahrten trotz der maschinellen Beschneiung erst nach dem Jahreswechsel geöffnet werden konnten. Dank des einsetzenden Schneefalls entwickelten sich die Frequenzen bis Ende Februar sehr erfreulich, um dann im März erneut einzubrechen. Erneut war das Wetterglück der Weissen Arena nicht hold, und auch die allesamt im Februar liegenden Faschings- und Skiferien lasteten auf dem wichtigen Monat. So musste die Gesellschaft den schwächsten März seit vielen Jahren verzeichnen. Mit nur 809’199 Ersteintritten ins Skigebiet verfehlte die Bahn die bereits schwachen Zahlen des Vorjahres nochmals um 1.3%. Dennoch gingen die Einnahmen aus dem Bergbahngeschäft nur um 0.4% auf 34.7 Mio. CHF zurück. Ein leichter Rückgang um 0.1 Mio. CHF auf 21.7 Mio. CHF war auch bei den Betriebsausgaben möglich. So resultierte ein Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) in Vorjahreshöhe von 13.1 Mio. CHF. Wegen der um 2 Mio. CHF auf 14.5 Mio. CHF erhöhten Sachabschreibungen resultierte ein Betriebsverlust von 1.4 Mio. CHF nach einem Vorjahresgewinn von 0.6 Mio. CHF. In den Abschreibungen sind ordentliche, d.h. betriebsnotwendige Abschreibungen in Höhe von 11.6 Mio. CHF, und zusätzliche Abschreibungen von 2.9 Mio. CHF enthalten. Im Bereich der Weissen Arena Gastro AG, welche die Erträge aus dem Bereich Restaurants und den Hotels beinhaltet, konnten die Einkünfte um 1.5% auf 31.5 Mio. CHF gesteigert werden. Während die Umsätze in den neun Bergrestaurants trotz weniger Gäste auf Vorjahresniveau gehalten werden konnten, erhöhten sich die Übernachtungszahlen um 1.6% auf 133’720 Logiernächte. Die um 0.5 Mio. CHF höheren Einnahmen führten zu einem Plus der Materialkosten in gleicher Höhe, so dass der Aufwand um 1.8% auf 28.8 Mio. CHF anstieg. Es resultierte ein gegenüber dem Vorjahr um 1.3% tieferes EBITDA von 2.7 Mio. CHF. Bei leicht höheren Sachabschreibungen von gut 2.7 Mio. CHF resultierte ein negatives EBIT von 48’000 CHF nach einem Gewinn von 27’000 CHF im Vorjahr.
rocksresort wächst weiter
Die Einkünfte aus den weiteren Ertragsfeldern Miete von Sportgeräten, Ski- und Snowboardschule sowie geführten Touren im Winter und im Sommer mussten einen leichten Umsatzrückgang um 0.8% auf 12 Mio. CHF bei einem massiven Rückgang des Betriebsgewinns um knapp 44% auf 254’000 CHF verbuchen. Zulegen konnte die Dienstleistungsgesellschaft Mountain Vision AG mit einem Umsatzplus von 3.9% auf 5.4 Mio. CHF. Neben Dienstleistungen für die eigene Gruppe betreibt die Gesellschaft das Callcenter der gesamten Tourismusdestination Flims-Laax-Falera. Unter dem Strich resultierte nach Abzug der gruppeninternen Dienstleistungen ein EBIT von minus 15’000 CHF nach einem positiven Wert von 27’000 CHF im Vorjahr. Deutlich zulegen konnte die Baugesellschaft rocksresort mit einem Umsatzplus von 13.9% auf 5.8 Mio. CHF. Weiterhin sehr erfreulich hat sich der Wohnungsverkauf entwickelt. Bei anhaltend tiefen Betriebskosten resultierte ein Sparten-EBITDA von 5.6 Mio. CHF nach 4.9 Mio. CHF im Vorjahr. Nach den um 0.2 Mio. CHF tieferen Sachabschreibungen resultierte ein EBIT von 5.1 Mio. CHF nach 4.3 Mio. CHF im Vorjahr.
Wegfall ausserordentlicher Erträge lässt Gewinn fallen
Auf Konzernstufe verzeichnete die Gesellschaft einen leichten Umsatzanstieg um 0.8% auf 87.2 Mio. CHF. Auf der Aufwandseite stiegen die Materialkosten um 2.5% auf 9.2 Mio. CHF bei einem Plus der Lohnkosten um 0.8% auf 31.9 Mio. CHF. Indessen konnten die Betriebsausgaben um 1.7% auf 22.4 Mio. CHF gesenkt werden. So resultierte ein EBITDA von 23.8 Mio. CHF nach 23.3 Mio. CHF im Vorjahr. Die um 0.4 Mio. CHF auf 17.9 Mio. CHF erhöhten Sachabschreibungen führten zu einem Plus des EBIT um knapp 0.2 Mio. CHF auf 5.9 Mio. CHF. Auf das Ergebnis wirken sich die um 0.2 Mio. CHF auf 2.6 Mio. CHF gesunkenen Finanzierungskosten positiv aus. Allerdings profitierte die Gesellschaft im Vorjahr von ausserordentlichen Erträgen in Höhe von 1.2 Mio. CHF, die im Berichtsjahr nicht mehr anfielen. So resultierte ein Rückgang des Reingewinns um 1 Mio. CHF auf 2.8 Mio. CHF. Dennoch wird den Aktionären an der Generalversammlung am 24. September die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 2 CHF je Aktie vorgeschlagen.
Die Kennzahlen der Weissen-Arena-Gruppe fallen insgesamt erfreulich aus. Bei einer Analyse der Zahlen zu beachten sind die hohen ausserordentlichen Abschreibungen, die nicht betriebsnotwendig, aber angesichts der Gewinne aus den Wohnungsverkäufen möglich und sinnvoll sind. So resultiert der ausgewiesene Betriebsgewinn von 5.9 Mio. CHF nahezu vollständig aus der Baugesellschaft, während die übrigen Geschäftsfelder entweder Betriebsverluste oder eine schwarze Null ausweisen. Bereits die offen ausgewiesenen zusätzlichen Abschreibungen erreichen den Betrag von 3.2 Mio. CHF, die dem EBIT hinzugerechnet werden können. Ebenso dürfte der wirtschaftliche Reingewinn, den die Gesellschaft erzielt, den ausgewiesenen Wert massiv übersteigen. Dieser stammt allerdings nur zu einem Teil aus dem Kerngeschäft, weswegen bei einem späteren Wegfall der Gewinne aus dem Wohnungsverkauf mit einem deutlichen Gewinnminus zu rechnen ist. Inwieweit es gelingt, diesen durch neue Einnahmequellen zu kompensieren, kann derzeit nicht gesagt werden. Mit einer Eigenmittelquote von rund einem Drittel der Bilanzsumme ist die Gesellschaft hinreichend finanziert und auch in der Lage, weitere Investitionen durchzuführen. Dies insbesondere unter Berücksichtigung des Substanzwerts, der wegen der erhöhten Abschreibungen den ausgewiesenen Wert der Anlagen nicht unerheblich übersteigen dürfte.
Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 115 CHF werden die Titel knapp unterhalb des ausgewiesenen Buchwerts von 121 CHF bewertet. Wegen der erhöhten Abschreibungen und der Erträge aus den Wohnungsverkäufen ist eine Bestimmung eines fairen Werts auf der Basis der Kennzahlen der Erfolgsrechnung wenig sinnvoll. In Betracht kommt einzig das – frei von derartigen Sonderfaktoren – Verhältnis des Kurses zum EBITDA von weniger als 3. Dieses Niveau signalisiert keine überteuerte Bewertung der Titel. Zusätzlich erhalten diejenigen Aktionäre, die mindestens 75 Titel besitzen, eine Vergünstigung von 10% auf die Bergbahntickets und auf das Mietmaterial. Als eher bescheiden angesehen werden muss hingegen auch auf dem aktuellen Tiefzinsniveau die Ausschüttungsrendite von 1.7%. Allerdings gehört die Weisse Arena AG zu den wenigen Bergbahnen, die überhaupt eine Barausschüttung vornehmen.
Hinweis in eigener Sache: Mehr über die Zukunft des Schweizer Bergtourismus erfahren Sie im Branchentalk Tourismus am 4. November 2015 im Kursaal Bern. Programm und Anmeldung finden Sie hier.
Schlüsselzahlen Weisse Arena AG (Quelle: www.weissearena.ch):