Alexander Hagemann, CEO Schaffner: „Der Franken ist kein grosses Problem für uns“

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Der Diplomingenieur RWTH Alexander Hagemann (53) ist seit März 2007 Konzernchef der Luterbacher Schaffner-Gruppe. Zuvor war er Leiter der Business Unit Optics for Devices des international tätigen Technologiekonzerns Schott AG. Bild: www.schaffner.com

Die Luterbacher Schaffner-Gruppe lässt sich auch durch den konjunkturellen Gegenwind nicht von ihrer Wachstumsstrategie abbringen. Um die Forschung und Entwicklung nicht zu tangieren, nimmt sie vorübergehend tiefere Margen in Kauf. Mit dem starken Franken kommt die Gruppe gut zurecht, erklärt CEO Alexander Hagemann im Gespräch mit schweizeraktien.net. Er geht auch auf die kürzlich kommunizierte Strategie 2020 näher ein, die Schaffner in fünf Jahren auf eine Umsatzgrösse von 400 Mio. CHF bringen soll. Im Geschäftsjahr 2013/14 lag der Umsatz noch bei 214.6 Mio. CHF.

Herr Hagemann, die ganze Industrie klagt seit Monaten über die massive Frankenaufwertung. In Ihrer Präsentation an der Investora kam die Währungsfrage aber mit keiner Silbe vor?

In der Tat, wir kommen mit den Währungsproblemen vergleichsweise gut zurecht. Dies, weil wir seit fünf Jahren nicht mehr in der Schweiz produzieren. Von den Verkäufen entfallen andererseits auch nur 2% auf unser Land.

Also geht der bittere Frankenkelch ganz an Schaffner vorbei?

Das nicht ganz, wir rechnen ja in Franken ab. Durch die Umrechnung entstehen auch bei uns Währungseinbussen. Grosso modo frisst die Aufwertung rund ein Prozent unserer Marge weg.

Ein zweites aktuelles Grossproblem macht Ihnen ebenfalls kaum zu schaffen, die massiven Konjunkturrückschläge in China nämlich. Schaffner spricht sogar von einem erfreulichen Wachstum in Asien. Haben andere Länder die Einbussen in China kompensiert?

Nein, wir erzielen trotz der schwachen Wirtschaftslage und dem im März kommunizierten Nachfragerückgang im chinesischen Fotovoltaik-Markt ein erfreuliches Wachstum in China, wir haben dort sehr viele neue Produkte ausliefern können.

Trotzdem, gemäss den Halbjahreszahlen laufen ihre Geschäfte momentan nicht besonders rund.

Das stimmt, konjunkturelle Rückschläge haben wir besonders im europäischen Geschäft hinnehmen müssen. Und Asien wächst wie im Mai kommuniziert weniger stark als in anderen Jahren.

Hat sich dieser Trend im zweiten Semester fortgesetzt?

Gewöhnlich ist das zweite Semester bei Schaffner besser als das erste. Inwieweit das auch im soeben abgeschlossenen Geschäftsjahr per 30. September wieder der Fall ist, werden wir sehen.

An den mittelfristigen Zielen halten Sie unverändert fest?

Wir haben soeben unsere noch ganz neue Strategie 2020 kommuniziert. Danach visieren wir bis 2020 ein jährliches organisches Wachstum von über 5 Prozent an. Damit und mittels Übernahmen würden unsere Verkäufe bis in fünf Jahren auf über 400 Mio. CHF steigen können. Dabei wollen wir über den Zyklus eine EBITDA-Marge von 8% übertreffen.

Dies liegt aber unter dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre, als Schaffner ein achtprozentiges Wachstum erreicht hatte.

Mit unserem Kerngeschäft, den elektromagnetischen Filtern, sind wir in einem relativ reifen Markt tätig. Die beiden anderen Bereiche, Power Electronic und das Autozuliefergeschäft, sind zwar wachstumsstark, aber mit einem Anteil am Gruppenumsatz im Geschäftsjahr 2013/14 von knapp 50% noch relativ klein. Zusätzlich trugen in den vergangenen Jahren Übernahmen mit einem Drittel zum Wachstum bei. Dieser Anteil soll sich nun erhöhen.

Müssten Sie demnach nach einem vierten Standbein suchen?

Nein, unsere Wachstumschancen in den drei angestammten Divisionen sind gross genug.
Dies umso mehr, als wir auf regionaler Ebene noch ein weites Spielfeld haben. Im Vordergrund steht aktuell vor allem der Ausbau des USA-Geschäfts. Um alle diese Chancen zu nutzen, haben wir die Forschung und Entwicklung verstärkt, obwohl dies kurzfristig auch einmal zulasten der Marge gehen kann, und die Produktion wird noch schlanker gestaltet.

Die Schaffner-Aktie hat in den letzten Jahren entweder deutlich besser oder deutlich schlechter abgeschnitten als der Marktindex. Ist da eine stetigere Entwicklung möglich?

Seitdem das aktuelle Management an Bord ist, hat sich Schaffner etwa gleich entwickelt wie der Vergleichsindex (SPI Extra). Ich habe aber auch an der Investora wieder gehört, dass unsere Aktie im Moment recht tief bewertet ist.

Seit Jahresbeginn hat der Aktienkurs der an der SIX-kotierten Schaffner-Gruppe um rund einen Drittel an Wert eingebüsst. Die Gründe dafür sind einerseits die ungünstige Wechselkurssituation, die sich seit der Aufwertung des Frankens ergeben hat, andererseits die Konjunkturrückschläge in China, einem für Schaffner wichtigen Markt. Angesichts dieser Unsicherheiten stimmen die Aussagen von Alexander Hagemann für das laufende und die kommenden Geschäftsjahre zuversichtlich. Im per 30. September 2015 beendeten Geschäftsjahr 2014/15 dürften Umsatz und auch die Gewinnzahlen aufgrund der Währungssituation gegenüber dem Vorjahr merklich zurückgehen. Wichtiger als die kurzfristige Perspektive erscheint jedoch das Erreichen der Ziele im Rahmen der Strategie 2020. Gelingt es, die anvisierten Umsatzsteigerungen – organisch und durch Zukäufe – sowie die Margenziele zu erreichen, dürfte sich auch der Aktienkurs wieder positiv entwickeln. Angesichts der guten Positionierung von Schaffner in verschiedenen Wachstumsmärkten erscheint das Erreichen der Ziele realistisch. Allerdings sollten Investoren, die auf dem aktuellen Kursniveau von um die 210 CHF einsteigen, Zeit und Geduld mitbringen.

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