Die Lenzerheide Bergbahnnen AG mussten im Geschäftsjahr 2014/15, welches per 30. April 2015 endete, den schlechten Witterungsbedingungen im Winter Tribut zollen. Keinen negativen Einfluss auf den Geschäftsgang hatte, im Gegensatz zum Gros der Bahn- und Tourismusunternehmen, das schlechte Sommerwetter 2014. Die Gesellschaft setzt auf Mountainbiker, die gegenüber schlechter Witterung weitgehend resistent sind. So konnte der Sommerverkehrsertrag trotz der ungünstigen Witterungsbedingungen um 19.1% auf knapp 1.5 Mio. CHF gesteigert werden. Wie die Gesellschaft im Geschäftsbericht schreibt, wurde das im Sommergeschäft liegende grosse Potenzial dank der gemeinsam mit der Gemeinde und den übrigen Leistungsträgern aus- und aufgebauten Angebote genutzt. So sei die Lenzerheide Bergbahnen heute die unbestrittene Nummer eins innerhalb des schweizerischen Bikergeschäfts. Im Juli 2015, und damit bereits im neuen Geschäftsjahr, folgte die Krönung mit der Austragung des UCI Mountain Bike World Cup. Auch wenn der Sommer nach wie vor lediglich 6% zu den Einnahmen beisteuere, seien die Wachstumsraten immens, schreibt die Gesellschaft weiter im Geschäftsbericht. Allerdings bleibe der Winter entscheidend für ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Hier schlugen sich die fehlenden Niederschläge und die alles andere als guten Bedingungen für die maschinelle Beschneiung im Dezember 2014 negativ nieder.
Harziges Wintergeschäft belastet
Im wichtigen Monat Dezember war es sehr schwierig, den fehlenden natürlichen Schnee durch Kunstschnee zu ersetzen. Die durchschnittliche Schneitemperatur lag um 2° höher als im Durchschnitt der letzten Winter. Dies führte dazu, dass es äusserst schwierig und sehr aufwendig war, Schnee zu erzeugen. Daher konnten erst per Mitte Dezember einzelne Pisten des Skigebiets geöffnet werden. Bis zur kompletten Inbetriebnahme des gesamten Gebiets dauerte es bis Weihnachten. Erschwerend kam noch hinzu, dass sich die Sonne in den wichtigsten Tagen des Jahres zwischen Weihnachten und Neujahr nicht zeigte. Dies führte dazu, dass dem Unternehmen bis Ende Dezember 2014 im Vergleich zum Vorjahr 55’000 Ersteintritte ins Skigebiet fehlten. Gleichzeitig sanken die Umsätze um 20%. Dieses Minus konnte bis Saisonschluss nicht mehr kompensiert werden. Insgesamt ging die Anzahl der Ersteintritte der Wintersaison um 4.3% auf 726’387 zurück. Nach einem witterungsbedingt schwachen Januar zeigte sich der Februar von der sonnigen Seite. Ebenfalls positiv wirkten sich die Sportferien aus. So konnte denn auch das Minus der Ersteintritte bis Ende Februar auf 30’000 gesenkt werden. Bis zum Saisonende verschlechterte sich die Situation wieder, so dass insgesamt 35’000 Ersteintritte weniger als im Vorjahr gezählt wurden. Trotz des Rückgangs der Gästezahlen stiegen die Winterverkehrserträge um 0.7% auf 23.2 Mio. CHF. Einen massgeblichen Anteil an der Steigerung hatte der Wegfall der Rabatte für Jahreskartenbesitzer, der im Vorjahr mit knapp 0.3 Mio. CHF zu Buche schlug. Zudem war die Preiserhöhung der Tageskarten im Vorjahr wegen der verspäteten Öffnung der Skigebietsverbindung mit Arosa nur für einen Teil des Winters wirksam. Das positive Sommergeschäft schlug sich auch auf die Gastronomieerträge mit einem Plus von 0.1 Mio. CHF auf 1.3 Mio. CHF nieder. Allerdings gingen die anderen betrieblichen Erträge wegen der geringeren Einkünfte aus der Parkplatzbewirtschaftung im gleichen Umfang auf 1.8 Mio. CHF zurück. Insgesamt sanken die Einnahmen um 1% auf 28.2 Mio. CHF.
Langgeschäftsjahr lässt Aufwendungen ansteigen
Auf der Aufwandseite führte die Umstellung des Geschäftsjahrs dazu, dass im Berichtsjahr die Kosten für 12 Monate nach 11 Monaten im Vorjahr anfielen. Deutlich wird dies vor allem bei den Personalkosten, die um 5.3% auf 7.7 Mio. CHF anstiegen. Einen zusätzlichen negativen Einfluss hatte der Wegfall der Auflösung nicht mehr benötigter Abgrenzungen für Sozialversicherungen, der die Vorjahresrechnung positiv beeinflusste. Etwas weniger stark stieg mit plus 5% auf 10.5 Mio. CHF der Sachaufwand an. Massgeblich für den Anstieg waren die höheren Unterhaltskosten der Gebäude, Transport- und Beschneiungsanlagen sowie Mehrausgaben bei der IT, die zu einem Kostenplus von fast 0.5 Mio. CHF führten. Hingegen konnten die Energieaufwendungen um knapp 0.2 Mio. CHF gesenkt werden. Neben den günstigeren Einkaufspreisen wirkte sich der geringere Aufwand zur Pistenpräparation zum Saisonbeginn wegen des Schneemangels positiv aus. Im Ergebnis führte dies dennoch zu einem Rückgang des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 10.6% auf 10 Mio. CHF. Dank der deutlich tieferen Sachabschreibungen von 7.3 Mio. CHF nach 9.3 Mio. CHF im Vorjahr resultierte ein Plus des Betriebsgewinns (EBIT) von beachtlichen 45.4% auf 2.6 Mio. CHF. Auf den Reingewinn negativ wirkten sich die um 555’000 CHF tieferen ausserordentlichen Erträge, die im Vorjahr aus dem Verkauf eines Betriebsgebäudes resultierten, aus. Dennoch resultierte unter dem Strich ein gegenüber dem Vorjahr unveränderter Reingewinn von 1.2 Mio. CHF. Dem Anhang des Geschäftsberichts kann allerdings entnommen werden, dass die Gesellschaft im Geschäftsjahr 2014/15 stille Reserven in Höhe von 2.8 Mio. CHF zur Verbesserung des Ergebnisses aufgelöst hat.
Die Geschäftszahlen der Lenzerheide Bergbahnen sind, nach einem erfolgreichen Vorjahr, ernüchternd. Zwar kann die Gesellschaft nicht für die ungünstigen Witterungsbedingungen, welche das Wintergeschäft verhagelten, verantwortlich gemacht werden. Allerdings hinterlässt es zumindest einen schalen Nachgeschmack, dass das Ergebnis durch die Auflösung stiller Reserven in Höhe von 2.8 Mio. CHF bei einem ausgewiesenen Reingewinn von 1.2 Mio. CHF erreicht wurde. Ebenfalls keinen positiven Eindruck der Gesellschaft zu vermitteln vermag der Cashflow, der bereits im Vorjahr auf 10.5 Mio. CHF sank, nachdem in den Vorjahren jeweils rund 20 Mio. CHF erreicht wurden. Im Berichtsjahr fiel der Cashflow nochmals auf 8.5 Mio. CHF. Dieser Wert ist bei einem Gesamtinvestitionsvolumen der Sachanlagen von 295 Mio. CHF nicht ausreichend, um die üblicherweise alle 30 Jahre anstehende Erneuerung der Anlagen aus den eigenen Mitteln zu finanzieren. Mit dem Cashflow des Berichtsjahres würde die Gesellschaft 35 Jahre benötigen, um die Erneuerung der Anlagen zu finanzieren. Hinzu kommt, dass im laufenden Geschäftsjahr im Sommer nochmals 20 Mio. CHF in weitere Sachanlagen investiert werden. Somit steigt der Investitionswert weiter an. Für eine langfristige Erfolgsstrategie der Gesellschaft ist es daher essenziell, den Cashflow massiv um rund 50% zu steigern. Sofern dies nicht gelingt, wird die Erneuerung der Sachanlagen in einigen Jahren zumindest eine erhebliche finanzielle Belastung mit sich bringen. Dies ist angesichts einer bereits per Ende des Geschäftsjahres 2014/15 nicht üppigen Eigenmittelquote von 38% der Bilanzsumme keine einfache Aufgabe. Auch wenn zu vermuten ist, dass die Gesellschaft über weitere stille Reserven verfügt, wird dies die langfristige Zukunft nicht unerheblich belasten.
Die Aktien der Lenzerheide Bergbahnen werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 25.95 CHF weisen die Titel ein Agio von knapp 20% zum ausgewiesenen Buchwert auf. Auch wenn davon ausgegangen werden kann, dass die Gesellschaft über weitere stille Reserven verfügt, sind die Aktien auf diesem Niveau keinesfalls unterbewertet. Auch wenig attraktiv erscheint selbst im aktuellen Tiefzinsumfeld die Ausschüttungsrendite von 0.8%. Etwas besser stellt sich die Rendite für diejenigen Aktionäre, die an der GV teilnehmen, dar: Ihnen wird ein guter Apéro und anschliessend ein Imbiss serviert. Um in den Genuss einer Vergünstigung für Tickets zu kommen, müssen die Anleger mindestens 50 Aktien besitzen. Für Aktionäre mit 50 bis 99 Aktien wird ein Gutschein für den Bezug einer Tageskarte mit 50% Rabatt ausgegeben, Aktionäre mit mindestens 100 Aktien erhalten zwei Gutscheine zum Bezug von Tageskarten mit einem Rabatt von 50%.
Hinweis in eigener Sache: Mehr über die Zukunft des Schweizer Bergtourismus erfahren Sie im Branchentalk Tourismus am 4. November 2015 im Kursaal Bern. Programm und Anmeldung finden Sie hier.