Für das Kongresszentrum in Interlaken und das angeschlossene Casino mit B-Konzession sah die Lage Anfang 2015 nicht besonders rosig aus. Ein achttägiger Systemausfall im Casino sowie ein schleppender Buchungseingang veranlassten den Verwaltungsrat noch an der Generalversammlung im Mai, von einem ganz schwierigen Jahr für das Unternehmen zu sprechen. Diese Zurückhaltung ist nun etwas in Zuversicht umgeschlagen: „Die Lage unserer Unternehmungen ist heute nicht mehr ganz so schwierig, wie es Anfang des Jahres zu erwarten war“, sagte Verwaltungsratspräsident Claude Thomann an einer Medienorientierung, die zeitgleich zum Versand eines Aktionärsbriefes stattfand. Das Kongressgeschäft entwickle sich ebenso wie die Erträge im Casino besser als budgetiert. Dennoch wies der VR-Präsident darauf hin, dass 2015 ein schwieriges Geschäftsjahr werde. Er führte dies vor allen Dingen auf das zyklische Geschäft mit grossen Kongressen zurück, die teilweise nur alle zwei Jahre stattfinden würden.
Kosten wurden gesenkt
Direktorin Isabel Wirth, die seit Oktober 2014 das Congress Centre Interlaken leitet, hob in ihren Ausführungen hervor, dass es im laufenden Geschäftsjahr gelungen sei, die Betriebskosten weiter zu senken, ohne Einbussen bei der hohen Dienstleistungsqualität machen zu müssen. Es dürfe daher davon ausgegangen werden, dass der Jahresverlust etwas tiefer ausfallen werde als budgetiert. Im Kongressgeschäft lag der Umsatz per 1. Oktober nach Angaben von Wirth bei 2.84 Mio. CHF. In der Spielbank profitierte die Casino Interlaken AG im laufenden Geschäftsjahr insbesondere von steigenden Tischspielumsätzen von Gästen aus dem Nahen und Mittleren Osten. „Wir konnten so die besten Tischspielumsätze seit Bestehen des Casinos erzielen“, erklärte Oliver Grimm, der CEO der Casinogesellschaft. Diese Umsätze hätten den Rückgang im Automatenspiel kompensieren können, so Grimm. Per Ende September lag der Brutto-Spielertrag bei 8.1 Mio. CHF und damit in etwa auf Vorjahresniveau. Dies ist insofern erfreulich, da das Casino nicht nur unter der Systempanne Anfang Jahr zu leiden hatte, sondern auch laufend mit illegalen Glücksspielangeboten in unmittelbarer Nähe zu kämpfen hat. Für das Gesamtjahr rechnet die CKI auf konsolidierter Basis zwar weiterhin mit einem Verlust. Allerdings soll dieser deutlich geringer als budgetiert und auch niedriger als im Jahr 2013 ausfallen. 2013 musste die Gesellschaft konsolidiert ein negatives Betriebsergebnis (EBIT) von 831’000 CHF ausweisen.
Kongressgeschäft soll rentabel werden
VR-Präsident Claude Thomann machte angesichts der nach wie vor wenig zufriedenstellenden Situation deutlich, dass das bisherige Geschäftsmodell, in dem die Gewinne aus dem Casino den Kongressbetrieb subventioniert hätten, vor dem Hintergrund der mittelfristig auslaufenden Spielbankenkonzession nicht mehr tragbar ist. „Das Kongressgeschäft muss künftig auf eigenen Beinen stehen“, erklärte Thomann an der Medienorientierung. Dies soll durch eine bessere Vermarktung und die Weiterentwicklung der Produkte erreicht werden. Ausserdem gebe es im Bereich des Destinationsmarketings und bei der Finanzierung des Interlakner Kongressbüros (IC&E) Handlungsbedarf. Im Zusammenhang mit der künftigen Gruppenstrategie, mit der sich der Verwaltungsrat in den letzten Monaten intensiv auseinandergesetzt hat, erklärte Thomann, dass eine Verwertung der Landreserven der Gesellschaft – namentlich des Frühareals – geprüft werde. Eine Möglichkeit sei es, dort ein Hotel zu erstellen, um so das für grosse Kongresse benötigte Zimmerangebot in Interlaken zu erweitern. Er wies jedoch auch darauf hin, dass ein solches Hotel nicht von der CKI betrieben werden könne. Zudem seien noch raumplanerische Hürden zu nehmen.
Obwohl die Aussagen von Verwaltungsrat und Management positiv stimmen, so zeichnet sich bisher noch keine klare Trendwende bei der Congress Centre Interlaken AG ab. Es muss dem Unternehmen – wie übrigens anderen Kursaal-Betrieben auch – gelingen, das Veranstaltungsgeschäft in einem ersten Schritt zumindest kostendeckend zu führen. Um dies zu erreichen, werden möglicherweise Investitionen und auch Anpassungen in der Struktur notwendig sein. Dank einer soliden Bilanz – die Eigenkapitalquote liegt bei 81% – und der hohen Substanz sollten diese für die Zukunft wichtigen Schritte auch finanzierbar sein. Der Aktienkurs von 220 CHF für die auf OTC-X gehandelten Titel spiegelt allerdings die Herausforderungen wider, die vor dem Unternehmen liegen. Denn der Abschlag auf das ausgewiesene Eigenkapital pro Aktie in Höhe von 1120 CHF beträgt fast 80%. Bis die neue Strategie auf dem Tisch liegt und sich abzeichnet, dass diese auch greift, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Bis dahin dürfte auch der Aktienkurs – trotz dieser signifikanten Unterbewertung – keine grossen Sprünge machen.