Waren es lange Zeit die russischen Touristen, die in der Schweiz die Herzen höher schlagen liessen, so sind es innerhalb von nur wenigen Jahren die chinesischen Gäste geworden. Das bedeutet andere Destinationen, andere Präferenzen, andere Kaufgewohnheiten. Barclays Capital hat in seiner analytischen Betrachtung des Luxusgütersegments klar aufgezeigt, dass 50% der in Europa von der europäischen Luxusgüterindustrie erzielten Umsätze auf Touristen entfallen. Deren Zusammensetzung nach Herkunft und Alter, die Reisefrequenz und -dauer, Wechselkursveränderungen und viele Faktoren mehr können sehr rasche, fast tektonische, Verschiebungen mit sich bringen. Für 2013 wurden bei der globalen Betrachtung chinesische Touristen als mit Abstand wichtigste Gruppe identifiziert. 29% der globalen Luxusumsätze entfallen auf sie. Die zweitwichtigste nationale Gruppe waren mit 15% die Russen. Die Verhältnisse bis zum dritten Quartal 2015 werden sich nochmals massiv zugunsten der Chinesen verschoben haben. Zum Vergleich: Nur 3% entfielen 2013 auf japanische Touristen, nur 4% auf US-Amerikaner.
Chinesen ersetzen russische Touristen als Kunden
Während die russischen Touristen in den Vorjahren viel Geld für Kleidung, Mode und Accessoires ausgegeben haben, fordert seit 2014 die Schwäche des Rubels ihren Tribut. Weniger Touristen aus Russland kommen in die Schweiz, und sie geben weniger aus. Die Chinesen dagegen haben einen klaren Favoriten bei ihren Einkäufen: Uhren und Schmuck. Deren Anteil an den Gesamtausgaben ist kontinuierlich auf annähernd 60% geklettert. Und, wie zu Beginn der Artikel-Serie aufgezeigt, ändern sich mit der Dynamik im weltweiten Geschehen hinsichtlich Wirtschaftswachstum, Wechselkursänderungen etc. auch rasch die jeweils bevorzugten Destinationen und Konsumgewohnheiten. Am jüngsten Branchentalk Tourismus von schweizeraktien.net berichtete Urs Kessler, CEO der Jungfraubahnen-Gruppe, von neuen Europa-Touren für chinesische Gäste zum Preis von 1’000 CHF. Ein Bergbesuch sei nicht mehr geplant, so Kessler. In der Schweiz stehe einzig der Uhreneinkauf auf dem Programm.
Technologie sorgt für noch mehr Exklusivität und Personalisierung
Ein weiterer Aspekt ist das Voranschreiten der Technologie auch und gerade im Luxusgüterbereich. Die Webseiten beispielsweise der gehobenen Uhrenhersteller sind Paradebeispiele für den Einsatz jeglicher Technologie mit dem Ziel, noch mehr Exklusivität und Personalisierung zu vermitteln. Doch dadurch haben sich auch die Konsumgewohnheiten im digitalen Zeitalter ganz erheblich geändert. Jedem Leser dürfte die wachsende Anzahl von Monomarken-Stores wie bei Apple, Cartier, Swatch in den besten Lagen der kaufkräftigsten Städte aufgefallen sein. Das ist Teil einer auf Exklusivität abzielenden Marketingstrategie, die als wichtigste Komponenten die, unverändert zu früher, starke Präsenz an Flughäfen und in adäquaten Magazinen beinhaltet, darüber hinaus aber als ganz wesentliche Komponente das Digitalmarketing in jeder Form umfasst. Dazu zählen auch die sozialen Netzwerke mit ihren Interessensgruppen, Foren, Chats, like-Optionen etc. Die Luxusgüterindustrie dürfte sogar an der Speerspitze der Entwicklung erfolgreicher digitaler Markenstrategien stehen, schliesslich ist kaum ein anderes Segment auch nur annähernd so sehr von emotionalen, subjektiven und oft höchst unbewussten Motiven auf Seiten der Käufer gesteuert wie die Welt der verführerischen Düfte, edlen Roben und Stoffe, glitzernden Preziosen und distinguierten Prestigeobjekte aller Art.
Im folgenden Teil der Serie werden einige der Hintergründe Erhellung finden, die den Luxus erst zu dem machen, was ihn auszeichnet.
Mit dem neuen Format „Im Kontext“ beabsichtigen wir von schweizeraktien.net, in periodischen Artikel-Serien den gewohnten analytischen Blick auf das Micro-Level von einzelnen Aktien und Branchen durch einen breiteren und tieferen Kontext zu ergänzen, hin zu einem „Grossen Bild“. Dieses soll unseren Lesern in eher prosaischer Form und lebendig, bisweilen auch vergnüglich, wirtschaftliche, gesellschaftliche und historische Zusammenhänge vermitteln und Anregungen für die eigene Analyse der behandelten Sujets und Anlagethemen bieten, die oftmals im hektischen Tagesgeschäft in den Hintergrund gedrängt werden, aber für die fundierte Meinungsbildung „Im Kontext“ unabdingbar sind.
Sämtliche Beiträge unserer Luxus-Serie finden Sie unter: Gastbeiträge – Im Kontext.
Klare Message in Ihrem Artikel, die noch nicht alle verstanden haben. Der Luxusmarkt steht vor einem grossen Wandel. Das Online Geschäft wird stark wachsen und neue Formen von einer Verbindung von On- und offline sind gefragt. Was heute mit dem Internet möglich ist, haben wir dem Projekt DuBois et fils erfahren. Innovation ist gefragt.
Ein sehr interessanter Artikel, der eine klare Nachricht übermittelt. Der Luxusmarkt verändert sich ständig und Innovation will der Endkunde haben. Die Verbindung zwischen Offline- und Online sollte weiter ausgebaut werden.
Denn das Internet bietet heutzutage viele Möglichkeiten an, aber diese Ressourcen sind im Weiten nicht so lange ausgeschöpft worden, wie es sein sollte.