Karl Bucher, VRP Rigi Bahnen: „Wir werden anhaltend gute Zahlen liefern“

0
3504
Bucher Karl
Karl Bucher (54) ist diplomierte Schreinermeister sowie Inhaber und Geschäftsführer des bekannten Innenausbau- und Einrichtungsunternehmens Karl Bucher AG in Goldau. 2012 wurde er in den Verwaltungsrat der Rigi Bahnen AG gewählt und ist seit 2014 deren Verwaltungsratspräsident. Mitaktionär und Verwaltungsratspräsident ist er zudem bei der Windenergie Goldau. Ausserdem arbeitet Bucher seit April dieses Jahres als Vorstandsmitglied von Schwyz Tourismus. Politisch ist er bei der FDP Meggen aktiv. Bucher ist verheiratet und hat 4 Kinder. Bild: zvg

Der Aktienkurs der Rigi Bahnen hat seit Jahresbeginn um rund 80% zugelegt. Dies ist vor allen Dingen auf ein überraschend gut laufendes Geschäftsjahr 2015 zurückzuführen, für das Rigi Bahnen-Verwaltungsratspräsident Karl Bucher einen Umsatz von 21 Mio. CHF und einen Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) von rund 6 Mio. CHF erwartet. Doch kann das in den kommenden Jahren so weiter gehen? schweizeraktien.net sprach mit Karl Bucher am Rande des Branchentalk Tourismus über die Herausforderungen und die Zukunftsaussichten für die Innerschweizer Bergbahngesellschaft.

Von einem schlafenden Riesen zu sprechen, wäre im Zusammenhang mit den Rigi Bahnen wohl übertrieben, geschlafen hat das Unternehmen aber wohl schon?

Na ja, ein Riese wird die Rigi respektive die Rigi Bahnen AG nie werden. Es ist auch nicht das Ziel der aktuellen Entwicklung. Geschlafen haben wir in den letzten Jahren nicht. Die Strategie war auf das konzessionierte Bahnunternehmen fokussiert, alles andere überliess man den Partnern am Berg. Dann waren über mehrere Jahre erhebliche Anstrengungen nötig, um die angeschlagene Pensionskasse zu sanieren. Mittel, die an der Front viel wirkungsvoller hätten eingesetzt werden können.

Doch jetzt zeigt der Trend aufwärts: Die Anzahl der Passagiere, der Ertrag und das EBITDA sind in den letzten Jahren stetig gestiegen. Geht es so weiter?

Prognosen sind immer schwierig. Doch wir gehen von anhaltend guten Zahlen aus. Ob die asiatische Wirtschaftsentwicklung zusammen mit den erschwerten Visa-Bestimmungen zu einem vorübergehenden Dämpfer führen werden, kann nur schwer vorausgesagt werden. Sicher ist aber: Es wird keine weitere lineare Steigerung wie 2015 geben, das würden die Organisation, die Infrastruktur und die Mitarbeiter nicht verkraften und wäre auch für das Gäste-Erlebnis am Berg nicht ideal.

Wo sehen Sie das längerfristige Potenzial?

Generell sind wir noch recht weit von unseren Kapazitätsgrenzen entfernt. Allerdings: An einigen Tagen im November sind wir schon nahe an diese Grenzen gestossen. Höchst unerwartet. Noch Steigerungspotenzial haben wir sicher in der Gastronomie, im Merchandising und im Shopbereich.

Was sind Ihre Prognosen für das laufende und das kommende Geschäftsjahr? 

2015 erwarten wir einen Gesamtumsatz von 21 Mio. CHF im Vergleich zu 18.2 Mio. im Vorjahr. Das EBITDA wird von 4.2 auf 6 Mio. CHF steigen. Für das nächste Jahr erwarten wir eine etwas verlangsamte Entwicklung bei den Frequenzen, da uns heuer sowohl das Sommer- als auch das Spätherbstwetter gut bis sehr gut gesinnt waren. Dank den neuen Gastro- und Shop-Angeboten auf Staffel und Kulm sollte der Gesamtumsatz dennoch auf gut 22.5 bis 23 Mio. CHF steigen. Das EBITDA könnte rund 6.5 Mio. erreichen.

Suchen die Rigi Bahnen nach neuen Geschäftsfeldern?

Nach den hohen Investitionen der vergangenen Jahre ist eher eine Konsolidierungsphase angesagt. Überraschungen sind aber immer möglich.

Die ganze Branche klagt über die massive Frankenaufwertung. Ihnen scheint diese nicht besonders grosse Sorge zu machen?

Ja, wir können der Frankenentwicklung relativ gelassen entgegenblicken. Denn unsere Gäste kommen zu rund 70 Prozent aus der Schweiz und nur zu 30 Prozent aus dem Ausland, davon rund die Hälfte aus Asien. Wir sind zudem nahe bei Luzern und Zürich und haben als Rigi Bahnen keine Mehrtagesgäste. Das Skigeschäft ist sehr lokal und hat keinen grossen Einfluss auf das Gesamtergebnis.

Wann werden die Rigi Bahnen zum ersten Mal eine Bardividende ausschütten? Welche Rendite streben Sie an?

Wir wollen das der Generalversamlung am 19.Mai 2016 beantragen. Aktuell laufen die letzten Verhandlungen mit dem Kanton betreffend der rechtlichen Voraussetzungen und mit dem Seco über die Modalitäten im Zusammenhang mit den zinslosen Darlehen. Das sollte gemäss aktuellem Infostand klappen, so dass einem Dividendenbeschluss nichts im Wege stehen sollte.

Was sind die Eckpunkte Ihrer neuen Strategie, die Rigi als Gesamtprojekt betrachten will?

Vom Transport- zum Tourismusunternehmen, das ist die griffige Zusammenfassung unserer Strategie 2015/2019. Im Fokus steht der Gast, der nationale und der internationale. Wir wollen all unsere Anstrengungen aus dessen Sicht anschauen und so umsetzen, dass er ein gesamtheitliches Erfolgserlebnis am Berg hat. Ein Beispiel: Wenn die Bahn 365 Tage im Jahr fährt, so kann es in Zukunft nicht mehr sein, dass Restaurantbetriebe an zentralen Punkten während Wochen geschlossen haben und unsere Gäste buchstäblich im Regen stehen. Der Gast versteht das nicht und unterscheidet auch nicht zwischen RBAG und dem Partnerbetrieb.

Der Anteil der Auslandgäste ist mit 30 Prozent noch relativ bescheiden. Was unternehmen Sie, um diesen Anteil zu steigern und insbesondere bei den Asiaten zu punkten?

Es entspricht unseren Vorstellungen, auch langfristig einen starken Anteil an Schweizer Gästen zu haben. 70/30 ist über das ganze Jahr ein guter Mix. Unsere asiatischen Gäste schätzen den kurzen Anfahrtsweg, von und nach Luzern, die spannende Bahnfahrt und die tolle Aussicht. Darauf können wir aufbauen. Für uns ist es wichtig, einen stabilen und gut ausbalancierten Ertragsmix zu haben. So fangen wir Schwankungen und Risiken in den einzelnen Märkten sicher ab.

Die Rigi Bahnen sind eine der wenigen Bergbahnen die das GA, den Swiss Travel Pass und die ÖV-Tageskarten integral akzeptieren. Hat sich dies bewährt, und wie hoch ist der Anteil der GA-Passagiere?

Ja, dieser nicht einfache Entscheid hat sich für uns bewährt. Er führte zu einer geringeren Wetterabhängigkeit und zu besseren Erträgen bei der Gastronomie. Wenn der Gast kein Billet kaufen muss, hat er dafür mehr Geld für die Konsumation zur Verfügung. Der Anteil der GA-Gäste beträgt aktuell rund 17.5 Prozent.

Bergbahnkenner sehen die Rigi Bahnen heute da, wo erfolgreiche Konkurrentinnen wie Pilatus Bahnen oder Jungfraubahnen vor zehn Jahren waren. Eine richtige Erkenntnis?

Am Branchentalk Tourismus sind die Rigi Bahnen in der Tat als Nachzügler zu den Big Five bezeichnet worden. Doch Nachzügler geniessen ja bekanntlich eine besonders hingebungsvolle Zuneigung der Eltern…

Ob es zum Aufholen zehn Jahre braucht, wird sich zeigen. Wichtig ist uns, dass der Weg und das Ziel klar vor Augen bleiben und alle Partner am Berg in ihrem eigenen Tempo mitziehen können und so ihren Beitrag zum überzeugenden Gesamterlebnis leisten. Berge, die von einer Firma „beherrscht“ werden, haben es da sicher etwas einfacher.

In etwas mehr als 5 Jahren feiern die Rigi Bahnen ihr 150-Jahr-Jubläum. Haben Sie schon Ideen, wie das gefeiert werden soll? Kann Zermatt als Vorbild dienen?

Das wird tüchtig gefeiert, das verspreche ich gerne heute schon. Zu sagen, wie dieses Fest dann genau ausschaut, dafür ist es noch zu früh. Sicher wird es keine Kopie eines Festes einer anderen Destination sein. Gute Vorbilder schauen wir aber gerne an.

Die Aktien der Rigi Bahnen AG werden ausserbörslich auf der Plattform OTC-X zu Kursen um die 7.35 CHF (12.11.15) gehandelt. Wir bleiben bei unserer Einschätzung vom 19. Oktober 2015, dass die Aktie zwar langfristig Potenzial hat. Kurzfristig dürfte der rasante Kursanstieg der letzten Monate allerdings schon viel vorweggenommen haben. Rückschläge sind daher nicht auszuschliessen.

Die wichtigsten Grossprojekte der Rigi Bahnen AG

  • Fertigstellung Hochperron mit Zugangsturm Goldau bis Frühling 2017
  • Erneuerung Luftseilbahn Weggis-Rigi Kaltbad bis spätestens 2018
  • Ausbau der Infrastruktur auf Rigi Kulm. Gastro/Shopping. Das Gipfelerlebnis soll einen Wow-Effekt auslösen.
  • Beschaffung Rollmaterial in Etappen, ab 2020 und später
  • Entwicklung Bahnhofareal Arth-Goldau (NEAT) und Parkareal der Rigi Bahnen bei der A4 im Zeitraum 2016 – 2020. Umzonung / kant. Raumplanung / Volksabstimmung sind schlecht planbare Rahmenbedingungen.

Kommentar verfassen