Die Rheintal Medien AG hat in den letzten drei Jahren einen deutlichen Veränderungsprozess durchlebt. 2011 wurden die beiden Regionalzeitungen „Der Rheintaler“ und die „Rheintalische Volkszeitung“ in die Rheintal Verlag AG eingebracht, die mehrheitlich der früheren Rheintaler Druckerei- und Verlag AG (rdv) gehörte. Anschliessend übergab die rdv den Akzidenzdruck und das Fachverlagsgeschäft an die Galledia AG, ein Joint Venture mit der Druckerei Flawil AG. Im letzten Jahr erfolgte dann die Fusion der rdv AG mit der rva Druck und Medien AG (Druckerei Flawil) zur heutigen Rheintal Medien AG. Rückwirkend auf den 1. Januar 2015 kaufte die neue Gesellschaft den 50%-Anteil an der Galledia AG vom früheren Joint Venture-Partner Druckerei Flawil AG. In dieser neuen Konstellation erhofft sich die Rheintal Medien AG, in dem immer härter werdenden Mediengeschäft in der Schweiz als mittelgrosse Gesellschaft mit einem Jahresumsatz von rund 50 Mio. CHF mithalten zu können.
Somedia-Beteiligung wird verkauft – weitere Beteiligungen aufgestockt
Nachdem die wichtigen Konsolidierungsschritte abgeschlossen sind, kommt es zu einem Wechsel an der Spitze der Unternehmensgruppe. René Wuffli, seit 25 Jahren Geschäftsleiter der rdv und Präsident des Verwaltungsrates der Rheintal Medien, wird im kommenden Jahr erst das Amt des VR-Präsidenten an seinen Stellvertreter Urs Schneider übergeben und sich im August 2016 auch aus der Geschäftsleitung zurückziehen. „Wir haben diesen Schritt im Verwaltungsrat seit eineinhalb Jahren sorgfältig geplant“, so Wuffli auf Nachfrage. Die Gesellschaft sei in ihrer Struktur nun gut für die Zukunft aufgestellt und könne jetzt von einem jüngeren Team mit neuen Ideen in die Zukunft geführt werden. Wuffli betont allerdings, dass er noch bis 2019 im Verwaltungsrat als einfaches Mitglied dabei bleibe. Neben dem Wechsel im Verwaltungsrat gab Rheintal Medien in einem Aktionärsbrief auch bekannt, dass sie nun 100% an der Digitaldruckerei Copydruck Rheintal AG übernommen habe und sich von ihrer 20%igen Beteiligung an der Somedia Zeitungsdruck AG trennen werde. Durch diesen Schritt müsse Rheintal Medien künftig keine Investitionen in den Zeitungsdruck mehr mitfinanzieren, erklärte Wuffli. Dies schone die Liquidität des Unternehmens. Hoffnungen auf grosse ausserordentliche Erträge seien allerdings nicht realistisch. Zudem werde die Rheintalische Volkszeitung in den kommenden zwei Jahren weiterhin bei Somedia gedruckt. Anschliessend sei es auch denkbar, an einem anderen Ort zu drucken. Hier würde sich die Zeitungsdruckerei der zur NZZ Mediengruppe gehörenden St. Galler Tagblatt AG in Winkeln anbieten. Mit der St. Galler Tagblatt AG haben die beiden Regionalzeitungen einen über fünf Jahre laufenden Zusammenarbeitsvertrag abgeschlossen, der den überregionalen Teil für die beiden Rheintaler Blätter umfasst.
Tageszeitungen auf Kurs – Galledia AG kämpft im Verlagsbereich
Nach Angaben des Unternehmens liegt der 2015er Umsatz bei der Rheintal Medien AG im Bereich der Tageszeitungen und der Vermietung der Liegenschaften in Berneck auf Kurs. Das Ergebnis auf Stufe EBITDA übertreffe sogar mit 7% die budgetierten Werte. Nach Angaben von René Wuffli entspreche das Budget in etwas den Vorjahreszahlen. Das bisher gute Abschneiden der Digitaldruckerei Copydruck AG – der Umsatz übersteigt das Budget um 16% und das EBITDA sogar um 65% – dürfte sich zusätzlich positiv auf das Jahresergebnis auswirken. Zudem fliessen seit September 2015 die ersten Mieterträge für die ehemalige Produktionsstätte in Berneck. Diese wurde an die Postmail AG vermietet.
In der 100%igen Tochter Galledia AG entwickeln sich die Sparten Print und Verlag hingegen gegensätzlich: Während die Druckereisparte trotz eines Umsatzrückgangs um rund 2.2 Mio. CHF das EBITDA gegenüber dem Vorjahr verbessern konnte, weisen die 25 Fachzeitschriften (u.a. Organisator, Marketing & Kommunikation, Immobilien Business) bisher einen Umsatzrückgang um rund 5.4% und ein negatives Betriebsergebnis (EBITDA) aus. Begründet wird dies mit den Aufbaukosten für den Onlinebereich. Im Druckbereich wirkte sich die Akquisition des Druckgeschäfts der Luzerner UD Medien positiv aus. Insgesamt ist René Wuffli zuversichtlich, dass die Galledia AG für 2015 eine „schwarze Null“ ausweisen könne. 2014 war das Ergebnis noch negativ (siehe Blog Beitrag vom 7. Mai 2015). Zum Gesamtjahr möchte der CEO noch keine weiteren Aussagen machen. Dazu sei es schlicht noch zu früh. Allerdings rechne er mit einem Ergebnis, das nicht schlechter als im Vorjahr ausfallen werde.
Im dem herausfordernden Umfeld, dem die gesamte Schweizer Medienbranche wegen des Strukturwandels und der Frankenstärke ausgesetzt ist, ist es heute schon ein Erfolg, wenn die Ergebnisse auf Vorjahresniveau gehalten werden können. Dies insbesondere, wenn die Erträge zum grossen Teil noch aus den klassischen Einnahmequellen Druck und -vorstufe, Inserate sowie Abonnemente stammen. Allerdings wird es auch für die Rheintal Medien AG nun sehr wichtig, das bestehende Geschäft zu stärken, neue Ertragsquellen zu erschliessen und vor allen Dingen in das Onlinegeschäft zu investieren. Nach Angaben von René Wuffli soll dies vor allen Dingen über Zukäufe im Fachmediengeschäft geschehen. Dies dürfte im aktuellen Umfeld nicht einfach werden, da auch andere Verlage das Fachmediengeschäft als Wachstumsfeld erkannt haben (z.B. NZZ). Durch die langfristige Vermietung der Liegenschaft in Berneck und ein gutes Polster an liquiden Mitteln dürfte Rheintal Medien in der Lage sein, kleinere Akquisitionen zu tätigen. Grosse Würfe darf der Aktionär allerdings nicht erwarten. Zuletzt wurden die Aktien auf der Handelsplattform OTC-X zu Kursen von 405 CHF gehandelt. Auch wenn sich das operative Ergebnis (EBITDA) der Gruppe konsolidiert auf dem Niveau des Vorjahres bewegt, so dürfte der Wertschriftenertrag aufgrund der schwieriger gewordenen Situation an den Finanzmärkten geringer ausfallen. 2014 lag der Wertschriftenertrag noch bei 670’000 CHF. Insgesamt rechnen wir daher mit einem rückläufigen Reingewinn, der auch Auswirkungen auf die Dividendenhöhe haben könnte. Da die Aktien der Rheintal Medien AG allerdings vorwiegend regional gestreut sind, rechnen wir nicht mit einem signifikanten Dividendenrückgang. Selbst bei einer Kürzung der Dividende auf 15 CHF je Aktie wäre die Rendite mit 3.7% – gemessen an den letztbezahlten Kursen – noch attraktiv.
Transparenzhinweis: Dem Autor nahestehende Kreise sind Aktionäre der Gesellschaft.