Die BVZ Holding AG konnte im Jahr 2015 von der Anziehungskraft des Gornergrats profitieren. Dank steigender Erträge im Geschäftsfeld Gornergrat von 5.9% auf 24.7 Mio. CHF gelang es, die Konzernumsätze vor Abgeltungen um 2.1% auf 107.5 Mio. CHF zu steigern. Neben der Gornergrat Bahn betreibt die BVZ den Glacier Express und besitzt zudem ein ansehnliches Immobilienvermögen, welches zusätzliche Erträge abwirft. Haupteinnahmequelle ist indessen der im Geschäftsfeld Mobilität zusammengefasste Regionalverkehr zwischen Disentis und Zermatt. Diese Sparte ist ein wichtiger Bestandteil des öffentlichen Verkehrsangebots und ist daher auch abgeltungsberechtigt. Dank der Verdichtung des Angebots mit der Einführung eines Halb-Stunden-Takts zwischen Fiesch und Zermatt, dem Kernstück des Regionalverkehrs der BVZ, konnten auch in diesem Segment weitere Zuwächse verzeichnet werden. Nächste Ausbauschritte stehen in Andermatt an, wo der Bahnhof in Zusammenarbeit mit der dortigen Tourismusorganisation Andermatt Swiss Alps neu gestaltet werden wird. In Andermatt werden derzeit zahlreiche neue Hotels und die Skigebietsverbindung zwischen Andermatt und Sedrun gebaut. Insgesamt ist das ganze Dorf von einer starken Auf- und Umbautätigkeit geprägt. Die BVZ sicherte sich ein Grundstück mit rund 9’000 Quadratmetern, welches die geplanten Erweiterungsbauten der Infrastruktur ermöglichen soll. Wie CEO Fernando Lehner an der Bilanzmedienkonferenz zum Geschäftsjahr 2015 in Brig mitteilte, hat die BVZ den substanziellen Betrag von 3.8 Mio. CHF für den Kauf des Grundstücks aufgewendet.
Glacier Express leidet unter schwachem Euro
Wo Licht ist, ist auch Schatten. So lautet das Fazit für die Geschäftsfelder Gornergrat und Glacier Express, die beide dem Ausflugsgeschäft zugerechnet werden können. Während die Nachfrage nach dem Gornergrat nicht zuletzt wegen der Jubiläumsveranstaltungen im Zusammenhang mit der 150-Jahr-Feier der Erstbesteigung des Matterhorns zu einem Einnahmenplus von 5.9% führte, gingen die Erträge des Glacier Express um 2.6% auf 10 Mio. CHF zurück. Dank deutlicher Kosteneinsparungen gelang es dennoch, beim Glacier Express einen kleinen Gewinn von 62’000 CHF nach einem Vorjahresverlust von 12’000 CHF zu erwirtschaften. Noch deutlich besser stellt sich die Situation bei der Gornergrat Bahn mit einem Anstieg des Gewinns um 19.2% auf fast 6.1 Mio. CHF dar. Dies entspricht gut 77% des gesamten Gewinns, den die BVZ im 2015 erzielte. Ein leichtes Plus des Gewinns von 1.9% auf 1.2 Mio. CHF trotz eines um 0.6% auf 4.85 Mio. CHF gesunkenen Ertrags erwirtschaftete die Immobiliensparte. Aus den sonstigen Leistungen, in denen vor allem die Erträge aus den Beteiligungen wie der Zermatt Bergbahnen AG zusammengefasst sind, konnte bei einem Umsatzplus von 6.2% ein Gewinnplus von 31.4% auf 0.9 Mio. CHF verzeichnet werden. Die Niedrigzinsen forderten ihren Tribut bei der Verzinsung des Kapitals, welches die Holding der Infrastrukturgesellschaft Matterhorn-Gotthard Verkehrs AG zur Verfügung stellt. Der Zinssatz ist an die Rendite der risikofreien Verzinsung von bei der Schweizerischen Nationalbank geparkten Geldern, der aktuell negativ ist, gekoppelt. Daher erfolgt keine Verzinsung mehr, was den Gruppengewinn um 0.4 Mio. CHF schmälerte.
Regionalverkehr erleidet Verlust
Aus dem Geschäftsfeld Mobilität resultierte für das Jahr 2015 trotz eines Anstiegs der Einnahmen von 0.7% ein Verlust von 0.3 Mio. CHF nach einem Vorjahresgewinn von 1 Mio. CHF. Belastend wirkten sich die infolge der Angebotsverdichtung angestiegenen Betriebs- und Personalkosten aus. Die Einführung des Halbstundentakts erforderte einen Mehrbestand an Personal bei den Lokführern, aber auch bei den Zugbegleitern und dem technischen Personal. Zudem mussten Investitionen ins Rollmaterial getätigt werden, die, wie Fernando Lehner bestätigte, nur teilweise aktiviert werden konnten. Auch blieben die Abgeltungen der öffentlichen Hand unter den von der BVZ erwarteten Werten. Zudem decken die Abgeltungen die Ausgaben für das Rollmaterial nicht. Ein weiterer belastender Faktor war die Schliessung der Schöllenenschlucht infolge Steinschlags, woraus ein deutlicher Rückgang des Autoverladegeschäfts resultierte. In den Gesamtaufwendungen für das Personal war im Vorjahr noch ein Betrag von 1.6 Mio. CHF im Zusammenhang mit der Sanierung der Pensionskasse erhalten, der im 2015 nicht mehr anfiel. Zudem wurden im 2014 Abschreibungen in Höhe von 2.5 Mio. CHF auf nicht mehr genutzte Wagen des Glacier Express zulasten der Erfolgsrechnung verbucht. Inwieweit diese Zahlen sich auf den Reingewinn auswirken, wird erst nach der Publikation des vollständigen Geschäftsberichts erkennbar sein. Für das Geschäftsjahr 2014 machte die BVZ infolge der veränderten Rechnungslegungsvorschriften ein Restatement. Auf der Basis der vorläufig vorhandenen Ergebnisse resultierte für 2015 im Vorjahresvergleich ein Minus des Reingewinns von 0.4 Mio. CHF auf 7.8 Mio. CHF. Die Aktionäre sollen eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Ausschüttung von 11 CHF pro Aktie erhalten, die wiederum steuerfrei aus den Reserven für Kapitaleinlagen erfolgen soll.
Gute Aussichten erwartet
Für 2016 erwartet die BVZ eine Fortsetzung der erfolgreichen Geschäftsaktivitäten der vergangenen Jahre. Neben dem Ausbau der digitalen Vertriebsplattform, die bereits 52’000 Nutzer verzeichnen konnte, wird ein weiterer Anstieg des Regionalverkehrsgeschäfts erwartet. In die neue IT-Plattform werden 2.6 Mio. CHF investiert. Zusätzlich wird für 1 Mio. CHF der Vertrieb ausgebaut, wie die Finanzchefin Alice Kalbermatten auf Nachfrage von schweizeraktien.net mitteilte. Der Ausflugsverkehr am Gornergrat soll sich auch im laufenden Jahr positiv entwickeln. Neben zahlreichen Events soll auch die aktive Marktbearbeitung in Fernost und Nordamerika zu einem guten Ergebnis beitragen.
Die Geschäftszahlen der BVZ fallen positiv aus. Eine genauere Analyse des Zahlenwerks ist indessen erst nach der Vorlage des detaillierten Geschäftsberichts möglich. Die bislang vorliegenden Eckwerte der Jahresrechnung lassen aber eine erfreuliche Entwicklung erkennen. Dies insbesondere im Hinblick auf die zahlreichen belastenden Faktoren, welche der BVZ im 2015 zu schaffen machten. Hier sind die Kosten des Ausbaus des Angebots, die Schliessung der Schöllenenschlucht und auch die ungünstige Währungsentwicklung zu nennen. So verzeichnete die BVZ im Ausflugsverkehr einen Rückgang der Gäste aus Deutschland, einem sehr wichtigen Markt, von rund 20%.
Die Aktien der BVZ sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 560 CHF sind die Valoren mit einem KGV von gut 14 für 2015 bewertet und weisen eine eher geringe Dividendenrendite von knapp 2% aus. Wegen des deutlichen Kursanstiegs um gut 300 CHF auf den aktuellen Wert sank der Discount gegenüber dem ausgewiesenen Buchwert deutlich von über 50% auf noch rund 20%. Auch nach den Kursanstiegen sind die Aktien angesichts der guten Bilanzkennzahlen nicht überteuert. Auf Basis der Kennzahlen aus der Erfolgsrechnung und der Dividendenrendite erscheinen jedoch die Risiken von Kursrücksetzern deutlich höher als die Chancen auf weitere Kursgewinne. Ein Manko der Aktien stellt zudem die tiefe Liquidität dar, die es sehr schwierig macht, grössere Positionen auf- bzw. abzubauen. Für Privatinvestoren sollte sich ein Kauf der Titel bei einem deutlichen Kursrücksetzer zumindest auf langfristige Sicht lohnen. Auf dem aktuellen Kursniveau erscheint ein Einstieg nicht mehr angezeigt.