Die Griesser Holding AG musste im Geschäftsjahr 2015 einen herben Dämpfer hinnehmen. Deutlich stärker als befürchtet fielen die negativen Auswirkungen der Aufgabe der Euro-Unterstützung durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Januar 2015 aus. So gingen die Nettoumsätze der Griesser-Gruppe im Vergleich zum Vorjahr um 10.1% auf 277.7 Mio. CHF zurück. Bereinigt um die Währungseinflüsse betrug das Umsatzminus 0.3%, wie das Unternehmen im aktuellen Geschäftsbericht mitteilte. Vor allem in der Schweiz litt das Unternehmen unter den neuen Währungsbedingungen. So stieg der Preisdruck bei einer gleichzeitigen Verbesserung der Preisvorteile der ausländischen Konkurrenten an. In der Folge ging die Produktionsauslastung des Schweizer Werks in Aadorf zurück. Deutlich wird dies auch bei der Entwicklung der Umsätze der beiden Marken Weinor und Griesser. Während die vor allem in der Schweiz tätige Griesser ein Minus bei den Einnahmen von 3.6% erlitt, konnte die im europäischen Ausland ansässige Weinor um 8.7% zulegen.
Währungsverluste und neue Betriebssoftware belasten
Griesser erzielt den Grossteil der Einnahmen in den drei Ländern Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Genauere Details zu den Umsatzwerten der einzelnen Länder publiziert das Unternehmen nicht. Mit einem Minus von 14.5% auf 208.7 Mio. CHF wurde das wichtigste Absatzgebiet stark von der Abschwächung getroffen. Hingegen konnte die Gruppe im übrigen Europa mit einem Plus von 6.2% auf 68.6 Mio. CHF zulegen. Einen positiven Einfluss auf die Erfolgsrechnung hatten die Bestandsänderungen, die Halb- und Fertigprodukte, sowie noch nicht fakturierte aber bereits abgeschlossene Aufträge, beinhalten. Nachdem im Vorjahr hier ein negativer Wert von 5.8 Mio. CHF verbucht wurde, verzeichnete Griesser im 2015 einen positiven Wert von 7.5 Mio. CHF. Aus den sonstigen betrieblichen Erträgen wurden 3.9 Mio. CHF nach 4.5 Mio. CHF im Vorjahr erreicht. Insgesamt betrugen die Erträge 289.1 Mio. CHF nach 307.7 Mio. CHF im Vorjahr, was einem Rückgang von 6.1% entspricht. Auf der Kostenseite fielen die Materialausgaben um 5.7% auf 98.3 Mio. CHF während die Personalausgaben um lediglich 3.4% auf 123.6 Mio. CHF sanken. Deutliche Einsparungen von 9% auf 48.6 Mio. CHF gelangen bei den anderen betrieblichen Aufwendungen, die den Verwaltungs- und Vertriebsaufwand sowie die übrigen Betriebskosten umfassen. So resultierte ein Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 15.7% auf 18.5 Mio. CHF. Die Abschreibungen stiegen um 0.6 Mio. CHF auf gut 13 Mio. CHF an. Während die Abschreibungen auf die Sachanlagen um 0.7 Mio. CHF auf 8.1 Mio. CHF fielen, stiegen die Abschreibungen für Software um gut 1.4 Mio. CHF auf 3.8 Mio. CHF an. Diese hohen Abschreibungen gehen auf die Einführung der neuen Betriebssoftware zurück. Im Ergebnis führte dies zu einem starken Minus des EBIT von 42.4% auf 5.5 Mio. CHF. Negativ auf den Reingewinn wirkten sich die von 2.2 Mio. CHF im Vorjahr auf 4.4 Mio. CHF angestiegenen Finanzaufwendungen aus. Das Plus geht auf das Konto von Währungsverlusten in Höhe von 2.8 Mio. CHF nach 0.4 Mio. CHF im Vorjahr. Dank eines um 0.8 Mio. CHF auf 1.7 Mio. CHF gesunkenen Steueraufwands konnte dennoch ein Reingewinn von 0.4 Mio. CHF ausgewiesen werden, was allerdings gegenüber dem Vorjahreswert von 5.6 Mio. CHF einem massiven Einbruch von 92.6% entspricht. Die Aktionäre sollen dennoch eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 15 CHF pro Aktie erhalten.
Besserung im 2016 erwartet
Für das laufende Jahr 2016 rechnet Griesser trotz der anhaltend schwierigen Situation mit einer Verbesserung des Umsatzes und des Ertrags. Die Schwächung des Euros gepaart mit billigem Erdöl und der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank sollte sich in einem etwas stärkeren Wachstum im Euroraum niederschlagen. Griesser will mit dem Ausbau der Marktanteile von der positiven Tendenz profitieren. In der Schweiz wird eine nochmalige Abschwächung der Hochbaukonjunktur erwartet. Für das Unternehmen bedeutet dies eine grosse Herausforderung. Dieser wird durch weitere Produktivitätssteigerungen und Verkaufsanstrengungen begegnet. Weiter fortgeführt wird die gruppenweite Etablierung der neuen Software. Nachdem diese in allen Schweizer Gesellschaften im 2105 erfolgreich eingeführt wurden, erfolgte der Start in Italien im Januar 2016.
Die Kennzahlen von Griesser für 2015 fallen schwach aus. Wie das Unternehmen im Geschäftsbericht schreibt, musste die Gruppe negative Sondereffekte aus Währungsverlusten und der Einführung der neuen Software in Höhe von insgesamt 6 Mio. CHF verkraften. Sofern man diese Kosten den Zahlen gegenüberstellt, lässt sich eine pro-forma-Verbesserung der Ertragssituation erkennen. So würde ohne diese Faktoren statt eines Reingewinns von 0.4 Mio. CHF ein Wert von 6.4 Mio. CHF nach 5.6 Mio. CHF im 2014 ausgewiesen werden. Für das laufende Jahr dürfte zumindest im Bereich der Softwarekosten eine deutliche Verbesserung zu erwarten sein, während die negativen Währungseinflüsse weiter anhalten sollten. Als grundsolide angesehen werden kann die Bilanz des Unternehmens mit einer Eigenmittelquote von 57.5%.
Die Aktien der Griesser Holding werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 710 CHF weisen die Titel einen deutlichen Abschlag von 47% zum ausgewiesenen Buchwert von rund 1’330 CHF per Jahresende 2015 auf. Als zumindest auf dem aktuellen Tiefzinsniveau durchschnittlich kann die Dividendenrendite von 2.1% unter der unserer Ansicht nach realistischen Annahme einer gleichbleibenden Ausschüttung angesehen werden. Für eine Bewertung der Titel auf der Basis der Kennzahlen der Erfolgsrechnung kommt ausschliesslich der EBITDA in Betracht. Allerdings muss auch hier beachtet werden, dass die negativen Währungseinflüsse unter denen Griesser leidet, nicht berücksichtigt wird. Somit sollte der EBITDA um den Betrag der Währungsverluste in Höhe von 2.8 Mio. CHF bereinigt werden. So lässt sich ein wirtschaftlicher EBITDA von 21.3 Mio. CHF ermitteln. Dieser muss den Nettoumsätzen gegenübergestellt werden. So lässt sich eine EBITDA-Marge von rund 7.6% ermitteln, die angesichts des harzigen Umfelds keinesfalls als schlecht angesehen werden kann. Pro Aktie lässt sich ein bereinigter EBITDA von knapp 270 CHF ermitteln, woraus sich ein sehr günstiges Kurs/EBITDA-Verhältnis von unter 3 für 2015 ergibt. Das tiefe Niveau reflektiert die Unsicherheit der Marktteilnehmer und die geringe Transparenz des Unternehmens gegenüber den Anteilseignern.
Fehlende Details zu den Zahlen der einzelnen Länder und insbesondere der Margen sind zwar aus Konkurrenzgründen verständlich, aber für die Besitzer des Unternehmens unschön. Die Aktien eignen sich damit trotz der günstigen Bewertung nur für diejenigen Anleger zur Investition, die eng mit dem Unternehmen verbunden sind. Allenfalls bei einer deutlich transparenteren Kommunikation oder einer Anhebung der Ausschüttung, was derzeit nicht zu erwarten ist, wären Kursavancen denkbar. Ebenfalls nicht zu erwarten ist eine Übernahme der Gesellschaft durch Dritte zu deutlich höheren Kursen, da die Mehrheit der Papiere fest in den Händen der im Verwaltungsrat vertretenen Gründer und nahestehender Personen liegt, die keine Verkaufsabsichten haben.
Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär des Unternehmens.