Weiss + Appetito: Telekomsparte und Rohrleitungsbau mit roten Zahlen – Dividende wird für 2015 trotz Gewinneinbruch gehalten

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Mit Spezialfharzeugen ist Weiss + Appetito gut gerüstet für alle Aufgaben. Quelle: Weiss + Appetito AG
Mit Spezialfahrzeugen ist Weiss + Appetito gut gerüstet für vielfältige Aufgaben. Quelle: Weiss + Appetito AG

Die auf Baudienstleistungen spezialisierte Weiss + Appetito AG musste im 2015 einen deutlichen Dämpfer hinnehmen. Wie die Gesellschaft im neuesten Geschäftsbericht schreibt, wurden die eigenen Zielsetzungen verfehlt. Belastend auf den Geschäftsgang haben sich der tiefe Eurokurs nach dem Ende des Mindestkurses und die Verschiebung zahlreicher Aufträge aus der Telekomsparte ausgewirkt. Dennoch konnte im letzten Jahr mit der Reduktion des Umlaufvermögens und dem Abbau von Schulden ein wichtiges Etappenziel erreicht werden. Dank der hieraus resultierenden Steigerung der Eigenmittelquote auf 46% sieht sich die Gesellschaft gut gewappnet für mögliche stürmischere Zeiten. Zudem konnte für den abtretenden CEO Bruno Wägli mit Andrea Wucher eine passende Besetzung gefunden werden. Sie wird ab dem 1. Juni 2016 die Gruppe leiten.

Umsatz fällt um fast 15%

Auf Konzernebene gingen die Nettoeinnahmen um 14.9% auf 117.8 Mio. CHF zurück. Am stärksten betroffen waren die Umsätze im europäischen Ausland, die in Schweizer Franken um 32.9% auf 19 Mio. CHF einbrachen. Hart traf es Weiss + Appetito in Deutschland, wo die Einnahmen um 40.7% auf 13.2 Mio. CHF fielen, während in Frankreich das Minus 9.3% auf 3.6 Mio. CHF betrug und in Österreich sogar ein Anstieg um 7% auf 2.25 Mio. CHF verbucht werden konnte. Somit gelang es dem Unternehmen, in Frankreich und in Österreich die negativen Effekte des tieferen Euro-Wechselkurses, der im Jahresdurchschnitt um rund 15% tiefer als im Vorjahr lag, zu kompensieren. In Deutschland hingegen litt die Firma stark, was massgeblich auf die Sparte Telekom zurückgeht. Dort hat Angaben des Geschäftsberichts zufolge ein grosser Kunde von Weiss + Appetito wichtige Aufträge nicht erhalten, was wiederum dazu führte, dass dieser keine Aufträge an Weiss + Appetito vergeben konnte. Dadurch fiel ein signifikanter Anteil des budgetierten Umsatzes weg. Deutlich wird dies auch bei einem Blick auf die Spartenumsätze mit einem Rückgang des Telekombereichs von 29.5% auf 20.4 Mio. CHF. Unter dem Strich konnten daher rote Zahlen dieser Sparte nicht vermieden werden. Ebenfalls hart getroffen wurde das Geschäftsfeld Rohrleitungsbau, welches einen Rückgang um 23.6% auf 19.4 Mio. CHF erlitt. Die Gruppe bietet vor allem Energie-Infrastrukturprojekte an, die sehr langfristig geplant werden. Wichtig für die Kunden ist eine Stabilität, die im vergangenen Jahr im Energiemarkt nicht gegeben war, so dass Investitionen zurückgestellt wurden. Zudem wurden von den Kunden Grundlast-Aufträge in der Fertigung an Konkurrenten in Osteuropa vergeben. So rutschte die Sparte trotz einer Reduktion der Fixkosten in die Verlustzone. Ebenfalls einen knapp negativen Deckungsbeitrag erlitt die Sparte Bausanierungen, deren Einnahmen um 16.8% auf 15.9 Mio. CHF sanken. Belastend wirkten sich die Zunahme des Wettbewerbsdrucks und der Wegfall von Aufträgen als Gesamtunternehmer (GU) aus. Bei den Böden konnte trotz eines Umsatzminus von 11.1% ein Gewinn in Vorjahreshöhe erreicht werden. Eine Verbesserung der Marge im Bereich Saugen und Blasen führte zu einem höheren Gewinn bei einem marginalen Umsatzplus von 0.7% auf 32.7 Mio. CHF.

Konzerngewinn bricht auf 0.5 Mio. CHF ein

Das Unternehmen publiziert keine Details zu den Ergebnissen der einzelnen Sparten. Lediglich auf Konzernebene werden die Gewinne dargestellt. Auf der Ausgabenseite stellten im 2015 wie in den Vorjahren die Personalkosten mit 52.4 Mio. CHF die grösste Position dar, was gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang um 6.4% entspricht. Die an zweiter Stelle fungierenden Materialaufwendungen stiegen hingegen sogar um 2.5% auf 26.3 Mio. CHF an. Zeitgleich gingen allerdings die Leistungen Dritter, welche zulasten der Erfolgsrechnung verbucht wurden, markant um 10.3 Mio. CHF oder 31% auf 23 Mio. CHF zurück. Auch die übrigen betrieblichen Aufwendungen gingen mit minus 25.1% auf knapp 4 Mio. CHF deutlich zurück. Dennoch resultierte ein Rückgang des Betriebsgewinns vor Abschreibungen um 48.7% respektive minus 4.4 Mio. CHF auf 4.7 Mio. CHF. Bei Abschreibungen in Vorjahreshöhe fiel das EBIT ebenfalls um 4.4 Mio. CHF auf 1.1 Mio. CHF. Auf den Reingewinn positiv wirkte sich ein betriebsfremdes Ergebnis in Höhe von 0.5 Mio. CHF aus. So gelang es, einen Reingewinn in Höhe von knapp 0.5 Mio. CHF auszuweisen nach einem Vorjahreswert von 4.2 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten trotz des deutlichen Gewinneinbruchs eine Dividende in Vorjahreshöhe von 8 CHF pro Aktie. Die Gesellschaft begründet dies mit dem Glauben an die Zukunft.

Bessere Entwicklung in 2016 erwartet

Für das Gesamtjahr 2016 zeigt sich die Geschäftsleitung optimistisch. Dank der Übernahme eines Konkurrenzbetriebs im Bereich Saugen und Blasen kann die Gesellschaft in Richtung Genf expandieren. Ebenfalls eine positive Entwicklung erwartet wird für die IT-Sparte, die neben einer optimalen Betreuung der Kunden auch im eigenen Haus zu einer Optimierung der Prozessabläufe führen wird. Bei den Bausanierungen erwartet man ab dem laufenden Jahr ein kontinuierliches leichtes Wachstum. Ebenfalls positive Signale erkennt die Geschäftsleitung aus der Telekomsparte. Der Jahresstart erfolgte mit einer deutlich besseren Auslastung als dies im Vorjahr der Fall war. Im Rohrleitungsbau sollen die noch bleibenden Hausaufgaben im 2016 erledigt und die Präsenz am Markt erhöht werden.

Die Geschäftszahlen für das Jahr 2015 fallen enttäuschend aus. Statt eines noch im Juni 2015 erwarteten leichten Gewinnrückgangs, wie wir in einem Beitrag, der hier nachgelesen werden kann, berichteten, konnte die Gesellschaft nur noch knapp ein positives Resultat ausweisen. Die Abschwächung des Euro und anhaltende Probleme der Telekomsparte, die auch in den Vorjahren wenig Freude bereitete, liessen das Ergebnis einbrechen. Positiv zu bewerten ist, dass es gelungen ist, einen Nachfolger für den abtretenden CEO zu finden. Ebenfalls erfreulich ist die Reduktion des Umlaufvermögens und der Abbau von Finanzverbindlichkeiten. Somit präsentiert sich die Konzernbilanz mit einer Eigenmittelquote von 46% nach 40.7% im Vorjahr solide.

Von den gesamten in der Bilanz ausgewiesenen Verbindlichkeiten in Höhe von 37.9 Mio. CHF entfallen 11.3 Mio. CHF auf Rückstellungen. Diese dürften zumindest teilweise Eigenmittelcharakter aufweisen, so dass die effektive Verschuldung keinesfalls höher als 30 Mio. CHF ausfallen sollte. Unter den Verpflichtungen finden sich mit Ausnahme der Rückstellungen nahezu ausschliesslich kurzfristige Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sowie Vorauszahlungen von Kunden. Somit ist das Unternehmen zumindest sehr solide aufgestellt.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 305 CHF weisen die Papiere einen deutlichen Abschlag von einem Drittel gegenüber dem ausgewiesenen Buchwert von rund 460 CHF auf. Zudem kann die Dividendenrendite von 2.6% als zumindest im aktuellen Tiefzinsumfeld als attraktiv angesehen werden. Auch auf der Basis des EBITDA erscheinen die Papiere mit einem KGV von unter 5 für 2015 keinesfalls überbewertet. Zu beachten ist allerdings die Aktienstruktur der Gesellschaft. Die Partner, zu denen die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat gehören, besitzen die nicht handelbaren Stimmrechtsaktien. Diese Aktien verfügen über einen Stimmenanteil von 55% bei einem Kapitalanteil von 25%. Die Geschäftsleitung ist daher eng mit dem Unternehmen verbunden und zugleich auch an einer guten Entwicklung interessiert. Die freien Aktionäre müssen deren Entscheidungen mittragen, ohne einen echten Einfluss nehmen zu können. Wer sich mit dieser Philosophie identifizieren kann, für den sollte sich eine Investition in die Aktien der Gesellschaft zumindest langfristig rentieren.

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