Durch die vollständige Übernahme des Druck- und Verlagshauses Galledia AG gelang es der Rheintal Medien-Gruppe im Geschäftsjahr 2015 in eine neue Umsatzdimension zu wachsen. Mit einem Betriebsertrag von 49.2 Mio. CHF schrammte das Medienunternehmen nur knapp an der 50-Mio-CHF-Umsatzgrenze vorbei, welche anvisiert worden war (siehe Blog-Beitrag vom 7. Mai 2015). Aufgrund der vollständigen Konsolidierung der Galledia AG – bisher besass die Rheintal Medien AG nur einen 50%-Anteil – wies die Rheintal-Medien-Gruppe auch einen deutlich höheren Betriebsertrag vor Abschreibungen (EBITDA) von 5.8 Mio. CHF aus. Unter dem Strich verblieb ein Konzerngewinn von 2.3 Mio. CHF. Dieser liegt noch unter dem 2014er Wert und zeigt, dass die Komplettübernahme von Galledia bisher noch keinen spürbaren positiven Beitrag zum Jahresergebnis der Rheintal Medien AG (RMAG) beigesteuert hat. Die Aktionäre der Rheintal Medien AG dürfen sich dennoch weiterhin an einer gleichbleibenden Dividende von 20 CHF erfreuen.
Ergebnisverbesserung im Regionalgeschäft
Wie das Medienunternehmen in seinem Geschäftsbericht 2015 schreibt, gelang trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds im Regionalgeschäft eine deutliche Ergebnisverbesserung. Zum Regionalgeschäft gehören die beiden Tageszeitungen der Rheintaler und die Rheintalische Volkszeitung, die Onlineplattform www.rheintaler.ch, die Digitaldruckerei Copydruck Rheintal sowie Vermietungserträge aus den Liegenschaften in Altstätten und Berneck. Im Tageszeitungsgeschäft konnte die RMAG zwar das lokale Anzeigengeschäft um 1.7% steigern, musste aber bei den Mantelanzeigen ein Minus von 8.7% hinnehmen. Per Saldo habe der Umsatz im Anzeigengeschäft nur 40’000 CHF unter dem Vorjahreswert gelegen, so die Gesellschaft. Im Lesermarkt verzeichnete der Rheintaler (-3.8%) und die Rheintalische Volkszeitung (-2.4%) Rückgänge bei den Abonnentenzahlen. Dank deutlich geringerer Produktions- und Projektkosten konnte jedoch das EBITDA um 23% auf 2.35 Mio. CHF gesteigert werden. Markant höhere Zugriffszahlen verzeichnete nach Angaben des Unternehmens auch die regionale Onlineplattform rheintaler.ch. Von einer kräftigen Umsatzsteigerung von 40% und einem Spitzenergebnis berichtet zudem die Copydruck Rheintal AG, die seit 31.12.2015 zu 100% (vorher: 70%) zur RMAG gehört. Seit Mitte September 2015 sind zudem die ehemaligen Produktionsräumlichkeiten der Liegenschaft in Berneck an die PostMail AG vermietet. Einen positiven Beitrag leistete mit 581’000 CHF (Vorjahr: 1’043’000 CHF) das Finanzergebnis, das massgeblich durch den Wertschriftenertrag geprägt wurde.
Wieder ein kleiner Gewinn bei Galledia
Schwierig gestaltete sich im letzten Jahr die Entwicklung der Galledia-Gruppe. Das Geschäftsfeld Print habe unter dem SNB-Entscheid zur Aufhebung der Wechselkursuntergrenze EUR/CHF sowie dem Trend zur Digitalisierung gelitten, heisst es im Geschäftsbericht. Die Umsätze sanken daher um 11%. Dennoch sei es gelungen, dank der in den Vorjahren getätigten Investitionen in Reorganisation und die Prozessoptimierung der Produktionsstätte Flawil das Spartenergebnis auf Stufe EBITDA um 38% zu verbessern. Auch das Geschäftsfeld Verlag, zu dem die Herausgabe und Produktion von 25 Fachzeitschriften gehört, musste einen Rückgang der Erträge um 10.6% hinnehmen. Insgesamt lag der Umsatz der Galledia AG im Geschäftsjahr 2015 bei 38.6 Mio. CHF. Das Betriebsergebnis (EBITDA) erreichte nur noch 2.6 Mio. CHF. Mit einem Jahresgewinn von 173’000 CHF konnte die Galledia AG trotz des schwierigen Umfelds und höherer Investitionen wieder einen kleinen Gewinn ausweisen. Allerdings sind gemäss Geschäftsbericht „Entwicklungskosten für Digitalprojekte zu Gunsten von Gruppengesellschaften“ in Höhe von 700’000 CHF direkt der Erfolgsrechnung des Stammhauses belastet worden. Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei auch um die Entwicklungskosten für das Produkt www.hamster.ch sowie die damit verbundende Neugestaltung der Webseiten der Fachzeitschriften handelt. Hamster soll eine Art Archiv für die Inhalte aller Zeitschriften des Galledia Verlags werden.
Der Jahresabschluss der Rheintal Medien AG spiegelt das aktuell schwierige Umfeld wider, in dem sich auch andere Medienunternehmen befinden. Die Einnahmen im Kerngeschäft mit Anzeigen und Druckaufträgen gehen strukturell bedingt zurück. Erträge aus neuen, insbesondere digitalen Geschäften, sprudeln noch nicht ausreichend, um die erodierenden Erträge zu kompensieren. Statt auf eine Devestitionsstrategie im Bereich der „alten“ Geschäftsfelder zu setzen, ist die Rheintal Medien AG bisher einen anderen Weg gegangen und als Konsolidator im Druckgeschäft und bei Fachverlagen aufgetreten. Durch den Druck der Fachzeitschriften kann sie einen Teil ihrer Druckerei auslasten. Allerdings zeigen die jüngsten Zahlen, dass das Stammhaus bisher vor allen Dingen Umsatz hinzugekauft hat, denn der Gewinnbeitrag von Galledia fällt bisher nicht gross aus. Im Gegenteil: Das Stammhaus finanziert sogar die Investitionen in neue, digitale Geschäfte für die Galledia-Gruppe. Für das laufende Jahr und die kommenden Jahre muss die Galledia AG daher einen grossen Spagat machen: einerseits die Kosten weiter im Griff behalten und noch weiter senken, damit das klassische Geschäft rentabel betrieben werden kann. Andererseits in neue Geschäftsfelder und Technologien investieren, um wieder wachsen zu können. Allerdings wird wohl auch das Stammhaus einen Beitrag zu den bei Galledia notwendigen Investitionen leisten müssen. Der Verwaltungsrat stimmt im Geschäftsbericht die Aktionäre bereits darauf ein und schreibt, dass es „für die Rheintal Medien AG unabdingbar wird, grössere finanzielle Mittel in die Entwicklung des Unternehmens zu investieren„. Wo und wie dies geschehen soll, bleibt offen. Der Verwaltungsrat wird hier jedenfalls extrem gefordert sein. Zwar ist das Unternehmen mit einer Eigenmittelquote von 58.5% sehr solide finanziert und verfügt über flüssige Mittel (9.4 Mio. CHF) und Wertschriften (8.5 Mio. CHF) sowie die Liegenschaften in Berneck und Altstätten. Allerdings müssen mögliche Akquisitionen oder Investitionen in neue Projekte sehr gut überlegt sein. Denn gerade im digitalen Geschäft wird oftmals ein anderes Know how als im klassischen Verlagsgeschäft verlangt. Und die Projektkosten insbesondere bei Projekten im digitalen Bereich können schnell explodieren.
Die unsicheren Perspektiven dürften jedoch im aktuellen Aktienkurs von 385 CHF bereits reflektiert sein. Das Kurs/-Gewinn-Verhältnis beträgt auf Basis des 2015er Gewinns knapp 12. Zwar notiert der Titel um etwa 20% über dem ausgewiesenen Buchwert. Allerdings ist die Dividendenrendite mit über 5% sehr attraktiv. Obwohl auch in den kommenden Jahren eine Ausschüttung in gleicher Höhe – selbst bei einem weiter rückläufigen Gewinn – möglich wäre, so hängt die Ausschüttungshöhe sicherlich von der Investitionsstrategie ab. Für das laufende Geschäftsjahr ist nicht mit grossen Sprüngen zu rechnen. Positiv dürften sich die wegfallenden Reorganisationskosten sowie die höheren Mieteinnahmen aus der neu vermieteten Liegenschaft in Berneck auswirken. Offen ist allerdings, in welchem Ausmass neue Investitionen das Geschäftsergebnis beeinflussen. Investoren, die auf dem heutigen Kursniveau einsteigen, müssen sich der Risiken im Mediengeschäft bewusst sein und Geduld mitbringen. Die solide Bilanz sollte aber – grosse Fehlinvestitionen ausgeschlossen – das Investment absichern.
Transparenzhinweis: Dem Autor nahestehende Kreise sind Aktionäre der Gesellschaft.